Regisseur Lars Klevberg, der das 2019 erscheinende Reboot zu Child’s Play inszenieren soll, hat mit Polaroid und seinem gleichnamigen Kurzfilm bereits etwas Übung in dem Genre. Ob er dieses aber auch beherrscht und was ihr von Polaroid erwarten könnt, erfahrt ihr in unserer Review!
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No data available.Darum geht’s in Polaroid
Bird Fitcher (Kathryn Prescott) ist eine Außenseiterin an ihrer Schule. Als sie eines Tages über eine seltsame, alte Polaroidkamera stolpert, ahnt sie noch nicht, welches Unheil sie mit dieser heraufbeschwören wird. Denn in dieser Kamera schlummert ein furchtbares Geheimnis: Die Personen, die mit ihr fotografiert werden, ereilt kurz darauf auf brutale Weise der Tod. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, in dem die Fotografierten das Mysterium um die Kamera lüften müssen, um ihr Leben zu retten. Rasend schnell wird die Gruppe kleiner und auch die Hoffnung auf Rettung schrumpft zusehends.
Geradliniger Horror
Die Prämisse des Films an sich klingt wirklich interessant. Es wirkt schon beinahe wie eine Creepy Pasta (Gruselmythos aus dem Internet) wie zuletzt bei Slender Man. Nun ist Polaroid aber immerhin um einiges besser als die eben genannte Vollkatastrophe. Doch da das nicht viel zu bedeuten hat, folgt nun mehr zu dem kanadischen Horrorthriller. Der norwegische Regisseur Lars Klevberg hat bereits 2015 einen Kurzfilm über die Polaroid-Kamera gemacht, der nun eine Langfilmvariante spendiert bekommen hat. Ähnlich wie bei dem Kurzfilm und dem darauffolgenden Langfilm Lights Out von David F. Sandberg (Shazam, Annabelle 2) aus dem Jahr 2016, gelingt es auch Klevberg nicht, seine im Grunde genommen coole und stellenweise wirklich gruselige Grundidee über die gesamte Laufzeit konstant mit ausreichend Spannung und Horrorstimmung zu befeuern. Dem Streifen geht somit leider fortwährend die Puste aus.
Viel zu handzahm und blutleer
Polaroid haftet zu jeder Zeit der fade Beigeschmack eines Teenie-Horrorfilms an. Das an sich wäre nicht unbedingt weiter dramatisch, wenn man denn aus der im Grunde genommen spannenden Prämisse visuell etwas mehr Eindringlichkeit herausgekitzelt hätte. Hat man aber leider nicht oder nur in den allerwenigsten Sequenzen. So fühlt es sich nämlich so an, als würde der Streifen mit einer stets angezogenen Handbremse ablaufen und hinter seinen Möglichkeiten zurückbleiben. Denn die Idee, dass das, was auch immer mit dem Foto geschieht, auch mit dem Fotografierten passiert, ist an sich wirklich nett. Stellenweise wird diese Grundidee auch hervorragend ausgenutzt und umgesetzt, nur fehlt es eben an Eindringlichkeit. Seien es Verbrennen durch Anzünden oder brutale Zerquetschungen durch Zerknüllen des Fotos: Polaroid spielt diese Karte an sich ziemlich gut aus, ist dabei aber auch leider nur halb so spannend und intensiv, wie er hätte sein können.
Eine weitere Sache, mit der sich Horrorfilme heutzutage einfach schwer tun, sind die Jumpscares. Ebenso verhält es sich zumeist auch mit Polaroid. Die Jumpscares, begleitet vom mitunter entnervend hysterischen Schreien der Protagonisten, sind in ihrer schieren Menge einfach zu viele. Wobei man hier schon sagen muss, dass sich der Streifen einige seiner Schreckmomente aufgrund eines guten Aufbaus und optisch gelungener Spielereien auch verdient. Aber in der Masse gehen sie dann doch vereinzelt eher auf den Keks, anstatt wohlige Gruselstimmung zu verbreiten. Jumpscares sind nun mal kein Ersatz für eine langsame und gut aufgebaute Spannung. Kriegt das doch bitte endlich in euren Kopf, liebe Produzenten!
Optisch ein Hingucker
Polaroid ist ein Horrorstreifen, der dem Genre eigentlich nichts Neues beizutragen hat, dafür aber immerhin einige nette Momente bereithält und wirklich hochwertig produziert ist. Wenn man denn von einigen mittelprächtigen CGI-Einlagen absehen kann. Ansonsten ist die Szenerie schön stimmungsvoll und teilweise wirklich atmosphärisch beleuchtet. Außerdem wurde, was die Sounds der Kamera und der Projektoren angeht, ganze Arbeit geleistet und audiovisuell macht der Film schon Laune. Ebenso verhält es sich mit den Geräuschen, die das geisterhafte Wesen von sich gibt. Das tiefe, röchelnde Atmen sorgt anfangs für wohligen Grusel, nutzt sich im Laufe des Films aber ziemlich schnell ab. Der hochgewachsene Darsteller Javier Botet, der in dem Horrorgenre schon eine Art Koryphäe ist und allerlei ikonische Monster und Wesen spielte, macht auch das Wesen aus Polaroid durch seine Bewegungen und Physis wieder sehr befremdlich.
Mein Fazit zu Polaroid
Die dämliche und selbst für Genreverhältnisse unglaubwürdige Auflösung des Mythos rundum die mordende Kamera, die zu rigoros eingesetzten Jumpscares und die Tatsache, dass der Streifen auch als FSK 12 hätte durchgehen können, verpassen dem Ganzen leider einige ziemlich harte Dämpfer. Demgegenüber stehen das deutlich hochwertige Produktionsgewand und einige kreative Ideen, die sich aus der vielversprechenden Prämisse ergeben. Letzten Endes muss man hier für sich selbst entscheiden, ob man sich mit einem weiteren, absolut genretypischen, aber ganz nett gemachten Horrorstreifen abgeben möchte oder seine Zeit lieber anderweitig investiert. Wer aber schon den Kurzfilm zu Polaroid mochte, die Idee dazu feierte und der Langfilmvariante von Lights Out von David F. Sandberg einiges abgewinnen konnte, der dürfte auch mit Polaroid noch seinen Spaß haben können. Der große Wurf ist der Streifen aber sicherlich lange nicht und bedauerlicher Weise bleibt er unter vielen Gesichtspunkten weit hinter seinen Möglichkeiten.
Unsere Wertung:
Polaroid ist seit dem 17. Mai als Blu-ray, DVD und digital erhältlich!
© Capelight Pictures