Nach einigen Science-Fiction-Produktionen präsentiert Apple TV+ mit Der Therapeut von nebenan nun eine Dramedy-Serie, die sich um deutlich irdischere Themen dreht. Erfahrt in diesem ersten Eindruck, ob sich ein Einstieg in die Miniserie mit Paul Rudd und Will Ferrell lohnt.
Titel | Der Therapeut von nebenan |
Jahr | 2021 |
Land | United States of America |
Genres | Komödie, Drama |
Darsteller | Paul Rudd, Will Ferrell, Casey Wilson, Cornell Womack, Robin Bartlett |
Länge | Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Apple TV Plus |
Der Therapeut von nebenan – Die Handlung kompakt
Die Geschichte von Der Therapeut von nebenan erzählt vom Psychologen Ike Herschkopf (Paul Rudd), der in den Achtzigern den jüdischen Unternehmer Marty Markowitz (Will Ferrell) im Kreise seiner prominenten Patienten begrüßt. Als Ike feststellt, wie naiv und gleichzeitig sehr wohlhabend sein neuer Schützling ist, beginnt er immer mehr, dessen Entscheidungen zu seinen Gunsten zu manipulieren und die aufkeimende Freundschaft nach allen Regeln der Kunst auszunutzen. Selbst die enge Beziehung von Marty zu seiner Schwester (Kathryn Hahn) ist ihm dabei ein Dorn im Auge, sodass er auch diese versucht zu torpedieren. Wie weit kann das sympathische Ekel gehen, bis sein scheinbar leichtes Opfer doch die Lunte riecht?
Erster Eindruck zu Der Therapeut von nebenan
(Dieser Beitrag beschäftigt sich ausschließlich mit den ersten vier von acht Folgen der Serie. Dementsprechend ist die Kritik auch nur auf die erste Staffelhälfte bezogen und soll dazu dienen, den Lesern eine Hilfestellung bei der Entscheidung zu geben, ob sich auf Basis der ersten Eindrücke ein Blick rentiert.)
Die wahre Geschichte einer emotionalen & finanziellen Ausbeutung
Die Grundlage der neuen Apple TV+-Serie ist der gleichnamige Podcast, der wiederum auf wahre Begebenheiten zurückgeht. Was in den ersten Folgen gut eingefangen wird, ist, wie schnell einerseits Ike es schafft, das Vertrauen von Marty zu gewinnen und damit eine bizarre Form von Freundschaft aufzubauen. Diese Freundschaft geht fast ad hoc über ein Therapeuten-Patienten-Verhältnis hinaus. Andererseits weiß er aber genau, wie weit er zu bestimmten Zeitpunkten schon gehen kann, und lotet genau aus, wie er peu à peu den Einfluss auf Martys Leben steigern kann.
Der Therapeut von nebenan ist ein Paradebeispiel dafür, dass aus jeder Form von Beziehung eine toxische Verbindung werden kann. Ein Therapeut, der seine Machtposition dabei so schamlos ausnutzt, lässt das Publikum immer wieder fassungslos mit dem Kopf schütteln. Gleichzeitig möchte man aus der Ferne im Minutentakt den treudoofen Marty wachrütteln, der immer weiter seinem Verderben entgegen taumelt. Im Großen und Ganzen ist das alles ziemlich unangenehm, mit anzusehen.
Nicht die Komik, die man anhand der Darsteller erwartet
Wenn man eine Serie mit Rudd, Ferrell und Hahn einschaltet, dann wird man mit hoher Wahrscheinlichkeit etwas anderes erwarten, als das, was hier geboten wird. Von Slapstick und Fäkalhumor fehlt in Der Therapeut von nebenan jede Spur und auch sonst gibt es allenfalls Szenen, über die man wegen ihrer Absurdität schmunzeln muss. Die Geschichte punktet durch ihre Subtilität und ihr Spiel mit den Klischees. Außerdem überzeugt sie durch ihr detailgetreues Abbilden der späten Achtziger- und frühen Neunzigerjahre. Man muss sich jedoch definitiv auf diese Form von schwarzem Humor mit gesellschaftskritischem Unterton einlassen.
Schwierig, einen Sympathieträger auszumachen
Ein weiterer Stolperstein dieser Produktion sind die fast ausnahmslos unsympathischen Figuren. Die schmierige Art des sich geschickt in das Leben seines Patienten einmischenden Therapeuten Ike kann man ohnehin schwer gutheißen. Aber leider spielt Will Ferrell so fernab jeder Plausibilität, dass es sehr schwer fällt, mit seinem Charakter mitzufühlen. Die einzige, ansatzweise sympathische Figur ist die Schwester von Marty, Phyllis, die voll vom natürlichen Charisma Kathryn Hahns (WandaVision) profitiert. Doch die Protagonisten sind nun mal der Therapeut und sein Klient/Opfer. Damit lässt einen trotz der haarsträubenden Exzesse, die diese Verbindung schon in den ersten Folgen treibt, vieles kalt. Auf emotionaler Ebene gelingt es nicht, Anknüpfungspunkte und Anreize für die Zuschauenden zu kreieren, die wirklich Interesse wecken, herausfinden zu wollen, ob die Beziehung von Marty und Ike irgendwann implodiert.
Unser Fazit zum Auftakt von Der Therapeut von nebenan
Die Podcast-Adaption Der Therapeut von nebenan überzeugt leider kaum als schwarze Komödie und als Charakterdrama noch weniger. Zwar sind die Konstellation und die Prämisse allein schon Grund genug, dem Format dennoch einmal eine Chance zu geben. Aber wenn einen schon von Beginn an der zynische Unterton abschreckt und man sich schwertut, sich auch nur geringfügig in die Lage von Marty einfühlen zu können, dann braucht man nach der soliden Auftaktfolge nicht darauf warten, dass sich daran in der Folge noch etwas ändert.
Der Therapeut von nebenan ist am 12. November bei Apple TV+ mit den ersten drei Folgen gestartet und danach ging es im Wochenrhythmus weiter!
Unsere Wertung:
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