Mit einer neuen Serie von Dan Fogelman will Disney+ das Serienjahr 2025 noch im Januar bereichern. In Paradise ist wenig so, wie es auf den ersten Blick erscheint. Astreines Mystery-Fernsehen also. Aber funktionieren die Rätsel auch oder sind sie nicht viel mehr als heiße Luft?
No data available.Paradise – Darum geht’s
Paradise spielt in einer idyllischen Gemeinde, die von einigen der einflussreichsten Menschen der Welt bewohnt wird. Aber diese Idylle zerbricht, als ein entsetzlicher Mord geschieht und eine hochbrisante Ermittlung beginnt.
Mystery mit viel Emotion
Dan Fogelman hat eine neue Serie in der Pipeline. Da werden weltweit einige Serienjunkies sofort die Ohren gespitzt haben. Denn mit This is Us und auch Only Murders in the Building hat der Showrunner zwei absolute “Crowd Pleaser” kreiert, einmal im Family-Drama-Bereich und einmal im Who-Dunnit-Krimi-Subgenre. Aber jetzt ist Paradise nicht gerade das, was man vom kreativen Geist hinter diesen beiden Projekten erwartet. Denn die neue Hulu-Show beginnt direkt mit einem Mord und wird dann in der Pilotfolge ziemlich verschachtelt entfaltet, ehe überhaupt klar ist, um was es eigentlich hier geht. Dementsprechend sei an dieser Stelle auch dringend davor gewarnt – wenn man sich gänzlich überraschen lassen will – hier nun weiterzulesen oder sich vor dem Schauen der Auftaktfolge umfassend zu informieren. Deswegen ist im übrigen auch die offizielle Synopsis, die auch wir hier aufgegriffen haben, sehr kryptisch gehalten…
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Also, ihr seid gewarnt! Natürlich werde ich nicht allzu tief in den Spoiler-Morast vordringen, aber zumindest ein bisschen was zum Geschehen in der ersten Folgen und dem Twist an deren Ende muss zur Einordnung geschrieben werden. Der Mord, der hier nämlich die Ereignisse in Gang setzt, ist kein x-beliebiger, sondern die Tötung des Präsidenten, gespielt von James Marsden! Aber keine Sorge, der Star ist damit nicht direkt wieder raus aus der Serie, denn Paradise spielt sehr offensiv mit zwei beziehungsweise sogar noch mehreren Zeitebenen. Die eigentlichen Hauptfiguren sind dann zum einen der Security-Mitarbeiter und auch Freund des Getöteten, der gespielt wird von Sterling K. Brown und Julianne Nicholson, die in die Ermittlungen involviert wird.
WO sind wir?!
Und jetzt zum Clou, also dem, was sich am Ende der ersten Episode offenbart: Wir befinden uns hier nicht in Washington DC wie wir es kennen. Nein, diese Mystery-Serie spielt in einer unterirdischen Stadt, man fühlt sich ein bisschen an den Truman Show-Twist erinnert – oder mit den Akteuren eingepfercht wie in Stephen Kings Under the Dome. Wie es dazu kam, dass die Gesellschaft dort lebt, ist eines der Rätsel, die im Verlauf ergründet werden und soll daher nicht verraten werden. Als Setting aber verleiht das dem Ganzen schon mal einen gewissen klaustrophobischen Grundton. Doch auch wenn die neue Fogelman-Show ein Thriller mit Mystery-Elementen ist, merkt man die Expertise in Sachen Emotionen des Machers in vielen Szenen. Die Dialoge haben fast ausnahmslos Tiefgang und mehrere Ebenen, die Charaktere sind allesamt von Schicksalsschlägen gezeichnet und auch der Umgang mit Musik ist typisch Fogelman.
Die Romantik in der Dystopie
Eine meiner allerliebsten Serien aller Zeiten ist The Leftovers und auch wenn sämtliche Vergleiche mit diesem Meisterwerk nahezu nur zu verlieren sind, so hat mich doch Paradise immer wieder an die Lindelof-Show erinnert. Die Verarbeitung von persönlichen Traumata, von Verlust, von Depression und den kleinen Momenten der Hoffnung gelingt hier wirklich äußerst gut, sodass man sehr schnell ein tiefes Interesse für die Figuren entwickelt. Zum Glück werden diese sowohl vom Drehbuch nicht im Stich gelassen als auch von den Darstellenden mit Bravour zum Leben erweckt.
Ausgewogen und fesselnd gespielt und erzählt
Es wäre nicht das erste Serienprojekt dieser Richtung, das sich in Überladung und den eigenen Ambitionen verstrickt und kein befriedigendes Seherlebnis liefert. Insbesondere durch den Spagat zwischen verschiedenen Genres, das parallele Erzählen von jeweils mehreren Strängen in unterschiedlichen Zeiten und die immer wieder mit Twists daherkommende Story, macht es sich Paradise schon von allein schwer, alle im Publikum bei Laune zu halten.
Doch hat man nach den ersten aufgelösten Fragezeichen die Hoheit über die Orientierung zurückgewonnen, dann fällt doch auf, dass Fogelman hier ziemlich genau weiß, was die wichtigen Plots sind und was dem untergeordnet wird. Das gilt dementsprechend dann auch für den Stab vor der Linse. Wie gesagt, werden auch etwas nebensächlichere Figuren mit ausreichend Screentime bedacht, aber die wichtigen bekommen angemessen viel Szenen, um Konturen zu entwickeln; Nicholson und Brown sind herausragende Seriendarsteller, was sie schon in Dutzenden Projekten beweisen konnten, aber in Paradise gehört ihnen die Bühne endlich fast ungeteilt.
Wer ist der Mörder von Cal? Das zentrale Rätsel ist ein spannender Krimi, angereichert mit Verschwörungsthriller-Elementen und unterfüttert dadurch, dass man den Toten in den Rückblenden, sowohl gespielt von Marsden als auch in der jüngeren Version von Charlie Evans (Leave the World Behind), noch kennenlernt – immer wissend, dass ihn sein Schicksal schon ereilt hat. Lost but not least, darf aber auch Krys Marshall nicht vergessen werden, deren besonderes Verhältnis zum Ermordeten erst nochmal eine weitere emotionale Dimension aufmacht. Schon in For all Mankind ist sie über die Zeit zu einer meiner Lieblingsfiguren geworden, hier gelingt es von Beginn an, dem Ensemble noch ein weiteres Ausrufezeichen hinzuzufügen.
Unser Fazit zu Paradise
Es gibt endlich mal wieder eine Serie, die sich traut, sehr offensiv mit einem Gimmick zu spielen und alles auf die Mystery-Karte zu setzen. Klar, kann man dabei auch mit dem Ende Schiffbruch erleiden, aber so stark und inhärent sich Paradise in den ersten sieben Folgen der Staffel präsentiert, sehe ich wenig Gefahr, dass das Staffelfinale, das vorab nicht zur Verfügung gestellt wurde, mit dem A… noch alles wieder einreißen wird. Starker Krimiplot, hohes Tempo, herausragende Charakterarbeit. Die neue Fogelman-Serie ist prädestiniert, das weltweite Disney+-Publikum über Wochen zu fesseln.
Paradise startet am 28. Januar 2025 direkt bei Disney+ mit den ersten drei Folgen.
Unsere Wertung:
© 2024 Disney und seine verbundenen Unternehmen.
Eine Antwort
Nice, werde dann mal serientechnisch von Apple auf Disney umsteigen 🙂