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Michael Baldwin, Bill Thornbury und Reggie Bannister stehen nebeneinander in einer Friedhofshalle | Phantasm - Das Böse

Phantasm – Das Böse

Ein hünenhafter Friedhofswärter mit irrem Blick, fliegende silberne Kugeln und sonderbare Winzlinge mit Umhängen – Regisseur und Autor Don Coscarelli legte 1979 mit Phantasm (zu dt. auch Das Böse) den Grundstein für eine kultige Horrorfilmreihe, die erst 2016 mit dem insgesamt fünften Teil seinen Abschluss fand.

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TitelPhantasm – Das Böse
Jahr1979
LandUSA
RegieDon Coscarelli
DrehbuchDon Coscarelli
GenreHorror, Sci-Fi
DarstellerMichael Baldwin, Bill Thornbury, Reggie Bannister, Kathy Lester, Angus Scrimm
Länge89 Minuten
FSKab 16 Jahren freigegeben
VerleihKoch Media
Das Cover von Phantasm - Das Böse mit FSK 16 Siegel und Angus Scrimm in Großaufnahme
Das Cover der neuen Koch-Media-Edition von Phantasm © Koch Films

Die Handlung von Phantasm

Der junge Jody (A. Michael Baldwin) hat beide Eltern verloren und lebt seitdem zusammen mit seinem älteren Bruder Mike (Bill Thornbury). Als dessen Freund Tommy ermordet aufgefunden und anschließend beerdigt wird, häufen sich die merkwürdigen Ereignisse auf dem Gelände des Friedhofs. Jody geht der Sache nach und erkennt bald, dass der hünenhafte Friedhofswärter, der Tall Man, einen düsteren Plan verfolgt. Doch um im Innern der Friedhofshalle die Wahrheit aufzudecken, muss der Teenager sich nicht nur gegen eine Horde an Kapuzen tragenden Kleinwüchsigen behaupten, sondern auch fliegenden, silbernen Kugeln ausweichen, die Eindringlingen mit einem Bohrer den Garaus machen. Zum Glück steht ihm neben seinem Bruder auch der Eisverkäufer Reggie (Reggie Bannister) zur Seite, um den Kampf gegen die dunklen Mächte aufzunehmen…

Ein Mann, eine Reihe

Ende der 70er-Jahre konnte der erst 24-jährige Regisseur und Drehbuchautor Don Coscarelli bereits auf zwei Filme in Hollywood zurückschauen, ehe er mit Phantasm den Grundstein für eine fünfteilige Horrorfilmreihe legte, die heutzutage eher Kult- als Klassikerstatus genießt – und das in kleinen, eingeschworenen Fankreisen. Dabei ist der erste Teil der Reihe, die in Deutschland auch unter dem Namen Das Böse bekannt ist, ein sehenswerter Rohdiamant – ungeschliffen, aber mit genügend Strahlkraft. Coscarelli übernahm hierfür nicht nur die Regie und das Drehbuch, sondern kümmerte sich zusätzlich auch um den Schnitt und die Produktion.

Angus Scrimm als Tall Man steht inmitten einer marmornen Säulenhalle
Der mysteriöse Friedhofswärter (Angus Scrimm), nur Tall Man genannt © Koch Films

So konnte der junge Filmemacher dem Projekt mit seinem ausgeprägten Stilwillen seinen Stempel aufdrücken. Rückblickend bleibt Coscarelli auf ewig mit dieser Reihe verbunden, auch wenn er weitere solide Horrorkomödien wie Bubba Ho-Tep und John Dies at the End ablieferte. Nach wenig erfolgreichen anderen Projekten kehrte er erstmals 1988, dann 1995, 1998 und zuletzt 2016 zurück zu Phantasm. Dabei konnte er stets auf die Originalbesetzung zurückgreifen, sodass alle fünf Filme hervorragend als zusammenhängende Saga funktionieren. Der Erstling beantwortet zwar alle Fragen rund um das Mysterium des Tall Man, erweist sich im Nachgang dennoch als lohnenswerte Rampe, den kleinen Filmkosmos in den Fortsetzungen auszubauen.

Träume, Illusionen oder löchriges Drehbuch?

Wer sich Phantasm zum ersten Mal anschaut, kommt nicht umhin, Geduld und Aufmerksamkeit für das Geschehen aufzubringen. Der Einstieg in das Setting und die Figuren fällt durchaus holprig und sprunghaft aus, was bei einigen Zuschauern schnell die Frage nach einem unfertigen oder unbeholfenen Drehbuch aufwerfen dürfte. Auch der Schlusstwist trifft sein Publikum mit dem Dampfhammer und eröffnet unmittelbar mit den Credits die Diskussion.

Daher empfiehlt es sich hier tatsächlich einmal, vorher Infos einzuholen. Der Trailer offenbart sich schnell als Interpretationshilfe, wenn er wie ein Lexikoneintrag den Titel erklärt: Phantasm = „the delusion of a disordered mind. a phantom. a spirit. a ghost.“ Aber wer ist dieser wirre Geist, der dem Wahn verfällt? Zweifellos passt diese Beschreibung auf die Hauptfigur Jody, der erst vor Kurzem beide Elternteile verloren hat. Weil ihm nur noch sein Bruder bleibt, entwickelt er unwillkürlich die Angst, auch sein letztes Familienmitglied zu verlieren. Auf Schritt und Tritt folgt er deshalb Mike, was seinem Verhalten schon pathologische Züge verleiht.

Bill Thornbury in der Rolle des Bill kniet vor schwarzen Fässern mit einer Shotgun in der Hand
Jody kann auf die Hilfe seines Bruders Mike zählen © Koch Films

Wenn Coscarelli die Handlung seines Films durch die Augen seiner Hauptfigur erzählt, dann wird Jody für uns zum unzuverlässigen Erzähler. In seinem Kopf mischen sich (Alp-)Träume, Illusionen und wahre Ereignisse zu einem Gewirr, das wir selbst mitsortieren müssen. So erschließt sich Coscarellis eigenwillige Inszenierung. Häufige Voice-Overs erzählen so von Momenten, die sich nicht auf die gerade präsentierten Bilder beziehen.

Abrupt eingeschobene Rückblenden werfen erst einmal die Frage auf, zu welchem Zeitpunkt die Ereignisse spielen. Dass zudem große Teile der Handlung bei Nacht (und Nebel) spielen, unterstreicht die Unwirklichkeit und Unheimlichkeit des Geschehens. Coscarellis Stilwille und Bildsprache ist schlichtweg beeindruckend.

Skurril, blutig, unterhaltsam: Die Welt von Phantasm

Natürlich weist Phantasm als Low-Budget-Produktion eines jungen Filmschaffenden handwerkliche Schwächen auf, unter die im Übrigen auch das bescheidene Schauspiel der Darsteller fällt. Wer so weit gehen möchte, kann auch die Armut und Lethargie im Spiel der Akteure als sinnvoll und zielführend verbuchen, um eine schlafwandlerische, unwirkliche Atmosphäre zu erzeugen. So sollten die augenscheinlichen Unzulänglichkeiten zumindest nicht dafür sorgen, dass man die eigentlichen Qualitäten des Films leichtfertig übersieht.

Michael Baldwin, Bill Thornbury und Reggie Bannister stehen nebeneinander in einer Friedhofshalle | Phantasm - Das Böse
Drei sympathische Hauptfiguren: Die Brüder Mike & Jody mit ihrem Freund Reggie im Hintergrund © Koch Films

Außerdem gestaltet sich der Plot nach dem etwas stottrigem Start angenehm geradlinig und geheimnisvoll. Denn dass der Tall Man beerdigte Leichen wieder ausgräbt und mit übermenschlichen Kräften fortträgt, ist ebenso mysteriös wie die Horde an vermummten Kleinwüchsigen, die auf dem Friedhofsgelände herumwandern. Spätestens als die Winzlinge auf Anweisung des Tall Man in die Offensive gehen, formt Jody mit Mike und Reggie ein schlagkräftiges Trio, um das Geheimnis des Friedhofs und seiner Bewohner zu lüften.

Kurze, natürlich handgemachte, Splatter- und Goreszenen sorgen dabei für die nötige Würze bei Horrorfans. Gerade die fliegenden Kugeln, die über einen Bohrer die Schädeldecke knacken und dann das Blut heraussaugen, sind so skurril wie unterhaltsam. Dabei arbeitet der erste Teil der Phantasm-Reihe noch deutlich weniger mit Gewaltspitzen, sondern konzentriert sich hauptsächlich darauf, seine schauerlich-mysteriöse Atmosphäre mit ungewöhnlichen Fantasy- und Science-Fiction-Elementen auszugestalten.

Abgetrennte Finger, die sich von selbst bewegen, ehe sie sich plötzlich in Käfer verwandeln, die Wahrheit hinter den Zwergen und das absurd-morbide Vorhaben des Tall Man insgesamt geben diesem Horrorfilm seinen ganz eigenen Charme. Maskenkiller, Zombies, Dämonen oder andere typische Antagonisten kommen hier nicht zum Einsatz, dafür bleibt Coscarellis Figurenpersonal bis heute un- und außergewöhnlich.

Michael A. Baldwin als Jody sitzt an eine marmorne Wand gelehnt. Vor ihm eine Leiche mit Urinpfütze
Der Weg zur Wahrheit ist lebensgefährlich, vor allem für Jody © Koch Films

Unser Fazit zu Phantasm

Aus wenig viel machen ist eine der Grundtugenden des Horrorfilmgenres und so liefert auch Don Coscarelli mit nicht mehr als 300.000 US-Dollar einen sehenswerten Film, der nicht nur mit seiner alptraumhaften Atmosphäre zwischen Realität und Einbildung zu überzeugen weiß, sondern auch mit liebevoll handgemachten Effekten und einer eigenen kleinen Welt punktet. Die kurzen Antworten auf die unzähligen Fragezeichen im Kopf des Zuschauers werden zwar bedient, lassen aber genug Raum für Fortsetzungen, um die Lore weiter auszudefinieren.

Für den unbedarften Zuschauer, der sich bisher nicht in die Tiefen des Genres vorgewagt hat, mag Phantasm schnell altbacken, schwach gespielt und etwas holprig inszeniert sein. Diese Ecken und Kanten sollte man in Kauf nehmen können, um den unheimlichen Trip genießen und bis zum Ende mitgehen zu können. Gerade aus heutiger Sicht mögen andere Genrevertreter wie Halloween und Dawn of the Dead aus dieser Zeit mehr Aufmerksamkeit und Kultstatus erhalten haben, aber der Film darf mit Fug und Recht als Geheimtipp und beeindruckendes Schauerstück noch vor den 80ern gelten.

Unsere Wertung:

 

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© Koch Films

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