Stell dir vor du wachst verkatert auf und deine Ex drückt dir dein Kind in die Hand, von dem du bisher nichts wusstest. Plötzlich Papa, und was nun?
Titel | Plötzlich Papa (OT: Demain tout commence) |
Jahr | 2016 |
Produktionsland | Frankreich |
Regie | Hugo Gèlin |
Drehbuch | Hugo Gèlin, Mathieu Oullion, Jean-André Yerlès |
Genre | Drama, Komödie |
Darsteller | Omar Sy, Clémence Poésy, Gloria Colston, Antoine Bertrand, Ashley Walters |
Länge | 118 Minuten |
FSK | Ab 0 Jahren freigegeben |
Verleih | Tobis Film |
Plötzlich Papa – Handlung
Der junge Erwachsene Samuel (Omar Sy), arbeitet als Animateur an einem Strandhotel. Er feiert oft und ausgelassen und ist nicht gerade der zuverlässigste Angestellte. Eines Morgens wacht er verkatert neben 2 Frauen auf. Plötzlich wird von einer Frauenstimme auf den Steg gerufen. Er erkennt sie zuerst nicht, doch es stellt sich heraus, dass sie ein One-Night-Stand aus London (Clémence Poésy) ist. Im Arm hält sie sein Kind. Sie drückt es ihm in die Hand unter dem Vorwand noch das Taxi bezahlen zu müssen. Sie kommt selbstverständlich nicht zurück.
Völlig überfordert versucht der noch komplett unerwachsene und unorganisierte Samuel, die Mutter zu verfolgen um ihr das Kind zurück zu geben. Von nun an entwickelt sich eine Tragikomödie, die jede Menge Facetten des Lebens bereit hält und mit der man einmal die gesamte Palette an Emotionen erleben darf.
Ein guter Cast
Omar Sy ist die perfekte Besetzung für den unbedarften Samuel, man nimmt ihm die Rolle sofort zu 100 Prozent ab und kann sich sehr gut mit ihm identifizieren.
Clémence Poésy, die einige vielleicht aus Harry Potter oder Gossip Girl kennen, war mir bis dato nicht sonderlich präsent. Sie verkörpert die aufgebrachte und ebenfalls überforderte Ex Kristin und auch sie bringt ihren Charakter sehr lebendig und glaubhaft rüber. Sie dient als Gegengewicht zu Omar Sy und wird einige Male zum Buhmann.
Samuels Tochter Gloria sorgt während der Spielzeit stets für gute Laune und schafft somit ihre Darstellerin Gloria Colston perfekt. Der kleine Wirbelwind „erzieht“ nebenbei auch ihren Vater, der plötzlich einen Grund hat sein Leben ernsthaft anzugehen.
Komplettiert wird das unschlagbare Trio von Bernie, verkörpert von Antoine Bertrand. Ein lebenslustiger Stunt-Regisseur, der Samuel unter Vertrag nimmt und nebenbei sein bester Freund und Wegbegleiter wird.
Dieses Ensemble passt perfekt zusammen, jeder scheint die Rolle auf den Leib geschneidert bekommen zu haben, es wirkt zum Teil so, als würde man eine Dokumentation über eine Familie sehen und keinen Film. Durch diese Darbietung wecken die Figuren in der Geschichte die Emotionen der Zuschauer ziemlich schnell und nachhaltig. Man fühlt mit ihnen und drückt die Daumen.
Ein schönes Setting
Als Kulissen dienen der bezaubernde Strand von Südfrankreich, das Reich von Samuel und das britische London als starker Kontrast. Doch Samuel weiß sich einzurichten und so stellt er seiner Tochter ein Haus der Extraklasse zur Verfügung, wie ich es bisher noch nicht gesehen habe.
Die Schauplätze sind gut durchdacht und gewählt. Sie runden die Story ab.
Schnörkellose Inszenierung
Was die technische Leistung angeht, kann ich sagen, dass der Streifen sehr dynamisch, jung und mitreißend wirkt. Nicolas Massart, der bereits gezeigt hat, dass er ruhigere und rasante Filme mit seiner Kameraführung abbilden kann, lässt Plötzlich Papa punktuell an Fahrt aufnehmen.
Aber auch die ruhigen, emotionalen Momente setzt er optimal in Szene. Dabei hält es sich die Waage und wirkt nicht künstlich aufgesetzt. Jede Einstellung kommt genau dann zum Tragen, wenn sie gefordert ist.
Der Soundtrack hat mir hervorragend gefallen. Jegliche Lebenslage wird so unterstrichen und dem Zuschauer als Gesamtbild präsentiert. Vor allem die Vater-Tochter-Dynamik erreicht so eine höhere Ebene.
Der Aufhänger des Films ist ganz klar die Problematik mit One-Night-Stands und eventuell daraus resultierender Komplikationen. Was tut man, wenn ein Kind bei so einem Ausrutscher heraus kommt? Wie sollte man generell mit der Thematik umgehen? Muss man erwachsen werden? Was ist überhaupt erwachsen? Wie schnell muss das gehen? Sind „unerwachsene“ Männer in der Lage für ein Kind zu sorgen? Müssen sich 2 Menschen mögen oder gar lieben, nur weil sie ein gemeinsames Kind haben? Wie geht die Gesellschaft mit so etwas um?
Diese und noch viele weitere Fragen werden in Plötzlich Papa versucht zu beantworten oder dem Zuschauer zumindest den ein oder anderen Denkanstoß mit auf den Weg zu geben.
Die Charaktere werden recht gut vorgestellt und man hat schnell das Gefühl „sie zu kennen“.
Unser Fazit zu Plötzlich Papa
Der Film an sich ist sehr erfrischend, die Story ist ungewöhnlich und nicht immer vorhersehbar, sehr unterhaltsam, an vielen Stellen witzig (wenn auch die Gag-Dichte nicht ganz so hoch ist wie bei Ziemlich beste Freunde).
Ein sehr starkes und besonders gut gelungenes Element ist aber die Tragik und deren Wechselwirkung mit dem Alltag. Wenn man etwa sieht, wie Samuel trotz allem, bis zum Letzten kämpft um seiner Tochter eine perfekte Kindheit zu ermöglichen und dabei ständig Rückschläge hinnehmen muss.
Es war auch der erste Film seit Jahren, bei dem ich des Öfteren den Anflug von Tränen in den Augen verspürt habe, daher kann ich von emotionaler Seite nur von einem sehr gelungenen Machwerk sprechen. Mir gefällt dieses Genre persönlich einfach sehr gut und Plötzlich Papa ist ein herausragendes Beispiel, wie das Filmjahr 2017 bitte weiter gehen soll.
Unsere Wertung:
Zuletzt aktualisiert am 10. November 2022 um 0:00 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr. | Zuletzt aktualisiert am 10. November 2022 um 0:02 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr. |
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