Netflix hat sich schon vor einiger Zeit die Exklussivrechte an der Dschungelbuch Verfilmung Mogli – Legende des Dschungels gesichert. Dieser bedeutet einen erwachseneren, düsteren und nicht allzu selten auch brutaleren Anstrich für den altbekannten Stoff. Doch wie schlägt sich die Richtung, die diese Neuinterpretation eingeschlagen hat? Erfahrt die Antwort darauf im Folgenden!
No data available.Die Story von Mogli – Legende des Dschungels
Nach dem brutalen Angriff des Tigers Shir Khan (Benedict Cumberbatch) geht der Menschenjunge Mogli (Rohan Chand) im tiefen Dschungel verloren. Oder doch nicht? Er wird aufgezogen von einem Rudel Wölfe, dass ihm neben einem Zuhause auch Schutz vor Shir Khan bietet. Zu seinen Lehrmeistern werden der Bär Balu (Andy Serkis) und der Panther Baghira (Christian Bale). Der gesamte Dschungel akzeptiert Mogli als einen von ihnen. Lediglich Shir Khan trachtet nach seinem Tod. Mogli muss also stets auf der Hut sein. Er lebt zwischen zwei Welten und ist auf der Suche nach sich selbst und dem Weg seiner Bestimmung.
Eine erwachsenere und düstere Vision
Mogli – Legende des Dschungels ist nicht so quietschbunt und leichtherzig inszeniert, wie es die Zeichentrick Verfilmung von 1968 oder die Realverfilmung von Favreau von 2016 war. Denn Regisseur Andy Serkis hat seiner Interpretation ein düsteres, erwachseneres und oftmals auch brutaleres Gewand verpasst. Dabei hält er sich größtenteils eng an die Buchvorlage von Kipling. Dies äußert sich hauptsächlich in leicht abgewandelten Charakterzügen einiger der liebgewonnenen Figuren, die hier deutlich weniger harmlos und verniedlicht erscheinen. So ist Balu hier, wie auch in der Buchvorlage, viel mehr ein strenger als sanftmütiger Lehrer. Neben dem Ausbleiben von Gesang ist auch ein King Louie, getreu der Vorlage, nicht vorhanden und die Schlange Kaa erscheint hier wesentlich weniger böse. Serkis nimmt sich aber auch stets so viele künstlerische Freiheiten, dass seine persönliche Handschrift durchscheint und der Film größtenteils eigenständig dasteht.
Auch Moglis Identitätssuche und Suche nach Zugehörigkeit ist hier äußerst gut dargestellt. Seine Zerrissenheit zwischen dem Wolf- und Menschsein ist eindringlich, hätte aber in weiteren Szenen eine noch tiefgehendere Beleuchtung verdient. Allgemein wird vieles ziemlich übereilt oder oberflächlich abgehandelt, allen voran das Finale. Hier hätte ich mir trotz der 104 Minuten Laufzeit gerne einige Minuten mehr gewünscht. Was für mich in dieser Version aber auch eindeutig besser funktioniert hat, ist die kraftvolle Gesellschaftskritik und die Darstellung des Dschungellebens. Letzteres gestaltet sich als erbarmungslos und in vielen Situationen todernst. Ersteres regt, aufgrund des Aufzeigens überholter Traditionen, zum Nachdenken an.
Mogli – Legende des Dschungels – Audiovisuell ein Genuss
Wer bereits Disneys Live-Action Verfilmung von The Jungle Book gesehen hat, der weiß, was einem für prächtige Effekte dort aufgetischt werden. Mogli – Legende des Dschungels schafft es zwar nicht gänzlich, dieselbe Qualität zu erreichen, ist aber dennoch in den meisten Szenen eine äußerst hochwertige visuelle Wucht. Der Dschungel wird auch hier in seiner Lebendigkeit zum greifen nah gemacht. Wo Andy Serkis Version aber auf ganzer Linie glänzt, ist seine Vertonung. Mit Stars wie Benedict Cumberbatch (Avengers – Infinity War), Christian Bale (Feinde – Hostiles), Cate Blanchett (Thor 3 – Tag der Entscheidung) und vielen mehr hat man sich hier eine große Menge an brillanten Darstellern und Synchronstimmen für die ikonischen Tierrollen ins Boot holen können.
Die Starpower hinter dem Mikrofon lässt also nichts zu wünschen übrig. Gerade Cumberbatch spricht den Tiger Shir Khan überragend und mit einer unfassbar perfiden Bedrohlichkeit, dass sich einem sämtliche Haare aufstellen. Doch auch der junge Rohan Chand macht hier seine Sache als Mogli außerordentlich gut.
Multitalent Andy Serkis: Der Mann hinter dem Film
Andy Serkis ist nicht nur als Snoke in Star Wars 8 – Die letzten Jedi der dunklen Seite verfallen. Sein Herzensprojekt und eigene Interpretation von dem Dschungelbuch ist es auch. Hierbei nimmt er, neben seiner Sprechrolle als Balu der Bär, zum zweiten Mal im Regiestuhl Platz und seine mutige und ambitionierte Arbeit kann sich absolut sehen lassen. Sollten zukünftig weitere, düster angehauchte Realverfilmungen von Disneys Stoff anstehen und die Wahl des Regieplatzes wieder auf Serkis fallen, wäre ich auf jeden Fall wieder mit an Bord. Doch nun stellt sich für viele gewiss auch die Frage: Ist Mogli – Legende des Dschungels in dieser Version überhaupt noch kindgerecht? Ich würde diese Frage mit einem klaren Nein beantworten. Die Kleineren sollten dann doch lieber bei der leichtherzigeren Disney Version bleiben. Aber gerade das erwachsene Publikum sollte in dieser düsteren Version auf seine Kosten kommen können.
Die Herangehensweise, die Grundstimmung eines altbekannten und beliebten Klassikers aus der Traumschmiede Disneys so stark umzukrempeln, halte ich für ziemlich mutig und der Film wird aufgrund dessen auch gewiss nicht überall Anklang finden und Potential haben, zu spalten. Ich persönlich finde aber, dass wenn man schon solch altbekannten Stoff wieder aufleben lassen muss, eine stimmungstechnisch abgewandelte Inszenierung den Realverfilmungswahn schon eher rechtfertigt. Wobei ich auch sagen muss, dass ich es als wenig verwerflich betrachte, den alten Stoff via Realverfilmungen an ein neues, junges Publikum heranzutragen. Obgleich es sich im Grunde genommen lediglich um einen bloßen Aufguss handelt. Mogli – Legende des Dschungels ist aber, trotz einiger Unzulänglichkeiten, kein einfacher Aufguss. Großes Lob an dieser Stelle also vor allem an den Mut von Andy Serkis, der seine Sache hier konsequent durchgezogen hat.
Mein Fazit zu Mogli – Legende des Dschungels
Für mich, der diese Geschichte zum letzten Mal in seiner Kindheit als Zeichentrick-Variante gesehen hat, war Mogli – Legende des Dschungels ein ergreifendes und einnehmendes Erlebnis. Nicht zuletzt wegen des düsteren Grundtonus und des erwachseneren Anstrichs, den Andy Serkis Version parat hält. Der Film ist arm an Comedy und lässt Gesangseinlagen gänzlich vermissen, die transportierten, tiefgehenden Gefühle bleiben hier jedoch keineswegs auf der Strecke. Auch wenn ich sagen muss, dass viele Szenen gerne etwas tiefgehender ausgebaut sein könnten. Ebenso schien mir das Ende als etwas zu übereilt. Zusammenfassend empfand ich Mogli – Legende des Dschungels aber als weitestgehend gelungene Abwechslung und Serkis Mut, hier eine andere Richtung einzuschlagen, kann man gar nicht oft genug loben. Abschließend muss ich sagen, dass ich mich riesig freuen würde, sollten weitere Disney Streifen einen ebenso düsteren und erwachsenen Anstrich bekommen.
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