Schon wieder hat es Netflix geschafft, mit einer Serie einen Hit zu landen, von der es wohl die wenigsten erwartet haben. Die Animationsserie Arcane spielt zwar in der Welt von League of Legends, ist aber definitiv auch für ein Publikum geeignet, dass sich noch nie mit dem Online-Computerspiel beschäftigt hat. Hier sind die 10 Reasons Why (Not) zum aktuellen Serienhit!
Titel | Arcane |
Jahr | 2021 |
Land | France |
Genres | Animation, Sci-Fi & Fantasy, Action & Adventure, Mystery |
Darsteller | Hailee Steinfeld, Ella Purnell |
Länge | Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Netflix, Netflix basic with Ads |
Arcane – Die Handlung
Arcane setzt sich mit dem zerbrechlichen Gleichgewicht zwischen zwei Städten auseinander: dem wohlhabenden Piltover und dem zwielichtigen Zhaun. Durch die Erfindung einer magischen Technologie namens Hextech in Piltover, die Menschen ermöglicht, magische Energie zu kontrollieren, eskalieren die Spannungen zwischen den Stadtstaaten. Es entsteht eine Rivalität, die sich sogar durch Familien und Freundeskreise zieht. Gleichzeitig verwandelt in Zhaun eine neuartige Droge Menschen in Monster…
10 Reasons Why (Not)
(In unserem Kritikformat werden wir die Argumente, die für oder gegen einen Serienmarathon sprechen, ohne große Spoiler auf 10 Punkte kompakt bündeln. Abschließend gibt es eine Pro-Kontra-Gegenüberstellung mit einem kurzen Fazit. Dabei geht es uns nicht um eine folgenweise Analyse, sondern darum, auf gute Serien Appetit zu machen und vor schlechten Serien zu warnen, um für etwas Überblick im Serien-Dschungel zu sorgen.)
1. Arcane ist sowohl für Fans und Nichtkenner von League of Legends
Fans der Welt von League of Legends haben gegenüber Neueinsteigern lediglich marginale Vorteile, denn selbst wenn die ein oder andere Figur bekannt ist, so erfährt man in Arcane etwas über Hintergründe, die bislang unerwähnt blieben. Bis auf vereinzelte Momente merkt man kaum, dass es sich um die Verfilmung eines Onlinespiels handelt, da die Geschichte überhaupt nicht an die Logik eines solchen erinnert. Viele Begriffe werden außerdem innerhalb der Handlung unaufdringlich erklärt, wodurch man peu à peu ein Verständnis für die Welt entwickelt. Das Tempo ist zwar flott, aber Überforderung muss man auf keinen Fall befürchten.
2. Eine emotionale Geschwistergeschichte im Mittelpunkt
Damit Arcane sein Publikum nicht mit zu vielen Handlungssträngen, Personen und Fraktionen überschüttet und somit den Einstieg unnötig erschwert, steht im Fokus dieser ersten Staffel eindeutig die Geschichte eines Geschwisterpärchens. Wir lernen zu Beginn Vi und Powder als Waisen kennen. Deren Verhältnis wird dann im Laufe der neun Folgen immer wieder neu ausgelotet, um nicht zu viel zu verraten. Da man dabei immer wieder zwischen den Perspektiven beider Geschwister hin und her wechselt, macht man eine extrem emotionale Achterbahnfahrt mit.
3. Noch nie sah eine Animationsserie so gut aus
Allein schon auf visueller Ebene muss man Arcane zu den Höhepunkten des Jahres zählen. Mehr noch: Mir fällt keine Animationsserie ein, die auch nur annähernd an dessen optische Qualität heranreicht. Der Mix aus dreidimensionaler Animation mit teils im Stil klassischer Zeichnung gehaltenen Hintergründen und Elementen hat eine ganz eigene Note. Wie hierbei beispielsweise Rauch oder Wasser dargestellt werden, ist genauso eine Augenweide, wie die gemäldeartigen Städteansichten. Jedes Bild strahlt eine enorme Detailverliebtheit aus, und selbst beim Farbspektrum, das stets mit dem Inhalt harmoniert, merkt das Publikum, dass hier kinowürdige Maßstäbe angelegt wurden.
So viele Bilder böten sich an, als Standbild eingerahmt an die Wand gehangen zu werden. Doch auch in der Komposition vieler Szenen, bei der Kameraführung und ganz besonderes in den herausragenden Actionsequenzen erreicht die Animation ein Niveau, das mit dem von Oscarpreisträger Spider-Man: A New Universe mithalten kann! Das alles und dazu noch das Spiel mit Licht und Dunkelheit, gepaart mit dem Einsatz von Neonfarben, verleiht dem Stil dieser Serie ad hoc einen einzigartigen Charakter mit Wiedererkennungswert.
4. Schon mit dem Einstieg ist man am Haken
Es braucht nur wenige Minuten, für den ein oder anderen wahrscheinlich sogar nur Sekunden, damit Arcane einen packt. Der Einstieg mittels Flashback ist düster und deutet an, das diese Geschichte kein Kinderprogramm sein wird. Daraufhin begleitet man jedoch erstmal eine Gruppe von Jugendlichen aus der Unterstadt, die einen Coup in der Oberstadt durchziehen, wobei hier alles etwas verspielter wirkt. Mit den Bildern der ersten Szenen im Hinterkopf, weiß das Publikum jedoch, dass es nicht lange so bleiben wird. Dadurch, dass man nach dem Auftakt die düsteren Töne etwas zurückfährt, kommt man besser in die Geschichte rein, als wenn man permanent die bedrückende Stimmung reingedrückt bekommt.
5. Die 3-Aktstruktur geht voll auf
Arcane hat für Netflix-Begriffe eine außergewöhnliche Veröffentlichungsstrategie. An drei Wochenenden wurden je drei Folgen veröffentlicht. Das macht durchaus auch inhaltlich Sinn, denn die jeweiligen drei Episoden entsprechen den drei Kapiteln der Geschichte der ersten Staffel. Nach der dritten Folge folgt ein Zeitsprung, nachdem die Serie wesentlich düsterer, erwachsener und komplexer wird. Und der abschließende Akt ab Episode 7 legt nochmals eine etwas härtere Gangart ein und führt den Spannungsaufbau hin zu seinem absoluten Höhepunkt.
6. Das World Building macht Lust auf mehr
Auch in Sachen World Building macht diese Animationsserie vieles richtig. Die Stadt Piltover mit ihrer Unterstadt ist optisch eine Mischung aus Steampunk-Elementen, die an die Videospielreihe Bioshock erinnern, und zahlreichen verschiedenen Facetten bekannter Städte und Kulturen. Mal meint man Budapest oder Prag als Vorbild ausgemacht zu haben, dann sehen einige Häuser jedoch eher nach skandinavischer Architektur aus. Und in den Innenräumen sieht man dann Details, die gar ans antike Rom erinnern. Angereichert wird diese Welt aber auch mit magischen Elementen, wie man sie eben eindeutig aus dem Fantasy-Genre kennt. Trotz oder gerade wegen dieses wilden Mix hat die Welt, die hier aufgebaut wird, sofort etwas Mysteriöses, was zur weiteren Erkundung einlädt. Zudem wird mehrfach angedeutet, dass auch jenseits der Stadtgrenzen noch spannende Gebiete darauf warten, in künftigen Staffeln animiert zu werden.
7. In Arcane haben Entscheidungen tatsächliche Konsequenzen
Während an vielen großen Franchises, wie dem Marvel Cinematic Universe oder auch der Fast-and-Furious–Reihe, immer wieder bemängelt wird, dass Entscheidungen der Helden letztlich kaum Tragweite für die Zukunft der Serien haben, gibt es in Arcane tatsächlich Konsequenzen. Damit ist die Serie wesentlich erwachsener, als vieles, das derzeit im Mainstream stattfindet. Trifft eine Figur in dieser Welt eine Wahl, so hat dies unweigerlich Folgen für sie selbst und/oder die Umwelt. Ohne zu viel zu verraten, kann gesagt werden, dass es in Kämpfen Kollateralschäden gibt, die einen beim Schauen schon mal schlucken lassen.
8. Der Soundtrack als i-Tüpfelchen
Nicht nur optisch spielt Arcane in der allererster Liga. Vor allem der Soundtrack ist sensationell und wird nach dem Schauen jeder Folge die Playlist erweitern. Das fängt schon mit dem fantastischen Intro-Song von den Imagine Dragons an, der ein richtiger Ohrwurm ist (siehe/höre unten). Durch die neun Folgen hindurch werden wichtige Szenen und speziell die ikonischen Kämpfe unter anderem mit Hip Hop von Pusha T oder Indiepop von Woodkid untermalt. Die fantastisch kuratierte Musikauswahl findet im Finale dann noch ihren Höhepunkt in einem Beitrag von Sting, der den ohnehin emotionalen Moment nochmals verstärkt.
9. Viele ambivalente Charaktere
Neben den schon angesprochenen Schwestern Vi und Powder a.k.a. Jinx gibt es innerhalb der Staffel einige weitere vielschichtige Figuren. Dabei gibt es in Arcane kaum das, was man als klassisches Schwarzweißschema bezeichnen kann. Die Motive von vermeintlichen Bösewichten sind nachvollziehbar und Fanlieblinge wiederum begehen Taten, die man eigentlich nicht gutheißen kann. Seien es die Angehörigen der Führungsschicht von Piltover, die Wissenschaftler, deren moralische Integrität immer wieder auf die Probe gestellt wird, oder einstige Freunde, die plötzlich auf unterschiedlichen Seiten stehen. Die Vielzahl an komplexen Figuren trägt maßgeblich dazu bei, dass man gar nicht anders kann, als sich mit den Konflikten der Serie auch nach dem Schauen noch gedanklich auseinander zu setzen.
10. An einer Stelle gibt es noch Luft nach oben
Zugegeben: dieser letzte Punkt ist nicht als Kritik zu verstehen, sondern eher als Ansporn, um in kommenden Staffeln noch näher an die Perfektion zu kommen. Wenn es einen Aspekt in Arcane gibt, der noch etwas unterrepräsentiert in der Auftaktstaffel ist, dann sind es die politischen Verwicklungen, die an der ein oder anderen Stelle zugunsten der persönlichen Konflikte zu nebensächlich behandelt werden. Die Intrigen und Machenschaften, die hier brodeln, oder die Allianzen, die geschmiedet werden, um unterschiedlichste Ziele zu erreichen, werden in ihrer Komplexität nur angerissen. Je weiter die Serie jedoch fortschreitet, desto zentraler sollte auch dieser Aspekt zum Zug kommen, denn dann könnte man den Vergleich mit großen Fantasyepen à la Game of Thrones bestehen!
Pro: 9 Contra: 1
Unser Fazit zu Arcane
Arcane ist düsterer und erwachsener, als man es von einer Adaption einer Computerspielvorlage erwarten würde. Eine sensationelle Optik trifft auf eine Geschichte, in der Konsequenz omnipräsent ist. Dadurch und durch den Gewaltgrad, die Ambivalenz der Charaktere und den moralischen Anspruch, ist diese Serie mehr als ein Geheimtipp diesen Jahres. Auch emotional wird die Geschichte keinen kalt lassen und alles in allem ist damit der einzige wirkliche „Kritikpunkt“, dass man nun darauf hoffen muss, dass dieses fantastische Projekt von Netflix weitergeführt wird.
Alle 9 Folgen der ersten Staffel Arcane stehen seit dem 20. November 2021 komplett bei Netflix im Stream bereit!
Unsere Wertung:
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