Die Miniserie Alles Licht, das wir nicht sehen setzt in vier Folgen den gleichnamigen Roman um und soll dessen Erfolg nun auch ins bewegte Bild übertragen. Ist die Adaption gelungen oder sollte man doch besser weiterhin zum Schmöker greifen?
Titel | Alles Licht, das wir nicht sehen |
Jahr | 2023 |
Land | United States of America |
Genres | Drama |
Darsteller | Aria Mia Loberti, Louis Hofmann, Lars Eidinger, Hugh Laurie, Mark Ruffalo |
Länge | Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Netflix, Netflix basic with Ads |
Alles Licht, das wir nicht sehen – Die offizielle Handlungsangabe
Die Miniserie Alles Licht, das wir nicht sehen nach dem gleichnamigen, mit einem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Roman erzählt die Geschichte des blinden Mädchens Marie-Laure und ihres Vaters Daniel LeBlanc, die mit einem legendären Diamanten aus dem besetzten Paris fliehen, um zu verhindern, dass er den Nazis in die Hände fällt. Doch ein grausamer Gestapo-Offizier, der aus persönlichen Gründen hinter dem Stein her ist, ist ihnen unerbittlich auf den Fersen. Marie-Laure und Daniel finden Unterschlupf in Saint-Malo, wo sie bei ihrem zurückgezogen lebenden Onkel unterkommen, der als Mitglied der Résistance heimliche Radiobotschaften sendet. Ausgerechnet hier, in diesem einst so idyllischen Küstenstädtchen, kreuzen sich die Wege von Marie-Laure und einem unerwarteten Gleichgesinnten: Werner, der im Auftrag des Hitlerregimes illegale Radiosender aufspüren soll, doch stattdessen eine geheime Verbindung zu Marie-Laure hat und auch ihren Glauben an die Menschheit und die Möglichkeit der Hoffnung teilt.
Alles Licht, das wir nicht sehen verwebt gekonnt über ein Jahrzehnt hinweg die Leben von Marie-Laure und Werner und erzählt von der außergewöhnlichen Kraft der menschlichen Verbundenheit – einem Lichtstrahl, der uns selbst durch die dunkelsten Zeiten leiten kann.
Emotionaler Kitsch in Kriegszeiten
Bereits mit Transatlantic hat es in diesem Frühjahr eine Zweiter-Weltkriegs-Geschichte bei Netflix gegeben, die schon anhand der Inhaltsbeschreibung Rückschlüsse darauf ziehen ließ, dass es weniger ein Kriegsdrama als vielmehr eine romantische Verklärung individueller Schicksale sein soll. In diese Richtung geht auch der Ansatz von Alles Licht, das wir nicht sehen. Verharmlost wird das Kriegsgeschehen hier keineswegs, aber es steht auch nicht im Zentrum der Beobachtungen. Im Kern ist die Buchverfilmung ein etwas aus der Zeit gefallenes Melodram mit Starbesetzung. Wer das vor dem Start der ersten Episode weiß, wird dank der richtigen Erwartungshaltung vier Folgen mit angenehm pathetischer Note sehen.
Und in einem Augenblick verändert sich ein Leben.
Während jedoch Transatlantic eine doch größere Zahl an Handlungstragenden hatte, ist die Buchadaption personell auf eine überschaubaren Personenkreis reduziert. Dafür hat man diesen jedoch mit hohem Wiedererkennungswert besetzt und obendrein noch auf den verschiedenen Zeitebenen mit jeweils tollen Schauspielenden unterschiedlich verkörpert. Im Großen und Ganzen ist für dieses Konstrukt dann die Länge mit etwa vier Einstündern gut gewählt, Längen werden weitestgehend vermieden.
Familiengerechtes Märchen mit schwankenden Schauspielleistungen
Alles Licht, das wir nicht sehen ist ein Familiendrama mit Abenteueraspekten und einem hohen Grad an Emotionalität vor der Weltkriegs-Kulisse. Diese Kulisse sieht jedenfalls überaus gut aus, mindere Qualität kann man der Produktion nicht vorwerfen, sogar die Effekte sind stimmig. Was damit nicht ganz Schritt halten kann, ist die Raffinesse im Skript – und leider auch teilweise die Darstellergüte. Die Dialoge sind über weite Strecken bedeutungsschwanger aufgeladen und triefen vor Klischeehaftigkeit. Und unter stereotypen Abbildungen leiden vor allem auch die Schurkenrollen, also hier die Nazis.
Wie du sofort erkennen kannst, ist die Legende reiner Unsinn.
Exemplarisch hierfür ist einmal mehr Lars Eidinger, der eigentlich aus jeder Produktion irgendwie hervorsticht – mal positiv, mal negativ. Hier geht es mit seiner übertrieben interpretierten Verkörperung zu weit, hat sich sehr viel bei Kollege Waltz in Inglourious Basterds abgeschaut, was in dieser Erzählung aber unfreiwillig grotesk wirkt. Das Märchenhafte gepaart mit schwülstigen Gesprächen à la ZDF-Schmonzette unterminiert den ernsten Kontext doch sehr. Auch die Musik trägt zu dick auf. Nicht gerade die Rettung ist dann noch, dass die Übergänge zwischen den Szenen oft so abrupt geschehen, dass die Adaption doch sehr zum Theaterstück verkommt.
Wer sollte sich Alles Licht, das wir nicht sehen nicht entgehen lassen?
Wer Spielbergs Gefährten oder Scorseses Hugo Cabret schätzt, der wird mit dieser romantisierten, leicht kitschigen Miniserie auch etwas anzufangen wissen. Und wer Familiengeschichten in der Weltkriegs-Ära mag, wie zum Beispiel die Buchverfilmung Als Hitler das rote Kaninchen stahl, wird hier auch Anklang finden. Für Fans düsterer Kriegsdramen ist die Netflix-Serie nicht gemacht.
Unser Fazit zu Alles Licht, das wir nicht sehen
Alles Licht, das wir nicht sehen hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Als kleine Abenteuergeschichte und im Bezug auf die familiären und freundschaftlichen Kontexte funktioniert sie weitestgehend. Neu ist hier allerdings wenig, die großen Namen im Cast heben das Ganze auch nicht übers Mittelmaß hinaus und da man in den doch etwa vier Stunden gut zwei Filme sichten kann, die sich dem Thema mit deutlichem Mehrwert nähern, fällt die Empfehlung am Ende eher verhalten aus.
Alles Licht, das wir nicht sehen läuft ab dem 3. November 2023 bei Netflix!
Unsere Wertung:
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