Mit The Americans haben die Macher eine starke und vor allem doppelbödige Serie geschaffen. Mit dem neuen Projekt The Patient wird eine andere Richtung eingeschlagen, aber der Qualitätsanspruch bleibt der gleiche. Kann die Miniserie das Niveau tatsächlich halten?
Titel | Der Patient |
Jahr | 2022 |
Land | United States of America |
Genres | Drama, Krimi |
Darsteller | Steve Carell, Domhnall Gleeson, Linda Emond, Laura Niemi, Andrew Leeds, David Alan Grier |
Länge | Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Disney Plus |
The Patient – Die offizielle Handlungsangabe
Der Psychotherapeut Alan Strauss wird von einem Patienten namens Sam gefangen gehalten, der sich als Serienmörder zu erkennen gibt. Sam stellt eine ungewöhnliche Forderung an Alans Arbeit als sein Therapeut: Er soll seine Mordlust zügeln. Um lebend aus der Sache herauszukommen, muss Alan Sams verwirrten Geisteszustand beruhigen und ihn davon abhalten, wieder zu töten … Sam weigert sich jedoch, über schwierige Themen zu sprechen. Im Laufe seiner Gefangenschaft deckt Alan nicht nur auf, wie tief Sams Zwang in ihm verwurzelt ist, sondern auch, welcher Anstrengungen es bedarf, um die Kluft zu überwinden, die seine eigene Familie entzweit. Die Zeit wird knapp und Alan kämpft verzweifelt darum, Sam aufzuhalten, bevor er sich an seinen Morden mitschuldig macht oder – schlimmer noch – selbst zur Zielscheibe wird.
Kritik zur Miniserie zu The Patient
Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der gesamten Miniserie, die am deutschen Starttag auch schon zu sehen ist. Auf Spoiler wird jedoch weitgehend verzichtet. Der Beitrag soll dazu dienen, den Lesern eine Hilfestellung bei der Entscheidung zu geben, ob sich auf Basis der gesammelten Eindrücke ein Blick rentiert.
Psychoduell, Krimi, Kammerspiel
Die Miniserie The Patient ist eine Ausnahmeerscheinung. Denn normalerweise sind eher Comedy-Formate in knapp halbstündige Folgen strukturiert. Bei Thrillern ist es untypisch, aber damit auch schon ein Faktor, der diese Produktion von anderen abhebt. Ein weiterer Faktor ist die Tatsache, dass viele, trotz der ernsteren Rollen in den letzten Jahre (The Morning Show oder Beautiful Boy), Carrell noch immer eher im lustigen Fach verorten. Doch so bierernst, wie hier hat man ihn wirklich selten gesehen. Man kauft es ihm aber voll ab. Mehr als das: Die darstellerische Leistung ist mitunter die beste in seiner Filmografie. Die Performance seines Konterpart ist nicht minderbeeindruckend. Domhnall Gleeson spielt den soziopathischen Mörder, die tickende Zeitbombe, den unberechenbaren Selbstzweifler in derart überzeugender Weise, dass man den sympathischen Iren fortan auch in den charismatischen Rollen mit anderen Augen betrachten wird.
Das Szenario ist trotz oder gerade wegen der räumlichen Beschränkung ein erfrischend neuer Ansatz im Subgenre des Entführungs-Thrillers: Einen Psychologen entführen, um sich selbst in seinen Trieben auszubremsen. Dazu kommt noch der Zeitdruck, der von Folge zu Folge durch die Zuspitzung das Adrenalin beim Publikum hochkochen lässt. Die Last auf den Schultern von Carrell als Alan wird dabei auch immer größer. Und dann kommen noch fast schon ans Absurde grenzende Wendungen in den ohnehin schon spannenden Mix, wodurch man wirklich nicht mehr abschalten kann und die etwa fünf Stunden sehr wahrscheinlich in einem Rutsch schauen wird. Das Ende wird hier natürlich nicht vorweggenommen. Es löst auf jeden Fall Diskussionen aus, auch wenn nicht jeder damit glücklich sein wird. Auch das spricht jedoch für den Mut der Showrunner.
Wer sollte sich die Miniserie nicht entgehen lassen?
Ein Psychologe gerät bei der Ausführung seiner eigentlichen Profession durch die außergewöhnlichen Umstände an seine Grenzen – wie gesagt: eine Prämisse, die so noch nicht da war. Während die Teile noch nie so kombiniert wurden, sind sie für sich genommen selbstverständlich schon in vielen Serien und Filmen verwendet worden. Die Entführung bzw. deren hauptsächlicher Handlungsort, eine Art Keller oder Nebenraum, erinnert beispielsweise an 10 Cloverfield Lane, Raum oder auch The Black Phone. Einiges an der Figur des Sam hingegen dürfte Erinnerungen an den Hitchcock-Klassiker Psycho oder auch an Prisoners wecken. Die Gespräche zwischen Therapeut und Patient hingegen können mit vielen legendären Psychoduellen mithalten. Mitunter kann hierbei das Aufeinandertreffen von James Franco und Jonah Hill in True Story als Referenz dieses „Hase-Igel-Rennens“ herangezogen werden.
Und trotz der ganzen verschiedenen Thriller-Versatzstücke, sind es auch die Dramen der beiden Antagonisten jeweils für sich genommen, die in The Patient zusätzlich Salz in die Suppe bringen. Tiefgründige Dialoge, eine gewisse Doppelbödigkeit, schleichende Selbstreflexion und auch eine nicht unbedeutende Metaebene – man merkt, dass hier die Macher von The Americans am Werk waren. Wer also diese Serie, die in Deutschland nie die Aufmerksamkeit bekam, die ihr gebührt, zu schätzen weiß, den wird auch diese Miniserie über die volle Laufzeit im Bann halten.
Unser Fazit zu The Patient
FX-Serien sind das Premium-Label innerhalb der Disney-Produktionen. Daran lässt auch The Patient nicht den geringsten Zweifel. Die zehn kompakten Folgen schauen sich in Windeseile weg und fesseln von der ersten Folge an. Das Duell zwischen Carrell und Gleeson ist ein Highlight in diesem Serienjahr. Aus einem recht kleinen Setting holt diese Miniserie sehr viel raus und ist damit eine glasklare Empfehlung.
The Patient startet am 30. November mit allen Folgen der Miniserie.
All unsere Reviews und auch viele andere Videos findest du auch auf unserem YouTube-Kanal.
Unsere Wertung:
© 2022 Disney and its related entities