Rogue One: A Star Wars Story atmet sowohl den Geist der Original Trilogie, als auch den der Prequels und schafft somit einen grandiosen Spagat zwischen den Generationen und vereint diese entsprechend huldigend.
SPOILER im Folgenden!
Inhalt:
Die Republik ist zusammengebrochen und der finstere Schatten des übermächtigen Imperiums liegt über der gesamten Galaxis. Die Jedi sind ausgelöscht. Jedes Sternensystem muss sich dem Willen des Imperiums beugen, um nicht vernichtet zu werden. Es gibt jedoch Gruppen, die verbissen Widerstand leisten. Dieser Widerstand entsteht aus Hoffnung. Hoffnung, die Jyn Erso (Felicity Jones) für den Kampf der Rebellenallianz in diesen finsteren Zeiten bedeuten könnte. Sie ist die verschollene Tochter des imperialen Waffenspezialisten Galen Erso (Mads Mikkelsen), der im Auftrag von Direktor Orson Krennic (Ben Mendelsohn) für das Imperium eine ultimative Superwaffe konstruiert: Den Todesstern.
Rogue One: A Star Wars Story – (M)eine Liebeserklärung an das Franchise
Über Rogue One: Star Wars Story zu schreiben ist mir schon länger eine immense Herzensangelegenheit. Mit Schwärmereien eines riesigen Fans solltest du also in folgenden Teilen rechnen, lieber Leser!
“Rettet die Rebellion! Rettet den Traum!“
Oder wie es für viele Star Wars “Fans” nach Episode VII: Das Erwachen der Macht hieß: Rettet Star Wars! Rettet den Traum! Genau das tut Rogue One: Star Wars Story, auch wenn für mich persönlich kein Rettungsbedarf nach dem vorangegangenem Film bestand. Generell zähle ich wohl zu den wenigen Menschen, die jedes Kapitel der Sternensaga im ähnlichen Maße lieben, stets im Bewusstsein ihrer vorhandenen Schwächen. Natürlich ist es sehr nachvollziehbar, dass für einige nur die originale Trilogie (OT) zählt, nur kratzt gerade diese bloß an der Oberfläche von all dem, was Star Wars ausmachen kann. Rogue One: Star Wars Story sollte aber selbst einigen der härtesten OT Extremisten und Disney Gegnern mehr als gefallen können.
Die Bildgewalt & Effekte in Rogue One: A Star Wars Story
Rogue One: A Star Wars Story ist auf visueller Ebene definitiv über alle Zweifel erhaben. Die Bildgewalt ist opulent und sorgt für viele Augenöffner und Kinnlade-Runter-Momente. Ergänzt wird das enorme CGI-Aufgebot stets durch hervorragende Kostüme und echte Sets, die allesamt sehr detailfreudig gestaltet sind.
Auch wenn das CGI in Rogue One: A Star Wars Story offensichtlich das Beste ist, was zur Zeit möglich ist, so können sich einige durch Motion Capture und CGI wiederbelebte Charaktere nicht aus dem “Uncanny Valley” befreien. Gerade Gouverneur Tarkin, der in Episode IV von Peter Cushing gespielt wurde, fällt stark in diese Kategorie. In Szenen, in denen er dem realen Ben Mendelsohn gegenübersteht merkt man, dass CGI am Werk ist. Das kann einen mitunter ziemlich raushauen. Dennoch empfand ich es als sehr positiv, Tarkin hier in seiner alten Form im interessanten Streit um die Gunst des Imperators mit Krennic noch einmal zu sehen.
Die Crew in Rogue One: A Star Wars Story
Es gibt verdammt viele Protagonisten und neue Figuren in Rogue One: Star Wars Story. Das sollte es dem Zuschauer ziemlich schwer machen, mit ihnen allen zu sympathisieren und sie schnell ins Herz zu schließen, oder? Auf keinen Fall! Nachdem die Crew erst einmal zusammengefunden hat, erstreckt sich schon eine einnehmende Chemie zwischen den Protagonisten. Dazukommend erhält jede Figur eine ordentliche Portion Profil und Sympathie. Obendrein ist die gesamte Besetzung dazu noch mehr als gelungen. Neben den tollen größeren Rollen machen vor allem auch die Nebenrollen eine Menge Spaß.
Vorhersehbare, aber dennoch ergreifende Schicksale in Rogue One: A Star Wars Story
“Lasst Zehn von uns wie Hundert wirken.”
In Star Wars Episode 4: Eine Neue Hoffnung war nie etwas von den Charakteren aus Rogue One: Star Wars Story zu hören und Regisseur Gareth Edwards gibt zu keiner Zeit eine Aussicht auf ein Happy End. Vorhersehbar und unausweichlich scheint also der Tod der Figuren. Dieser ist dadurch jedoch keineswegs unemotional. Der schmerzhafte Abschied von der Crew am Ende des Films ist schonungslos und sehr herzzerreißend inszeniert. Das alles passt ebenfalls sehr gut zu dem eher erwachsenen und düsteren Ton, der angenehm im Kontrast zum sonst eher unbeschwerteren Ton von Star Wars steht.
Funktioniert Rogue One: A Star Wars Story auch für sich allein stehend?
Muss er das denn überhaupt? Aber dennoch: Auch wenn Rogue One: Star Wars Story ein Bindeglied zweier Episoden und Zeitlinien ist, so mutet das Ende vom Film doch sehr abschließend und in sich geschlossen an. Die Charaktere finden allesamt einen nachvollziehbaren und endgültigen Abschluss nach ihrer Vorstellung und Charakterentwicklung. Die Gefühle, die Rogue One: Star Wars Story transportiert, sollten auch bei jemandem ankommen, der mit Star Wars nicht allzu viel am Hut hat. Da Star Wars schon immer sehr selbstrefferenziell war und ist, gibt es auch hier viele tolle kleine Querverweise, die nie deplatziert wirken. Nur entgehen eben diese schhönen Feinheiten indes natürlich den eher Unbewanderteren.
Die Schwächen von Rogue One: Star Wars Story
Natürlich ist auch Rogue One: Star Wars Story davon entfernt, fehlerfrei zu sein. Gerade der erste Akt, der eine Menge Exposition liefern muss, wirkt mitunter etwas holprig und schleppend inszeniert. Das Pacing will ebenfalls nicht direkt stimmen. Des Weiteren wird der Zuschauer mit einer Vielzahl von neuen Planeten, Aliens und Cameos überflutet, dass Star Wars Jünger etwas überfordert durch die vielen, schnell wechselnden Eindrücke sein könnten. Das sind meiner Meinung nach allesamt ziemlich verschmerzbare Punkte. Gerade, wenn man die durchwachsene Produktionsgeschichte von Rogue One: Star Wars Story im Hinterkopf behält ist es schon beachtlich, wie rund der Film trotz seiner Schwächen letzten Endes wirkt.
Nicht nur “Schwarz und Weiß” in Rogue One: A Star Wars Story
Das Verschwimmen von Grenzen ist ein großer und wichtiger Punkt in Rogue One: A Star Wars Story, der, wie ich finde, in den bisherigen Filmen immer zu kurz geraten ist. Hier gibt es nicht die ultimativen Guten oder Bösen, obwohl das Schema von Gut und Böse noch deutlich zu erkennen ist. Auch unter den Rebellen gibt es Extremisten mit fehlgeleiteten Motiven, siehe Saw Gerrera (Forest Whitaker). Desweiteren müssen mitunter Entscheidungen getroffen werden, die zum Wohle der Rebellion unschuldige Leben kosten. Bestes Beispiel dafür ist die Szene ziemlich am Anfang, als Captain Cassian Andor (Diego Luna) seinen Rebellenfreund kaltblütig erschießen musste, um mit wichtigen Informationen dem Imperium entkommen zu können.
Tragische Figuren in Rogue One: A Star Wars Story
Auch der imperiale Waffenwissenschaftler Galen Erso (Mads Mikkelsen), der an sich keine schlechten Ambitionen hegt, steht letzten Endes auf der falschen Seite. Man kann ihn und den Todesstern, wie ich finde, sehr gut mit Oppenheimers Erfindung der Atombombe vergleichen. Bedauerlich ist zudem, dass er zu dem Bau gezwungen wurde und nun seine eigene Tochter durch seine Taten gezwungen ist, ihr Leben auf’s Spiel zu setzen. Somit ist Galen Erso mit seinen inneren Konflikten eine extrem gut geschriebene, vielschichtige und tragische Figur.
Der wohl einprägsamste Moment in Rogue One: A Star Wars Story
Lasst uns nun über den Elefanten im Raum sprechen: Darth Vader. Seine Auftritte sind mehr als Gold wert. Das Finale gehört eindeutig ihm und Regisseur Gareth Edwards tat unglaublich gut daran, ihn hier vollends von der Leine zu lassen.
An diesem Punkt wurden die Pläne des Toddessterns übermittelt und die Disc wird über mehrere Rebellensoldaten weitergereicht. Als das Rebellenschiff jedoch geentert wird und die Lichter und die Türsteuerungen den Geist aufgeben macht sich unter ihnen nackte Panik breit. Die Kamera schwingt unheilverkündend zu dem anderen schwarzen Ende des Ganges. Die Musik setzt für einen Moment aus und eine scharlachrote Klinge durchschneidet die Dunkelheit. Vader säät Tot und Vernichtung unter den hilflosen Soldaten der Allianz. Sein Todesmarsch durch die Gänge des Schiffes erstreckt sich über weitere atemberaubende Sekunden, bis es den Rebellen unter großen Opfern schlussendlich gelingt, die Pläne in ein angedocktes Schiff der Rebellen den Händen von Prinzessin Leia zu reichen.
Der pure Wahnsinn.
Rogue One: A Star Wars Story war bis zu den letzten Szenen schon eine emotionale Achterbahnfahrt. Die Schlussszenen haben es aber unglaublicher Weise erneut auf die Spitze getrieben und sind schlichtweg atemberaubend. Worte können meine Ergriffenheit, Euphorie und Freude in dem Moment nicht im Geringsten ausdrücken. So unglaublich episch und einfach Star Wars pur.
Weitere Hintergründe zu Darth Vader in Rogue One: A Star Wars Story
Der Film füttert die Fans zudem noch mit einigen tollen Hintergründen zu dem gefallenen Jedi und finsteren Lord der Sith. Für jeden Planeten in Rogue One: A Star Wars Story wurde stets ein Name eingeblendet, außer für einen: Den Lava Planeten Mustafar. Hier befindet sich Darth Vaders Festung. Sie ist erbaut an der Stelle, an der Obi Wan Anakin am Ende des Kampfes den Arm und beide Beine abtrennte und ihn zu dem verdammte, was er nun ist. Warum aber hat er gerade diesen Planeten gewählt? Abgesehen von der Allgegenwärtigkeit der Dunklen Seite auf dem Planeten bedeutet Mustafar für Darth Vader einen Höhepunkt in dessen Leben. Der Planet dient als Erinnerung an seine Fehler und die Opfer, die er der dunklen Seite erbracht hat und nährt seinen Hass.
Der Soundtrack in Rogue One: A Star Wars Story
Ein Star Wars Soundtrack, der nicht aus der Feder vom legendären John Williams stammt? Kann so etwas überhaupt funktionieren? Meine eindeutige Antwort lautet: Und wie es das kann! Rogue One: A Star Wars Story ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Gerade gegen Ende hin schwanken die Gefühle zwischen Hoffnung, Furcht und Euphorie. Verdanken tun wir das unter anderem einer Person: Komponist und Oscarpreisträger Michael Giacchino. Bekannt ist er unter anderem durch seine Arbeit an den Soundtracks der neuen Star Trek Filme und Planet der Affen: Survival. Giacchino hatte in gigantische Fußstapfen zu treten, füllt diese in seinen besten Momenten komplett aus und fügt dem Star Wars Score viele einzigartige neue Stücke hinzu. Diese Tatsache ist vor allem ungemein beeindruckend, wenn man bedenkt, dass er zur Fertigstellung des Scores nur 4 Wochen Zeit hatte. Er klingt nicht fremd im Universum und zitiert nicht bloß John Williams. Er ergänzt ihn würdigend.
Fazit:
Für mich ist Rogue One: A Star Wars Story ohne Zweifel das Beste, was seit der Übernahme durch Disney mit Star Wars passiert ist. Das sage ich, obwohl ich alle anderen neuen Streifen ebenfalls sehr schätze. Hier wird schlichtweg ein mehr als toller Fanservice abgeliefert, der zudem ein homogenes und überaus raffiniert und innovativ inszeniertes Bindeglied im stetig wachsenden Star Wars Universum bildet. Der Film ist von Vorne bis Hinten eine ehrfürchtige Huldigung an das Star Wars Universum sämtlicher Epochen und geht dabei mutig andere Wege.
Rogue One: A Star Wars Story ist eins mit der Macht und die Macht ist mit ihm!
© Lucasfilm Ltd.