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Matthias (Gabriel D'Almeida Freitas) und Maxime (Xavier Dolan) sitzen jeweils mit dem Gesicht einander zugewandt auf einer Couch, im Vordergrund steht im Mittelpunkt eine kleine Filmkamera.

Matthias & Maxime

Xavier Dolans Matthias & Maxime feierte bereits im Mai 2019 bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes Premiere. Nun, über zwei Jahre später, erhält das Liebesdrama auch einen deutschen Kinostart.

MATTHIAS & MAXIME von Xavier Dolan - Offizieller deutscher Trailer

TitelMatthias & Maxime (OT: Matthias et Maxime)
Jahr2019
LandKanada
RegieXavier Dolan
DrehbuchXavier Dolan
GenreDrama, Liebesfilm
DarstellerGabriel D’Almeida Freitas, Xavier Dolan, Pier-Luc Funk, Samuel Gauthier, Antoine Pilon, Adib Alkhalidey, Anne Dorval, Micheline Bernard, Catherine Brunet
Länge119 Minuten
FSKab 12 Jahren freigegeben
VerleihCinemien
Das Poster zu Matthias & Maxime zeigt den Titel in roter Schrift auf einem Schwarz-Weiß-Bild der beiden Hauptcharaktere Matthias (Gabriel D'Almeida Freitas) und Maxime (Xavier Dolan).
Das Poster zu Matthias & Maxime © CINEMIEN

Die Handlung von Matthias & Maxime

Matthias, kurz Matt (Gabriel D’Almeida Freitas), und Maxime, genannt Max (Xavier Dolan), sind zwei stinknormale Sandkastenfreunde in ihren 20ern. Doch das ändert sich auf einer Hausparty von und mit weiteren jahrelangen Freunden. Die Schwester eines ihrer Kumpels dreht einen Kurzfilm für ihr Studium und benötigt dafür zwei Darsteller, die sich küssen sollen. Matt und Max übernehmen die Rollen – und entdecken dabei unerwartete, beziehungsweise unterdrückte Gefühle füreinander. Ihr Alltag gerät ins Wanken, alle Karrierepläne und Familienprobleme sind plötzlich Nebensache. Denn während Matt gegen seine Gefühle anzukämpfen versucht, wünscht sich Max offenbar mehr und mehr eine Liebesbeziehung…

Party & Alltag

Max wird für zwei Jahre nach Australien gehen und so hangelt sich der Film in den letzten Tagen vor der Abreise von (Abschieds-)Feier zu Feier. Dazwischen sehen wir den spröden Alltag. Während sich Max darum kümmert, einen Vormund für seine alkoholkranke Mutter zu organisieren, ist Matt dabei, die Karriereleiter hochzuklettern. Die 20er als Findungsphase, als eine Zeit des Wandels – das ist das Thema des Films. Insbesondere Matt fragt sich, wo er eigentlich hingehört, und kommt mit den Veränderungen nicht zurecht. Um die inneren Gedanken der Protagonisten festzuhalten, bleibt die Kamera stets sehr nah an den Figuren, insbesondere an deren Gesichtern. Dank des feinfühligen Schauspiels der beiden Hauptdarsteller funktioniert das wunderbar. Die Gefühlswelt, der aktuelle Gemütszustand und die Diskrepanz zwischen Gesagtem und Gedachtem lässt sich für den Zuschauer stets nachvollziehen.

Schauspiel & Inszenierung

Gabriel D’Almeida Freitas gelingt es, die Leere in seiner Findungsphase wunderbar darzustellen. Und Xavier Dolan schafft es erneut, sowohl als Schauspieler als auch Regisseur des Films die Subtilität und Widersprüchlichkeit der Gefühle einzufangen. Dolan gilt bereits seit seinem Langfilmdebüt I Killed My Mother aus dem Jahr 2009 als Regiewunderkind und erhielt – gerade einmal 19 Jahre jung – damals prompt drei Preise bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes. Matthias & Maxime ist sein bereits achter Spielfilm, von denen sieben in Cannes ihre Premiere feierten. 2014 gelang ihm mit Mommy erstmals der Sprung in den offiziellen Wettbewerb des prestigeträchtigen Festivals, zwei Jahre später erhielt er für Einfach das Ende der Welt den Großen Preis der Jury.

Matthias (Gabriel D'Almeida Freitas) und Maxime (Xavier Dolan) sitzen während einer Party nebeneinander. Maxime sieht Matthias von der Seite an.
Auf der Suche nach den wahren Gefühlen: Matthias & Maxime © CINEMIEN

Tatsächlich lässt sich an der Inszenierung von Matthias & Maxime kaum etwas bemängeln. Die ist häufig metaphorisch, so werden die Figuren beispielsweise oft durch Fenster oder Türöffnungen gezeigt, sicherlich auch als Andeutung darauf, dass etwas zwischen den Charakteren steht (respektive zwischen den Charakteren und dem Zuschauer). Auch braucht es den Studentenfilm (das Kino!) als eine Art Vorwand, um sich zu küssen. Das lässt sich auch als Allegorie auf die Bedeutung des Kinos für gesellschaftliche Veränderungen und Anerkennung lesen – brauchen wir nicht alle Identifikationsfiguren, um uns selbst zu finden? Viele Szenen wirken durch die Kameraarbeit fast wie Privatvideos von Freunden. Das wird noch verstärkt durch die Art wie sie miteinander reden, interagieren. So zitieren sie unter anderem Bane aus The Dark Knight Rises, mit den Händen vor den Mund gehalten, geformt wie die Maske des Comic-Schurken. Das wirkt real, als wäre man inmitten einer echten Gruppe von Freunden, mit all ihren Insidern.

Highlights & Lowlights

Erste Schauspielerfahrungen machte Dolan bereits mit vier Jahren in Werbespots, später übernahm der Kanadier einige Rollen in Kurz- und Langfilmen. Am bekanntesten dürften hier – neben seinen eigenen Filmen – die Auftritte als Nebendarsteller in Martyrs (2008), Bad Times at the El Royale (2018) und Es – Kapitel 2 (2019) sein. Neben den Plätzen auf Regiestuhl und als Hauptdarsteller vor der Kamera, füllte Dolan für Matthias & Maxime auch weitere Rollen aus. Er schnitt das Freundschafts- und Liebesdrama, co-produzierte es und kümmerte sich teilweise sogar noch um die Kostüme. Als Kameramann fungierte erneut André Turpin, der neben seiner Arbeit für Dolan vor allem auch für seine frühere Zusammenarbeit mit Denis Villeneuve auffiel – dessen Die Frau, die singt er mit absolut fantastischen Bildern festhielt. Für den Soundtrack zeichnet erstmalig der franko-kanadische Pianist Jean-Michel Blais verantwortlich und macht dabei einen hervorragenden Job: Die simplen wie wundervollen Klavierklänge sind ein Highlight des Films.

Maxime (Xavier Dolan) ist am feiern und tanzen mit seinen Freunden.
Vor der Abreise feiert Maxime noch einmal mit Freunden © CINEMIEN

Während Dolan Schauspiel, Schauspielführung und Inszenierung erneut wunderbar gelingen, birgt Matthias & Maxime doch ähnliche Schwächen in sich wie bereits der ebenfalls sehr private Einfach das Ende der Welt. Wie in seinem ausgezeichneten und dennoch oft als am schwächsten eingestuften Film von 2016 wirken die Dialoge und Stimmungswechsel etwas arg sprunghaft, durch das Drehbuch erzwungen und nicht ganz natürlich. Verstärkt wird das noch durch die deutsche Synchronfassung, hier ist, falls möglich, klar die Originalfassung (mit Untertiteln) zu empfehlen. Und trotz des einigermaßen offen gehaltenen Endes, stimmt der Film nicht sonderlich nachdenklich. Denn wirklich etwas Neues erzählt Matthias & Maxime sicherlich nicht. Das ist grundsätzlich zwar nicht schlimm, doch wenn man mit dieser Geschichte über Selbstfindung oder Dolans bisherigen Filmen nichts anfangen kann, mag das bei dem ein oder anderen Zuschauer vielleicht sogar zu genervtem Augenrollen führen.

Unser Fazit zu Matthias & Maxime

Es ist schon erstaunlich, dass Xavier Dolan hier mittlerweile seinen bereits achten Spielfilm vorlegt – beim Dreh war er gerade 29 Jahre jung. Und die Erfahrung merkt man in der starken, routinierten Inszenierung, trotz deren der jugendliche Charme des Dramas nie verloren geht. Die Schauspieler, insbesondere Dolan selbst, glänzen und werden in tollen Bildern und mit einem besonders schönen Soundtrack gut in Szene gesetzt. Einzig im Drehbuch offenbaren sich über die fast zwei Stunden, vor allem in der Synchronfassung, dagegen einige Schwächen. Dennoch ist Matthias & Maxime interessant genug, um gespannt der weiteren Karriere des Kanadiers entgegenzublicken.

Matthias & Maxime läuft ab dem 29. Juli 2021 in den deutschen Kinos!

Unsere Wertung:

 

 

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© Cinemien

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