Mit Once Upon A Time – In einer fantastischen Welt präsentiert uns Zhao Xiaoding sein Debütwerk als Regisseur. Von Haus aus Kameramann nimmt er nun selbst das Heft bzw. den Roman der Autorin Tang Qi in die Hand und entführt uns in eine andere Welt. Wie fantastisch diese wirklich ist, erfahrt ihr im Folgenden!
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No data available.Es war einmal… die Handlung von Once Upon A Time – In einer fantastischen Welt
Once Upon A Time – In einer fantastischen Welt handelt von der unsterblichen Göttin Bai Qian (Yifei Liu), der zukünftigen Königin des heiligen Fuchsstammes. Als eben jene ist sie zu einer royalen Hochzeit verpflichtet und wird deshalb Ye Hua (Yang Yang), dem Kronprinzen des himmlischen Königreichs und Vater des Jungen Ah Li (Peng Zisu), versprochen.
Nur widerwillig lernt die Königin in spe ihren zukünftigen Gemahlen kennen. Dieser macht von seinem jugendlichen Charme Gebrauch, um Bai Qians Herz für sich zu gewinnen. Als die neue, familiäre Bindung zusehends stärker wird, holt die Vergangenheit das göttliche Glück ein. Ereignisse und Personen aus einer anderen Zeit gefährden die Liebe der Familie und die Konstellation der Reiche.
Die Erzählstruktur einer anderen Welt
Once Upon A Time – In einer fantastischen Welt ist ein Film aus einem anderen cineastischen Raum. Dieser fördert die Ahnungslosigkeit des europäischen Filmenthusiasten zu Tage. So wirft Zhao Xiaoding einen nicht nur ins kalte Wasser seiner Handlung, sondern auch in die eisigen Wogen des asiatischen Kinos. Wie der Gesang einer Sirene lockt Once Upon A Time – In einer fantastischen Welt den Zuschauer in die Richtung der steinernen Klippen des Drehbuchs. Wer sich nicht zu hüten weiß, wird mit seinen hölzernen Augen an eben jenen Unwägbarkeiten zerbarsten.
Das heißt im Klartext: Es gestaltet sich zunächst schwierig, die Handlung des Films nachzuvollziehen, weil vieles im Unklaren bleibt. Dies soll keineswegs ein Kritikpunkt sein, sondern lediglich ein Hinweis. Die unterschiedlichen, kontinentalen Erzählstrukturen machen sich hier bemerkbar und zwingen die Zuschauer, ihren Horizont zu erweitern.
Eine sichtbare Fantasie in Once Upon A Time – In einer fantastischen Welt
Die visuellen Effekte des Films erinnern an eine Mischung aus dem Werk einer Computerspieleschmiede, einem modernen Anime und halbherziger Arbeit von Pixar. Diese Welt sieht durchaus fantastisch aus, wenn auch auf ihre eigene Art und Weise. Der Grad der Animation bei den nicht-menschlichen Lebewesen kann durchaus auf ein technisches Unvermögen und/oder ein niedriges Budget zurückgeführt werden. Währenddessen scheinen die Welten in ihrer augenscheinlichen Einfachheit dennoch ansehnlich. So wirken manche Szenen beinahe wie Bilder aus einem Theaterstück. Hierbei agieren die Protagonisten auf engstem Raum vor einer Kulisse, die sich durch simple und statische Schönheit auszeichnet und dadurch ihren gewissen Charme erhält.
Des Weiteren weiß Zhao Xiaoding die Schauspieler im Martial-Arts-Stil und durch Zeitlupenaufnahmen gekonnt in Szene zu setzen. Doch Once Upon A Time – In einer fantastischen Welt setzt hier weder neue Maßstäbe noch brilliert der Film durch seine Kamera. Zhao Xiaoding schafft kein neues House of Flying Daggers, für dessen Kameraarbeit er 2004 für einen Oscar nominiert wurde.
Gefangen zwischen unsterblichen Symbolen
Das Drehbuch von Once Upon A Time – In einer fantastischen Welt beruht auf einem Roman der Autorin Tang Qi. Das Besondere an ihren Werken ist, dass sie die Vorlagen für diese im traditionellen, chinesisch-sprachigen Raum sucht. Dieser Mythologie fügt sie anschließend eine Prise Kreativität und eigene Fantasie hinzu. Tiere, Wetterphänomene, Farben und Objekte laden zum interpretieren und verstehen ein. Selbstredend sollte man sich in einer jeden Szene vor dem Überinterpretieren hüten.
Bai Qian, die neunschwänzige Füchsin
Eben jene wird auch als Fuchsfee bezeichnet und ist mit der Fee der europäischen Mythologie zu vergleichen. Der Mythos besagt, dass ein jedes Lebewesen in der Lage sei, menschliche Gestalt anzunehmen, magische Kräfte zu besitzen und/oder Unsterblichkeit zu erlangen, sofern es die benötige Energie dazu aufbringe. Fuchsfeen sind in der Lage, dies zu tun und verwandeln sich zu meist in anmutige, junge Frauen, die sich auf eine unsterbliche Liebe einlassen.
Von Welten und Pfirsichblüten
„Ich sehne mich so nach drei Leben und drei Dimensionen. Es gibt zehn Meilen Pfirsichblüten, für immer.“
Ein einfaches Zitat, das bereits mehrere Symbole enthält. Im chinesischen Raum steht die Zahl „3“ stellvertretend für die Trinität von Himmel, Erde und Mensch. Hierunter sind die drei Leben Bai Qians zu verstehen, die sich ebenfalls nach allen drei Welten bzw. Formen der Existenz sehnt. Des Weiteren ist der Pfirsich ein Symbol für die Unsterblichkeit der Götter und die Langlebigkeit der Menschen. Um möglichen Spoilern vorzubeugen, sei jegliche weitere Erläuterung an dieser Stelle dahingestellt und einem jeden Interessierten selbst überlassen. Once Upon A Time – In einer fantastischen Welt bietet jede Menge Spielraum für die Interpretation von Symbolen und das Auseinandersetzen mit der chinesischen Mythologie. Vermutlich vermag man erst dann den Film in Gänze zu verstehen…
Die Moral von der Geschicht‘
Once Upon A Time – In einer fantastischen Welt ist im Kern eine Liebesgeschichte, die mit einigen Aspekten zum Schwung mit der Moralkeule ausholt. So stehen sich Gut und Böse in einem Jahrtausende andauernden Kampf gegenüber und die Regeln einer „reinen“ Welt treffen auf die Leidenschaften „unreiner“ Emotionen.
Sehr gelungen ist vor allem die moralische Lektion, die in der letzten halben Stunde des Film dargelegt wird. Man kann das Vergessen von Erinnerungen nicht erzwingen, da sie uns zu dem machen, wer wir sind. Der Film stellt die Bedeutung von Erinnern/Vergessen und Leben/Sterben in ein künstlerisches und mystisches Licht. Dadurch wird dem Zuschauer eine womögliche Last des Unsterblichseins vor Augen geführt. Auf der anderen Seite ermöglicht es einem die Unsterblichkeit, ewig zu leben und so auch ewig zu lieben. Doch ob es sich hierbei um einen Segen oder einen Fluch handelt, obliegt der Entscheidung des Zuschauers…
Mein Fazit zu Once Upon A Time – In einer fantastischen Welt
Der Film hat eine recht simple Handlung, die durch den mythologischen und fantastischen Kontext eine Fuhre Komplexität erhält. Zhao Xiaoding hat diese Grundsubstanz mit einer Handvoll schauspielerischem Können, einer guten Dosis Symbolik und einigen Spritzern Moral für den ethischen Geschmack in einen Topf geworfen, umgerührt und das Resultat womöglich etwas verfrüht vom Herd der filmischen Schöpfung genommen.
Der Film schafft es, den Zuschauer zu fesseln, ihn aber auch aufgrund vermeintlich fremder Erzählstrukturen zu verwirren. Die Schauspieler wirken in ihrem Spiel charismatisch überzeugend und die Szenerie in ihrer Einfachheit einladend. Dennoch mangelt es dem Film an einer Prise Professionalität im technischen sowie im dramaturgischen Bereich. Once Upon A Time – In einer fantastischen Welt ist ein Film, der zunächst kurzweilig unterhält. Es ist jedoch auch ein Film, der zum erneuten Anschauen und Interpretieren einlädt. Somit soll diese Rezension keine allumfassende Kritik darstellen. Stattdessen handelt es sich um den Versuch einer Annäherung an ein fantastisches Kino, welches uns fremd und doch vertraut erscheinen mag…
Der Film ist ab dem 06.12.2018 auf Blu-ray, DVD und als Video on Demand erhältlich.
Unsere Wertung:
© Tiberius Film