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Wie sieht der perfekte Schnittplatz für Hobbyfilmer*innen aus? – Die besten Tipps

Selber schneiden und die eigenen Videos zusammenstellen wie einen Hollywoodfilm? Davon träumen viele, die zumindest in ihrer Freizeit Filmschaffende sind. Natürlich braucht es kein eigenes Studio, um daheim Let’s Plays, Outdoor-Filme oder die ersten Kurzfilmprojekte und Sketche zu schneiden – aber zumindest einen geeigneten Schnittplatz. Wie man diesen gekonnt zusammenstellt und was es an Ausrüstung wirklich benötigt, das verrät dieser Ratgeber.

Was braucht ein moderner Schnittplatz – die technischen Basics

In diesem Ratgeber geht es ausschließlich um die technische Ausstattung zum Schneiden und für die sogenannte Postproduktion (also alles rund um die Nachbearbeitung, Schnitt, das Erstellen von Titeln und das Zusammenstellen von Ton, Musik, etc). Mikrofon, Zubehör und vor allem Kamera spielen daher nur eine untergeordnete, aber eine dennoch wichtige Rolle – denn je größer die Files sind, mit denen eine Kamera aufzeichnet, umso mehr Rechenleistung braucht der Computer, der das Herzstück eines jedes Schnittplatzes ausmacht. 4k-Videos brauchen mehr Performance als HD-Videos und 10-bit deutlich mehr als 8-bit.

Als Faustregel gilt, dass eine teurere Kamera auch einen teureren Rechner zum Schneiden benötigt. Am wichtigsten beim PC oder Mac ist dabei die Grafikleistung, denn professionelle Editing Software benutzt die GPU-Beschleunigung der Grafikkarte und arbeitet so deutlich effizienter. Die CPU wird erst wichtig beim Codieren des Videos, also beim Export. Viel RAM hält den Schnittprozess zudem stets flüssig. Neben dem Rechner braucht es natürlich auch noch Displays, Studiomonitore (Boxen) und Kopfhörer und das rechte Licht.

Alles im Blick mit dem richtigen Display

Bildschirme sind in den letzten Jahren deutlich im Preis gesunken und bereits für wenig Geld lassen sich starke Displays erwerben. Besonders Gaming-Monitore dominieren den Markt und bieten tolle Extras wie VSync und superhohe Bildwiederholraten. Das Problem: Zum Schneiden sind diese Displays nur bedingt geeignet. Denn Videos/Film werden in der Regel in Bildern pro Sekunde gedreht und geschnitten. Ein 60 Hz-Display ist hier die effizientere Wahl. Zudem sollte der Bildschirm die richtige Größe und Auflösung haben. HD- oder 2,5k-Displays sind hier inzwischen eher Auslaufmodelle. Schließlich sollten Videos beim Schneiden möglichst dicht an ihrer echten Auflösung abgespielt werden können. Ein 4k-Display ist zum Video Editing inzwischen längst das Minimum. Und weil beim Schnitt nicht nur das Video läuft, sondern mit Timeline, Mediathek und Infos auch noch drumherum viel eingeblendet wird, reicht ein 4k-Display kaum aus – zumindest für alle, die häufiger Videos schneiden.

Ultra Widescreens können hier eine gute und sehr elegante Option sein, sehr verbreitet sind auch Set Ups mit zwei Monitoren. Die zusätzliche Fläche vereinfacht den Arbeitsprozess deutlich und erlaubt schnelleres und flüssigeres Schneiden. Auch Moods und Inspirationen für die Farbbearbeitung oder Skripte für ein Voice-Over finden hier Platz. Auch die Helligkeit des Displays muss stimmen, mehr Peak bzw. Sustained Brightness (gemessen in Nits) spricht für eine kontrastreichere Farb- und Kontrastwiedergabe. Zudem sollten Displays richtig kalibriert werden, um eine möglichst treue Farbwiedergabe zu ermöglichen. Einen Überblick über empfehlenswerte Displays zum Schneiden gibt es hier – in der Auswahl ist von professionellen Modellen bis hin zu Displays für Einsteiger*innen alles dabei.

Der Schreibtisch an sich – ein ergonomischer Schnittplatz

Natürlich sollte nicht vergessen werden, dass es sich bei jedem Schnittplatz auch um einen Arbeitsplatz handelt. Schlechte Ergonomie am Schreibtisch ist für jeden Job und jedes Hobby ein Problem, das gilt natürlich auch beim Schneiden. Zumal hier die Stunden am Rechner oft nur so dahinfliegen. Die Basics für den Arbeitsplatz im Büro treffen auch auf den heimischen Schnittplatz zu. Und wer Kopf- und Nackenschmerzen vermeiden möchte, sollte auf einen gut eingerichteten Schreibtisch achten. Display bzw. Displays sollten in ausreichender Distanz stehen. Bei großen Monitoren mit viel Fläche bedeutet dies rund 100 cm Tiefe der Arbeitsplatte. Das gewährt mehr Überblick und entspannteres Arbeiten, übrigens nicht nur beim Videoschnitt.

Dies lässt sich auch gewährleisten, wenn die Monitore an VESA-Mounts angebracht werden, diese sind der Industriestandard in Produktionsstudios und fassen jeden Monitor, vom günstigen Gaming Display bis hin zu Apples 6k HDR-Display. An den Armen können Bildschirme bequem verstellt werden, es gibt auch rotierbare Optionen. Eine tiefe Arbeitsfläche bietet zudem mehr Raum für alles, was es noch zum Schnitt braucht. Vor allem Festplatten sammeln sich schnell. Zwar sind die kleinen SSDs wesentlich weniger platzeinfordernd als große mechanische Festplatten, aber etwas Ordnung hält den Schnittplatz frei von Ablenkung.

Ein Schrebitsch mit Laptop und Monitor, im Hintergrund Musikboxen.
Der eigene Schnittplatz zuhause © Adobe Stock, Friends Stock, 501996217

Audio richtig schneiden – mit einem Studiomonitor

Beim Videoschnitt denken viele vor allem ans Bild, der Ton wird oft vernachlässigt. Ein klassischer Anfängerfehler, denn gerade guter Sound lässt jeden Film, jedes Video und jeden Sketch deutlich professioneller wirken. Um Ton aber richtig anpassen und überhaupt beurteilen zu können, braucht es die richtigen Boxen. Studiomonitore kommen auch in professionellen Arbeitsumgebungen zum Einsatz und geben beim Schnitt einen glasklaren Sound wieder, der den Einsatz von Kompressoren, EQs und Limitern vereinfacht. Studiomonitore bieten eine besonders hohe Frequenzwiedergabe zwischen Höhen und Tiefen und werden präzise am Schreibtisch positioniert.

Der Klang erhält dadurch mehr Details und alle Soundaspekte können richtig bearbeitet werden, günstige Boxen für Endanwender*innen „glätten“ den Sound und erschweren dadurch die Bearbeitung. Auch in der täglichen Anwendung bieten Studiomonitore natürlich viel Performance und zudem sehen sie meist bestechend gut und professionell aus. Ergänzend sind Studiokopfhörer (mit hoher Impedanz) ein Tipp zum Schneiden und für einen tollen Musik- und natürlich Filmgenuss.

Maus und Tastatur als Werkzeug für das Schnitthandwerk

Was zu Hitchcocks Zeiten noch die Rasierklinge am Filmstreifen war, ist für NLEs (non linear editing suites) längst Maus und Tastatur geworden. Aber jede*r hat hier eigene Präferenzen und im Prinzip kommt es nicht auf das Ross an, sondern auf den Reiter.
Dennoch gibt es einige ergonomischere Alternativen, die den Workflow zusätzlich erleichtern. Gerade bei der Maus sollten angehende Cutter*innen bereit sein, etwas mehr Geld auszugeben. Denn die Ergonomie in der Hand sorgt auch in längeren Schnittsessions für unverkrampftes Arbeiten. Auch für andere Jobs ist eine ergonomische Maus eine tolle Investition.

Eine deutliche Verkürzung der Schnittzeit können zudem spezielle Tastaturen liefern, auf denen die Shortcuts der jeweiligen Software farbig markiert sind. Egal ob Final Cut, Premiere, Avid oder DaVinci Resolve, passende Tastaturen gibt es für jedes professionelle Schnittprogramm. Auch gummierte Auflagen sind für viele Keyboards erhältlich. Noch schneller wird der Schnittprozess mit dedizierter Hardware wie sie BlackMagic Design für ihr Schnittprogramm DaVinci Resolve anbietet. Aber das ist eher ein Einblick in die Arbeit professioneller Studios als eine Kaufempfehlung für daheim.

Sanfte Raumbeleuchtung für harte Schnitte

Ein besonders wichtiger Aspekt bei jeder Arbeit am Monitor ist das Umgebungslicht. Gerade beim Videoschnitt und der Farbbearbeitung ist dies essenziell. Grundsätzlich sollten Räume hier durch eine durchgehend flächige, indirekte Beleuchtung mit Licht versorgt werden. Das Display sollte im rechten Winkel zum Fenster stehen und indirekte Lichtquellen gegen die Decke und an den Wänden schaffen eine sanfte Lichtatmosphäre, ohne sich im Bildschirm zu spiegeln. Der Blick auf die Arbeit sollte frei von Reflexionen und Störungen sein.

Ein Schreibtisch mit mehrere Monitoren, ein Mann tipp auf der Tastatur
Die technische Ausstattung beim Schneiden ist wichtig © Adobe Stock, Gorodenkoff, 432104680

Ein guter Schnittplatz ist ein guter Arbeitsplatz (und mehr)

Wer mehr Mühe in den heimischen Schnittplatz investiert, wird nicht nur beim gelegentlichen Videoschnitt ein besseres Erlebnis haben. Ein guter Schnittplatz ist auch ein toller Platz für Büroarbeit, Gaming und natürlich vor allem auch zum Filmgenuss. Aufgeräumte Flächen und ein wohl sortierter Schreibtisch schaffen auch Ordnung im Kopf und diese Art von Freiheit ist perfekt, um aus jedem Urlaubsvideo, Kurzfilm oder dem GoPro-Abenteuer unter Wasser das Beste herauszuholen.

 

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Bild 1 im Text: © Adobe Stock, Friends Stock, 501996217

Bild 2 im Text: © Adobe Stock, Gorodenkoff, 432104680

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