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Rheingold

Am Starttag lockte Rheingold so viele Menschen in die Kinos, dass sich der Film direkt auf Platz eins der Kinocharts positionierte. Ob das hohe Interesse an Fatih Akins neuem Film über das Leben von Rapper Xatar gerechtfertigt ist, erfahrt ihr in unserer Review!

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TitelRheingold
Jahr2022
LandDeutschland, Niderlande, Marokko, Mexiko
RegieFatih Akin
DrehbuchFatih Akin
GenreBiografie, Krimi, Drama
DarstellerEmilio Sakraya, Mona Pirzad, Ilyes Raoul, Sogol Faghani, Ensar Albayrak, Kardo Razzazi, Hüseyin Top, Arman Kashani, Denis Moschitto, Adam Bousdoukos, Uğur Yücel, Karim Günes
Länge140 Minuten
FSKab 16 Jahren freigegeben
VerleihWarner Bros. Pictures
Emilio Sakraya als Xatar in Wifebeater mit finsterem Blick
Rheingold © 2022 Warner Bros. Entertainment Inc. Alle Rechte vorbehalten

Die Handlung von Rheingold

Rheingold basiert auf der Autobiografie des Rappers Giwar Hajabi bekannt als Xatar. Er wird Sohn eines Komponisten und Musikprofessors und einer Soziologin und Widerstandskämpferin geboren, die Kurdische Familie muss aus dem Iran in den Irak fliehen. Als Xatar drei Jahre alt ist, wird die Familie inhaftiert und seine ersten Erinnerungen sind die an ein Gefängnis. Mit Hilfe des roten Kreuzes kommt die Familie nach Frankreich und schließlich nach Bonn, wo Vater Eghbal eine neue Anstellung bekommt.

Xatar nimmt Klavierstunden, als der Vater die Familie jedoch für eine andere Frau verlässt, hört er gänzlich damit auf. Stattdessen versucht er an Geld zu kommen. Anfänglich mit dem Kopieren und Verkaufen von Pornos auf VHS, dealt er schließlich mit Drogen. Um sich verteidigen zu können, fängt er an mit Kampfsport. In der Folge setzt er seine Taktik an Geld zu kommen mit Gewalt durch und verstrickt sich in immer gefährlichere Machenschaften. Als er eine Ladung Koks verliert, plant er den Überfall auf einen Goldtransport, um seine Schulden zurückzuzahlen.

Xatar in einer winzigen Zelle voller politischer Gefangener
Definitiv keine schwedischen Gardinen © 2022 Warner Bros. Entertainment Inc. Alle Rechte vorbehalten

Die Geschichte des (Anti-)Helden wird spannend erzählt

Die verschiedenen Spielorte, unerwarteten Wendungen und die verschiedenen Stationen von Giwar Hajabis Geburt bis zu seinem Leben als Erwachsener machen den Film äußerst abwechslungsreich. Gegensätze von klassischer Musik bis Straßenrap, zwischen Liebe und Hass, Flucht und Ankommen, Reisen und Knast oder Armut und Reichtum sind Teil seines Lebens und nehmen das Publikum mit auf eine ungewöhnliche Reise.

Doch auch wenn die Themen um Gewalt, Knast, Folter, Kriminalität und Mafia oft extrem hart sind, ist der Film dennoch mit viel Humor erzählt und nimmt ebenso wie sein Protagonist das Leben oft einfach wie es kommt, um dann doch wieder eine ganz andere Richtung einzuschlagen und das eigene Leben in die Hand zu nehmen und zu tun, was nach Ansicht des Protagonisten getan werden muss – auch wenn das ein extrem hohes Risiko bedeutet.

Xatar zieht mit seinem Jugendkumpel um die Häuser
Loyale Freunde seit Kindheitstagen © 2022 Warner Bros. Entertainment Inc. Alle Rechte vorbehalten

Die Musik tritt ein wenig in den Hintergrund

Während der Raubüberfall sehr detailliert und ausführlich erzählt wird und auch die Wandlung zum Kriminellen sehr glaubhaft dargestellt ist, gerät die Wandlung zum Rapper am Ende fast überraschend aus einer Laune heraus, um die Zeit totzuschlagen. Rap-Fans kommen dennoch auf ihre Kosten und bekommen Einblicke in die Aufnahmen von Xatars Durchbruchs-Album Nr.415. Auch die Label-Gründung kommt eher in kurzen Sequenzen zu Tage, dafür sind Kollegen wie SSIO oder Schwesta Ewa, die er für 20.000 € aus dem Bordell freikauft, ebenfalls in die Geschichte eingebaut.

Visuell ist der Film solide gemacht, die meisten Darsteller sehr glaubwürdig und Situationskomik und die Einstellung der Figuren, die schon so ziemlich alles in ihrem jungen Leben gesehen haben, nehmen der Geschichte oft etwas von ihrer Dramatik, ohne dass dem Publikum diese nicht in der völligen Tragweite bewusst gemacht wird.

Hauptdarsteller Emilio Sakraya (European Shooting Star 2022, Die Rettung der uns bekannten Welt) kauft man die knallharte Vorgehensweise eines Xatar nicht immer ab. Vielleicht schafft er es aber genau deshalb, die Zuschauer auf seine Seite zu ziehen. Die meisten von Xatars Kontrahenten, die im Film ordentlich auf die Mütze bekommen, werden ohnehin nicht sehr sympathisch eingeführt. Trotz des extremen Ausmaßes an krimineller Energie weiß Xatar jeder Zeit wann und wie er aus einem krummen Geschäft aussteigen muss und dass man seine Schulden bei den falschen Leuten begleichen muss – koste es was es wolle. Am kriegt er dennoch die Kurve. Das unterscheidet die Story von anderen Gangstergeschichten.

Xatar im Bordell, redet mit Schwesta Ewa
Xatar lernt Schwesta Ewa kennen © 2022 Warner Bros. Entertainment Inc. Alle Rechte vorbehalten

Der Regisseur ist überrascht über den Erfolg

Drei Tage nach Kino-Start freut sich Regisseur Fatih Akin (Gegen die Wand, Aus dem Nichts, Der Goldene Handschuh) beim Cinemaxx Hamburg sehr über den gelungenen Start, wo sein Film sogar den in der Woche zuvor gestarteten Black Adam mit Dwayne The Rock Johnson in der Hauptrolle Zuschauer-zahlenmäßig übertrumpfen konnte. Eigentlich hätte er nach der Urlaubslektüre von Xatar – Alles oder Nix einfach Lust gehabt das Ganze zu verfilmen und mal wieder einen Gangsterfilm zu drehen. Er habe nicht damit gerechnet, dass sein Film auf so großes Interesse stoßen würde.

Die Geschichte von Xatar ist spektakulär und Deutschrap längst im Mainstream angekommen. Prominent verkörpert von Musiker und Schauspieler Emilio Sakraya, wurde der Film bereits im Vorfeld von seinen, Xatar- und Rap-Fans erwartet. Promo-Events und Auftritte, wie Xatar als O-Ton-Sprecher in der im September gestarteten Doku über Apache 207, verstärkten den Hype. Mit der Vielfalt an Themen und der Geschichte von Giwar Hajabi trifft der Film den Zeitgeist und dürfte auch Zuschauer*innen ohne Musikfaible interessieren.

Xatar plant die Übernahme der Holländer Clubs
Das Business immer im Blick © 2022 Warner Bros. Entertainment Inc. Alle Rechte vorbehalten

Unser Fazit zu Rheingold

Rheingold orientiert sich stark an Xatars Autobiografie und bietet Einblicke in seine musikalische Sozialisation, aber vor allem die Geschichte seiner Familie, die sich als roter Faden durch den gesamten Film ziehen. Mit Emilio Sakraya sympathisch besetzt, kann man die Entscheidungen der Hauptfigur gut nachvollziehen. Viele Szenen, wie die im Box-Gym, als Xatar zum allerersten Mal ins Training kommt, wirken extrem authentisch und aus dem Leben gegriffen. Auch das Thema Flucht wird dem Publikum auf eine sehr persönliche Art nahe gebracht. Referenzen zu anderen bekannten Gangsterfilmen und Wagners titelgebendes Rheingold runden den Film ab.

Vielleicht haben Xatar und Fatih Akin ein bisschen idealisiert, etwa wenn das Drogenkartell jemanden brutal beseitigt und Xatar mit erhobenen Händen schockiert und überrascht daneben steht, als wäre diese Situation völlig unabsehbar in der Branche – nichtsdestotrotz ist die Geschichte gut erzählt und lenkt den Blick auf Probleme sozialer Brennpunkte, die oft genug ignoriert werden. Obwohl Xatars aus einer gebildeten Familie stammt, wächst er in der Bonner Sozialbausiedlung als ein Niemand auf, einer von vielen, für dessen Traumata sich die wenigsten interessieren.

Rheingold läuft seit dem 27.10.2022 in den deutschen Kinos!

Unsere Wertung:

 

 

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Zuletzt aktualisiert am 10. November 2022 um 19:59 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.
Zuletzt aktualisiert am 10. November 2022 um 23:00 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.
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