Private Parts ist die Verfilmung der gleichnamigen Autobiografie von Radiomoderator Howard Stern. Ob der Hörfunke auch visuell rüberspringt, erfahrt ihr in der Review!
Titel | Private Parts |
Jahr | 1997 |
Land | USA |
Regie | Betty Thomas |
Drehbuch | Howard Stern, Len Blum, Michael Kalesniko |
Genre | Biografie, Komödie, Drama |
Darsteller | Howard Stern, Robin Quivers, Mary McCormack, Fred Norris, Paul Giamatti, Gary Dell’Abate, Jackie Martling |
Länge | 119 Minuten |
FSK | ab 16 Jahren freigegeben |
Verleih | Universal Pictures |
Private Parts – Handlung
Als Sohn eines Radiotechnikers kommt Howard schon früh mit seiner späteren Profession und Passion zusammen. Während sein Vater ihn stets anweist, die Klappe zu halten, wächst in ihm der Wunsch, als Radiomoderator tätig zu werden. Seinen ersten Job führt über das Studentenradio zu schlecht bezahlten Tätigkeiten in der Rundfunkbranche. Viele Zuhörer hat er nicht, und auch seine Vorgesetzten halten ihn als Moderator für untauglich. Zuspruch erhält er hingegen von seiner Ehefrau. Sie entdeckt in Howard das Talent, frei über sein Leben und seine Gedanken zu sprechen. Seine vulgären, provokanten, jedoch auch ehrlichen Auftritte verhelfen ihm zum Erfolg. Freunde und Kritiker hören ihn gleichermaßen, aufgrund seiner Unberechenbarkeit, zu. Doch mit zunehmenden Erfolg steigen auch beruflicher und privater Druck…
Der Blick hinter das Mikro
Die Geschichte lässt sich Zeit, Zugang zu dem Protagonisten zu schaffen. Zunächst verliert er sich in pubertären Albernheiten, und Howard Stern wirkt dabei unzugänglich und klischeehaft. Die Beleuchtung seines familiären und beruflichen Umfelds in seinen frühen Jahren wirkt etwas gehetzt. Zwar ist die Figurenzeichnung selbstironisch skizziert, verwährt sich jedoch zunächst jegliches Interesse an Howard Stern. Dies mag ein Problem sein, welches außerhalb der USA herrscht. In Amerika ist Howard Stern ein Star, anderorts ist der Moderator hingegen eher unbekannt. Doch bevor der Radiosprecher in aller Munde gerät, tapst er unbeholfen von einem Missgeschick ins nächste. Zuhörer findet er kaum, und einem unwissenden Publikum dürfte schnell der Geduldsfaden strapaziert werden.
Doch was zunächst stört, entpuppt sich als Gewinn für den Film. Kaum spricht Howard über sein persönliches Leben, wird seine Radioshow lebendig. Private Parts gewinnt an Unterhaltungswert, die Figur wird zugänglicher. Zuschauer und -hörer gleichermaßen haben Anteil an seinem Leben und seinen Reflektionen des Alltags. Die oftmals als prüde wahrgenommene amerikanische Bevölkerung beschert den größtenteils sexuellen Inhalten der Show enorme Quoten. Dabei gelingt dem Film das Kunststück, dass auditive Format mit Bewegtbildern anzureichern und zu einem stimmigen Gesamtbild zu vereinen.
Die Menschen hinter dem Mann hinter dem Mikro
Nicht zuletzt liegt der Erfolg seiner Show an dem Zusammenspiel mit seinen Co-Moderatoren begründet, die bereitwillig Howards Eskapaden unterstützen. Die Chemie zwischen den Figuren könnte alleinig den Film tragen. Was im Radio gut und stimmig klingt, funktioniert tatsächlich auch im Film. Nicht nur die Ausführungen Sterns sind interessant zu verfolgen, auch die Dialoge mit seinen Mitarbeitern und den Gästen sind höchst unterhaltsam und herrlich unkonventionell. Mit zunehmender Laufzeit fügen sich auch die Szenen, die sein Privatleben fokussieren, geschmeidig ins Gesamtbild, und die Dramaturgie wechselt dann zwischen Komödie und Beziehungsdrama. Während sein unberechenbares Spiel hinter dem Mikrofon funktioniert, glückt seine Selbstdarstellung und -reflektion vor der Kamera jedoch nur mit Einschränkungen.
Private Einblicke bei gedämmten Licht
Leider werden viele Etappen seines Lebens genau wie viele seiner Gedankengänge nur oberflächlich aufgearbeitet. Howard Stern teilt seinem Publikum allerlei Privates mit und verlangt dies auch von seinen Gästen. Zusätzliche Laufzeit in eine Vertiefung des Gefühlslebens zu gewähren, hätten den Film deutlich aufwerten können. Howard beschwert sich in Private Parts, häufig missverstanden zu werden. Für ein tiefergehendes Verständnis gibt Stern jedoch zu wenig her. Die Motivation hinter seinem bewusst skandalösen Auftreten bleibt ebenfalls unklar. Zwar wird angedeutet, dass dies durch die Erziehung des Vaters zusammenhängt und durch Vorgesetzte in den Rundfunkbranchen fortgesetzt wird. Jedoch wird dies nie explizit zur Sprache gebracht. Für einen Künstler, der kein Blatt vor dem Mund nimmt, hält er sich äußerst bedeckt.
Zwar lebt das Medium Film davon, die Bilder sprechen zu lassen, doch Off-Kommentare des Moderators hätten dem Gezeigten durchaus mehr Substanz verleihen können. Bei einem Biopic über einen Künstler, der gewohnt ist, alles herauszuposaunen, was ihm gerade durch den Kopf geht, wäre dies mehr als wünschenswert gewesen. Dem komödiantischen Anteil hätte dies sicherlich keinen Abbruch getan, denn die dramatischen Momente aus Howards Leben finden ja ebenso Berücksichtigung. Dabei wirkt es jedoch oftmals so, als hätte Betty Thomas versucht, Momente der Ernsthaftigkeit schnell abflachen zu lassen oder komödiantisch zu umgehen. Auch versucht Howard, Schicksalsschläge humoristisch aufzuarbeiten, und immerhin ist dies die Verfilmung seiner Autobiografie. Etwas mehr Distanz zu Howards künstlerischem Umgang mit seinem Leben hätten vielleicht mehr Aufschluss über einen Menschen geben können, der sich danach sehnt, verstanden zu werden.
Wer geht uns auf den Kasten?
Doch was wäre eine Radioshow ohne die passende Musik und ein Film ohne passenden Soundtrack? Legenden wie Jimi Hendrix, Deep Purple oder Van Halen gesellen sich zu zur Zeit der Entstehung aktuellen Künstlern wie Marilyn Manson, Porno For Pyros oder Rob Zombie. Des Letzteren Beitrag mit dem Titel „The Great American Nightmare“ fand 1999 als Theme-Song in Howards Radio-Show Verwendung. Der Moderator sprach selbst einige Zeilen dafür ein. Freunde des Rock und Metals werden ihre Freude mit dem Soundtrack haben. Zudem stolpern Musiker wie Ozzy Osbourne oder Slash durch die Bewegtbilder um Howard Sterns Weg zum Erfolg. Doch auch Freunde des Rap dürfen sich auf Auftritte von Flavor Flav oder MC Hammer freuen. In dem Soundtrack findet sich zudem LL Cool J ein und rappt sich durch eine Crossover-Nummer.
Unser Fazit zu Private Parts
Diese Verfilmung der Autobiografie Howard Sterns ist äußerst stimmig inszeniert. Betty Thomas versteht es, dramaturgisch zum richtigen Moment einen Zugang zu der Figur zu schaffen und diese auszubauen. Sterns Werdegang ist interessant zu verfolgen, und aus dem Kampf mit der Prüderie seiner Vorgesetzten gewinnt der Film an humoristischem Potential. In den dramatischen Szenen bewahrt sich der Film seine Glaubwürdigkeit. Zwar lässt er oftmals Ernsthaftigkeit vermissen, dafür obsiegt der enorme Unterhaltungswert über die filmische Umsetzung von Sterns gleichnamigen Buch. In seinen besten Momenten wirkt Private Parts wie eine Mischung aus Larry Flynt und Waynes World. Wer sich davon angesprochen fühlt oder Interesse aam streitbaren Radiostar mitbringt, sei der Film ans Herz gelegt.
Private Parts ist seit dem 05.11.2020 auf DVD, als Stream und auf Blu-ray verfügbar!
Unsere Wertung:
Zuletzt aktualisiert am 10. November 2022 um 17:49 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr. | Zuletzt aktualisiert am 10. November 2022 um 17:50 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr. |
© Universal Pictures
Kommentar hinzufügen