Paramount setzt seinen Versuch fort, aus der Serienikone Dexter ein großes Franchise zu entwickeln. Nach der Sequel-Serie New Blood widmet sich das Studio nun den frühen Jahren des mordenden Blutspuren-Analysten. Funktioniert Original Sin ohne die Präsenz mit einer jungen Alternative zu Michael C. Hall?
Titel | Dexter: Original Sin |
Jahr | 2024 |
Land | United States of America |
Genres | Krimi, Drama |
Darsteller | Patrick Gibson, Christian Slater, Molly Brown, Christina Milian, James Martinez, Alex Shimizu, Reno Wilson, Patrick Dempsey, Michael C. Hall |
Länge | Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Paramount Plus, Paramount+ Amazon Channel, Paramount Plus Apple TV Channel |
Dexter: Original Sin – Die offizielle Handlung
Während er einem Praktikum in der Forensik der Miami Metro Police Department entgegenfiebert, teilt Dexter ein düsteres Geheimnis mit seinem Ziehvater Harry (Christian Slater), von dem seine jüngere Schwester Debra (Molly Brown) nichts ahnt: Dexter kann seinen Drang zu töten nicht länger unterdrücken. Deshalb entwickelt Harry, selbst Polizist, einen Kodex, an den sich der angehende Serienkiller fortan halten soll. Auf Dexters Mordliste dürfen ausschließlich Personen stehen, die dem Gesetz entkommen sind – Menschen, die weder von der Gesellschaft noch von den Strafverfolgungsbehörden vermisst werden.
Die Faszination hinter Dexter
2006 brachte Showtime mit der Serie Dexter ein Format auf die Bildschirme, das in einer Ära des Tabubruchs im amerikanischen Fernsehen eines der größten Tabus brach. Dexter Morgan arbeitet beim Miami PD nicht nur als Forensiker am Tag, sondern ist bei Nacht als Serienmörder unterwegs. Die Idee, einen Psychopathen mit Hang zu Mord und Totschlag als Protagonisten zu präsentieren, war in Zeiten von Oz – Hölle hinter Gittern oder Die Sopranos nicht neu, doch mit Dexter Morgan wagten die Showrunner und auch Autor Jeff Lindsay einen entscheidenden Schritt weiter.
Ihr Ziel war es, die Sehgewohnheiten des Fernsehpublikums derart herauszufordern, dass die Zuschauer:innen wöchentlich einschalten, um mit Dexter zu sympathisieren und sich auf seine Seite zu schlagen. Dabei wurde Dexter nicht als grausamer Schlachter eingeführt, der vorzugsweise Frauen ermordet. Stattdessen entschieden sich die Autor:innen für eine moralische Zwickmühle: Dexter ist bewusst konzeptionell in einem Widerspruch gefangen. Er tötet Menschen – aber ausschließlich solche, die als Mörder, Vergewaltiger oder Pädophile dem amerikanischen Justizsystem entkommen sind. Er agiert als drakonischer Vollstrecker der Selbstjustiz. Sein Ziehvater Harry erkannte früh Dexters gefährliche Neigungen und brachte ihm daher einen Moralkodex bei, der sowohl seinen Tötungsdrang stillen als auch sicherstellen sollte, dass Unschuldige nicht zu Schaden kommen.
Schnell ertappt man sich selbst dabei, mit Dexter Morgan mitzufiebern, da seine Antagonisten (beliebt: der Ice-Truck-Killer und der Trinity-Killer) spannend aufgebaut werden. Für das Publikum ergibt sich so eine Art Katharsis, wenn Dexter erneut einen “schlechten Menschen” aus dem Spiel nimmt. Dieses Konzept funktioniert auch deshalb so gut, weil Michael C. Hall Dexter eine außergewöhnlich charismatische Ausstrahlung verleiht. Seine philosophischen Voice-Over-Narrationen machen ihn greifbarer, und im Kern geht es in der Serie um die emotionale Reise eines Mannes ohne jedwede Empathie, der seinen dunklen Begleiter hinter sich lassen möchte, um lieben und fühlen zu können.
Logiklücken und ein miserables Ende
Über Dexter zu sprechen, ohne die katastrophale letzte Staffel zu erwähnen, ist unmöglich. Die Showrunner hatten sich spätestens seit Staffel 5 in eine erzählerische Sackgasse manövriert. Nach der herausragenden vierten Staffel gelang es ihnen nicht mehr, an die alte Qualität anzuknüpfen. Die Konsequenzen der Ereignisse wurden nur halbherzig fortgeführt, Charakterhandlungen wirkten oft unlogisch, und schnell machte sich Planlosigkeit breit. Dexter trat auf der Stelle, da es keine echten Konsequenzen mehr gab, jede antagonistische Figur aus dem Weg geräumt wurde und die Serie sich zu einer vorhersehbaren Formel entwickelte. Das Ganze mündete schließlich in einem unbeliebten und desaströsen Finale, das glücklicherweise zur gleichen Zeit vom grandiosen Ende von Breaking Bad überschattet wurde.
Die negativen Stimmen verstummten jedoch nie vollständig. Mit der Sequel-Serie Dexter: New Blood versuchte man, Jahre später Schadenbegrenzung zu betreiben. Es war der Versuch, offene Lücken zu schließen und die Handlung sinnvoll fortzusetzen. Doch auch hier schoss man sich mit einem enttäuschenden Finale erneut ins eigene Knie. Die Serie hatte nie die Intention, Dexter würdig zu beenden – vielmehr schien es, als wolle man die Marke ausschlachten, um so viel Geld wie möglich zu generieren.
Dexter Morgan: The Early Years
Damit sind wir in der Gegenwart angelangt. Es ist Halbzeit bei Original Sin. Paramount schiebt bereits im Sommer eine Nachfolgeserie zu den Ereignissen von New Blood, und die Gerüchteküche brodelt: Eine Prequelserie über den Fanliebling „The Trinity Killer“ soll ebenfalls in Produktion gehen. Es bleibt spannend, zu beobachten, wohin die Reise mit dem „Dexterverse“ führen wird und welche Ideen letztendlich umgesetzt werden.
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Die Prequelserie Original Sin erzählt die Anfänge von Dexter als Forensiker beim Miami PD und als Mörder nach. Konzeptionell erweist sich dies jedoch als schwieriger Einstieg, denn die Originalserie hatte bereits viele Details aus Dexters Kindheit und frühen Jahren beleuchtet – unter anderem seinen ersten Mord. Die erste Folge fühlt sich für neue Fans ohne Bezug zum Original verwirrend und uninspiriert an. Für eingefleischte Serienjunkies gleicht es beinahe einem Betrug, da sie das Gefühl haben, ihre Zeit zu verschwenden. Die Episode serviert lediglich bereits bekanntes Wissen erneut und bietet blutleere Handlungsstränge, die zu wenig sind, um ein neues Publikum zu fesseln.
Es brauchte einige Zeit
Und doch ist Original Sin kein völliges Desaster. Es dauert bis zur vierten Folge bis es einige interessante Wendungen gibt. Man spürt, dass sich der junge Cast und Patrick Dempsey langsam einspielen und neben Routiniers wie Christian Slater nicht mehr zu blass wirken. Besonders interessante Nebenstränge, wie die Beziehung von Harry Morgan zu Dexters leiblicher Mutter, verleihen der Serie deutlich mehr Spannung. Dennoch leidet die Serie unter der typischen Krankheit vieler Prequels: Spannungsarmut. Für alte Fans werden kaum neue Informationen geliefert. Und auch wenn die Fußspuren von Michael C. Hall sicherlich zu groß bleiben werden, wächst Patrick Gibson immer von Folge zu Folge etwas mehr rein und wird zu einem greifbaren Protagonisten, der die Ambivalenz ähnlich wie sein Pendant zu vermitteln weiß.
Während die Serie langsam ihre eigene Richtung einschlägt, bleibt abzuwarten, was die zweite Hälfte bereithält und ob die Autor:innen noch ein paar überraschende Wendungen in petto haben. Prequelserien wie Better Call Saul haben bewiesen, dass man über Jahre hinweg ein Publikum fesseln und sich auf Augenhöhe mit der Mutterserie bewegen kann. Hier wirkt Original Sin jedoch noch wie eine lauwarme Beilage.
Unser Fazit zu Dexter: Original Sin:
Original Sin bietet zwar Einblicke in die Vergangenheit von Dexter Morgan und seinem Umfeld, doch es fehlt der Serie an Originalität. Nebenbesetzungen wie Christian Slater, Patrick Dempsey und Sarah Michelle Gellar sorgen zwar für unterhaltsame Momente, können aber die fehlende Substanz nicht ersetzen, die es für ältere Fans bräuchte. Inszenatorisch bleibt die Serie, bis auf einige fragwürdige Entscheidungen im Editing, solide. Die noch junge Dynamik zwischen Debra und Dexter wirkt allerdings nicht so natürlich wie die Chemie, die das ehemalige Duo Michael C. Hall und Jennifer Carpenter auf den Tisch brachte.
Das Potenzial ist zwar vorhanden, doch der Moment für eine uneingeschränkte Empfehlung bleibt bisher aus. Es bleibt abzuwarten, wie die Serie letzten Endes ins Ziel kommt.
Dexter: Original Sin ist seit dem 13. Dezember 2024 wöchentlich bei Paramount+ zu sehen.
Unsere Wertung:
@Paramount Pictures/Showtime