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Kleo

Mit Kleo versucht sich Netflix schon wieder an einer Spionagegeschichte. Das Setting hingegen ist hierfür für den Streamingdienst noch unverbraucht. Doch ist die deutsche Produktion damit auch wirklich etwas Neues?

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TitelKleo
Jahr2022
LandDeutschland
RegieJano Ben Chaabane, Viviane Andereggen
DrehbuchHanno Hackfort, Richard Kropf, Elena Senft
GenreSerie
SprecherJella Haase, Dimitrij Schaad, Vladimir Burlakov, Julius Feldmeier
Länge8 Folgen mit je 50 Minuten
FSKab 12 Jahren freigegeben
VerleihNetflix
Kleo (Jella Haase) steht mitten in einem Tunnel. Sie trägt einen blauen Trainingsanzug und hält eine Taschenlampe während sie sich nach hinten umsieht.
Kleo im Tunnel zwischen Ost- und Westberlin © Netflix

Kleo – Die offizielle Handlungsangabe

1987: Die DDR-Top-Spionin Kleo liquidiert im Auftrag eines geheimen Stasi-Kommandos einen Geschäftsmann in West-Berlin. Doch kurz darauf wird sie von der Stasi unter fadenscheinigen Gründen verhaftet, und sogar von ihrem eigenen Großvater verleumdet. Nach zwei Jahren im Gefängnis fällt plötzlich die Mauer und Kleo kommt frei. Schnell stellt sich heraus, dass die Intrige gegen sie viel größer ist als angenommen und dass dabei ein ominöser roter Koffer eine entscheidende Rolle zu spielen scheint. Und so begibt sich Kleo auf einen Rachefeldzug, der sie durch ein anarchisches Berlin, durch improvisierte Elektro-Clubs und mallorquinische Fincas und schließlich bis in die chilenische Atacama-Wüste führt. Immer gefolgt von dem Westberliner Polizisten Sven, der hier den Fall seines Lebens wittert.

Die permanente Frage lautet: meinen die das ernst?

Was will diese Serie eigentlich sein? Auch nach der ganzen achtfolgigen Auftaktstaffel lässt sich das nicht klar beantworten. Soll Kleo ein ernstgemeinter Agententhriller sein? Will man das Genre mit dem Wendezeit-Anstrich durch den Kakao ziehen? Soll die Story gar eine Red-SparrowParodie sein oder einfach in Fahrwassern von Hunters oder Killing Eve mit schwimmen? Will man eine Ossi-Persiflage auf Atomic Blonde darbieten oder ist die 08/15-Rachegeschichte auch nur ein weiterer Aufguss einer Tropen-Aneinanderreihung wie zuletzt The Terminal List? Die ganze Staffel hinterlässt mit ziemlicher Sicherheit die meisten Zuschauer ziemlich ratlos zurück. Ratlos auch darüber, ob das nun unterhaltsam, weil gewollt pulpig, fast trashig erzählt oder hundsmiserabel, weil teilweise völlig absurd und mitunter unfreiwillig(?) klamaukig, finden soll.

Und dann krankt auch Kleo noch an einem Problem, das viele deutsche Serienproduktionen der letzten Jahre teilen: wie beispielsweise in Biohackers hat man auch hier wieder der Hauptfigur einen extrem nervigen Mitbewohner als Sidekick zur Seite gestellt, dessen einzige Aufgabe wirklich daraus besteht beim Publikum für entnervtes Augenrollen zu sorgen. Dem ganzen die Krone aufsetzen, tut man jedoch damit, dass man als MacGuffin, den es zu finden gilt, tatsächlich einen roten Koffer ausgelobt hat. Eigentlich sollte dies jedem vergegenwärtigen, dass diese Serie eigentlich nicht ernst genommen werden will und kann. Leider haben die Macher das selbst jedoch nicht als so eindeutig verstanden.

Tilo, der Nachmieter von Kleo posiert lasziv auf eine bunten Couch vor Blumenvorhang und Stehlampe.
Nachmieter von Kleo: Tilo. © Netflix

Für wen ist Kleo einen Blick wert?

Klar, in dieser Kritik wird auf Spoiler verzichtet, aber – so viel kann verraten werden – mit einigen Szenen insbesondere in der zweiten Staffelhälfte und im Finale schießt man so krass übers Ziel hinaus, dass man tatsächlich damit seinen Spaß haben kann. Die Figuren sind so überzeichnet geschrieben und auch nochmal mindestens so übertrieben gespielt, dass man sich auch hier wieder fragt, ob es eigentlich Karikaturen auf Charaktere aus dem Genre sein sollen. Das fängt schon bei den plötzlichen Gewaltexzessen der Titelfigur an, geht bei Hardcore-Ossi Uwe weiter und macht auch vor dem Ermittler Sven nicht halt. Nachvollziehbar ist hier absolut nichts mehr, aber irgendwie entsteht dadurch ein undefinierbarer Charme. Wenn dann in einer Verfolgungsjagd, die klischeehafter nicht inszeniert werden könnte, Max Richters „On the Nature of Daylight“ erklingt, dann wird die Szene so krass auf sämtlichen Ebenen gebrochen, dass man wirklich laut auflachen muss.

Das große Problem bleibt nur auch beim hemmungslos lächerlichen Finalakt, dass man den Eindruck nie abschütteln kann, dass sich die Macher des eigenen Klamauks nicht wirklich bewusst waren. Geht man also mit der Erwartungshaltung an Kleo heran, eine gut ausgestattete Trashfilm-Hommage an Verschwörungsfilm-Klassiker vor charmanter Anfang-90er-Kulisse zu bekommen, wird man womöglich eine gute Zeit mit den acht Folgen haben. Diese sind zwar Netflix-typisch auch wieder zwei Episoden zu viel, aber selbst das lässt sich dann verschmerzen. Nimmt man jedoch die Serie ernster wie sie die Darsteller offensichtlich selbst genommen haben, dann wird man sich spätestens ab der zweiten Folgen schon nur noch permanent die Haare raufen, ob der Aneinanderreihung von DDR-Klischees oder dem überbordenden Overacting.

Unser Fazit zu Kleo

Kleo ist eine kleine Trash-Perle, die wahrscheinlich gar nicht als solche gemeint war. Ob freiwillig oder unfreiwillig komisch, ist jedoch irrelevant, wenn man sich auf die Absurditäten und die hemmungslos überzeichneten Figuren einlassen kann. Völlig unbedarft von alledem kann man jedoch festhalten, dass es den Machern auf alle Fälle gelungen ist, das Berlin kurz nach der Wende authentisch zum Leben zu erwecken.

Kleo ist komplett ab dem 19. August bei Netflix abrufbar!

Unsere Wertung:

 

 

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© Netflix

3 Kommentare

  • Echt jetzt? Haben wir die selbe Serie gesehen? Wahnsinnig unterhaltsam, knallbunt und spannend, so habe ich und mein Umfeld die Serie empfunden. Scheinbar ist es ein großes Problem für Kritiker, wenn sich eine Produktion nicht klar einem Genre zuordnen lässt. Für den unvoreingenommenen Zuschauer dagegen ist es herrlich erfrischend. Die beiden Hauptdarsteller fantastisch, besonders Jella Haase.
    PS: Nervig auch die ewige Vergleicherei mit anderen Serien 🙄.

  • …watt ne blöde Serie… grade die zweite Folge am Gucken.
    und genau jetzt: am Ausschalten. weil zu doof, is mir meine Zeit für zu Schade.

    so viel Blödsinn aneinandergereiht, soviel Drehbuch-Kagge.

  • Wahnsinn, endlich mal eine gute Serie. Sicherlich in einzelnen Teilen etwas überzogen, aber total unterhaltsam. Tolle Schauspieler, hätte am liebsten mitgespielt. Egal ob man im Osten oder im Westen groß geworden ist, einfach schön, amüsant und unterhaltsam. Macht neugierig auf die nächste Staffel. Ich empfehle nicht alle Teile hintereinander zu schau, sondern immer schön neugierig bleiben und mal in Euer Handy oder Pad schauen, ob es da etwas zu recherchieren gibt 😀. Also weiter machen, ruft mal bei unseren öffentlich-rechtlichen Fernsehprogrammen an, die brauchen Hilfe bei der Abendunterhaltung im bezahlten Fernsehen.