Die 17-jährige Zoe muss sich in Run Hide Fight gegen ein Quartett von Amokläufern und Geiselnehmern an ihrer Highschool zur Wehr setzen. Mehr als eine simple Stirb-Langsam-Variante? Hier erfahrt Ihr mehr!
Titel | Run Hide Fight |
Jahr | 2020 |
Land | USA |
Regie | Kyle Rankin |
Drehbuch | Kyle Rankin |
Genre | Action, Thriller |
Darsteller | Isabel May, Thomas Jane, Radha Mitchell, Eli Brown, Olly Sholotan, Britton Sear, Treat Williams |
Länge | 109 Minuten |
FSK | ab 16 Jahren freigegeben |
Verleih | Koch Films |
Die Handlung von Run Hide Fight
Das Highschooljahr geht zu Ende, die Schüler freuen sich auf den Abschlussball und lassen eher unwillig die letzten Unterrichtsstunden über sich ergehen. Es ist der Tag der Streiche, und ein paar durchgeknallte Teens haben sich etwas ganz Besonderes ausgedacht. Sie krachen mit einem Kleintransporter mitten in die Mensa und nehmen, ausgestattet mit Pistolen und Maschinengewehren, die dort sitzenden Mitschüler als Geiseln. Wie gut, dass Zoe Hull (Isabel May) in dem Moment gerade die Toilette besucht.
Von dem Spektakel bekommt sie erst mit, als ein blutüberströmtes Mädchen sterbend ebenfalls auf dem stillen Örtchen Zuflucht sucht. Doch das mörderische Quartett in der Mensa hat mit einem nicht gerechnet: Zoe, durch den frühen Tod ihrer Mutter traumatisiert, hat offenbar zu viele Bruce Willis Filme gesehen. Ihr Motto entspricht dabei der offiziellen Verhaltensrichtlinie in den USA: Run Hide Fight. Während die Amokläufer versuchen, auch alle anderen Schüler in die Mensa zu holen, versucht unsere Heldin nicht nur, diese zu retten, sondern auch die jugendlichen Terroristen auszuschalten. Einen nach dem Anderen…
Mit dem Gewehr ins Publikum
Was klingt wie ein Stirb langsam in der Highschool, und es ist genau das. Auch wenn Zoe in Run Hide Fight nicht im Unterhemd durch das Gebäude rennend, sich versteckend und kämpfend zu sehen sein wird. Angeschlagen und schmutzig ja, aber immer im Rahmen des für die Amis Schicklichen. Doch auch sie weiß immerhin die Qualitäten einer Zwischendecke zu schätzen. Der Film von Kyle Rankin beginnt dabei durchaus vielversprechend. Zunächst sieht man nichts – Schwarzblende. Man hört nur Geräusche. Ein Auto, Türen schlagen, die Klappe eines Kofferraums. Dann scheint jemand eine Schusswaffe durchzuladen. Aufblende: Zoe zielt mit einem Gewehr samt Zielfernrohr mitten ins Publikum.
Das ist plakativ, aber auch effektiv. Die 17-Jährige ist mit ihrem Vater Todd (Thomas Jane) auf der Jagd. Sie schießen auf ein Reh, das jedoch nur verwundet zusammenbricht. Während Todd noch langatmig erklärt, dass es besser sei, das Tier von seinen Qualen zu erlösen, schafft Zoe Tatsachen. Sie erschlägt das Reh mit einem Stein. Kompromissloses Handeln, das die taffe Heldin sofort charakterisiert. Und ein Akt harter Gnade, der sich am Ende auf geschickte Weise in einer erzählerischen Schleife zu wiederholen scheint.
Run Hide Fight mit alter Army-Jacke
Auch die nächste halbe Stunde von Run Hide Fight ist spannend aufgebaut. Die Charakterisierung von Zoe, die unter dem Tod ihrer Mutter leidet und sich von ihrer Umwelt abgekapselt hat, ist zunächst durchaus schlüssig. Im Kontrast zum besonnenen Vater gewinnt sie Kontur. „Schatz, Du bist so wütend“, sagt er zu ihr. Und sie antwortet: „Und Du so gar nicht.“ Alles klar. Als äußeres Attribut ihrer Wut trägt sie eine alte Army-Jacke, die gleichsam mit ihr verwachsen zu sein scheint. Plakativ? Ja. Effektiv? Naja.
Und da sind wir auch schon beim Problem von Run Hide Fight. Der Film hat ein paar gute Ideen und Ansätze, die aber nicht wirklich sinnvoll ausgebaut werden. Die Ruhmsucht der Amokläufer, deren wesentliches Anliegen es zu sein scheint, ihre Gewalttaten per Livestream übers Handy weltweit zu verbreiten, bleibt oberflächlich. Für seine 15 Minuten Ruhm tut man halt alles. Zur grundsätzlichen Kritik an der Mediensucht der Jugendlichen wächst sich das nicht aus. Zumal mit diesem Stream auch die Heldin ins rechte Licht gerückt wird.
Schablonenhafte Figuren
Die Figuren sind allzu schablonenhaft. Das Amok-Quartett besteht aus drei Jungen und einem Mädchen. Von letzterer erfährt man eigentlich nichts, sie ist nur eine schießwütige „Bitch“ in einer Nietenjacke. Das männliche Trio besteht aus dem Schuldeppen, einem von inneren Stimmen getriebenen Psychopathen und dem Anführer Tristan (Eli Brown), sozusagen der „Oberdurchgeknallte“. Jungdarsteller Brown versucht dabei den fehlenden Tiefgang seiner Figur durch ausufernde Gestik wenigstens in eine Art Joker-Kopie im Billigformat zu verwandeln. Was aber zum Scheitern verurteilt ist.
Überhaupt sind die darstellerischen Leistungen eher unterbelichtet. Isabel May gefällt zwar als taffe Retterin und besticht in den entsprechenden Szenen mit gelungener Coolness. Doch in emotionaleren Momenten fehlt ihr in Run Hide Fight die Glaubwürdigkeit. Der eigentlich großartige Thomas Jane, der zuletzt in den ersten Staffeln von The Expanse zeigen konnte, dass mehr in ihm steckt als ein halbseidener The Punisher, steht in seiner Nebenrolle vor keiner großen Herausforderung. Treat Williams, älteren Semestern vielleicht noch als Oberhippie Berger in Miloš Formans Musicalverfilmung Hair in bester Erinnerung, ist nur noch alt und fett.
Visionen von der Mutter mit Kaffeebecher
Am kryptischsten ist die Rolle von Radha Mitchell als Zoes Mutter Jennifer angelegt worden. Sie taucht immer wieder in Visionen von Zoe auf, Imaginationen, welche die 17-Jährige auf ihrem martialischen Selbstfindungstrip begleiten. Warum sie dabei aber ständig einen Kaffeebecher in der Hand halten muss, weiß wohl nur der Autor selbst. Wir können nur vermuten: Ein (ähm) etwas plakativer Hinweis auf das verlorene Paradies eines heimischen Familienidylls?
Bleibt zum Schluss zudem noch zu bemängeln, dass die Handlung zahlreiche Logiklöcher aufweist. Sei es nun ein von unten in ein Obergeschoss abgefeuerter Schuss, der dort nicht in die Decke einschlägt, sondern sein Ziel offenbar am Ende einer Parabel findet. Oder Geiseln, die, von ihren Geiselnehmern verlassen, nicht von selbst die Flucht ergreifen. Oder Klassen, die statt aus dem Fenster in Sicherheit zu flüchten, das ganze Schulgebäude durchqueren müssen. Immerhin gibt es einige gute Actionsequenzen. Und gegen Schluss nimmt die Handlung, die zwischenzeitlich etwas an Drive verloren hatte, auch wieder an Spannung zu.
Unser Fazit zu Run Hide Fight
Der Actionthriller von Kyle Rankin gibt vor, sich mit dem leider stets aktuellen Themen schulischer Amokläufe und jugendlicher Mediengeilheit auseinanderzusetzen. Tatsächlich bietet Run Hide Fight aber nur ein oberflächliches Stirb langsam an der Highschool. Einige gelungene Actionszenen und ein guter Einstieg können nicht über schwache Darstellerleistungen und plumpe Albernheiten hinwegtrösten. Bleibt zudem das etwas flaue Gefühl, ob es wirklich der richtige Weg sein kann, einem schulischen Amoklauf mit der Knarre in der Hand zu begegnen. Auch liegen die Ursachen solcher Taten sicher etwas tiefer als in einer vorpubertär erfahrenen narzistischen Kränkung durch heruntergelassene Hosen.
Run Hide Fight erscheint am 28. Oktober 2021 auf Blu-ray und DVD sowie digital!
Unsere Wertung:
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