In Triple Frontier schickte Drehbuchautor Mark Boal seine Darsteller schon einmal in den Dschungel. Diesmal sind es Michiel Huisman und Luke Evans, die es auf einer Suchaktion in den Urwald verschlägt. Ein spannender Trip?
Titel | Echo 3 |
Jahr | 2022 |
Land | United States of America |
Genres | Drama, Action & Adventure |
Darsteller | Luke Evans, Michiel Huisman, Jessica Collins, James Udom, Elizabeth Anweis, Martina Gusmán |
Länge | Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Apple TV Plus |
Echo 3 – Die offizielle Handlungsangabe
Echo 3 basiert auf dem preisgekrönten Buch “When Heroes Fly” von Omri Givon, das wiederum inspiriert vom gleichnamigen Roman von Amir Gutfreund ist. Der actionreiche Thriller spielt in Südamerika und handelt von der begabten Wissenschaftlerin Amber Chesborough (Collins), die bei einer Expedition im kolumbianisch-venezuelanischen Grenzgebiet verschwindet. Daraufhin machen sich ihr Mann (Huisman) und ihr Bruder (Evans) – beides Männer mit militärischer Vergangenheit – auf die Suche und geraten immer tiefer zwischen die Fronten eines geheimen Kriegs.
Erster Eindruck zu Echo 3
Dieser Beitrag beschäftigt sich ausschließlich mit den ersten drei Folgen der Serie, die am deutschen Starttag zu sehen sein werden. Dementsprechend ist die Kritik auch nur auf den Auftakt bezogen und soll dazu dienen, den Lesern eine Hilfestellung bei der Entscheidung zu geben, ob sich auf Basis der ersten Eindrücke ein Blick rentiert.
Eine ganze Folge zum Herantasten
Bislang hat Autor Mark Boal schon einige Spielfilme verantwortet und das immer mit positiver Resonanz. Seine Handschrift ist in allen Thriller deutlich zu erkennen gewesen und auch bei Echo 3 merkt man direkt seine Beteiligung. Trotz der bisherigen Erfahrungen merkt man, dass das Seriensegment für ihn Neuland ist. Denn dramaturgisch reicht es eben nicht das eigene Erfolgsrezept nur auf die Lauflänge einer Staffel zu strecken, da jede Folge für sich genommen einer eigenen Spannungskurve – zumindest in Ansätzen – bedarf. Hier merkt man deutlich, dass Boal versucht hat einen überlangen Spielfilm in Scheibchen zu zerlegen, denn fast eine komplette Folge vergeht nach einer Cold-Opening-Szene ehe die eigentlich Handlung ihren Lauf nimmt.
Auch im Anschluss lässt sich die Serie immer wieder Zeit für den Aufbau von Atmosphäre und verschleppt ihr Tempo. Das ist mitunter etwas langatmig. Doch es passt irgendwie, da die Ungeduld, die man beim Schauen entwickelt ein Stück weit die Ungeduld der beiden suchenden Männer spiegelt.
Ein intensiver Trip in Dschungel und Favelas
Und auch wenn der Spannungsaufbau teilweise holpert, so gibt es genug optische Argumente, die doch zum Dranbleiben lohnen: Wie schon der Gründer einer berühmten Hotelkette einst sagte: „Location, Location, Location!“ So lautet die Devise dieser hochwertigen Apple-Produktion. Sowohl die Aufnahmen in den Wäldern als auch die Einblicke in die südamerikanischen Großstadt-Slums sind vor Ort entstanden und sorgen so für einen extrem realistischen Eindruck. Dazu kommt noch die ein oder andere Militär-Actionszene mit packenden Schießereien, die ebenfalls authentisch rüberkommen. Und immer wenn ein Helikopter über den Bildschirm fliegt, muss man unweigerlich in Deckung gehen, fast als ob die Rotoren über einem im Zimmer lärmen. Audiovisuell erinnert das an die großen Kinofilm-Vorbilder des Genres der letzten 20 Jahre und untermauert einmal mehr den Qualitätsstandard von Apples Eigenproduktionen.
Die großen Stars im Cast spielen alle überzeugend und insbesondere die Ambivalenz von Evans, Huismans und Collins Figuren überzeugt auf Anhieb. Auch hier merkt man wieder den Einfluss von Boal, denn kaum einer seiner Filme kam bislang ohne das Thema der traumatischen Belastung durch militärische Einsätze aus. Neben den Hauptfiguren machen auch die Darstellenden in den einheimischen Rollen einen guten Job und fügen sich dem Anspruch nach Realismus. Alles in allem ist Echo 3 ein packendes Dschungelabenteuer, da man sich durch den immersiven Charakter wie mitten im Geschehen wähnt.
Wer sollte sich Echo 3 nicht entgehen lassen?
Mark Boal hat für sein Drehbuch zu The Hurt Locker einen Oscar einheimsen können und für Zero Dark Thirty eine weitere Nominierung kassiert. Wer mit der nüchternen Erzählweise dieser beiden militärischen Dramen etwas anfangen konnte, der darf sich freuen, denn in Echo 3 knüpft Boal nahtlos an seine Stärken an: Politische Untertöne, ambivalente (Anti-)Heldenfiguren und nicht der Hauch von Auflockerung durch noch so kleine humoristische Momente. Bierernst wie auch in seinem vorherigen Dschungelausflug Triple Frontier geht es auch hier wieder ganz tief rein in den Konflikt und ganz nah ran an die Beteiligten in der ersten Reihe. Das erinnert auch an die Drastik von Sicario und wird gespickt mit den Drogenkriegs-Elementen, die man über mehrere Staffeln hinweg in Narcos seziert bekommen hat. Und wer ab und an gern mal ein Buch von Don Winslow in die Hand nimmt, der wird sich auch sofort in diesem Setting hier heimisch fühlen.
Unser vorläufiges Fazit zu Echo 3
Echo 3 kann nach einem etwas langatmigen Auftakt peu à peu einen Sog aufbauen. Spätestens am Ende der dritten Folge, das auch das Ende des ersten Teils darstellt, ist man genug investiert, um wissen zu wollen, wie es weitergeht. Ob die Story tatsächlich über die zehn Folgen trägt, muss sich noch zeigen. Andere Apple-Serien haben vielleicht auf Anhieb mehr gefesselt. Doch da sich der Konzern inzwischen einen Ruf für hochwertige, durchdachte Serienprojekte gemacht hat, überwiegt der Optimismus, dass auch diese Serie ein weiterer Geheimtipp im Katalog des Apfel-Unternehmens werden könnte. Die drei ersten Folgen sind inhaltlich nicht ganz frei von Holprigkeiten. Daher gibt es vorerst 3.5 Toastscheiben.
Ob der positive Trend anhält, wird sich in den kommenden Wochen herausstellen. Und dann wird man auch wissen, ob es hier nicht vielleicht besser gewesen wäre, alle Folgen am Stück zu veröffentlichen. Denn ohne den Faktor des Miträtseln – und ohne glasklare Cliffhanger – besteht auch hier die Gefahr, dass der ein oder andere Zuschauer auf der Strecke verloren geht.
Echo 3 startet am 23. November bei Apple TV+ mit drei Folgen und geht danach im Wochenrhythmus weiter!
Unsere Wertung:
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