In Kauf mich – Kupi menya entscheidet sich die junge Katya dafür, aus ihrem bisherigen, äußerst braven Leben auszubrechen, um bei einer Modelagentur anzufangen. Was sie nicht weiß: Diese Agentur ist nicht das, für das sie sich ausgibt. Lest in unserer Besprechung, ob die durchaus vielversprechende Prämisse in ein interessantes Drama umgemünzt wurde.
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No data available.Darum geht’s in Kauf mich – Kupi menya
Katya (Yuliya Khlynina) ist jung, schön und vor allem abenteuerlustig. Als Tochter einer reichen Familie führt sie ein gutes Leben, verspürt aber immer mehr den Drang, aus diesem auszubrechen und andere Bahnen einzuschlagen. Die Philologie-Studentin bekommt die Chance, nach Paris zu reisen und für einige Zeit bei einer Gastfamilie zu leben. Ihrer Mutter erzählt sie auch genau dies, doch als die beiden sich am Flughafen trennen, nimmt sie einen Flieger nach Dubai, denn sie hat sich, ohne Kenntnis ihrer strengen Mutter, bei einer Modelagentur beworben.
Doch dort erwarten sie keine glamourösen Fashion-Shows. Stattdessen landet sie inmitten eines Prostitutionsrings, der einen großen Reiz auf sie ausübt. So begibt sie sich leichtfertig in diese ihr vollkommen fremde Welt. Der Weg, den sie damit eingeschlagen hat, führt allerdings nur in eine Richtung und schon bald gibt es für sie kein Zurück mehr. Aber will sie an diesem Punkt überhaupt wieder zurück in ihr altes Leben? Gemeinsam mit zwei weiteren, jungen und ebenso verzweifelten Frauen beginnt sie, in eine Abwärtsspirale voller falscher Versprechen und Leid zu geraten.
Kein Platz für Gefühle in einer materiellen Welt
„Ich war eben neugierig.“
„Auf was warst du neugierig?“
„Auf alles.“
Regisseur Vadim Perelman, der vor allem für das wundervolle Sozialdrama Haus aus Sand und Nebel bekannt ist, hat auch mit Kauf mich – Kupi Menya ein interessantes Sozialdrama geschaffen, das hinter den Vorhang schaut und Emotionen und Materialismus gegenüberstellt. Es ist eine materielle Welt, in der echte Gefühle und Liebe keinen Wert besitzen. Besitz ist in jeglicher Form alles, das erstrebenswert zu sein scheint. Zumindest versucht Kauf mich – Kupi Menya zunächst, diese Aspekte in seine Geschichte zu integrieren, verrennt sich dabei jedoch mit zunehmender Laufzeit. Anfangs tritt der Film zudem sehr auf der Stelle und ist dabei alles andere als spannend, als es einem der Klappentext suggerieren will.
So besteht die erste Hälfte eigentlich nur aus einer Aneinanderreihung von wilden Partyszenen und Exzessen. Diese gestalten sich aufgrund Perelmans langjähriger Erfahrung und der guten Kameraführung zwar als schön anzusehen, sind in ihrer Masse aber einfach etwas zu lang geraten und repetitiv. Als Zuschauer wartet man also schon beinahe ungeduldig auf die Abrechnung, die der ausufernde Lebensstil der Mädchen fordert und ihren anfänglichen Traum zum Alptraum werden lässt.
Weiterträumen, ganz gleich, was es kostet
Hauptdarstellerin Yuliya Khlynina schafft es durch ihr Schauspiel, der experimentierfreudigen Katya einen authentisch wirkenden Charakter zu verpassen. Nun macht die Dynamik unter den drei Mädels dank humorigen und selbstironischen Frotzeleien zwar Spaß, eine Verbindung baut man dennoch nur schwerlich auf. Dadurch fällt es mit zunehmender Laufzeit immer schwerer, Empathie für die Protagonistinnen aufzubauen oder aufrecht zu erhalten. Die Abwärtsspirale, in die sich die drei jungen Frauen begeben, wird einfach durch zu viele zu naive Entscheidungen unnachvollziehbar und vor allem zunehmend vorhersehbarer.
Die Tatsache, dass Katya vehement und trotz all den allzu offensichtlichen Gegenargumenten an ihrem utopischen Traum festhält, erschwert es, ihre Handlungen nachzuvollziehen und somit auch, mit ihr zu sympathisieren. Was sich letzten Endes jedoch mit Bitterkeit breit macht, ist ein Gefühl der Sinnlosigkeit. Sie ist aus ihrer geregelten Welt ausgebrochen, um frei und unabhängig zu sein, nur um wieder in ein Abhängigkeitsverhältnis von ihrem äußerst fragwürdigen, männlichen Gönner zu geraten.
Mein Fazit zu Kauf mich – Kupi menya
Die Aspekte rundum Oberflächlichkeit, Materialismus und (Un)abhängigkeit, die Vadim Perelman in seinem Drama Kauf mich – Kupi Menya umreißt, sind durchaus vielversprechend und interessant, auch wenn sich mir seine letztliche Intention nicht so recht erschließen wollte. Will Perelman genau diese Sinnlosigkeit des übermäßigen Freiheitsdrangs, der letzten Endes doch nur wieder zu neuen Abhängigkeiten führt, kritisieren?
Das Milieu, in das man sich gemeinsam mit Katya begibt, übt ebenso, wie auf sie, auch auf den Zuschauer einen gewissen Reiz und Erkundungsdrang aus. Nur leider ist man selbst als unwissender Zuschauer immer noch klüger, als es die Protagonistinnen im Film sind. Ein notwendiges Mitfiebern wird dadurch unnötig erschwert. Somit ist es schade, dass diese Naivität seitens der Charaktere den ansonsten intelligent geschriebenen, wenn auch spannungsarmen Film verwässert.
Unsere Wertung:
© Capelight Pictures