Regisseur Paul Feig (Taffe Mädels) wagt sich mit Nur ein kleiner Gefallen erstmals in Krimi-Gefilde. Ob es dem eher für Komödien bekannten Filmschaffenden gelingt, hiermit abzuliefern, erfahrt ihr in unserer Review!
[su_youtube url=”https://www.youtube.com/watch?v=Kdzx5b1BOVw”]
No data available.Worum geht’s in Nur ein kleiner Gefallen?
Stephanie (Anna Kendrick), alleinerziehende Mutter, Hausfrau und Bloggerin mit Herzblut, lebt in einer Kleinstadt im amerikanischen Bundesstaat Connecticut. Sie führt ein eigentlich überschaubares und einfaches Leben, was sich jedoch eines Tages ändern soll, als sie das Pendant zu sich selbst, die erfolgreiche Emily (Blake Lively) kennenlernt. Die beiden ungleichen Frauen freunden sich zusehends an und schon bald fordert Emily immer mehr Gefallen von ihrer neuen Freundin ein. Da Stephanie von Grund auf gutgläubig und zuvorkommend ist, hilft sie selbstverständlich. Doch beruht die Freundschaft auch auf Gegenseitigkeit?
Anfangs scheint es eine einfache Bitte zu sein, Emilys Sohn Nicky von der Schule abzuholen und mit zu sich nach Hause zu nehmen. Allerdings verstreicht viel Zeit und Emily bleibt verschwunden. Auch an den darauf folgenden Tagen gibt es keine Spur von ihr. In Sorge um ihre Freundin, beschließt Stephanie eigene Nachforschungen anzustellen. Die Wahrheit und dramatischen Wendungen, die sie dadurch langsam ans Licht fördert, ändern alles.
Die Charaktere
Die Gegenüberstellung der beiden Frauenfiguren in Nur ein kleiner Gefallen ist ambitioniert, wirklich interessant und funktioniert dank dem vor der Kamera gut miteinander harmonierenden Schauspielerinnen-Duo hervorragend. So haben wir zum einen die von Blake Lively (The Shallows) gespielte Emily, die es gewohnt ist, die Zügel in der Hand zu halten, die voller Geheimnisse steckt und nach außen hin gefühlskalt wirkt. An sie heranzukommen scheint unmöglich, was für viele reizvoll ist, ebenso für Stephanie. Sie ist eine übermotivierte Über-Mutti und das ziemliche Gegenteil zu Emily. Plötzlich ist sie – die naive, treudoofe und leichtgläubige Romantikerin – mittendrin. Es ist vor allem die Charakterentwicklung von Stephanie, die während der Aufklärung rund um den Charakter Emily einiges an Sehfreude bereitet. Wird hier letzten Endes die Schülerin zur Meisterin?
Der Streifen wirft einem also coole Figuren vor, mit denen man sich jedoch verdammt schwer tut, zu sympathisieren. Dafür sind sie viel zu überzeichnet. Dies kommt dem Comedy-Aspekt vielleicht etwas entgegen, legt sämtlichem Thrill aber große Steine in den Weg und nimmt den Wind aus den Segeln. Was uns zu dem großen Problem von Nur ein kleiner Gefallen bringt.
Thriller und Comedy – Geht das gut?
Regisseur Paul Feig inszeniert mit Nur ein kleiner Gefallen eine Romanverfilmung, der an einigen Stellen an Biss fehlt. Comedy und Thriller stehen sich hier einfach im Weg und die Grenzen der beiden Genres werden zu fast keinem Zeitpunkt effektiv ausgelotet, geschweige denn ausgereizt. Zumal das Ganze vom Plot her viel zu sehr an den deutlich besseren Gone Girl erinnert. Nur ein kleiner Gefallen hätte als reine Komödie wohl deutlich besser funktioniert. Das Aufeinandertreffen und gegenseitige Ausspielen der gegensätzlichen und taffen Frauenfiguren macht zwar anfangs wirklich Laune, ist aber auch recht schnell ausgereizt und wirkt in den ernsteren Szenen etwas ungelenk. Auch ist der Plot wirrer gestaltet, als es unbedingt nötig gewesen wäre.
Doch immerhin weiß Feig seinen Film durch seine souveräne Inszenierung und sein Gespür für Setdesign und Kamera mehr als gut zu bebildern, sodass die auftretenden Durchhänger und Ungereimtheiten in der Geschichte wenigstens etwas von der Optik kaschiert werden können. Zusätzlich kommt auch das oftmals starke Schauspiel der beiden Hauptdarstellerinnen diesem Punkt sehr entgegen. Wenn man Anna Kendricks Filmografie anschaut, so wird man feststellen, dass die gute Dame eher oder fast ausschließlich in äußerst seichten romantischen Komödien vorzufinden ist. Mit Nur ein kleiner Gefallen fügt sie dieser also einen weiteren etwas ernsteren Filme hinzu, in dem sie überzeugen kann. Wobei man hier sagen muss, dass sie in einer anspruchsvolleren Rolle immer noch ein wenig verloren, aber immerhin bemüht, wirkt.
Mein Fazit zu Nur ein kleiner Gefallen
Nur ein kleiner Gefallen ist eine locker flockig erzählte Krimi-Komödie für einen lauschigen Sonntag Nachmittag, die noch recht launige Unterhaltung garantiert, solange man nicht zu viel erwartet. Der Streifen hüllt sich zwar in allerlei Fragen, die aufgeklärt werden wollen, allerdings lässt die Motivation, dem Geschehen gebannt zu folgen, nach zunehmend verstreichender Laufzeit recht schnell nach. Es fehlt einfach der Biss. Sowohl in einigen Dialogen als auch bei dem Spannungsaufbau. Zum Glück kriegt Regisseur Paul Feig im letzten Viertel des Films gerade noch die Kurve und baut wieder etwas an Spannung auf. Somit hat Nur ein kleiner Gefallen eindeutig seine Momente und überzeugt vor allem auf darstellerischer Ebene, lässt aber auch definitiv einiges an Potenzial auf der Strecke und scheitert für mich letzten Endes an dem versuchten Spagat zwischen den Genres Komödie und Thriller, die sich hier eher gegenseitig kannibalisieren, als für ein rundes Ganzes zu sorgen.
Nur ein kleiner Gefallen ist seit dem 4. April 2019 auf Bluray, DVD und als VOD erhältlich!
Unsere Wertung:
© Studiocanal Home Entertainment