Isle of Dogs – Ataris Reise besticht durch Liebe zum Detail und versucht sich an einer politischen Botschaft.
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No data available.Worum geht es in Isle of Dogs – Ataris Reise?
Isle of Dogs – Ataris Reise erzählt die Geschichte von Atari Kobayashi, dem zwölfjährigen Pflegesohn des korrupten Bürgermeisters Megasaki Citys. Nachdem alle Hunde der Stadt ins Exil auf der riesigen Insel Trash Island verbannt wurden, macht sich Atari auf die Suche nach seinem Wachhund Spots. Unter den ausgestoßenen Vierbeinern findet er neue Freunde, die ihn auf seiner außergewöhnlichen Reise unterstützen. Dabei entscheidet das Gelingen ihres Abenteuers über das Schicksal der Hunde und die Zukunft der gesamten Präfektur.
Nach Der fantastische Mr. Fox versucht sich Wes Anderson an seinem zweiten Stop-Motion-Film und erschafft dabei ein detailverliebtes Märchen der Hundepoesie. Es ist eine Ode an den einst bösartigen Wolf, der zum treuen Gefährten des Menschen gezüchtet wurde. Jedoch wird nicht nur die Liebe zwischen Mensch und Hund thematisiert, sondern auch der Egoismus der Menschen den Tieren gegenüber. Zum eigenen Nutzen werden die Tiere versklavt, ausgenutzt und im Zweifel ihrem eigenen jämmerlichen Schicksal überlassen.
Isle of Dogs – Ataris Reise wartet mit politischer Botschaft auf
Jedoch versucht Anderson dieses Mal auch eine politische Komponente einzubringen. Die Deportation der Hunde auf eine abgetrennte Mülldeponie erinnert stark an den Holocaust. Deportation, menschen- bzw. tierrechtsverletzende Gefangenschaft mit anschließend geplanter Hinrichtung. Der Wink Andersons ist ziemlich eindeutig.
Der Vergleich ist ein mutiger Versuch, einem seiner Filme, neben der gewohnt unbestrittenen erzählerischen Poesie, eine politische Botschaft zu verleihen. Dies klappt in den Ansätzen auch recht ansehnlich. Die Geschichte ist gut erzählt und baut clevere Brücken. Jedoch schlägt er am Ende eine völlig falsche Richtung ein – Achtung Spoiler über das Filmende – Denn während die Menschen am Ende einsichtig sind und ihnen ihr Falschdenken vor Augen geführt wurde und hier noch alles in die moralisch richtige Kerbe schlägt, „darf“ der Hund in sein normales unterdrücktes Leben zurückkehren und wieder des Menschen Haustier sein.
Sicher geht es vielen Hunden mehr als gut in ihren Familien, jedoch behandelt der Film vor allem das Thema Freiheit. Die Hunde bekommen allesamt mächtige Namen wie King, Rex, Boss oder Chief. Letzterer war sogar sein Leben lang ein Streuner und erklärt den anderen pausenlos die Vorzüge seiner Freiheit. Freilich fehlen ihm dafür Nähe und Zuneigung. Aber im Zuge der großen geöffneten Büchse des Holocausts sehe ich es als sehr gefährliche Botschaft an, die Rückkehr der Hunde zu ihren Herrchen und Frauchen als Happy End anzusehen. – Spoiler Ende –
Es bleibt alles eine Sache der Interpretation, aber Wes Anderson hätte hier deutlich mehr Feingefühl zeigen müssen. Dass er das kann, hat er schon mehrfach bewiesen, wenn auch nicht in dieser Größenordnung.
Wes Anderson bleibt sich treu
Doch lassen wir diesen streitbaren Punkt mal außen vor, haben wir einen wunderbaren Stop-Motion-Film, der in klassischem Wes-Anderson-Gewand daher kommt. Eine sehr kompakte Erzählstruktur, geradlinige Schnitte, kauzige Charaktere und sein unverkennbarer Humor bleiben dem Zuschauer nicht verwehrt.
Dazu kommt als Krönung die perfekt ausgearbeitete Kulisse im nostalgischen Retro Look. Man muss Isle of Dogs – Ataris Reise wahrscheinlich mindestens fünf mal gesehen haben, um alle noch so kleinen liebevollen Details zu entdecken. Es ist ein Genuss, den Film in all seiner optischen Pracht auf sich wirken zu lassen.
Kommen wir zur Riege der Synchronsprecher – Es ist beeindruckend, was für ein Staraufgebot Isle of Dogs – Ataris Reise aufbieten kann. Dies ist bei Wes Anderson zwar durchaus zur Regel geworden, jedoch bekommen Stars wie Tilda Swinton teilweise lediglich zwei Sätze. Natürlich dürfen aber auch seine beliebten Schützlinge wie Bill Murray (8 Zusammenarbeiten), Edward Norton (3), Jeff Goldblum (3), Harvey Keitel (3) u.a. nicht fehlen. Die Hauptsprecher sind Bryan Cranston (Chief), Koyu Rankin (Atari) und Edward Norton (Rex).
Ein paar Worte möchte ich noch zur Altersfreigabe verlieren. Während der Film in den USA mit einem PG-13 eingestuft wurde, bekam er in Deutschland einen FSK-6-Stempel. Dies kann ich ehrlich gesagt nicht nachvollziehen. Bereits in den Anfangsszenen wird einem Hund das Ohr abgebissen und die Thematik der Euthanasie mag für 6-jährige Kinder zwar nicht unbedingt greifbar sein, jedoch muss man es ihnen auch nicht mit einem vermeintlichen Kinderfilm auf die Nase binden. Ich würde stark davon abraten Kleinkinder diesen Film schauen zu lassen.
Fazit
Mit Isle of Dogs – Ataris Reise wurde auf den ersten Blick ein angenehmer Abenteuerfilm geschaffen und dieser weiß optisch zu begeistern. Auf den zweiten Blick sticht die misslungene politische Botschaft und die nicht definierbare Zielgruppe ins Auge. In der Summe aber trotzdem ein Film, der positiv im Gedächtnis bleiben wird.
Unsere Wertung:
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