Dune: Prophecy ist das Spin-Off zum Science-Fiction-Event von Denis Villeneuve, das nun die Vorgeschichte des Epos ergründet. Funktioniert der bildgewaltige Bombast auch ohne die große Leinwand und ohne die Hauptfiguren rund um Timotheé Chalamet?
Titel | Dune: Prophecy |
Jahr | 2024 |
Land | United States of America |
Genres | Sci-Fi & Fantasy, Drama, Action & Adventure |
Darsteller | Emily Watson, Olivia Williams, Travis Fimmel, Jodhi May, Sarah-Sofie Boussnina, Chloe Lea, Chris Mason, Shalom Brune-Franklin, Mark Strong, Jade Anouka, Edward Davis, Josh Heuston, Faoileann Cunningham, Aoife Hinds, Mark Addy |
Länge | Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: WOW, Sky Go Kaufen: Apple TV, Amazon Video, maxdome Store, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload |
Dune Prophecy – Die Story
10000 Jahre vor Paul Atreides’ Aufstieg, im Universum des legendären Wüstenplaneten Arrakis, der auch als Dune bekannt ist: Die Schwestern Valya und Tuya Harkonnen (Emily Watson, Olivia Williams) kämpfen gemeinsam gegen Mächte, die die Zukunft der Menschheit bedrohen. Dabei legen sie den Grundstein für eine Schwesternschaft, die später einmal als sagenumwobene Bene Gesserit berühmt werden sollte.
Spoilerfreier Ersteindruck zu den ersten beiden Folgen:
HBO hat uns dankenswerterweise die ersten beiden Folgen vorab zur Verfügung gestellt. Daher bezieht sich der Artikel auf diese beiden Auftaktfolgen.
Reichlich Mythologie im Fundament
Es ist wirklich erstaunlich, wie stark die Parallelen zu George R. R. Martins Welt von Eis und Feuer sind: Tatsächlich verhält sich Dune: Prophecy auf den ersten Blick nahezu exakt so zu Dune wie sich House of the Dragon zu Game of Thrones verhält: Man betrachtet eine zeitlich weit von der Hauptgeschichte spielende Vorgeschichte, die sich spezifisch auf eine der aus dem Kanon bekannten Familien fokussiert – hier die Harkonen – und ziemlich autark von der später angelegten Story funktioniert, sich aber den ein oder anderen “prophetischen” Wink genehmigt.
Auch der fast Kino-artige Produktionswert ist analog zu “HotD” typisch für HBO; Erst vor wenigen Wochen ging ja beim gleichen Dienst mit The Penguin ebenfalls eine Spin-Off-Serie zu einem Kino-Highlight an den Start, die jedoch im Gegensatz zu diesem Titel einerseits eindeutig “nur” als Miniserie ausgelegt und andererseits chronologisch dem Film nachgestellt war. Bei Warner legt an offenkundig derzeit ein Augenmerk darauf, Marken auf verschiedenen Kanälen zu bespielen und zu verbreitern, ob sich die Welt von Dune dafür auch anbietet, dazu im Folgenden nun mehr.
Während sich die beiden bisherigen Kinofilme von Denis Villeneuve auf das Ausgangsmaterial von Frank Herbert stützten und auch der mutmaßliche Abschluss der Trilogie dann mit Dune: Messiah ein Werk des Schöpfers zur Vorlage nehmen wird, basiert diese Serie nun auf einem Roman von Herberts Sohn Brian, der, wie weitere Autoren, den Kanon nach und nach angereichert und die Welt ausgebaut hat. Nahezu jede populäre Sci-Fi- oder Fantasy-Saga ist inzwischen dem Originalmaterial entwachsen, ob Star Wars, Der Herr der Ringe, Foundation, Game of Thrones oder eben Dune – mit der Beliebtheit wachsen die Welten, verselbstständigen sich die Geschichten darin. Oftmals maßen sich dann vermeintlich “Offizielle” an, bestimmen zu wollen, was kanonisch ist und was nicht.
Während dies bei Der Herr der Ringe – Die Ringe der Macht oder auch im Star Wars Universum mitunter schon kuriose Blüten treibt, ist das, was hier bei Dune passiert doch angenehm durchsichtig, verständlich und wohlwollend auch von der Fangemeinde abgenickt. Dementsprechend verwundert es kaum, dass die Serie bereits bestellt war, ehe sich absehen ließ, wie groß der Erfolg der Kinofilme wird – denn die Basis für die Vorgeschichte der Schwesternschaft ist rein für sich betrachtet ein wahnsinnig vielversprechender Stoff!
Viele Einflüsse, viele Reminiszenzen, aber auch viel Eigenes
Die Geschichte, die hier als Quasi-Origin der Bene Gesserit fungiert, hat zu Beginn immer wieder Szenen zu bieten, die einem als kundigem Sci-Fi- und Fantasy-Fan ziemlich bekannt vorkommen. Und insbesondere wenn man die Dune-Filme von Villeneuve noch gut vor Augen hat, wirkt manches schon fast etwas wieder aufgegossen. Klar, kann man sagen, spielt das Ganze ja im selben Universum und etwaige Traditionen oder auch Begriffen sind demnach die gleichen, doch vielleicht hätte man dann doch die ein oder andere Variation durch künstlerische Freiheit in der Inszenierung erzwingen können, um das “Kenn ich schon”-Gefühl nicht noch zusätzlich zu strapazieren. Denn auch an Foundation von Apple TV+ werden unweigerlich mehrfach Erinnerungen geweckt und sei es allein durch einen wirklich ähnlichen Look und ein auch vergleichbares Zukunfts-Design.
Doch hier kommt gleich das große Aber: Hat sich nicht auch Tolkien an biblischen Motiven bedient? Orientieren sich nicht die erfolgreichsten Autoren immer wieder an der Antike, an Shakespeare oder an der britischen Thronhistorie? Alles war doch irgendwie schon mal da, wichtiger ist, wie man die Zutaten zu einem neuen, stimmigen Werk zusammenbringt – und das gelang Denis Villeneuve für seine Neuinterpretation des Herbert-Werks für die Kinoleinwand und das gelingt nun auch den Machern von Dune: Prophecy mit ihrer Serie für HBO. Das World Building ist dich, wahnsinnig ausgeklügelt und extrem immersiv – sogar so immersiv, dass man recht schnell aufhört, mit anderen Erzählstoffen zu vergleichen.
Tolles Ensemble angeführt von zwei Schwestern
Die erste Folge beginnt mit einem Cold Opener 30 Jahre vor der Handlung und bereits in dieser Szene wird klar, dass die Hauptfiguren zweifelsohne die beiden Harkonen-Schwestern sind, die famos von Emily Watson (Chernobyl) und Olivia Williams (The Father) gespielt werden. Es entspinnt sich in der Handlungszeit dann sehr schnell ein Intrigenspiel, wie man es bereits von Dune, respektive den Bene Gesserit kennt – und wodurch nicht selten der Game of Thrones Vergleich bemüht wird. Denn auch in diesem futuristischen Setting geht es um Macht, Einfluss und darum sich selbiges für jetzt und die nächsten Jahrhunderte zu sichern.
Was jedoch eine neue Komponente ist, die Villeneuve in den beiden Filmen bislang weitestgehend ausgespart hatte, ist die sexuelle Ebene, die hier weitaus expliziter ausgespielt und prominenter eingesetzt wird. Da passt es doch ganz gut, dass man hier einen Vikings-Veteranen an Bord hat, wo auch regelmäßig Orgien und Nacktheit die Faszination der Wikingerwelt angeheizt hatten: Travis Fimmel spielt eine nicht unbedeutende Rolle, aber da sein Schauspiel immer etwas im Schatten seiner ausdrucksstarken Präsenz steht, werden unweigerlich Kenner direkt in seiner Figur wieder Ragnar sehen.
Ähnliches wie für Fimmel gilt auch für Mark Strong, der ebenfalls eine abermals eindrucksvolle Performance abliefert, aber auch leichte Type-Casting-Vibes versprüht. Wesentlich unvoreingenommener kann man dann schon die verhältnismäßig unbekannteren Cast-Mitglieder betrachten, die dadurch ad hoc mit ihren Rollen verschmelzen. Unter anderem dabei ist mit Aoife Hinds die Tochter von Ciaran Hinds, womit sich ein weiterer Kreis zu Game of Thrones schließt.
Noch fehlt das i-Tüpfelchen zum Serien-Blockbuster
Man liest es vielleicht schon heraus: Erstmal bin ich vom Auftakt der Serie ziemlich angetan. Das liegt vor allem an den Vorschusslorbeeren, die die beiden Filme Villeneuves mit sich bringen. Es liegt aber auch an der Riege an exzellenten Darstellern und an der dichten Atmosphäre, die hier sehr schnell aufgebaut werden kann. Die Dialoge sind absolut eingängig und werden mit genug Pathos vorgetragen, dass immer klar ist, dass man sich hier in der Welt von Herbert befindet, wo stets die religiöse Komponente eine mitunter entscheidende ist und auch die politischen Sphären nicht an Komplexität geizen. Was aber im Gegensatz zum Kino-Epos noch fehlt, ist ein Stück mehr Eigenständigkeit und ein Hauch mehr Tragweite, aber das kann in den kommenden vier Folgen bestimmt noch geleistet werden.
Unser vorläufiges Fazit zu Dune: Prophecy
Die Benchmark liegt im Science-Fiction-Epos hoch seit Apple TV+ mit Foundation die Bühne betreten hat. Zum Glück beginnt man nun mit Dune: Prophecy nicht bei Null, sondern baut auf dem Fundament von zwei sensationellen Kinofilmen auf. Das ist Fluch und Segen zugleich. Einerseits sind die Erwartungen dementsprechend hoch, andererseits nützen an mancher Stelle die Reminiszenzen zur eigenen Vorlage oder zu anderen Epen, um die eignen Ansprüche nochmal zu untermauern. So machen die beiden ersten Folgen vieles richtig, vor allem aber Lust auf mehr.
Dune: Prophecy startet am 18. November 2024 bei Sky/Wow und geht danach im Wochenrhythmus weiter!
Unsere Wertung:
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