Django erlebt seit Tarrantinos Django Unchained offenbar ein Revival. Davon zeugen nicht nur diverse Italowestern-Veröffentlichungen als Mediabook, sondern jetzt auch eine exklusiv von Sky produzierte TV-Serie. Lohnt die sich? Hier ein erster Eindruck.
Titel | Django |
Jahr | 2023 |
Land | France |
Genres | Western |
Darsteller | Matthias Schoenaerts, Lisa Vicari, Nicholas Pinnock, Noomi Rapace, Jyuddah Jaymes, Eric Kole, Benny O. Arthur |
Länge | Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: WOW, Sky Go Kaufen: Apple TV, Amazon Video |
Django – die Handlung
Es ist das Jahr 1872, der Bürgerkrieg liegt nun schon ein paar Jahre zurück, doch die Spuren in den Seelen der ehemaligen Soldaten sind noch lange nicht verschwunden. Django (Matthias Schoenaerts) ist müde und erschöpft. Er sucht seine Tochter, die ihm die Schuld am Massaker gibt, bei dem seine Familie starb – während er im Krieg war. In einer von Schwarzen gegründeten Zuflucht namens New Babylon findet er sie schließlich. Doch Sarah (Lisa Vicari) weist ihn zurück, zumal sie auch gerade im Begriff ist, den Gründer New Babylons, John Ellis (Nicholas Pinnock) zu heiraten. Nach ersten Anfeindungen werden Django und Ellis jedoch Verbündete. Es taucht ein gemeinsamer gnadenloser Feind auf: Die ultrareligiöse Elizabeth (Noomi Rapace) will das ihrer Meinung nach gottlose New Babylon dem Erdboden gleich machen.
Erster Eindruck zu Django – die Serie
Was erwartet man von einem Film oder einer Serie unter dem Django-Label? Erinnern wir uns kurz an das Original: Ein zerlumpter, dreckiger Ex-Soldat der Nordstaaten schleppt nicht nur sich durch eine feuchte Schlammlandschaft, sondern auch einen Sarg, den er hinter sich herzieht. Stopp! Sarg? Den gibt es in der Sky-Serie Django auch gleich zu Beginn. Nur wird er hier von einer Frau gezogen. Alles klar, wir sind in der Moderne angelangt, in der endlich auch Frauen die Hosen anhaben und mit der Waffe umgehen können. Allerdings dient dieser Sarg nicht als Aufbewahrungsort einer Gatling-Gun, sondern ganz im Gegenteil als Sammelkiste, in der Besucher von New Babylon ihre Waffen ablegen müssen.
Django – die Serie ist gut gefüllt mit Verweisen sowohl auf klassische Italowestern wie auch auf Neuinterpretationen des Genres. Das kräftig ausgespielte Rassismusthema mahnt natürlich an Quentin Tarantinos Django Unchained, auch wenn hier die Rolle des düsteren Revolverhelden nicht von einem Schwarzen ausgefüllt wird. Doch die haben sich ein paar Jährchen nach dem Bürgerkrieg mit New Babylon ihr eigenes Reich geschaffen. Angeblich ein Hort der Freiheit und Gleichheit, wenn es auch wenig brüderlich dort zugeht. Doch wie es sich für das Genre gehört, ist nicht alles Gold, was glänzt. Und so scheint auch John Ellis eher der Typ Tyrann als ein honoriger Freiheitskämpfer.
Ein Schuss vom Galgen
Die Freiheit in New Babylon besteht darin, sich ungestraft zu vergnügen, den Gästen die Taschen zu leeren und sich gegenseitig die Hucke voll zu hauen. Nur sollte man sich dabei nicht mit dem Chef anlegen. Das kann einen schnell an den Galgen bringen, wie Django erfahren muss. Und schon sind wir bei dem nächsten Filmzitat: Denn Tochter Sarah schießt ihn mit einem gut gezielten Gewehrschuss vom Strick. An dieser Stelle darf sich jeder fragen, in wie vielen Italowestern er solches bereits gesehen hat. Aber immerhin: Erstmals ist eine Frau am Auslöser.
Genretypisch sind auch die anfänglichen Erinnerungsbilder: Ängstliche Kinderaugen blicken aus einem Versteck heraus auf ein Massaker. Dann wird das Kind entdeckt. Von einem Retter? Das erinnert stark an Von Mann zu Mann von 1967 mit Lee Van Cleef und John Phillip Law. Check! Dann gibt es weitere Erinnerungsbilder, die eine Verbindung von Django samt Familie zu Indianern nahe legen. Das erinnert an einen anderen Franco-Nero-Klassiker: Keoma. Check! Beim Kampf wird Django von einem Messer an der Hand verletzt. Handverletzungen sind nicht nur beim Original ein wiederkehrendes Muster im Italowestern. Check!
Django bietet ein Füllhorn an Zitaten
Insofern bietet die Django-Serie also ein Füllhorn an Reminiszenzen. Und das kann dem Genre-Fan schon schmecken. Anderes versalzt ein wenig den Bohneneintopf. Denn Django wird uns bei einem für die Figur eher untypischen Boxkampf eingeführt. Statt zuzuschlagen, weicht er den Angriffen aus. Dann reagiert er mit Ohrfeigen. Das ist mehr Terence Hill als Django. Und auch die familiäre Konstellation ist nicht das, was man unter diesem Label erwarten würde.
Franco Neros Original-Django war ein zynischer Antiheld, wortkarg und desillusioniert. Über seine Vergangenheit erfährt man nichts. Das er eine Tochter haben könnte, kommt einem nie in den Sinn. Das passiert erst in der komplett vergurkten Pseudo-Fortsetzung Djangos Rückkehr von 1987, mit der Franco Nero vergeblich versuchte, das Genre wiederzubeleben. Heraus kam nur ein simpel gestrickter Abenteuerfilm von der Stange, der den Geist des Italowesterns nur ansatzweise ahnen lässt.
Spagat zwischen Moderne und Tradition
So scheint auch die Django-Serie nur im Fahrwasser eines nostalgischen Revivals schwimmen zu wollen, ohne den Esprit des klassischen Genres einzufangen. Das ist nicht unbedingt ein Fehler, denn schließlich kann sich eine Serie nicht nur durch pure Nostalgie behaupten. Doch der Spagat zwischen Moderne und Tradition kann auf Glatteis ziemlich schmerzhaft enden. Vielversprechend – und auch im Geiste eines moderneren thematischen Ansatzes – ist die Auseinandersetzung mit der Sekte um Elizabeth. Hier haben die Serienschöpfer die faschistoiden und an den Ku-Klux-Klan erinnernden Rot-Kapuzen des Originals durch zeitgenössische religiöse Fundamentalisten ersetzt. Und Noomi Rapace macht ihre Sache dabei außerordentlich gut.
Weniger erfreulich ist die Besetzung der Hauptrolle. Matthias Schoenaerts ist zwar ein guter Schauspieler, die Rolle eines Django ist im aber leider nicht auf den Leib geschneidert. Er hat einfach nicht die Coolness, die man dafür braucht. Wenig westernlike ist dann leider auch die Musik, in den gelungeneren Italowestern eines der wichtigsten Elemente. Was ja auch Tarantino erkannt hatte, als er für Django Unchained vieles davon recycelte.
Unser vorläufiges Fazit zu Django
Die Sky-Serie Django erfreut mit vielen bildhaften Zitaten von Motiven klassischer Italowestern. Im Bemühen, dem Genre einen modernen Anstrich zu geben, entfernt sie sich allerdings stark von den Vorbildern. Vielleicht zu stark. So wird das Sujet etwas beliebig und Django verkommt zu einer bloßen Marke. Das hat natürlich auch Tradition angesichts der zahllosen Pseudo-Djangos schon aus italienischer Produktion der damaligen Zeit. Das Namedropping der deutschen Verleiher, die gefühlt jeden zweiten Italowestern als Django vermarkteten, noch gar nicht eingerechnet. Man darf gespannt sein, wie sich die Django-Serie noch entwickelt. Die Prognose nach Sichtung der ersten Folgen ist jedoch eher verhalten.
Am 17. Februar 2023 ist Django auf der Sky-Streamingplattform Wow gestartet. Dort werden die Episoden jeweils wöchentlich in Doppelfolgen veröffentlicht. Seit dem 21. Februar sind die Doppelfolgen dann auch wöchentlich auf Sky Atlantic zu sehen.
Unsere Wertung:
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