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Sinclair und Kow Loon stehen sich in kampfbereiter Haltung vor einem Stahlkonstrukt auf dem Dach gegenüber.

Invincible Dragon

Mit Invincible Dragon versucht sich Autorenfilmer Fruit Chan an einem Action-Thriller, geht dabei aber ganz eigene Wege. Ob das nun für den Fan von Hongkong-Radau konsumierbar ist oder sich als schwere Kost entpuppt, erfahrt ihr in unserer Review!

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TitelInvincible Dragon (OT: Jiu long bu bai)
Jahr2019
LandHongkong
RegieFruit Chan
DrehbuchFruit Chan, Lam Kee-To
GenreAction, Krimi, Thriller, Drama
DarstellerMax Zhang Jin, Annie Liu, Anderson Silva, JuJu Chan, Stephy Tang, Lam Suet
Länge99 Minuten
FSKab 16 Jahren freigegeben
VerleihKoch Films
Auf dem Blu-ray Cover von Invincible Dragon sieht man den Helden Kow Loon auf einen fahrenden Zug springen.
Das BD-Cover von Invincible Dragon © 2020 Koch Films

Darum geht es bei Invincible Dragon

Als er einem Drogenboss (Lam Suet) nach der Verhaftung mit mehreren Schüssen einen Arm abtrennt, wird der Undercover-Cop Kow Loon (Max Zhang Ji) in die Provinz versetzt. Dort sieht er sich mit einer Reihe von Morden an jungen Polizistinnen konfrontiert. Die Ermittlungen verlaufen im Sande, doch dann wird Kow Loons Verlobte Fong Ning (Stephy Tang) entführt. Die Mordserie reißt daraufhin ab, Kow Loon fällt in ein tiefes Loch und verabschiedet sich aus dem Polizei-Dienst.

Einige Zeit später scheint der Mörder sein Werk in Macau fortzusetzen und der Ex-Cop wird aufgrund seiner Erfahrungen hinzugezogen. Es wird für Kow Loon eine Reise in die eigene Vergangenheit, denn seine Nachforschungen führen ihn zum Amerikaner Sinclair (Anderson Silva), den er einst in einem Schaukampf besiegte, und dessen Frau Ledi (JuJu Chan), die hier ein Sportstudio betreiben. Mit Hilfe der Psychotherapeutin Kay (Annie Liu) rappelt sich der Ermittler wieder auf, muss aber nach einem Monat unverrichteter Dinge wieder abziehen. Doch von neuem Ehrgeiz gepackt, rollt er den Fall in Hongkong mit seinen alten Kollegen wieder auf…

Kow Loon hat den fülligen Gangster mit Brille gestellt, steht mit gezogener Waffe über ihm und hat einen Fuß in seinem Kreuz in Invincible Dragon.
Undercover-Cop Kow Loon wird bei der großen Verhaftung übermütig © 2020 Koch Films

Genre-Mix im Zick-Zack-Kurs

Invincible Dragon ist ein Film, der es seinem Zuschauer nicht leicht machen will. Autoren-Filmer Fruit Chan schickt seinen gebrochenen Helden auf eine Reise durch die verschiedenen Viertel der Sonderverwaltungszone und darüber hinaus. Oftmals entsteht der Eindruck, dass nicht Max Zhang Ji als Kow Loon den Hauptdarsteller des Films darstellt, sondern die Metropolregion selbst. In seiner Mischung aus Polizeifilm, Action-Thriller und Cop-Drama gibt sich Invincible Dragon augenscheinlich sehr modern, Fruit Chan hat seine Hausaufgaben bezüglich des kommerziellen asiatischen Spannungskinos gemacht. Allerdings verschleppt er immer wieder das Tempo, was auch an einer gewissen Episodenhaftigkeit in der Erzählung liegt. Dadurch verflacht auch der Spannungsbogen regelmäßig und man kann sich des Eindrucks kaum erwehren, dass es Fruit Chan eher daran gelegen war, die Erwartungen der Zuschauer zu unterlaufen, denn seine Spannungsmomente auf die Spitze zu treiben.

Der Film beginnt mit dem Niedergang von Kow Loon, der, wie wir nach dem Zwischenfall bei der Verhaftung erfahren, ein aufsteigender Stern bei der Polizei war. Es ist nicht der letzte Rückschlag, den er einzustecken hat. Später misslingt ein Zugriff auf den Polizistinnenmörder, den man schon in der Falle glaubte. Im Anschluss wird Fong Ning entführt, Kow Loon befindet sich nun komplett am Boden. Erst in Macau rappelt er sich durch den Einsatz von Kay Wong wieder auf, was in einer absurd anmutenden Trainingsmontage mündet. Aber wieder muss er unverrichteter Dinge abziehen. Nach der Episode auf Macau driftet der Film auch leicht in mystische Gefilde ab, was mit der Tätowierung Kow Loons zusammenhängt, die einen riesigen Drachen zeigt, der sich über seinen Oberkörper windet.

Ein Mann mit Regenjacke und Kapuze steht nächstens im Regen in Invincible Dragon. Sein Gesicht ist nicht in Gänze zu erkennen.
Das Gesicht des Mörders ist nie wirklich zu sehen © 2020 Koch Films

Ein Experiment eines einstmals jungen Wilden

Fruit Chan war in den 90ern einer der wenigen jungen Regisseure aus Hongkong, die auch im Westen Beachtung fanden. Bekannt wurde er mit seinen Filmen über den Wandel der ehemaligen Kronkolonie nach der Rückgabe an die Volksrepublik China. Er widmete sich großteils den Schattenseiten der Metropole, dem trostlosen Leben der sozial Benachteiligten, die ansonsten kaum Beachtung finden. Sein bekanntestes Werk dürfte allerdings der Horrorfilm Dumplings (2004) mit Bai Ling sein, der eigentlich als Teil des Episodenfilms Three… Extremes (2004) entstand, aber danach in einer längeren Fassung auch einzeln veröffentlicht wurde.

Mit Invincible Dragon versuchte sich der renommierte Independent-Filmer nun zum ersten Mal an kommerziellem Actionkino und er wählt hierbei, wie sollte es auch anders sein, nicht den einfachen Weg. Sein Film beinhaltet von allem etwas, das gerade hip und angesagt ist. Hier trifft Hongkong-Action auf düstere Thriller-Handlung, die man sonst gerade so gerne in Südkorea antrifft, genauso wie auf erdiges Charakter-Drama und sogar einen Hauch chinesischer Mystik, die er auf Art einer Superhelden-Story aufbereitet. Und Chan springt dabei munter zwischen all dem hin und her, was dem Ganzen einen etwas fahrigen Touch verleiht.

Verquere Symbolik

Etwas weniger tragisch wirkt sich da die Symbolik aus, die Invincible Dragon ziert. Der Held heißt nicht umsonst Kow Loon, oder Kowloon, wie die zur Hongkong gehörige Halbinsel auf dem chinesischen Festland. Übersetzt bedeutet das übrigens „Neun Drachen“, und ein Drachen ziert auch den Oberkörper unseres Helden. Dieses Tattoo findet seine Entsprechung auch auf dem Oberkörper seiner Nemesis. In Interpretationen, was es bedeuten mag, wenn ein Chinese namens Kow Loon mit einem Amerikaner auf Macau kämpft, nachdem sie ihren dauerhaften Körperschmuck verglichen haben, möchte ich mich an dieser Stelle auch lieber nicht versteigen. Denn ich denke, dass Fruit Chan dies absichtlich sehr vage beschrieben hat, um Spielraum für eigene Gedanken zu lassen. Was sich aber sehr leicht extrahieren lässt, ist Kow Loons Rolle als Hongkongs schwierige Beziehung zum Mutterland. Und damit stellt sich Invincible Dragon gleichsam als Unterhaltungskino wie auch als philosophischer Exkurs dar.

Alexander Sinclair schlägt auf einen Box-Sack ein, ihm gegenüber wartet der ungepflegte Kow Loon in Invincible Dragon.
Sinclair (links) trainiert wie ein Berserker © 2020 Koch Films

Unser Fazit zu Invincible Dragon

Der Film will viel und verliert dabei das vorrangige Ziel, nämlich zu unterhalten, ein wenig aus den Augen. Wenn er eine seiner Ingredienzien mal vertieft ist er spannender Thriller, erschütterndes Drama und auch ein mitreißender Actionfilm. Allerdings serviert uns Fruit Chan all das nur häppchenweise, was den ein oder anderen Filmfan vielleicht frustrieren könnte. Dafür offenbart Invincible Dragon immer mal wieder mehr als die gelackte Oberfläche erahnen lässt, ohne jedoch am Ende ein kohärentes Gesamtkunstwerk abzuliefern. Dadurch wird der Film nicht per se schlecht, schöpft sein Potenzial aber auch nicht wirklich aus. Es fällt schwer, hier eine Empfehlung auszusprechen. Der Zuschauer wird, gleichsam dem Helden, immer wieder zurückgeworfen. Immer wenn man denkt, jetzt kriegt der Film die Kurve, zaubert Fruit Chan was Neues aus dem Hut. Das kann mitunter nerven.

Invincible Dragon ist seit dem 20. Mai 2020 von Koch Films auf Blu-ray und DVD erhältlich!

Unsere Wertung:

 

 

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