Ein weiteres Mal gibt es mit Eine Billion Dollar ein Streaming-Original aus Deutschland, das auf einer Buchvorlage fußt. Ist die Adaption bei Paramount+ einen Blick wert oder trotz des Titels eine Bankrotterklärung?
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Titel | Eine Billion Dollar |
Jahr | 2023 |
Land | Germany |
Genres | Drama |
Darsteller | Philip Froissant, Alessandra Mastronardi, Oliver Masucci, Greta Scacchi, Carl Malapa, Stefano Cassetti, Orso Maria Guerrini, Carsten Bjørnlund, Erdal Yildiz, Vincent Londez |
Länge | Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: MagentaTV Kaufen: Apple TV, Amazon Video |
Eine Billion Dollar – Die Handlungsangabe
Mit großem Vermögen kommt große Verantwortung. Mit diesem leicht abgewandelten Superhelden-Motto spielt Andreas Eschbachs Bestseller, der als Basis dieser aufwendig produzierten, überbordenden Serie diente: Der Berliner Fahrradkurier John erbt ein Riesenvermögen, allerdings unter einer Bedingung: Er soll das Geld zum Wohle der Menschheit einsetzen, und das ist leichter gesagt als getan. Denn als reichster Mensch der Welt weckt er überall Begehrlichkeiten – auch aus unerwünschten Richtungen.
Erster Eindruck zu Eine Billion Dollar
Dieser Beitrag beschäftigt sich ausschließlich mit den ersten beiden Folgen der Serie. Dementsprechend ist die Kritik auch nur auf den Auftakt bezogen und soll dazu dienen, den Lesern eine Hilfestellung bei der Entscheidung zu geben, ob sich auf Basis der ersten Eindrücke ein Blick rentiert.
Das Serien-gewordene „Was-wäre-wenn-Szenario“
Mal ehrlich: Wahrscheinlich hat jede:r schon einmal darüber nachgedacht, was man mit einem exorbitanten Lottogewinn machen würde. Glamour, Philanthropie, Überforderung? Mit einer Variation dieses Gedankenspiels setzt sich auch Eine Billion Dollar auseinander. Ein junger Mann kommt zu unverhofftem Reichtum, aber die Möglichkeiten sind nicht unbegrenzt. Schon vor etlichen Jahren, als die Buchvorlage zur Paramount+-Serie erschien, haben viele Leser sich mit auf diese Reise begeben, nun hat man die Geschichte nochmal leicht angepasst in unsere Gegenwart geholt.
Die erste Folge nimmt sich nicht lange Zeit zur Einführung des Protagonisten. Bereits nach wenigen Minuten bekommt er die Nachricht, geerbt zu haben, wenige Szenen später ist er der reichste Mensch auf der Welt. Das Tempo wirkt doch gehetzt und macht es schwer ein Gefühl für den Charakter der Hauptfigur zu haben. So kann man zwar einerseits mehr noch über das eigene Handeln in einem solchen Szenario nachdenken, aber weshalb John dann so agiert, wie er es tut, ist bloße Behauptung. Dass Philip Froissant ein ursympathischer Typ ist, der von Grund auf erstmal Positivist verkörpert macht es zumindest ein Stück weit einfacher, mit ihm mitzufiebern.
Deutsche Serie, alte Klischees
Erinnert man sich an den Adam-Sandler-Film Mr. Deeds, dann zeigt der direkte Vergleich die unterschiedlichen gesellschaftlichen Umgangsformen mit Geld. Dass man hier die eher deutsche Zurückhaltung anfangs mitschwingen lässt, ist einerseits eine gute Entscheidung. Andererseits ist das „Deutsche“ in der Serie auch wieder einmal eine schnell ausgemachte Schwachstelle. Schon Biohackers bei Netflix hatte ähnliche Probleme, sich vom klassischen TV-Format der „Öffis“ zu distanzieren. Nun krankt auch Eine Billion Dollar wieder an wie aufgesagten Dialogen und theaterhaftem Schauspiel. Die Betonungen wirken manchmal einfach unnatürlich und aufgesetzt. Speziell, wenn dann auch noch Akzente imitiert werden.
Und reichlich klischeehaft wird auch die Dramaturgie entfaltet in den ersten beiden Folgen. Irgendwie ist es aber auch recht logisch, was John in erster Instanz mit dem Vermögen macht. Ferrari, Party, Freunde beschenken – und dann?! Dass nicht alles eitel Sonnenschein ist, wenn man Knall auf Fall unermesslich reich ist, sollte keine Überraschung sein. Dies verpackt man dann in einen Thriller mit Verschwörungscharakter. Ob sich dieser Plot mit Twists und Logik über die sechs Folgen weiterentwickelt und man mit dem Reichtums-Gimmick die ein oder andere originelle Idee einzustreuen vermag, kann nach dem ersten Drittel der Staffel noch nicht abschließend beantwortet werden. Der ein oder andere kritische Unterton ist jedoch schon herauszuhören und so ist die Neugier auf die Hintergründe auf jeden Fall nicht gering.
Wer sollte sich Eine Billion Dollar nicht entgehen lassen?
Extravaganz und Jetset-Lifestyle prägt auch die Serie Billions, die in Deutschland inzwischen in Gänze ebenfalls bei Paramount+ zu sehen ist. Zwar ist dies in erster Linie eine Wall-Street-Geschichte, aber ein bisschen Bobby Axelrod steckt doch in jedem Multimilliardär. Wer also die Kombination aus kritischem Umgang mit der Ungleichheit in finanziellen Belangen und Thriller-Momenten attraktiv findet, darf in Eine Billion Dollar auf jeden Fall mal reinschauen.
Unser vorläufiges Fazit zu Eine Billion Dollar
Die neue Serie ist weit davon entfernt von Folge eins an vollkommen in ihren Bann zu ziehen. Doch ganz ohne Reiz ist das Rätsel, was man andeutet und das Szenario, das man aufzieht, auch nicht. Eine Billion Dollar könnte sich noch zu einer empfehlenswerten Miniserie entwickeln, wenn im Verlauf die Stärken ausgebaut und die Anlaufschwierigkeiten behoben werden. Nach den ersten beiden Folgen hat sich der steinreiche Protagonist passenderweise etwas Kredit des Publikums erspielt und eine leicht überdurchschnittliche Punktzahl für den Auftakt.
Eine Billion Dollar ist am 23. November 2023 bei Paramount+ an den Start gegangen. Die Folgen erscheinen wöchentlich!
Unsere Wertung:
© Paramount+