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Martyrs

Erschütternde psychologische Gewaltstudie. Martyrs wirkt wie ein Schlag in die Magengrube.

TitelMartyrs
Jahr2008
ProduktionslandFrankreich/Kanada
RegiePascal Laugier
DrehbuchPascal Laugier
GenreHorror-Thriller
DarstellerMorjana Alaoui, Mylène Jampanoï
Länge95 Minuten
FSKungeprüft
VerleihWild Bunch AG (Senator Film Entertainment)
Bluray-Cover zu Martyrs
Bluray-Cover zu Martyrs aus 2007. ©Tiberius Film

Inhalt:

Mylène Jampanoï in Martyrs
Mylène Jampanoï in Martyrs von 2007. ©Tiberius Film

Frankreich 1971: Völlig verängstigt und von Wunden gezeichnet, wird die kleine Lucy von der Polizei in der Nähe eines verlassenen Industriegebiets aufgelesen. Ermittlungen ergeben das die kleine wohl mehrere Jahre dort festgehalten und gefoltert wurde. Lucy gelang zwar die Flucht, sie ist allerdings zu verstört um berichten zu können, wer ihr das angetan hat. Im Waisenhaus freundet sie sich mit der Gleichaltrigen Anna an. Sie ist die einzige der sich Lucy mit einer ebenso mysteriösen wie schockierenden Geschichte anvertraut.

15 Jahre später: Es klingelt an der Haustür einer vierköpfigen Familie. Als der Hausherr öffnet, blickt dieser in den todbringenden Lauf eines Jagdgewehrs. Die mittlerweile erwachsene Lucy (Mylène Jampanoï) tötet damit eiskalt jedes einzelne Familienmitglied, ohne erkennbaren Grund. Wenig später gesellt sich die schockierte Anna (Morjana Alaoui) hinzu und erblickt das Blutbad. Lucy behauptet in den beiden Eltern der Familie ihre Peiniger von damals wiedererkannt zu haben. Doch Anna hat große Zweifel an der Geschichte. Wie kann Lucy sich nach all den Jahren sicher sein keinen folgenschweren Fehler gemacht zu haben?

Hintergrund:

Martyrs gehört zur Riege der französischen Terror-Filme der frühen 2000er. Der Film entstand unter der Regie des Filmemachers Pascal Laugier. Er widmete sein Werk dem italienischen Regisseur Dario Argento, der als Urvater des italienischen Giallo-Subgenres galt. Martyrs sorgte besonders im eigenen Lande für Schlagzeilen, da man dem Film eine gängige Höchstfreigabe von 16 Jahren für Kinofilme zunächst verweigerte. Erst durch den Einfluss der französischen Kulturministerin Christine Albanel bekam Martyrs seinen Segen für die erforderliche Freigabe einer Kinoauswertung. In Deutschland erschien der Film zwar ungekürzt mit SPIO/JK Freigabe, landete aber auf dem Index.

Kritik:

Bei einem Film wie Martys ist es wichtig so wenig wie möglich über den Inhalt zu erfahren. Tatsächlich dient der hier erwähnte Story-Teil nur als Fundament. Martyrs lässt sich prinzipiell in zwei Teile splitten.

Lucy

Die erste Hälfte schildert den Lebensabschnitt der jungen und erwachsenen Lucy. Das Resultat: Ein langer Leidensweg. Unvorstellbare Gräueltaten ließen aus dem jungen Mädchen ein psychisches Wrack werden, was emotional völlig außer Kontrolle gerät. Dem Zuschauer dürfte hier bereits wortwörtlich die Spucke wegbleiben. In geradezu schonungslosen und verstörenden Bildern lässt man dem Treiben hier freien Lauf. Dabei bedient sich der Film zunächst sehr harten Elementen aus dem Horror-, Mystery- und Psycho-Thriller-Genre.

Anna

Die zweiten Hälfte gebührt Anna und der Film verwandelt sich in einen geradezu wortkargen Tortur-Streifen. Dieser Part ist dabei nicht weniger unangenehm anzusehen und kulminiert letztlich in einem überaus kompromisslosen und harten Finale. Es ist fast unvermeidlich, dass man sich als Zuschauer bis zu einem gewissen Punkt fragt, was das Ganze überhaupt soll.

Soviel sei verraten: Beide Hälften sind letztlich miteinander verzahnt und ergeben einen Sinn. Über das Motiv lässt sich hingegen streiten. Ebenso über den lediglich interpretierbaren Schluss. Am Ende dürfte der Film nicht mehr und nicht weniger als eine grausame Studie über Gewalt und ihre Folgen sein. Allerdings trieb man es selten so auf die Spitze, wie es Laugier seinerzeit mit Martyrs getan hat. So dürfte der Film auch weiterhin für Diskussionsstoff sorgen, ganz gleich was man von ihm hält.

Handwerklich wurde das ganze einwandfrei und gekonnt inszeniert. Darüber hinaus überzeugen die sehr harten handgemachten Schock-und Gewaltszenen. Schauspielerisch ist der Film eine absolute Wucht. Die geballte Intensität mit der die beiden Hauptdarstellerinnen Morjana Alaoui und Mylène Jampanoï das Geschehen vermitteln sucht seinesgleichen. Wut, Angst, Verzweiflung, Mitgefühl…jede Emotion sitzt wie ein Faustschlag. Bemerkenswert!

Fazit:

Morjana Alaoui in Martyrs
Morjana Alaoui in Martyrs aus 2007. ©Tiberius Film

Pascal Laugier lieferte mit Martyrs einen verstörenden und äußerst aggressiven Film, der emotional aufwühlt und wie ein Schlag in die Magengrube wirkt. Handwerklich und schauspielerisch überzeugt das Werk auf ganzer Linie. Die zunächst wirre aber schockierende Story fügt sich zwar zu einem klaren Bild zusammen, dürfte das Publikum beim Resultat aber zwiespalten. Das Gesamtpaket ist ein physisch wie psychisch harter Film für Freunde des kontroverseren Sehvergnügens.

Hier die Bewertung der MovicFreakz – Redaktion:

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Hier könnt Ihr den Film selbst bewerten:

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© Wild Bunch

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