Mit Reich! nimmt Apple TV+ eine weitere Comedy-Serie ins Programm auf. In der Hauptrolle der Milliardärin Molly können Zuschauende Maya Rudolph auf einem interessanten Selbstfindungstrip begleiten. Ob es sich lohnt, dabei zu sein, erfahrt ihr in unserer Review.
Die Handlung von Reich!
Zwischen Privatjets, Wellness-Treatments und Luxusyachten – genau dort findet das Leben der Milliardärin Molly Novak (Maya Rudolph) hauptsächlich statt. Dementsprechend scheint ihr Leben nahezu perfekt zu verlaufen und sie genießt es in vollen Zügen. Doch als sie dann erfährt, dass ihr einflussreicher und zugleich wohlhabender Mann ihr nach rund 20 Jahren Ehe fremdgegangen ist, sieht plötzlich alles etwas anders aus. In einer ersten Reaktion eskaliert sie auf Partys, was schnell von der Klatschpresse verbreitet wird und sie entsprechend bloßstellt. Dadurch gerät sie an den Tiefpunkt ihres bisherigen Lebens und sie beginnt, ihre Existenz zu hinterfragen.
Allerdings fasst sie schnell neue Hoffnung, als sie von einer Wohltätigkeitsorganisation erfährt, die auf ihren Namen läuft. Jedoch erhielt diese seit der Gründung vor etlichen Jahren keinerlei Beachtung von ihr. Währenddessen wurde die Organisation von Sofia Salinas (Michaela Jaé Rodriguez) geleitet, welche die Milliardärin nun inständig darum bittet, keine weiteren negativen Schlagzeilen zu generieren. Kurzum beschließt Molly nun aber, sich ab sofort selbst wieder stärker in der Stiftung zu engagieren. Dafür muss sie ihr bisheriges Luxusleben ein Stück weit hinter sich lassen und an Bodenständigkeit zurückgewinnen. Mit Hilfe ihres Assistenten Nicholas (Joel Kim Booster) und des restlichen Teams der Organisation begibt sie sich auf einen Selbstfindungstrip.
Comedy zum Nachdenken
Apple TV+ hat mit Reich! in erster Linie eine neue Comedy-Serie kreiert, die mit knapp 30 Minuten pro Folge von einer angenehmen Kurzweiligkeit lebt. Zwar ist die Handlung leicht vorhersehbar und es wird häufig auf bekannte Klischees zurückgegriffen, wie beispielsweise die klassische Konfrontation mit der neuen (viel jüngeren) Liebschaft des Ex-Mannes, aber es bleibt dennoch charmant und erfrischend. Einen großen Anteil trägt hier sicher Maya Rudolph in der Hauptrolle bei, die als etwas abgehobene Milliardärin Molly wunderbar funktioniert.
Was die Serie jedoch auszeichnet, dass sie über die humorvollen Momente eigentlich auf viel tiefgründigere Themen abzielt. Somit umschmeicheln die Witzeleien den gehaltvollen Kern der Geschichte. Hierbei werden nämlich wichtige Einblicke hinter die Kulissen von Wohltätigkeitsarbeit gegeben, die mitunter ruhig noch hätten vertieft werden können.
Weiterhin wird das Thema Geld und der damit einhergehende Reichtum behandelt. Demzufolge begleiten wir die Entwicklung der Figur Molly und ihre Auffassung von Vermögen und Reichtum. Zunächst erscheint Geld für sie als Mittel, ein luxuriöses Leben zu führen und sich „Glück zu erkaufen“. Im weiteren Verlauf und mittels der Neuorientierung der Milliardärin wird jedoch aufgezeigt, dass Luxus nicht nur über teure Gegenstände bestimmt wird. Im Zuge dessen wird der Blickwinkel geändert, was man anderen mit Geld ermöglichen kann und das zwischenmenschliche Beziehungen viel wertvoller sind als materielles Vermögen.
Female Empowerment!?
Somit liegt der Fokus eindeutig auf der Entwicklung der Figur Molly. Wie bereits angekündigt, begibt sich die Milliardärin während der Episoden auf einen Selbstfindungstrip, den Zuschauende nachvollziehbar miterleben können. Während sie mehr als 20 Jahre im Schatten ihres Mannes lebte und nie die Möglichkeit gesehen hat, ihre Stärken herauszufinden, ergreift sie nun die Chance dazu. Dabei lernt sie sich als Mensch neu kennen und findet zu ihren eigentlichen Interessen, Stärken und auch Werten zurück.
In der Serie wird mehrfach deutlich, dass Molly gerade im Entstehungsprozess des Unternehmens ihres Ex-Mannes einen Großteil zu dessen Erfolg beigetragen hat. Damit wird auch Licht auf die Thematik geworfen, dass vermutlich vielen Frauen von erfolgsgekrönten Männern ihr Anteil daran abgesprochen wird. Die Arbeit und Unterstützung, die diese Frauen stetig im Hintergrund leisten, bleibt meist unsichtbar. Dabei würde es viele erfolgreiche Unternehmen ohne sie vermutlich überhaupt nicht geben. Dementsprechend schafft es Reich!, das Thema angemessen zu behandeln und zu vermitteln, dass Molly das zugesprochene Vermögen auch verdient hat – auch wenn ihr Ex das natürlich anders sieht. Beim Betrachten der Serie denkt man sofort an Melinda Gates und MacKenzie Scott. Im Gegensatz zu Molly engagierten sie sich jedoch bereits vor ihrer Scheidung im Bereich der Wohltätigkeit, beispielsweise durch Giving Pledge.
Insgesamt ist Maya Rudolph eine großartige Besetzung und die Macher der Serie wollten sie auch unbedingt für diese Rolle. Ihre Erfahrung im Comedybereich, beispielsweise bei Saturday Night Live, sowie ihre Ausdrucksfähigkeit sind hier wunderbar in Szene gesetzt. Wie Molly hat auch Maya Rudolph Erfahrungen damit, wie es ist, auf Sinnsuche zu sein ohne richtige Identifikationsfigur und Leitfaden. Der Hintergrund von Maya Rudolph ist jedoch trauriger – ihre Mutter starb vor ihrem 7. Geburtstag an Brustkrebs und damit fehlte ihr eine wichtige Bezugsperson auf dem Weg ins Erwachsenenalter.
Diversität als Schlüssel zum Erfolg!?
Heutzutage wird in vielen Film- und Serienproduktionen auf Diversität gesetzt. Doch nicht immer wird dieser Aspekt auch gut umgesetzt. Ganz im Gegenteil zu Reich! – hier ist wirklich lobend zu erwähnen, wie Vielfalt gelebt wird. Besonders im Zusammenhang mit der Wohltätigkeitsorganisation sehen wir einen äußert diversen Cast, der sich nicht durch Klischees oder Stereotype hervorhebt. Stattdessen kommen verschiedene Perspektiven und Einblicke aufgrund der unterschiedlichen Hintergründe zum Einsatz.
Besonders zu erwähnen, ist hier auch die Beteiligung von Michaela Jaé Rodriguez in der Rolle der Sofia. Anders als ihre Schauspielkolleg:innen in dieser Serienproduktion ist sie die einzige, die bisher noch kaum Comedy-Erfahrung sammeln konnte. Diese Herausforderung hat sie wunderbar gemeistert und setzt zusätzlich als dunkelhäutige Transgender-Frau in einer der Hauptrollen ein wichtiges Zeichen. Außerdem erhielt sie in diesem Jahr auch den ersten Golden Globe als Transgender-Schauspielende für ihre Leistung in der Serie Pose, was diese Message ebenfalls unterstützt.
Unser Fazit zu Reich!
Apple TV+ schafft es hier, innerhalb eines äußerst unterhaltsamen Comedy-Formates ernstere Themen zu behandeln, ohne jedoch belehrend zu sein. Somit ist das Format das richtige für leichte Unterhaltung, die jedoch nicht zu stumpfsinnig sein soll. Hin und wieder hätte die Geschichte ruhig noch etwas Tiefe vertragen können, was jedoch in Anbetracht des Genres keineswegs störend ist. Aufgrund einer angenehmen Kurzweiligkeit von circa 30 Minuten pro Folge sowie einer hervorragenden Maya Rudolph in der Hauptrolle kann sie getrost auf jede Watchlist wandern.
Reich! ist ab 24. Juni 2022 auf Apple TV+ abrufbar.
Unsere Wertung:
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