Nach einigen Jahren Wartezeit präsentiert uns Amazon Prime nun endlich die zweite und finale Staffel von Carnival Row. Wird es ein gelungenes Ende? Lohnt sich das erneute Einschalten? Wir verraten es euch!
Titel | Carnival Row |
Jahr | 2019 |
Land | United States of America |
Genres | Krimi, Drama, Sci-Fi & Fantasy |
Darsteller | Orlando Bloom, Cara Delevingne, Simon McBurney, Tamzin Merchant, David Gyasi, Andrew Gower, Karla Crome, Arty Froushan, Jay Ali |
Länge | Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Amazon Prime Video, Amazon Prime Video with Ads |
Die Handlung von Carnival Row – Staffel 2
Die Handlung der zweiten Staffel Carnival Row setzt dort ein, wo die erste endete: Das Fey-Volk ist in der namensgebenden Straße, die in ein Ghetto für Nichtmenschen verwandelt wurde, zusammengetrieben worden. Philo hat seine elfische Abstammung öffentlich gemacht und sich seiner geliebten Vignette und dem restlichen Fey-Volk in der Row angeschlossen. Währenddessen beginnt Jonah Breakspear gemeinsam mit Sophie Longerbane seine Schreckensherrschaft in der Burgh und Imogen ist mit ihrem geliebten Astreus auf der Flucht vor ihrem Bruder. Sie beide sind auf der Suche nach einem Ort an dem sie als Pärchen zwischen Mensch und Faun akzeptiert werden.
Hier setzt auch gleich zu Beginn der Serie der erste große Handlungsstrang ein. Denn während in der Burgh erst einmal, das aus Staffel eins bekannte Konzept von Murder Mystery gepaart mit politischen Intrigen vor sich geht, wird das Schiff von Imogen und Astreus gleich zu Beginn der Staffel von einem Luftschiff des Pakts aufgebracht und in den Hafen von Ragusa eskortiert. Wer nun hoffte, dass der Pakt, die große rivalisierende Nation der Burgh, welche in der ersten Staffel eher nur den Lore Hintergrund fütterte, nun endlich seinen großen Auftritt bekommt, der wird bitter enttäuscht. Denn hier tritt nun die Revolution New Dawn auf den Plan.
Diese, aus Menschen wie aus Angehörigen des Fey-Volks, bunt gemischte Truppe aus Revolutionären wird sich anschicken die Welt von Carnival Row gehörig durcheinanderzubringen. Denn sie trägt die Flamme der Revolution vom Pakt aus tief ins Herz der Burgh und wird so viele Loyalitäten in Frage stellen.
Tolle Optik, schwache Handlung
Das Prime-Original sieht auch in der zweiten Staffel wieder richtig gut aus und zieht einen direkt in diese phantastische Parallelwelt, die nicht ganz unabsichtlich stark an das viktorianische London erinnert. Sowohl was die Ausstattung, die Kulisse aber auch die optischen Effekte angeht hat man sich hier nicht lumpen lassen. Gerade die Flügel der Elfen wirken wieder einmal wunderbar organisch und lebensecht. Die Optik ist aber auch wirklich der stärkste Punkt von Carnival Row – Staffel 2. Denn wirkte die Handlung der ersten Staffel noch wie ein vielversprechender erster Schritt, der Lust auf mehr machte, so fällt sie in Staffel zwei leider zu Beginn direkt auf die Nase und kommt danach auch nicht mehr so richtig in Gang. Und das liegt vor allem an zwei Dingen: einem für zehn abschließende Folgen einfach zu groß aufgemachtem Plot und ganz besonders an New Dawn.
Überladener Plot und abgesägte Handlungsstränge
Das große Problem ist, dass hier versucht wurde die Geschichte, welche in den ersten zehn Folgen langsam aufgebaut wurde, in den letzten zehn Folgen ausgiebig zu Ende zu erzählen. Einerseits ist dies natürlich absolut lobenswert und es ist schön, dass die Geschichte auch wirklich zu Ende erzählt wird, anstatt eine unabgeschlossene Handlung zurückzulassen. Andererseits hätte man sich, in dem Wissen, dass nur diese zehn Folgen bleiben, auf bereits etablierte Charaktere und Plots fokussieren können, anstatt eine ganze Wagenladung neuer aufzumachen. Es scheint ganz so, als wollten die Serienschöpfenden in ihrer Outline unbedingt die Revolution als ihr großes Finale haben und mussten sie noch unbedingt hineinbringen.
Aber genau unter dieser Revolution, unter New Dawn, leidet die Serie immens. Denn um ihretwillen bleibt einerseits der viel interessantere Gegenspieler in Gestalt des Paktes weiterhin kaum beleuchtetes Hintergrundbeiwerk. Und andererseits müssen natürlich auch andere Figuren, deren Handlungsstränge eigentlich in der ersten Staffel angelegt und vorbereitet wurden, überraschend schnell weichen. Und bei alledem stellt sich die Frage: Warum?
Nervige Revoluzzer*innen
Denn New Dawn hat zwei ganz große Probleme: erstens sind sie als Fraktion einfach nicht interessant: Sie sind ein Abziehbild einer jeden kommunistischen Revolution, inklusive des Dialektes und Vokabulars der Figuren. Ein “Comrade” hier, ein “Comrade” da und die scheinheilige Botschaft von Brüderlichkeit und Gleichheit, während eigentlich nur Tod und Elend gesät werden. Schlimmer aber noch: New Dawn ist nicht sympathisch. Das könnte eine gute Sache sein – oder aber auch nicht. Denn wenn man die zweite Staffel schaut, wird man sich unweigerlich fragen, ob man nun mit New Dawn sympathisieren soll oder nicht. Denn in einer seltsam faszinierenden Weise mäandert diese Revoluzzergruppe über den Zeitraum der Handlung immer wieder zwischen moralisch ambivalenten Helden und abgrundtief bösen Schurken. Vielleicht soll das der Kniff des Ganzen sein.
Aber anstatt sich zu fragen, ob die Anhänger von New Dawn nun böse oder gut sind (was zum Staffelfinale aber ganz eindeutig geklärt wird, keine Sorge!), fragt man sich beim Zuschauen letztlich nur: “Warum verbringen wir mit denen soviel Zeit und nicht mit dem Pakt oder Sophie Longerbane und Jonah Braekspear?” Carnival Row hatte gute Antagonisten. Es hätte keiner neuen bedurft.
Und was ist mit Vignette und Philo?
Wer diese Rezension liest, wird sich vielleicht die Frage stellen: “Warum schießt er sich so auf New Dawn ein? Was ist denn eigentlich mit Vignette und Philo?” Nun… das ist eine gute Frage für die Drehbuchautoren und Autorinnen. Denn in ihrer eigenen Serie werden die leitenden Figuren klammheimlich zu Nebendarstellern. Bekommt Philo noch einen halbwegs interessanten Plot spendiert, in welchem er versucht die sich radikalisierenden Gemüter sowohl aufseiten der Fey als auch der Menschen zu besänftigen und sich ein ums andere Mal für diejenigen, die er liebt in ernste Gefahr begibt, dreht sich Vignette irgendwann nur noch im Kreis. Cara Delevingnes Charakter scheint schlichtweg nicht mehr zu wissen, was sie eigentlich will. Es scheint ganz so, als wüssten die Autorinnen und Autoren hier mit ihrer eigenen Figur nicht mehr viel anzufangen.
Unser Fazit zu Carnival Row – Staffel 2
Die zweite Staffel ist, wie auch schon die erste, durchweg gut gemacht. Sie ist optisch und ausstattungstechnisch sehr hochwertig und schön anzuschauen, was heutzutage selbst bei hoch budgetierten Produktionen besonders hervorgehoben werden muss. Leider macht sie aber keinen Spaß. Es wird mit Sicherheit Zuschauende geben, denen die Handlung gefallen wird, aber es wird mindestens genauso viele geben, die enttäuscht zurückbleiben werden. Und so bleibt letztlich das einzige, aber leider gewichtige Verbrechen der Serie, dass sie ein unheimlich interessantes Setting, gespickt mit durchaus liebenswerten Charakteren, aufbauend auf einer vielversprechenden ersten Staffel, einfach zu einem enttäuschenden Ende führt.
Unsere Wertung:
Die finale Staffel von Carnival Row ist am 17. Februar mit den ersten beiden Folgen auf Amazon Prime gestartet. Die weiteren Folgen kommen im Doppelpack wöchentlich
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