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Zwei Dinosaurier kämpfen in einem Wald in Jurassic World - Ein neues Zeitalter

Jurassic World – Ein neues Zeitalter

In Jurassic World – Ein neues Zeitalter wird der Mensch als dominante Spezies des Planeten Erde abgelöst. Ob der sechste Teil der Dino-Reihe ebenso dominieren und vor allem überzeugen kann, erfahrt ihr in unserer ausführlichen Kritik!

JURASSIC WORLD 3: EIN NEUES ZEITALTER Trailer German Deutsch (2022)

TitelJurassic World – Ein neues Zeitalter (OT: Jurassic World : Dominion)
Jahr2022
LandUSA
RegieColin Trevorrow
DrehbuchEmily Carmichael, Colin Trevorrow, Derek Connolly, Michael Crichton (Charaktere)
GenreAction, Sci-Fi/Fantasy
DarstellerChris Pratt, Bryce Dallas Howard, Laura Dern, Sam Neill, DeWanda Wise, Jeff Goldblum, Mamodou Athie, Omar Sy, Campbell Scott, Isabella Sermon
Länge147 Minuten
FSKFreigegeben ab 12 Jahren
VerleihUniversal Pictures

 

Auf dem Kinoplakat zu Jurassic World - Ein neues Zeitalter sieht man eine Dinosaurier-Skelett-Silhouette. Ueber dieser in orangener Farbe gehaltene Bilder von DeWanda Wise, Chris Pratt, Bryce Dallas Howard, unter ihr Jeff Goldblum, Sam Neill, der eine Fackel in der Hand hält, und Laura Dern.
Kinoplakat zu Jurassic World – Ein neues Zeitalter © Universal Studios

Die Story von Jurassic World – Ein neues Zeitalter

Vier Jahre nach der Zerstörung der Isla Nublar leben Dinosaurier und Menschen in noch immer ungewohnter Koexistenz. Owen Grady (Chris Pratt) versucht, mit seiner Freundin Claire Dearing (Bryce Dallas Howard) und der ihnen anvertrauten Maisie Lockwood (Isabella Sermon) die Öffentlichkeit zu meiden. Diese fragt sich seit dem unkontrollierbaren Auftreten der Dinos, wie das Leben auf dem Planeten aussehen soll und welche Gefahren das neue Zeitalter mit sich bringt. Und dann ist da noch der Konzern „Biosyn“ unter der Leitung von Lewis Dodgson (Campbell Scott), dessen neuartige Forschungsinteressen auch die Paläo-Botanikern Ellie Sadler (Laura Dern) auf den Plan rufen…

Links im Bild ein Dinosaurier, von links nach rechts dann eine Frau mit Uniform und Cap, vor dem Dino Laura Dern und rechts hinter ihr Sam Neill in Jurassic World - Ein neues Zeitalter
Ach, wie niedlich, so ein schnuckeliger Dino. Findet nicht nur Ellie Sadler, sondern auch das Kinopublikum © Universal Studios

Auf der Nostalgie-Welle surft ein Dino – Die Jurassic World- Reihe

Ein kurzer Rückblick: 2015 bricht Jurassic World Box-Office-Rekorde. Der Film spielt unglaubliche 1,7 Milliarden US-Dollar weltweit ein. Aufgrund seines Erfolges musste eine Fortsetzung her. Und auch, wenn schon der Nachfolger fast knapp 400 Million Dollar weniger einspielte und vor allem bei der Kritik durchwachsen aufgenommen wurde, durfte das Autorenduo um Colin Trevorrow und Derek Connolly bei allen drei Teilen der neuen Reihe die Drehbücher übernehmen, Trevorrow nur eine selbst gewählte Pause bei der Regie von Teil 2 nehmen. Doch die entscheidene Frage ist: Warum eigentlich?

Denn auf soliden Story-Beinen stand und steht die Reihe zu keiner Zeit. War Teil 1 mehr oder weniger eine größer angelegte Variante von Spielbergs Original ohne echte eigene Identität, sollte Jurassic World – Das gefallene Königreich gleich zu einem der wohl dümmsten Blockbuster der vergangenen Jahre werden. Grauenhafte Dialoge, meist gesprochen von dämlich handelnden Figuren, das Ganze in einem Mix aus The Lost World  und Haunted House-Horror, der so unausgegoren wie lächerlich wirkte. Und mittendrin die beiden neuen Held:innen, gespielt von Bryce Dallas Howard und Chris Pratt, welche allerdings nicht so recht zünden wollten und ein wenig Chemie vermissen ließen, da sie einfach keine runden character-arcs spendiert bekommen haben. Was liegt da näher, als die ohnehin eher blassen neuen Figuren durch alte Veteran:innen der Reihe zu ergänzen und schön zu legacyen?

Links eine dunkelhäutige Frau, die Schauspielerin DeWanda Wise, rechts neben ein Mann, Chris Pratt. Im Hintergrund erkennt man einen zugefrorenen See und eine Schneelandschaft.
What killed the dinosaurs? The ice-age? Eben nicht, wie Kayla und Owen feststellen müssen. © Universal Studios

Neue Figuren, alte Probleme

Weil dies natürlich schon viele vor diesem Film taten, müssen auch einige ganz frische Gesichter her. Doch wie mit diesen umgegangen wird, ist bezeichnend. Das Drehbuch schmeißt gleich eine Handvoll neuer Figuren in die Szenerie, um sie nicht selten schon beim nächsten Handlungsort mehr oder weniger elegant zu entsorgen. Dies betrifft neben kompletten Reihenfrischlingen auch bereits bekannte Figuren. Die Charaktere, denen ein wenig mehr Screentime vergönnt ist, werden den Zuschauer:innen in rudimentärster, fast schon dreist knapper Zeichnung vorgesetzt. Manches Mal hat man das Gefühl, dass ihre Auftritte so kurz ausfallen, weil die Schere des Cutters angesetzt wurde. Verständlich zwar, da laut der Macher:innen bis zu sechs Stunden Film existierten, aber rund wird der Film dadurch nicht.

Ein Beispiel: DeWanda Wises Pilotin/Schmugglerin-Figur Kayla ist einfach zur richtigen Zeit am falschen Ort, macht dann aber (warum auch immer) das Richtige. Währenddessen darf Mamoudou Athie als Ramsey Cole zwar einen coolen Rollennamen tragen, aber außer ein wenig Exposition aufzusagen und dort zu sein, wo ihn der Plot braucht, bleibt auch er kaum in Erinnerung. Und dann wäre da Campbell Scott. Er spielt Lewis Dodgson, den man aus dem ersten Jurassic Park kennt. Zumindest möchte uns der Film dies weismachen, dabei hatte die Figur dort nur eine einzige Szene. Jetzt wird sie als großer Konzernchef etabliert. Die Frage, ob dies noch Fan-Service ist oder auch weg kann, stellt sich unweigerlich, da die Figur so farblos und austauschbar ist, dass es schon fast schmerzt. Lediglich die optische Ähnlichkeit mit dem CEO eines gewissen Tech-Konzerns aus Cupertino bleibt im Gedächtnis. Seine Motivation ist dünn, hanebüchen und wenig nachvollziehbar. Gelingt es wenigstens, die bekannten Charaktere besser auszuarbeiten?

Auch die etablierten Figuren bleiben (meist) problematisch

Kurzum: Jein. Bryce Dallas Howards Claire wird auch im dritten Teil keine kohärente Figur mehr. Denn die Sprünge in ihrer Entwicklung finden stets off-screen statt. Ihr Weg zur Umwelt- und Dinosaurieraktivistin bleibt auch in Teil 3 bloße Behauptung. Aber immerhin darf sie Dinos retten und aktiv am Geschehen teilnehmen. Und weiterhin ist es gut, dass die Schreiberlinge die Finger von ihrer Beziehung zu Owen lassen und die beiden von Beginn des Films an ein Paar sind, ohne das Hin und Her aus Teil 1 und 2. Chris Pratt gibt seinen Owen Grady leider so bierernst, wie man es aus The Tomorrow War kennt. Warum er seiner eigentlichen Qualitäten, dem ironischen Augenzwinkern a la als Star Lord beraubt wird, erschließt sich leider überhaupt nicht. Letztlich ist er mehr noch als in den Vorgängern nur der tough guy und damit wahrlich keine bemerkenswerte Figur.

Positiv erwähnt werden muss Isabella Sermon. Sie schafft es, ihre Maisie deutlich weniger nervig zu gestalten als zuvor. Dies mag einerseits dem Alter und besserem Schauspieluntericht, andererseits auch einer Drehbuchentscheidung geschuldet sein. Denn die Macher:innen stellen mit ihrer Figur fast 1:1 das an, was schon Rey in Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers widerfahren ist. So entsteht durch eine „war doch alles ganz anders als gedacht“- Storyline ein völlig neues Bild der Figur, wodurch Teil 2 eigentlich ad absurdum geführt wird. Schafft Trevorrow es wenigstens, die alten Figuren standesgemäß zu behandeln?

Ein Fabrikraum ist zu erkennen, in bläuchlicher Farbe. Drei Personen, in der Mitte ein Mädchen, strecken ihre rechte Hand aus. Es sind Sam Neill, Isabella Sermon und Chris Pratt im Film Jurassic World - Ein neues Zeitlalter
Hände ausgestreckt – es ist Meme-Time in Jurassic World – Ein neues Zeitalter © Universal Studios

Die alte Garde reißt einiges raus

Was seit einiger Zeit zum guten Ton solcher Legacy-Filme gehört, kriegt auch Jurassic World – Ein neues Zeitalter recht gut hin. So überzeugen die Rückehrer:innen deutlich mehr als die etablierten World-Reihenfiguren. Das Gespann Sadler/Grant erhält dabei mehr Leinwandzeit, als man annehmen könnte, und nutzt sie entsprechend, um die alte Chemie aufleben zu lassen. Es scheint fast so, als könnten Trevorrow und Connolly lediglich bereits hinlänglich bekannte Charaktere vernünftig weiterentwickeln. Das absolute Hightlight der alten Garden ist eindeutig Jeff Goldblum. Zwar sitzt dieser lange Zeit noch auf der Reservebank und greift erst spät so richtig ins Geschehen ein. Doch ist dies als womöglich größte Überraschung schon fast ein Jammer.

Denn wenn der Film eines gebraucht hätte, wäre es mehr Jeff Goldblum gewesen. Allein, wie er durch die Szenen goldblumt und als einziger zu wissen scheint, in was für einer Art von Film er eigentlich ist, bringt einige der lustigsten Szenen hervor. Im Vergleich zu Dern und Neill ist sein Ian Malcolm natürlich eher Karikatur als echte Figur, aber wenigstens hat man in seinen Szenen das befreiende Gefühl, dass endlich jemand die Absurdität der Ereignisse auch entsprechend transportiert. Ärgerlich ist leider eneut BD Wongs Dr. Henry Wu. Dass dieser auch im dritten Teil eine 180-Grad-Drehung in Motivation und Handlungen hinlegt, bei der man schon arg schlucken muss, um sie verdauen zu können, wirkt erneut wie beliebiger und unmotivierter Fan-Service. Bislang deutet vieles auf ein Desaster bei Jurassic World – Ein neues Zeitalter hin, aber ist es denn wirklich so schlimm?

Ein Mann auf einem Cross-Bike, Chris ratt, fährt eine Tre e hinunter. Ein Dinosaurier, der rechts hinter ihm zu erkennen ist, verfolgt ihn.
Owen Bourne, eh, Grady auf der Flucht. © Universal Studios

Ist Jurassic World – Ein neues Zeitalter ein Totalausfall?

Man muss als Zuschauer:in schon einiges an Toleranz aufbringen, wenn man den Film sieht. Der Film nutzt die interessante Prämisse -einer Welt voller Dinos- so gut wie gar nicht. Stattdessen wird ein belangloser Plot abgespult. Doch wenn man sich mit den verschenkten Chancen des Settings und der Ausgangslage arrangiert hat, gibt es einige unterhaltsame Momente und packend inszenierte Action-Szenen. Besonders hervor sticht eine Sequenz auf Malta. Die dortige Jurassic Bourne-artige Hatz über Häuserdächer sowie durch enge Gassen und Straßen fesselt und ist packend inszeniert. Ehrlicherweise gebührt das Lob hierfür allerdings der Second Unit.

Was die Spannungsschraube angeht, fehlt es der Regie einfach an Talent für echte Gruselmomente. Gerade die Stärke von Spielbergs Original waren lang anhaltende, zum Nägelkauen spannende Sequenzen, wie der erste T-Rex-Angriff in Jurassic Park. Solch ein Gespür vermisst man bei Trevorrow fast vollständig. Ebenso schmerzt der Umgang mit den Dinos an sich. Denn eigentlich braucht es diese für den Film gar nicht und sie werden zur Randfigur degradiert. Woran Jurassic World – Ein neues Zeitalter am kläglichsten scheitert, lest ihr im folgenden Absatz.

Eine rothaarige Frau, die Schauspielerin Bryce Dallas Howard in Jurassic World - Ein neues Zeitalter, schwimmt in einem gruenen Tuempel, hinter ihr erkennt man die Fueße eines Dinosauriers.
Einer der spannenderen Momente – Dinos bei der Nahrungsauswahl. © Universal Studios

Was wollen die Macher:innen eigentlich erzählen?

Diese Frage stellt man sich unweigerlich, vor allem angesichts der stattlichen Laufzeit von fast 2 1/2 Stunden. Ein bisschen Verschwörung hier, ein paar nette Naturaufnahmen von Dinos und Tieren da, dann noch ein völlig austauschbarer, höchst uninteressanter Plot und fertig ist der als großes Finale angekündigte 6. Teil. Es mutet schon ein wenig lächerlich an, wie in dieser Zeit Avengers: Endgame bei jedem größeren Reihenabschluss bemüht wird. Auch in Vorfeld dieses Films bemühte sich unter anderem Chris Pratt dieses Vergleichs. Doch ist dies so vermessen wie im Ansatz falsch gedacht. Der Versuch, episch zu werden, scheitert fast komplett.

Wie spannend hätte es sein können, Owen Grady bei Nacht auf der Jagd nach Velociraptoren in kaum ausgeleuchteten Großstadtvierteln zu sehen? Sehr viel mehr, als es Jurassic World – Ein neues Zeitalter schlussendlich ist. Stattdessen versucht der Film vor allem am Ende, moralisch sauber zu sein und liefert eine Botschaft, die genauso gut aus einem Glückskeks stammen könnte.

Unser Fazit zu Jurassic World – Ein neues Zeitalter

Auch der pandemiebedingte, große Durst nach Blockbustern kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der 6. Teil der Dino-Reihe sehr langes, stellenweise langweiliges Popcorn-Kino der leidlich unterhaltsamen Sorte ist. Furchtbar ernst und ironiefrei über weite Teile, schafft es der Film erst nach gut zwei Dritteln, ein wenig Spaß zu bereiten. Dies liegt an den völlig beliebigen Sprüngen von Handlungsort zu Handlungsort und den austauschbaren, wenig erinnerungswürdigen Figuren. Mehr Fokus auf den Kern der Prämisse, mehr Goldblum, weniger generischen Plot  – das wünscht man sich nach dem Kinobesuch. So bleibt Jurassic World – Ein neues Zeitalter das, was man nach Teil 2 befürchten konnte – eine weitere, herbe Enttäuschung.

Jurassic World – Ein neues Zeitalter läuft ab dem 08. Juni 2022 in den deutschen Kinos!

Unsere Wertung:

 

 

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