Keine Zeit zu sterben ist das lang erwartete Finale der Ära von Daniel Craig als James Bond. Ob sein letzter Auftritt im Dienste Ihrer Majestät überzeugen kann, wie emotional der Abschied wird und ob man sich den kommenden neuen Zyklus herbeisehnt oder betrauert lest ihr in unserer Rezension!
Titel | James Bond 007: Keine Zeit zu sterben (OT: No Time to Die) |
Jahr | 2021 |
Land | USA |
Regie | Cary Joji Fukunaga |
Drehbuch | Neal Purvis, Robert Wade, Cary Joji Fukunaga, Phoebe Waller-Bridge |
Genre | Action, Thriller |
Darsteller | Daniel Craig, Rami Malek, Christoph Waltz, Ralph Fiennes, Naomie Harris, Ana de Armas, Léa Seydoux, Billy Magnussen, Jeffrey Wright, Ben Whishaw, Lashana Lynch, Rae Lim |
Länge | 163 Minuten |
FSK | ab 12 Jahren freigegeben |
Verleih | Universal Pictures International Germany GmbH |
Die Handlung in Keine Zeit zu sterben?
James Bond (Daniel Craig) ist nicht mehr im aktiven Dienst und genießt seinen Ruhestand mit Madeleine (gespielt von Léa Seydoux), die er in Spectre kennen und lieben gelernt hat. Doch die Idylle in Jamaika wird jäh gestört, als ihn sein alter Freund Felix Leiter (Jeffrey Wright) aufspürt und ihm offenbart, dass die Welt ein weiteres Mal auf seine Dienste und Fähigkeiten angewiesen ist. Eine geheime Organisation hat den Wissenschaftler Valdo Obruchev (David Dencik) entführt. Und Obruchev verfügt über eine mit DNA programmierbare Waffe, die das Potential hat, unzählige Menschenleben auszulöschen. Spätestens als Bond gewahr wird, dass seine Nemesis Blofeld (Christoph Waltz) seine Finger mit im Spiel hat, verschiebt er seinen verdienten Ruhestand und kehrt in eine Welt zurück, die nicht mehr ausschließlich nach seinen Regeln spielt…
Farewell…
So you’re not dead?- Q
Keine Zeit zu sterben markiert das Ende einer Ära. Denn der Film ist nicht nur der 25. Eintrag der Filmreihe, die mit James Bond jagt Dr. No 1962 seinen Anfang genommen hat. Er ist auch der fünfte und damit letzte Teil, bei dem der Brite Daniel Craig den Agenten 007 verkörpert.
Als im Jahr 2005 bekannt wurde, dass Craig im ein Jahr später erscheinenden Casino Royale sein Debüt als James Bond feiern würde, war das Echo in der Öffentlichkeit gemischt. Für viele Fans passte er auf den ersten Blick nicht in die Rolle, die in den vorangegangenen Filmen von Pierce Brosnan verkörpert wurde. Doch als der Film dann über die Leinwand flimmerte, war von dieser anfänglichen Skepsis wenig zu spüren. Denn Casino Royale war Daniel Craig wie auf den Leib geschneiderte und zahlte vollkommen auf seine enorme Physis und sein schauspielerisches Talent ein. Für einen großen Teil der Zuschauerschaft gilt sein Bond-Debüt daher mittlerweile sogar als einer der besten Teile der ganzen Reihe.
Da war fast erwartbar, dass der direkte Nachfolger dieses Niveau nicht halten kann. Ein Quantum Trost kam 2008 in die Kinos und wurde vor allem wegen seines konfus anmutenden Drehbuchs und dem ungewohnt hektischen Schnitt in den Actionszenen getadelt. Das machte sich auch an den Kinokassen bemerkbar, denn bei einem um 50 Millionen US-Dollar höheren Budget als Casino Royale, spielte er fast 30 Millionen US-Dollar weniger ein.
…Mr. Bond
Der dann folgende Skyfall im Jahr 2012 konnte Presse und Publikum deutlich mehr begeistern. Vor allem die Fokussierung auf die Geschichte von 007 und dem MI6, sowie die Inszenierung von Sam Mendes wurden immer wieder lobend erwähnt.
Mit Spectre fand die Reihe 2015 ihren bis dato letzten Eintrag. Erneut von Mendes inszeniert, wurden dort einige der Organisationen und Charaktere eingeführt, die wir in Keine Zeit zu sterben wiedersehen. Daher ist es auf jeden Fall empfehlenswert den 24. Eintrag der Reihe nachzuholen, bevor man Keine Zeit zu sterben schaut.
Nach 16 Jahren in der Rolle von James Bond ist dies also der letzte Auftritt von Daniel Craig. Kann der Film diese Emotionalität erfolgreich von der Leinwand zum Zuschauenden transportieren? Und wo wird sich Keine Zeit zu sterben in Sachen filmischer Qualität einordnen? Das und mehr klären die folgenden Kapitel.
Neue Gesichter hinter…
Keine Zeit zu sterben ist mit 163 Minuten der längste Teil der gesamten Filmreihe. Es gibt also reichlich Raum für zahlreiche Wiedersehen mit wohlbekannten Figuren, den Aufbau einer weiteren weltumspannenden Bedrohung sowie einem angemessenen Abschied von Daniel Craig als James Bond. Um genau das zu realisieren, hat sich das Produktionsteam rund um Barbara Broccoli und Michael G. Wilson den Regisseur Cary Fukunaga ins Boot geholt. Der US-Amerikaner hat sich mit Filmen wie Sin Nombre und Beasts of No Nation, sowie mit Serien wie True Detective und Maniac einen klangvollen Namen im Business erarbeitet und galt daher seit seiner Bekanntgabe als Hoffnungsträger.
…und bekannte Gesichter vor der Kamera
Und von den angesprochenen Wiedersehen gibt es in Keine Zeit zu sterben einige zu entdecken. Auch dank der seriellen Erzählweise der Craig-Bonds, die eigentlich untypisch für die Reihe ist. Natürlich spielen Ralph Fiennes und Ben Wishaw, mit M respektive Q, erneut die wohl berühmtesten Buchstaben der Filmgeschichte. Und wie erwähnt gibt es ein Wiedersehen mit Léa Seydoux als Madeleine Swann, Jeffrey Wright als Bonds Freund Felix Leiter und, wie der Trailer bereits verrät, Christoph Waltz als Spectre-Mastermind Ernst Stavro Blofeld. Doch auch die Neuzugänge haben es in sich. Lashana Lynch als neue MI6 Agentin Nomi zeigt eindrucksvoll, dass die Rolle des 007 (natürlich) an kein Geschlecht gebunden ist (auch wenn das viele „Fans“ nach wie vor behaupten werden). Und vor allem Ana de Armas in der Rolle der Agentin Paloma stellt sich als gnadenlose Szenendiebin heraus. Mit ihrer überzeugenden Performance ist sie eines der absoluten Highlights des Films.
Die Zutaten für einen guten Eintrag der Reihe sind damit also vorhanden. Eine sich über fünf Filme erstreckende Geschichte rund um den berühmtesten Agenten der Welt, einen ebenso spannenden wie beschlagenen Regisseur und ein Wiedersehen mit einer ganzen Menge bekannter und in Teilen liebgewonnener Figuren. Nun ist nur noch zu klären, ob das daraus gekochte Süppchen auch schmeckt.
Bockstarker Beginn
Die erste Stunde von Keine Zeit zu sterben gehört zu dem besten, was es an Agentenaction in den letzten Jahren und in den letzten Bond-Filmen zu sehen gab. Der Einstieg wäre gar der beste aller Craig-Bonds, wenn es da nicht die superbe Jagd durch Mexiko-Stadt am Tag der Toten in Spectre geben würde. Er ist, wie auch ein Großteil des restlichen Films, wunderschön bebildert, liefert das erste enorm wuchtig inszenierte Action Set Piece und schwört die Zuschauerschaft unmissverständlich darauf ein, dass wir es hier mit dem Ende einer Ära zu tun bekommen. Auch der grandiose Titelsong von Billie Eilish passt perfekt zur leicht melancholischen Anspannung, die der Film, zumindest in der ersten Hälfte, versprüht.
Diese erste Hälfte, oder eher die erste Stunde, macht dann auch definitiv Lust auf mehr. Die Locations sind klasse gewählt und wunderschön, die Geschichte rund um Spectre, Blomfeld und Co. nimmt ordentlich Fahrt auf und der Storypart mit Agentin Paloma macht richtig Spaß. Neben der präzisen und stilsicheren Inszenierung Fukunagas stechen vor allem die von Linus Sandgren eingefangenen Bilder hervor. Obwohl Sandgren innerhalb des 007-Kosmos ein weiteres neues Gesicht darstellt, hat er mit American Hustle, Aufbruch zum Mond und La La Land (oscarprämiert!) eine hervorragende Visitenkarte vorzuweisen. Vor allem der Wechsel zwischen Szenen, in denen die Kamera wahnsinnig nah am Geschehen bleibt, mit Szenen, die er mit weiten, langen Schüssen wunderbar aufzieht, kann vollends überzeugen.
Doch leider, leider, leider kann Keine Zeit zu sterben dieses schwindelerregend hohe Niveau nicht halten. Warum? Das lest ihr in den nächsten Kapiteln.
Kein Bond für jeden
Dass James Bond seit Jahr und Tag über eine ansehnliche Plot Armor verfügt, dürfte jedem klar sein, der mindestens einen der 25 Filme gesehen hat. Bei Keine Zeit zu sterben wird in dieser Sache aber ein neues Level erreicht. Der Film ist deutlich bleihaltiger als seine Vorgänger und löst viele seiner Szenen in groß angelegten Schießereien auf. Und offenbar sind alle von Bonds Widersachern nur im Film, weil sie bei den Schießübungen für die galaktischen Strumtruppler aufgrund mangelnder Zielgenauigkeit durchgefallen sind. Suspension of Disbelief ist bei Agentenaction immer ein Thema, unbenommen. Aber hier braucht man dafür schon eine ganze Wagenladung, um nicht irritiert die Stirn in Falten zu legen.
Zudem führt die Vielzahl an Shootouts dazu, dass physische Nahkampf-Action deutlich ins Hintertreffen gerät. Das ist definitiv Geschmackssache, sei aber dennoch erwähnt, da eben jene Physis in den vergangenen Filmen mit Craig als Bond eine große Rolle gespielt hat.
Schwacher Antagonist und streitbares Finale
Der neu eingeführte Antagonist Lyutsifer Safin (Rami Malek) dürfte die Zuschauerschaft ebenso spalten. Auf der Habenseite steht eine phänomenale Einführung im Prolog, die in ihrer Inszenierung schlicht großartig funktioniert. Auf der Sollseite steht allerdings eine recht schwammige Motivation für seine Handlungen sowie eine mit dem Holzhammer servierte Hintergrundgeschichte, die leider zu gewöhnlich daherkommt.
Das größte Problem von Keine Zeit zu sterben ist allerdings die über den ganzen zweiten Teil aufgebaute Dramatik rund um das Finale. Ab einer bestimmten Szene zur Mitte des Films dürfte einem Großteil der Zuschauerschaft klar sein, auf welche Schlusspointe der letzte Auftritt von Craig enden wird. Und wenn es dann tatsächlich so passiert, verpufft die so sehr herbeigesehnte Emotionalität leider in weiten Teilen und führt damit zu dem Ende einer Ära, das so viel mehr hätte sein können. Aus Spoilergründen muss dieser Kritikpunkt leider in seiner vagen Formulierung verharren, denn, und das sei nochmal ganz klar gesagt, es lohnt sich in jedem Fall, sich zu Keine Zeit zu sterben eine eigene Meinung zu bilden. Und das sollte man selbstredend mit so wenig Vorabinformationen wie möglich tun.
Unser Fazit zu Keine Zeit zu sterben
The world’s moved on, Commander Bond. – Nomi
Am Ende scheitert Keine Zeit zu sterben an seinem Anspruch, ein würdiges Finale für 15 Jahre Daniel Craig als 007 zu kreieren. Wenn man diesen Umstand ausblenden kann, dann bleibt ein überzeugend inszenierter, toll bebilderter und gut gespielter James Bond-Ableger, der in der ersten Hälfte gut funktioniert, in der zweiten Hälfte aber viel zu deutlich abbaut. Farewell Mr. Bond!
James Bond 007: Keine Zeit zu sterben ist ab dem 30.09.2021 im Kino zu sehen!
Unsere Wertung:
Kundenbewertungen Unverb. Preisempf.: € 54,58 Du sparst: € 4,59 | 1596 Bewertungen |
@ Universal Pictures International Germany GmbH
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