In Panama- The Revolution is Heating Up ist Alt-Star Mel Gibson mal wieder in einer kleinen Nebenrolle zu sehen – das übliche Schicksal alt gewordener Haudegen im Actiongenre. Ob dieser Streifen von Crank-Co-Regisseur Mark Neveldine sonst noch was zu bieten hat, erfahrt Ihr in unserer Rezension.
Titel | Panama – The Revolution in Heating Up (OT: Panama) |
Jahr | 2022 |
Land | USA, Großbritannien |
Regie | Mark Neveldine |
Drehbuch | William Barber, Daniel Adams |
Genre | Action, Thriller |
Darsteller | Cole Hauser, Mel Gibson, Mauricio Hénao, Kiara Liz, Charlie Weber |
Länge | 98 Minuten |
FSK | ab 16 Jahren freigegeben |
Verleih | EuroVideo |
Die Handlung von Panama – The Revolution is Heating Up
Becker (Cole Hauser) ist in Panama – The Revolution is Heating Up ein abgewrackter CIA-Agent, der nicht über den Tod seiner Frau hinwegkommt. Dennoch rekrutiert ihn sein alter Boss Stark (Mel Gibson) für einen brisanten Geheimauftrag in Mittelamerika. Er soll einen Waffendeal mit den nicaraguanischen Contras abwickeln, der ein wenig verzwickt quasi über die Bande gespielt wird. Denn die Contras sollen für ihre Dienstleistung einen russischen Kampfhubschrauber erhalten, der sich im Besitz des panamesischen Diktators Manuel Noriega befindet. Und sie sollen ausgerechnet damit Noriega beseitigen.
Es ist das Jahr 1989, die Iran-Contra-Affäre um die dubiosen Finanzierungsmethoden, mit denen die US-Regierung den Contra-Rebellen in Nicaragua unter die Arme griff, ist noch nicht lange her. Und der Einmarsch der USA in Panama zum Sturz des mittlerweile als unzuverlässig eingestuften Noriega lässt nicht mehr lange auf sich warten. Das ist sozusagen der politische Hintergrund, unter dem Becker in Panama einsickert, getarnt als Casinoberater. Sein Kontaktmann ist Enrique Rodriguez (Mauricio Hénao), Neffe eines hochrangigen Militärs, der ihm den Helikopter beschaffen soll. Und dann kommt da noch die attraktive Carmila (Kiara Liz) ins Spiel…
Stoff für einen hochkarätigen Thriller
Aus der Feder eines John le Carré hätte aus Panama ein hochkarätiger Agententhriller werden können. Die Einbindung in die historischen Ereignisse hätte genügend Möglichkeiten kritischer Reflektion geboten. Doch davon ist in dem Streifen von Mark Neveldine wenig zu bemerken. Im Gegenteil: Die durchweg positiv-parteiische Darstellung der Contra-Rebellen ist mehr als nur ein Ärgernis. Bei allem, was man der gewählten linksgerichteten Sandinisten-Regierung Nicaraguas auch an Menschenrechtsverletzungen ankreiden mag, die von der CIA unterstützten Contras legten da noch ein deutliche Schippe drauf. Sie nun in der Opferrolle zu sehen, erzeugt mehr als bloßes Unbehagen.
Da freut es einen schon wieder, dass das gesamte historische Brimborium ohnehin nur vordergründige Staffage ist. Zwar wird im Vorspann noch mit vermeintlichen Nachrichtenbildern Authentizität vorgegaukelt, doch für die weitergehende Handlung wäre dieser Hintergrund beliebig austauschbar. Die plätschert ohnehin ohne größere Höhepunkte vor sich hin, und bietet statt Spannung ausgedehnte Langeweile.
Filmische Tricksereien können Panama nicht retten
Daran ändern auch die von Neveldine seit Crank gewohnten wackeligen Bilder, schrägen Perspektiven und schnellen Schnitte nichts. Was bei seinem Erstling noch innovativ wirkte und funktionierte, verkommt in Panama zur bloßen Masche ohne Sinn und Verstand. Action und Spannung erzeugt man eben doch nur mit Handlung, nicht mit technischen Tricksereien. Wirklich verwundern tut das nicht, hat Neveldine doch schon mit Crank 2 und später mit Gamer und Ghost Rider 2: Spirit of Vengeance nur noch Gurken geliefert, an denen höchstens eingefleischte Trash-Fans Gefallen finden.
Dabei fängt Panama sogar vielversprechend an. Die Szene, in der Becker betrunken auf dem Grab seiner Frau schläft und schließlich von Starks Hund wach geleckt wird, lässt zunächst auf einen ironisch oder gar satirisch angehauchten Streifen hoffen. Starks markige Sprüche aus dem Off zur Einleitung scheinen ebenfalls in eine solche Richtung zu deuten: „Eins sag ich euch, Leute, es ist ’ne ziemlich geile Sache, gegen die bösen Jungs zu kämpfen, vor allem im Auftrag der US-Regierung.“ Und weiter: „Wenn man jemanden braucht, um eine harte Nuss zu knacken, dann gibt’s nur einen: Becker!“
Satirisch oder reaktionär?
Doch gleich darauf ist von Ironie nichts mehr zu spüren. Man sieht Becker machomäßig auf dem Motorrad heranbrausen und eben sein Ding machen. Sollte dies alles, wie etwa auch der skurrile Einfall, Noriega einen Hubschrauber abzukaufen, der ihn töten soll, Satire sein? Etwa auch die ungewöhnliche und positive Darstellung der Contras? Dann wäre diese Absicht gründlich daneben gegangen. So ist Panama ein im Wesentlichen langweiliger und in weiten Teilen sogar ärgerlich reaktionärer Thrillerversuch.
Auch wenn Mel Gibson erst kürzlich mit The Professor and the Madman im Drama eindringlich zeigen konnte, was noch in ihm steckt, geht es ihm im Actionfach so wie den meisten alt gewordenen Haudegen: Sie müssen sich mit Nebenrollen begnügen. Das kann wie etwa bei Boss Level voll in Ordnung gehen. Auch in Panama ist er so etwas wie einer der wenigen Lichtblicke – zumindest für seine Fans. Cole Hauser hingegen, der in Yellowstone als ambivalenter Gefolgsmann des ebenso ambivalenten Großranchers John Dutton (Kevin Costner) seinem Charakter starke Glaubwürdigkeit verleiht, wirkt hier seltsam desinteressiert. Mit stoischer Miene stolpert er durch einen uninspirierten Film.
Unser Fazit zu Panama – The Revolution is Heating Up
Panama – The Revolution is Heating Up ist ein unausgegorener Actionthriller mit wenig Action und noch weniger Thrill. Die vordergründige Einbindung in historische Ereignisse ist nur Fassade – so dünn, dass der deutsche Verleih sich wohl gezwungen sah, diesen Aspekt durch den unpassenden Zusatztitel in den Vordergrund zu spielen. Ein paar gelungene Szenen machen den Kohl nicht fett. Nur für Fans von Mel Gibson in Teilen sehenswert. Wobei es fraglich ist, ob dessen knappe Screentime die Mühe lohnt.
Panama – The Revolution is Heating Up erscheint am 8. September 2022 auf DVD und Blu-ray. Digital gibt es den Film bereits seit dem 24. August.
Unsere Wertung:
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