Heist-Thriller gibt es nicht erst seit Haus des Geldes wie Sand am Meer, aber gefühlt hat seitdem die Serienlandschaft diesen Acker nochmal besonders eifrig zu beackern begonnen. Mit Culprits gibt es einen neuen Genre-Beitrag. Einer der heraussticht oder einer zum Skippen?
Titel | Culprits |
Jahr | 2023 |
Land | United Kingdom |
Genres | Krimi, Drama |
Darsteller | Nathan Stewart-Jarrett, Gemma Arterton, Eddie Izzard, Kirby Howell-Baptiste, Niamh Algar, Kamel El Basha, Tara Abboud, Ned Dennehy, Kevin Vidal |
Länge | Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Disney Plus |
Culprits – Die offizielle Handlungsangabe
Joe Petrus lebt den amerikanischen Traum: Er hat einen Verlobten, Jules, zwei Stiefkinder, Frankie und Bud, und bald schon ein eigenes Unternehmen in einer verschlafenen Vorstadt. Doch was seine Familie nicht weiß, ist, dass Joe ein Geheimnis hat. Vor drei Jahren wurde er von der berüchtigten britischen Kriminellen Dianne Harewood angeworben, um sich ihrem Team anzuschließen und an einem hoch riskanten Einbruch teilzunehmen, der Joe reich machen und ihm ein völlig neues Leben ermöglichen sollte. Nun holt Joes gefährliche Vergangenheit ihn ein. Als ein Killer das Team ins Visier nimmt, das hinter dem Verbrechen steckt, erkennt Joe, dass er – um seine Familie zu schützen – nach London zurückkehren, Kontakt zu ehemaligen Kolleginnen und Kollegen aufnehmen und Dianne aufspüren muss.
Spoilerfreie Kritik zu Culprits
Der Beitrag befasst sich mit allen acht Folgen der Serie. Auf Spoiler wird verzichtet.
Heist bleibt Heist.
Einen Mann holt seine kriminelle Vergangenheit ein. Seine Familie, die von nichts weiß, ist plötzlich in die Sache reingezogen. Er muss die gekappten Verbindungen reaktivieren und längst Verdrängtes bewältigen, um sein neues Leben vor seinem alten zu schützen. So weit, so abgedroschen, so vorhersehbar. Die Prämisse von Culprits ist jetzt wirklich nicht gerade die originellsten der letzten Zeit. Auch die Erzählweise mit den Rückblenden und Zeitenwechseln hat man in diesem Metier schon zuhauf herangezogen.
Trotzdem ist die Miniserie irgendwie von Beginn an packend, da die Macher ein Gefühl für Spannungsaufbau mitbringen und genau wissen, wann welcher Twist doch seine Wirkung entfalten kann. Schon in der ersten Folge spielt man damit, dass eben die inflationären Mechanismen von Heist-Stories über die Jahre immer ausrechenbarer geworden sind. Da man nun mal genau weiß, dass man hier kaum noch wirklich Ungesehenes zeigen können wird, konzentriert man sich darauf, die Erwartungen zu unterlaufen, indem man an anderen Ecken durch Variation Würze reinbringt.
Ich denke, ich habs verbockt.
In der Vergangenheit wird erzählt, wie die Crew zusammen- und der Coup ausgeführt wurde. Hier wird aus Spoiler-Gründen natürlich nicht ins Detail gegangen, wie das Ganze das verlaufen ist. Dennoch kann man zumindest feststellen, dass man mal wieder Gangster mit Code-Namen und Maskierung gewählt hat, was natürlich unweigerlich Erinnerungen an so viele ähnlich gelagerte Geschichten weckt. Ob Ex-Präsidenten in Point Break, Dali in Haus des Geldes oder auch die Farben in Reservoir Dogs – mit einer einfachen Sturmhaube und Klarnamen geht es in Film und Serie nicht ans Gangster-Werk. Hier ist man aber hier weder besonders einfallsreich noch irgendwie ikonisch, sodass man in naher Zukunft kaum damit rechnen muss, das sich jemand im Culprits-Stil verkleiden wird.
Der Cast und der Style machen die Musik.
Auch Kaleidoskop hat zu Beginn des Jahres versucht eine Neuinterpretation der Heist-Movie-Formel zu erfinden. Die Erzählweise war da vielleicht ganz originell, aber vergessen wurde dort, dass in erster Linie das Ensemble in einer Gangster-Story das ist, was wirklich das Interesse beim Zuschauer schürt. Und hier hat Culprits deutlich mehr zu bieten als die Netflix-Show. Schwachstelle ist womöglich noch Gemma Arteton, denn so wirklich abkaufen kann man ihr die Mastermind-Schurkenrolle nicht.
Der Rest des Teams ist hingegen gut gecastet und interessant geschrieben. Vor allem Nathan Stewart-Jarrett hat durch sein Doppelleben quasi eine Doppelrolle und ist sowohl in der Gauner- als auch der Familienmensch-Funktion ein Sympathieträger. Niamh Algar und Ned Dennehy spielen einmal mehr ziemlich exzentrisch Figuren, was beiden einfach liegt und Kirby Howell-Baptiste ist auch in dieser Nebenrolle, wie schon in Sandman oder Cruella bei jedem Auftritt der Szenendieb!
Neben der Besetzung ist es dann die handwerklich gute Umsetzung, die ebenfalls einen Sog aufzubauen vermag. Neben den angesprochenen Zeitenwechseln funktioniert der doch ordentliche Härtegrad in Verbindung mit starken Action-Momenten. Es hat hin und wieder auch etwas vom überdramatischen, was Fans an Haus des Geldes oder auch der Oceans-Reihe mochten, aber wenn es dort ankam, warum dann nicht auch hier nochmal? Die Serie ist genau für dieses Publikum gemacht und Genre-Fans werden hier mit dem Mix aus Bewährtem und Frischem über die acht Folgen hinweg Spaß haben.
Wer sollte sich Culprits nicht entgehen lassen?
Wer von Aus-, Einbruchs-, Bankraub-, Coup-Stories einfach nie genug bekommt, der hat ein weiteres Serienwerk vor sich, das handwerklich wenig verkehrt macht und sogar immer wieder eine frische Brise ins Genre bringt. Ein Hauch von Gesellschaftskritik schlummert ebenfalls im Skript und so ist Culprits am Ende nicht nur kopflose Heist-Action, sondern doch etwas anspruchsvoller als vieles in den vergangenen Jahren bei Streamingdiensten. Grundsätzlich kann man eigentlich jedem Thriller-Fan raten, hier einen Blick zu wagen. Wer allerdings nach den ersten beiden Folgen nicht am Haken ist, der wird wohl auch vom weiteren Verlauf nicht mehr mitzureißen sein.
Unser Fazit zu Culprits
Culprits ist eine überdurchschnittliche Thriller-Serie mit einer interessanten Team-Dynamik auf einer und einer emotionalen Familien-Dynamik auf der anderen Zeitlinie. Vieles kommt Genre-Kennern bekannt vor und auch nicht alles im Skript sollte logisch hinterfragt werden. Dennoch ist Spannung und Härte drin und langweilig wird es über die acht Folgen hinweg auch nicht.
Culprits läuft mit acht Folgen am 29. November bei Disney+ an.
Unsere Wertung:
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