Der Thriller Narrow Margin – 12 Stunden Angst feiert in Deutschland seinen 30. Geburtstag als HD-Premiere im Mediabook. Ob der Film mit Gene Hackman und Anne Archer heute noch für mitreißende Spannung sorgt, erfahrt ihr in unserer Review!
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No data available.Die Handlung von Narrow Margin – 12 Stunden Angst
Redakteurin Carol Hunnicut (Anne Archer) wird auf einem Blind Date mit Anwalt Michael Tarlow (J.T. Walsh) Zeuge, wie ein Handlanger des Gangsterbosses Leo Watts (Harris Yulin) diesen in seinem Hotelzimmer erschießt. Sie bleibt unentdeckt und taucht darauf unter. Der beharrliche Sgt. Dominick Benti (M. Emmet Walsh) kann sie aber aufgrund eines Fingerabdrucks identifizieren und in einem Landhaus in Kanada daraufhin ausfindig machen. Zusammen mit dem stellvertretenden Staatsanwalt Robert Caulfield (Gene Hackman) fliegt er in die kanadische Wildnis, um sie als Kronzeugin in die Staaten zu überführen.
Carol erweist sich als widerwillig, fürchtet sie doch um ihr Leben. Sie müssen jedoch feststellen, dass die Killer von Watts ihnen schon auf den Fersen sind. Sgt. Benti bezahlt sein Engagement mit seinem Leben und auch ihr Hubschrauber wird mit Waffengewalt vom Himmel geholt. Dennoch kann Caulfield mit der verängstigten Frau fliehen. Sie besteigen an der nächsten Bahnstation einen Zug nach Vancouver. Doch auch Gangster Nelson (James Sikking) und sein Kompagnon erreichen noch den Zug. Allerdings wissen sie nicht, wie die gesuchte Zeugin aussieht, und die 12 Stunden Fahrt werden zu einem gefährlichen Katz-und-Maus-Spiel…
Gute, alte Thriller-Schule
Auch wenn die Jagd nach der Zeugin Carol mit einer furiosen Action-Sequenz in der Wildnis Kanadas eröffnet, setzt Regisseur Peter Hyams danach auf die Grundspannung in der begrenzten Location des fahrenden Zuges. Immer wieder treibt er diese in kurzen Suspense-Momenten auf die Spitze, wechselt dies dann mit kleineren Action-Einlagen ab. Deswegen scheint Narrow Margin – 12 Stunden Angst fast schon viel zu schnell vorbei, nach zurückhaltendem Beginn mit dem Mord im Hotel vergeht die Zeit wie im Flug. Nur das wie rangetackert wirkende Ende hätte man wirklich weglassen dürfen.
Wie vielleicht nicht jedem bekannt ist, handelt es sich hier um das Remake des Thrillers Um Haaresbreite (1953) von Richard Fleischer. In diesem Film Noir ist es allerdings ein Polizist, der die Witwe eines Gangsters per Zug nach Los Angeles bringen soll. Dort erwartet das FBI ihre Aussage, was einige Killer an Bord natürlich verhindern wollen. Der Film genießt eine ausgenommen hohe Reputation, ist aber gerade hier in Deutschland leider kaum bekannt, erschien hier auch noch nicht fürs Heimkino.
In den 90ern wurden solche Filme, die im Film Noir und Hitchcocks Suspense-Filmen der 40er & 50er, wie auch dem Paranoia-Kino der 60er und 70er ihren Anfang nahmen, dann zunehmend seltener. Kassenschlager mit Harrison Ford schlugen damals noch häufig in diese Kerbe: Die Stunde der Partrioten (1992), Auf der Flucht (1993) und Das Kartell (1994) waren immens erfolgreich, bevor das Genre sich mit etwa David Finchers Sieben (1995) und The Game (1996), oder Bryan Singers Die üblichen Verdächtigen (1995) neue Vorbilder suchte. Ausgestorben ist diese Art des Thrillers natürlich nicht, sie tritt in dieser Form jedoch nur noch vereinzelt auf.
Profis am Werk
Peter Hyams hatte schon mit Unternehmen Capricorn (1977) bewiesen, dass er ein gutes Händchen für Thriller-Stoffe hat. Seit Mitte der 80er übernahm er zudem auch noch die Hoheit über die Kameraführung, was seinen Filmen seitdem immer zugute kam – jede Einstellung sitzt. Er drehte danach bis 2013 noch einige Mainstream-Filme unterschiedlicher Qualität, reichte aber mittlerweile den Stab an seinen Sohn John Hyams (Universal Soldier: Day of Reckoning, Black Summer) weiter.
Unterstützt wird das zugegebenermaßen sehr reduzierte und auch nicht immer in der Logik sattelfeste Drehbuch durch gute Darsteller wie Gene Hackman (Mississippi Burning, Schnappt Shorty!) und Anne Archer (Eine verhängnisvolle Affäre, Short Cuts) in den Hauptrollen. Aber auch in Nebenrollen agieren Routiniers wie J.T. Walsh (Red Rock West, Breakdown), M. Emmet Walsh (Blood Simple, Knives Out – Mord ist Familiensache) und Harris Yulen (Das Ritual, Das Kartell). Für Fans das amerikanischen Thriller-Kinos erweist sich Narrow Margin – 12 Stunden Angst damit als angenehm heimelige Angelegenheit.
Ein besonders Lob gebührt hier aber James Sikking, ein Hyams-Regular (Ein Richter sieht rot, Outland – Planet der Verdammten), der ansonsten eher im TV zuhause war. Sein unaufgeregter Antagonist Nelson, der verlängerte Arm von Leo Watts, gibt einen hervorragenden Gegenpol zu Hackmans Caulfield ab. Ihr direktes Aufeinandertreffen im ruhigen Gespräch läutet das Finale des Films angemessen ein. Danach ist die Phase des umeinander Herumstreunens vorbei, und der Film zieht das Tempo wieder merklich an.
Unser Fazit zu Narrow Margin – 12 Stunden Angst
Wer auf altmodische Thriller mit gelegentlichen Tempo-Verschärfungen steht, sollte auch hier seine Freude dran haben. Das Skript hat an der ein oder anderen Stelle zwar etwas Mühe mit der Logik, jedoch umschifft der Film dies problemlos mit seiner gradlinigen Inszenierung. Mit Gene Hackman, damals schon fast 60, ist Narrow Margin – 12 Stunden Angst top besetzt, auch Anne Archer holt alles aus ihrer leider etwas eingeschränkten Rolle an seiner Seite heraus. Dazu profitiert er noch enorm von der routinierten Riege der Nebendarsteller, da darf man sich auch mal nostalgisch 30 Jahre zurückversetzt fühlen.
Bild und Ton der deutschen HD-Premiere können sich sehen, bzw. hören lassen. Als Extras finden sich neben den obligatorischen Trailern hält die Disc noch eine Bildergalerie und drei kurze Featurettes parat – „Making of“, „Hinter den Kulissen“ und „Interviews“.
Das Mediabook von Koch Films wurde am 28. Mai 2020 veröffentlicht!
Unsere Wertung:
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