Das Zusammenbrechen der Zivilisation scheint dieser Tage mal wieder Hochkonjunktur zu haben. Mit Goodbye Earth gibt es eine weitere Serie, die sich mit einer nahenden Katastrophe beschäftigt: In 200 Tagen wird ein Asteroid die koreanische Halbinsel zerstören – Der Umgang damit ist jedoch gänzlich verschieden, wie die 12-teilige Roman-Adaption zeigt.
Titel | Goodbye Earth |
Jahr | 2024 |
Land | South Korea |
Genres | Drama |
Darsteller | 안은진, 유아인, 전성우, 김윤혜, 김여진, 서예화, Yoon Seo-ah, Hong Woo-jin, 강석우, 김강훈, 김영옥, 김영웅, 박주희, Baek Suk-kwang, 백현진, 신담수, 이서환, 임기홍 |
Länge | Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Netflix, Netflix basic with Ads |
Darum geht’s in Goodbye Earth
Nachdem bekannt wird, dass ein Asteroid auf die Erde zurast und die koreanische Halbinsel im Einschlagsgebiet liegt, tritt das Kriegsrecht in Kraft. Das totale Chaos bricht aus. Es kommt zu Konflikten zwischen denjenigen, die an die katastrophale Kollision glauben, und denjenigen, die dies nicht tun, Kriminelle brechen aus Gefängnissen aus, Sekten laufen Amok und die Menschen versuchen, sich in sicherere Gebiete zu retten. Inmitten dieses Chaos wird die Mittelschullehrerin Se-kyung (Ahn Eun-jin) vom Tod ihrer Schülerin traumatisiert, die während einer Demonstration entführt worden war. Es bleiben nur noch 200 Tage bis zum Ende der Welt, doch einige leben weiterhin im Hier und Jetzt. Se-kyung, ihre Freund*innen und die Bewohner*innen von Woongcheon kämpfen ums Überleben und um eine Zukunft für die Kinder. Heute, morgen und jeden Tag warten wir auf das Ende – gemeinsam.
Erster Eindruck zu Goodbye Earth
Der Beitrag befasst sich mit den ersten beiden Folgen der südkoreanischen Netflix-Serie und soll Anhaltspunkte liefern, ob der Auftakt genug bietet, um Zuschauer zum Dranbleiben zu motivieren.
K-Drama, unverwestlicht.
Während zuletzt Netflix‘ K-Dramen teils den westlichen Sehgewohnheiten angenähert wurden, verhält es sich bei Goodbye Earth entgegen diesem Trend: Nicht nur, dass man diesmal keine deutsche Synchronisation bekommt, dürfte den „typischen“ Netflix-Abonnenten erstmal abschrecken. Auch die zwölf über eine Stunde langen Folgen sind doch nicht mehr das gewohnte Raster. Und dann kommen noch die typischen melodramatischen Einfärbungen der Story hinzu, die für das westliche Publikum gemeinhin seit jeher schwierig vermittelbar sind. Im Umkehrschluss bedeutet dies alles aber, dass insbesondere diejenigen hier voll auf ihre Kosten kommen, die „echte“ K-Dramen zu schätzen wissen.
Abgesehen davon ist der Auftakt der Serie vollgepackt mit verschiedenen Fraktionen, Perspektiven und Handlungsträgern, was in gewisser Weise dann den ausufernden Umfang schon wieder rechtfertigen könnte. Es gibt zu Beginn eine Exposition des Status Quo und dann ist man hautnah dabei, wie verschiedene Typen von Menschen mit der nahenden Apokalypse umgehen. Das bietet durch die Vielzahl an Figuren eine große Zahl an Identifikationspersonen. Nichtsdestotrotz sind einige der aufgezeigten Themen-/Konfliktfelder doch ziemlich speziell auf den koreanischen Kontext gemünzt, was es teils schwer macht aus unserer Prägung heraus alles mitfühlen zu können.
Ambitioniert, sperrig und mit allerlei Anleihen
Schon im Pilot gibt es Massenszenen, die deutlich machen, dass hier sehr viel Geld und Manpower reingefloßen ist, um einer im Heimatmarkt erfolgreichen Vorlage eine angemessene Umsetzung zu bieten. Dieser large-scale-Ansatz ist Segen und Fluch, da dementsprechend oft auch die Location gewechselt wird und es einige Zeit braucht, um das gesamte Setting und Ausmaß zu vermitteln. Man merkt der Story und den Handlungssträngen an, dass man sich die ein oder andere erfolgreiche Produktion zum Vorbild genommen hat. Doch im Großen und Ganzen ist Goodbye Earth auch eigenständig und als Gedankenexperiment allein schon einen Blick wert.
Was schon in den ersten beiden Folgen eindrücklich klar wird, ist, dass es im Falle der nahenden Auslöschung der Menschheit gar keiner Zombies oder etwaiger Übernatürlichkeit bedarf, um die Menschen schon gegeneinander aufzuscheuchen. Allein der unterschiedliche Umgang mit dem Schicksal sorgt schon für genug Konfliktpotenzial.
Goodbye Earth ist tonal näher an so etwas wie The Leftovers oder Station Eleven dran als an anderen aktuellen Apokalypse-Formaten aus Korea oder der Blockbuster-Variante á la The Last of Us – und ganz gewiss nicht Don’t Look Up. Die Geschichten sind intim, man spielt viel mit den aktuellen digitalen Möglichkeiten, erzählt über Desktop- und Display-Einblendungen, wählt ein vielleicht etwas übertriebenes Color Grading, aber irgendwie schafft man es in den beiden ersten Episoden Wärme auszustrahlen, die andeutet, dass man hier keineswegs eine Geschichte des Abgesangs und Abschiednehmens, sondern vielmehr auch eine der Hoffnung bekommen wird. Ob es tatsächlich so kommt oder ob irgendwann doch die Stimmung gänzlich auf Panik kippt, lässt sich nach zwei Folgen nicht abschließend sagen. Fest steht hingegen, dass der Beginn einen guten Eindruck vermittelt, ob man sich auf die Charaktere einlassen will oder ob man überhaupt keine Anknüpfungspunkte findet.
Unser vorläufiges Fazit zu Goodbye Earth
Nach zwei Folgen ist man entweder an Bord, um sich ganz in dieses Szenario zu vertiefen oder man hat keine Identifikationsfiguren ausmachen können und kann sich wohl die Zeit sparen. Denn der Auftakt macht klar, das sich hier viel Zeit genommen wird, um den Countdown bis zum Ende Koreas aus etlichen Blickwinkeln auszukosten: Religiöser Fanatismus, Militärwesen, eine Lehrerin als Idealistin, reichlich Melodram im typischen K-Drama-Ton und ordentliche Schauwerte. Goodbye Earth wird sein Publikum finden, aber das ist hierzulande schon sehr klar in einer Nische zu finden.
Goodbye Earth ist ab dem 26. April 2024 bei Netflix abrufbar.
Unsere Wertung:
© Netflix