Intrigen, Liebe, Crime – In der neuen Netflix-Serie Élite werden drei Schüler an eine Elite-Schule versetzt und nicht besonders warm empfangen. Die Konflikte eskalieren, schon bald geschieht ein Mord.
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Titel | Élite |
Jahr | 2018 |
Land | Spain |
Genres | Krimi, Mystery, Drama |
Darsteller | Omar Ayuso, Valentina Zenere, André Lamoglia, Carmen Arrufat, Ander Puig, Nadia Al Saidi, Fernando Lindez, Mirela Balić, Gleb Abrosimov, Iván Mendes, Nuno Gallego, Ane Rot, Alejandro Albarracín, Maribel Verdú, Farah Ahmed |
Länge | Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Netflix, Netflix basic with Ads |
Handlung
Nach einem Einsturz einer Schule in einem ärmlichen Viertel erhalten drei Schüler ein Stipendium durch die verantwortlichen Bauunternehmer. Fortan besuchen Samuel, Christian und Nadia eine private Elite-Schule für Reiche. Dort wird ihnen von den üblichen Schülern rund um den einflussreichen Anführer Gúzman das Leben schwer gemacht. Die Differenzen und Konflikte kulminieren in einem Mord.
Parallel erzählt wirft Élite einen Blick in die nahe Zukunft. Dort werden die Ermittlungsarbeiten rund um den Mord dargestellt und durch Verhöre einzelner Personen kleine Hinweise zu einzelnen Geschichten und dem Verlauf der Handlung gegeben.
Nur eine weitere Teenie-Serie?
Nach den Erfolgen von Tote Mädchen lügen nicht und Riverdale (hier startete jüngst die dritte Staffel) geht mit Élite also die nächste Serie dieser Art bei Netflix an den Start. Auch hier stehen Jugendliche im Alter um die 16 Jahre im Vordergrund, die sich neben der Schule mit nicht allzu alltäglichen Problemen herumschlagen müssen. Im Gegensatz zu den anderen beiden Vertretern handelt es sich hier allerdings um eine spanische Produktion (die zweite nach Haus des Geldes). Dazu orientiert sich die Serie an keiner Vorlage.
Der Cast in Élite
Die Darsteller von Christian (Miguel Herrán), Marina (María Pedraza) und Nano (Jaime Lorente) spielten bereits in der Netflix-Serie Haus des Geldes mit. Der restliche Cast wurde um eher unbekannte Jungdarsteller ergänzt.
Die Figuren sind allerdings letztlich doch zu sehr klischeehafte Schablonen, als dass das Schauspiel großartig bewertet werden müsste. Denn auch wenn die Macher hier teilweise den Eindruck erwecken wollen, dass man nicht genau weiß, wo man bei manchen Figuren ist, bleibt das Ganze unterm Strich doch recht generisch und geradlinig. Innerhalb des bewegbaren Rahmens macht es der Großteil der Darsteller ordentlich, auch wenn die Rollen zum Teil etwas aufdringlich interpretiert werden (Lu&Carla). Sichtlich Freude hatte wohl Miguel Herrán als der (Klassen-)Clown Christian und bringt mit seinem Overacting ein wenig Lockerheit und Witz in den sonst eher ernsten Ton. Der eigentliche Star ist hier allerdings Miguel Bernardeau als Gúzman. Ihm gelingt es, seiner Figur mit einer starken Mimik ohne größeren Aufwand eine gewisse Tiefe zu verleihen.
Auch wenn einige Figuren durchaus interessieren und über gewisse Reize verfügen (allen voran natürlich der Schultyrann Gúzman), mangelt es der Serie letztlich an Sympathieträgern. Denn auch der als solcher installierte vorsichtige und nachdenkliche Samuel bleibt letztlich zu blass. Dazu werden wir als Zuschauer auch zu wenig in die einzelnen Gedankenwelten eingeführt. Wir bleiben in der Zuschauerposition, es bleibt klinisch.
Form
Während die anderen beiden angesprochenen Serien diesen Umstand noch gewisse Aspekte zu füllen versuchen (in Tote Mädchen lügen nicht bspw. durch den 80er-Soundtrack und die Installation der Figur Hannah als erzählende Omnipräsenz und bei Riverdale durch die diversen karikaturesken Figuren), profitiert Élite von einem ganz simplen anderen Umstand. So ist die Serie eine europäische, eine spanische Produktion. Die in amerikanischen Produktionen doch immer durchscheinenden Grenzen dürfen hier in mancher Hinsicht gebrochen werden. Es wird auch mal nackte Haut gezeigt (gerade Riverdale zeigt sich hier immer wieder unwahrscheinlich prüde) und auch mal Witze und selbstironische Sprüche über Religion oder auch Homosexualität gemacht. Diese werden oft von den Adressaten selbst erzählt und sind in einem spürbar respektvollen, warmherzigen Ton zu verstehen und keinesfalls denunzierend.
Die Regisseure machen sich für die Gegenüberstellung der beiden Klassen bzw. Welten (Arbeiter, Reiche) einen einfachen Kniff zu Nutze. So sind die Bilder im ärmlichen Viertel sowie die Häuser der Bewohner in kräftigen Farben, vor allem in Brauntönen, gehalten und versprühen so eine gewisse Wärme. Die Residenzen der Reichen hingegen sind wie die Einrichtungen der Eliteschule in einem klinischen Weiß gehalten. Der Zuschauer neigt so freilich dazu, mit der Arbeiterklasse zu sympathisieren.
Erfrischend ist neben dem einfachen Umstand, dass hier mit Spanisch eine andere Sprache gesprochen wird (die dem Geschehen tatsächlich gefühlt ein wenig mehr Authentizität verleiht), auch die musikalische Untermalung. Einerseits läuft im Hintergrund eher unaufdringliche, ruhige, gern auch mal spanische Musik. Andererseits werden häufig ebenso Pop-Songs gespielt, die sich dann jedoch als intradiegetisch entpuppen – das heißt, sie werden nicht als Hintergrundmusik eingespielt, sondern in Form von Kopfhörern durch die Figuren in die Handlung eingebettet und bei Abnehmen der Kopfhörer abgebrochen. Dies schafft eine gewisse Nähe und Bezug zu den Figuren.
Oder doch alles beim Alten?
Élite macht einige Dinge durchaus gut und auch zurecht ein wenig anders, fährt allerdings letztlich die gleiche Schiene und bleibt in sicheren Gewässern. Auch hier sind es wieder gut aussehende Jugendliche, die selbst für Erwachsene unrealistische Gespräche führen und gefühlt kein Stück Kind mehr in sich tragen. Als Kontrast zum übermächtig scheinenden Bösewicht wird auch hier eine schüchterne, nachdenkliche und als einzige noch nicht reife Hauptfigur installiert. Der Vergleich zu Tote Mädchen lügen nicht mit den Konstellationen Samuel-Gúzman und Clay-Bryce drängt sich anfangs mehr als auf.
Dazu ist auch in Élite alles tierisch ernst. Zwar ist die Atmosphäre und auch die Inszenierung (endlich gibt es hier auch mal long shots und weitere Landschaftsaufnahmen statt den andauernden close-ups) hier schon deutlich lockerer und Herrán darf als Christian die Stimmung regelmäßig sprengen und kontrastieren, doch letztlich nimmt sich Élite ebenso furchtbar ernst und wichtig. Gerade im Hinblick auf die Inkonsequenz in Bezug auf die wirkliche Ausarbeitung wichtiger Themen ist das ein wenig schade.
„Wer arm ist, kann sich Anständigkeit nicht leisten“
Ernste Töne – ernste Themen?
Neben dem dramaturgischen Leitfaden in Form der Ermittlungen um einen verübten Mord und dem offensichtlichen Klassenkampf integriert Élite jedoch eine ganze Menge weiterer ernster Themen. So fließen immer wieder Themen wie Rassismus, Homophobie, Toleranz, Korruption oder Rolle und Gefahren von sozialen Medien ein. Außerdem ist die Figur Marina HIV-positiv. Aufgrund der mit acht Folgen nicht allzu langen Staffel ist nicht verwunderlich, dass dies den Rahmen sprengt. Diese Motive werden oft nur angeschnitten und nicht weiter behandelt. Élite versäumt es dabei allerdings ebenso, diese kurzen Einspielungen mit einer entsprechenden Wichtigkeit und auch Anregung zu versehen, sodass der Zuschauer nicht zum Nachdenken angeregt wird, es bleibt eher leichte Kost. Letztlich ist das tragende Sujet der ersten Staffel doch wieder eine Liebesgeschichte. Die Serie bleibt so oberflächlich wie ihre Figuren, viele Konflikte zu konstruiert.
Fazit zu Élite
Unterm Strich ist Élite ein mediokrer Ableger der Teenie-Serien-Welle und in der Machart eine klassische, solide Netflix-Produktion. Zwar bringt er durch seine spanische Machart ein wenig frischen Wind, bleibt aber letztlich doch im Rahmen des bekannten Stils. Auch die Bilder und Inszenierung bleiben zu ähnlich, um wirklich andere Wege zu gehen. Verstecken muss sich Élite allerdings ebenso wenig.
Wer Tote Mädchen lügen nicht und Riverdale mochte und sich dahingehend nach mehr Nachschub sehnt, kann mit der Serie wenig falsch machen. Alle anderen können jedoch ohne schlechtes Gewissen auch um Élite einen Bogen machen.
Unsere Wertung:
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