Das Rad der Zeit dreht sich weiter. Kriegt die Serie in der zweiten Staffel die Kurve und wird endlich zu einer guten Adaption der bekannten Romanvorlage?
Titel | Das Rad der Zeit |
Jahr | 2021 |
Land | United States of America |
Genres | Sci-Fi & Fantasy, Drama |
Darsteller | Rosamund Pike, Josha Stradowski, Daniel Henney, Zoë Robins, Madeleine Madden, Marcus Rutherford, Dónal Finn, Ceara Coveney, Nasser Memarzia |
Länge | Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Amazon Prime Video, Amazon Prime Video with Ads |
Die Handlung von Das Rad der Zeit – Staffel 2
Zuschauer:innen haben am Ende der ersten Staffel die fantastische Welt der Zwei Flüsse verlassen, als der einfache Bauernjunge Rand al’Thor (Josha Stradowski) erkannt hat, dass er der Wiedergeborene Drache ist – eine gefährliche Figur aus der Geschichte, die dazu bestimmt ist, die Welt zu retten … oder sie zu zerstören. Eine Armee mächtiger Zauberinnen versucht verzweifelt, ihn vor dem Dunklen König zu schützen, und muss sich mit seiner wachsenden Macht und seinem zunehmenden Wahnsinn auseinandersetzen.
Das Rad der Zeit dreht sich, und die letzte Schlacht steht bevor. Obwohl Rand dachte, er hätte den Dunklen König vernichtet, ist das Böse noch nicht aus der Welt verschwunden. In der zweiten Staffel suchen neue und sehr alte Bedrohungen die jungen Freunde aus den Zwei Flüssen auf, die nun über die ganze Welt verstreut sind. Die Frau, die sie gefunden und geführt hat, kann ihnen nicht mehr helfen, und so müssen sie andere Quellen der Stärke finden. Ineinander oder in sich selbst. Im Licht … oder in der Dunkelheit.
Staffelkritik ohne Spoiler
Dieser Beitrag beschäftigt sich mit den ersten drei neuen Folgen der zweiten Staffel. Dementsprechend ist die Kritik darauf bezogen, ob sich im Vergleich mit der ersten Staffel signifikante Dinge verändert haben. Auch Spoiler, die die Entwicklungen vorweg nehmen würden, wird selbstredend verzichtet.
Alte Stärken – aber auch alte Schwächen
Die zweite Staffel von Das Rad der Zeit konzentriert sich auf die alten Stärken, die schon aus Staffel eins bekannt sind. Und das sind nicht sehr viele. Abseits von einem, zumindest in Teilen, durchaus sympathischen Cast ist die einzige Stärke der Serie immer genau dann, wenn sie beinahe tödlich langweilig wird, einen Funken Spannung entstehen zu lassen oder eben eine sehr gelungene Szene ins Bild zu setzen, die beim Publikum die Hoffnung entstehen lassen, dass Das Rad der Zeit doch noch auf die richtige Spur kommt und den Namen verdient. Diese Hoffnung ist aber stets aufs Neue trügerisch.
Denn die Serienadaption krankt auch in der zweiten Staffel an allem, woran es bei ihr vorher schon gehakt hat. Zum einen verdient sie ihren Namen eigentlich überhaupt nicht. Denn abgesehen von den Namen der Hauptfiguren und ein paar eingestreuten Plotpoints hat diese Serie so gut wie nichts mit der Fantasyroman-Vorlage von Robert Jordan zu tun. Es beschleicht einen sogar langsam das Gefühl, dass dies mit Kalkül geschieht und hier wieder einmal ein großer Name gekauft wurde um ein möglichst breites Publikum anzulocken um diesem dann eine vollkommen andere Geschichte zu erzählen.
Die Erzählung holpert weiter vor sich hin
Auch die mangelnde Erzählstruktur, die bei all jenen ohne Vorkenntnisse der literarischen Grundlage immer wieder neue Fragezeichen im Gesicht entstehen lassen mag, während sie jene mit Kenntnis über die Bücher einfach nur den Kopf schütteln lässt, hat sich nicht gebessert. Ein Beispiel wäre hier der zentrale McGuffin des zweiten Buches: Das Horn von Valere. Warum ist die Jagd nach dem Horn von Valere so eine große Sache? Fragt man sich. Warum ist es derart wichtig? In der Serie wird dies nur angedeutet, während man gleichzeitig eher das Gefühl hat, dass es gar nicht so wichtig sein kann, wenn eigentlich nur einer der Protagonisten und ein paar Nebencharaktere zwischenzeitlich danach suchen. Wer die Romanvorlage gelesen hat, kennt die Antwort, doch weiß zugleich darum, wie sehr die Handlung hier wieder einmal verstümmelt wurde.
Wenn das Rad der Zeit wenigstens gut aussehen würde
Das Horn dient auch für eine weitere Schwäche der Serie als Beispiel und das ist die Ausstattung samt Inszenierung. Denn gerade, wenn die Figuren der Serie einmal draußen unterwegs sind, fällt einem beim Zuschauen merklich auf, wie klein hier die Sets sind und wie billig und lieblos manches gemacht wirkt. An einer bestimmten Stelle, in der die Überreste eines Scharmützels gezeigt werden spürt man förmlich, dass da im Gras wirklich nicht mehr als die zwei Leichen und die drei vier Requisiten, die zu sehen sind, liegen.
Natürlich kann nicht jede Serie das Budget von Die Ringe der Macht haben, oder so gut und hochwertig aussehen wie Game of Thrones, aber wenn die filmische Adaption einer der größten Fantasy-Sagas des 20. Jahrhunderts und einem der umfangreichsten Werke der Literaturgeschichte generell, gerade in Außenszenen, so wirkt, als hätte man ein paar Darsteller in Kostümen von der Stange irgendwo auf eine Wiese gestellt und einfach nur die Kamera draufgehalten, dann ist das schon sehr traurig.
Rand al’Thor: der wiedergeborene Nebencharakter
Das größte Verbrechen begeht Das Rad der Zeit aber an seinem Protagonisten. Denn Rand al’Thor wird in der zweiten Staffel endgültig zu einem absoluten Nebencharakter degradiert. Ebenso ergeht es seinem Gegenspieler Ishamael, dem obersten der „Verlorenen“, der es in der gesamten ersten Staffel und den ersten drei Folgen der zweiten Staffel vielleicht gerade mal auf fünf Minuten Screentime schafft und dessen Motivation dem Publikum nicht aufgrund seines rätselhaften Charakters, sondern schlicht aufgrund des Fehlens einer nennenswerten Handlung seinerseits schleierhaft bleiben.
Nein, die Macher*Innen konzentrieren sich spätestens ab Staffel zwei voll und ganz auf Moiraine und Nynaeve, die – das wird keine der Ai Sedai müde zu erwähnen – hier zur mächtigsten Zauberin seit tausend Jahren erklärt wird. Der wiedergeborene Drache selbst, der eigentlich der Einzige sein sollte, der es mit dem Dunklen König aufnehmen kann, scheint hier ganz offenbar nicht mehr relevant für den großen Konflikt zu sein.
Von diesem Konflikt, der großen Bedrohung durch den Dunklen König, ist aber immer noch nichts zu spüren. Zwar wird hier und da an einem Lagerfeuer in einem Gespräch, meist von Moiraine, davon gesprochen, dass hier das Schicksal der ganzen Welt auf dem Spiel steht, die Figuren in dieser Welt beschäftigen sich aber derweil lieber mit ihren Beziehungsproblemen, Selbstzweifeln oder im Falle von Nynaeve ganz einfach damit sich grundsätzlich über alles und jeden zu beschweren. Rand al’Thor darf währenddessen von der Seitenlinie zusehen und nicht einmal mehr mit seinen Freundinnen und Freunden gemeinsam nach dem Horn von Valere jagen.
Unser Fazit zu Das Rad der Zeit Staffel 2
Es bleibt die Frage für wen Das Rad der Zeit produziert wurde. Weder Fans der Romanvorlage oder Freund:Innen epischer Fantasy können die Zielgruppe gewesen sein. Natürlich ist eine Inszenierung immer eine Budgetfrage und nicht alles kann das nächste Game of Thrones sein. Aber nachdem Amazon bereits mit Die Ringe der Macht ein Milliardenbudget verbrannt hat, scheint man hier einfach den nächsten Batzen Geld verheizen zu wollen, da ganz offensichtlich die Vorlage von niemandem aus der Produktionscrew ernsthaft gelesen wurde – oder sich aber einfach absichtlich dafür entschieden wurde, alle spannenden Punkte der Geschichte entweder zu kürzen, zu verändern oder gänzlich zu streichen und durch wesentlich uninteressantere Plots zu ersetzen und gerade so viel der Originalhandlung in der Serie zu belassen um sie als eine Adaption gelten zu lassen. Beides wäre tragisch, aber der zweite Fall wäre dennoch weitaus schlimmer.
Alles in allem kann die zweite Staffel Das Rad der Zeit nur jenen empfohlen werden, denen bereits die erste Staffel gefallen hat. Alle anderen sollten einen weiten Bogen um diese Serie machen.
Das Rad der Zeit – Staffel 2 startet am 1. September bei Amazon Prime
Unsere Wertung:
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