Die britische Serie Extraordinary handelt von der jungen Jen. Sie ist ein besonderes Mädchen. Denn sie lebt in einer Welt, in der alle Menschen Superkräfte haben – außer sie. Wir verfolgen dabei ihre chaotische Reise, um ihre Superkraft doch noch zu finden. Klingt nach einem frischen Ansatz für das Superhelden-Genre, aber wie ist das Ganze umgesetzt?
Titel | Extraordinary |
Jahr | 2023 |
Land | United Kingdom |
Genres | Komödie, Action & Adventure |
Darsteller | Mairéad Tyers, Sofia Oxenham, Bilal Hasna, Luke Rollason |
Länge | Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Disney Plus |
Extraordinary – Die offizielle Handlung
Willkommen in einer Welt, in der alle über 18 Jahren eine Superkraft entwickeln. Alle außer der 25-jährigen Jen, die immer noch auf ihre Kraft wartet. Jen hat das Gefühl, außen vor zu sein. Ihr Job ist eine Sackgasse und ihr Gelegenheitsfreund Luke ein Nichtsnutz, der nicht die Absicht hat, sich zu binden, was ihre Unsicherheit nur noch verstärkt. Zum Glück hat Jen ihre beste Freundin Carrie, deren unendlicher Optimismus Jen davor bewahrt, in Selbstmitleid zu versinken. Sie teilen sich eine Wohnung mit Carries Langzeitfreund Kash und einem streunenden Kater, der nach einem unglücklichen Vorfall von der Clique Jizzlord genannt wird. Mit etwas Hoffnung und viel Verzweiflung macht sich Jen in dieser verwirrenden Welt auf die Suche nach ihrer möglichen Superkraft.
Eine Wohngemeinschaft mit Eigenheiten
Extraordinary glänzt mit einem jungen, unverbrauchten Cast. Nach einer kleinen Nebenrolle im oscarprämierten Drama Belfast erhält Máiréad Tyers nun ihre Chance als Hauptfigur. Durch ihr Außenseitertums baut vor allem das junge, selbst noch nach dem Platz in der Welt suchende Publikum direkt eine Verbindung auf. In Jen herrscht ein riesiges Chaos: Eine Reise geprägt von Unsicherheit und omnipräsenter Unzufriedenheit. Obwohl auch ihre Figur nicht frei von egoistischen Handlungen und unvermeidlichen Fehlern ist, entsteht ein Sympathie zur Jungdarstellerin. Unterstützung erhält sie von ihren WG-Genossen: Carrie und Kash. Beide sind im Besitz besonderer Fähigkeiten. Carrie arbeitet in einer Kanzlei, weil sie eine Verbindung zu den Toten aufbauen und mit diesen kommunizieren kann. Kashs Begabung hingegen ist es, die Zeit für einen kurzen Augenblick zurückdrehen zu können. Die beiden haben eine Beziehung.
Sie unterstützen Jens Suche nach ihrer Superkraft, müssen aber ihre eigenen Probleme in den Griff bekommen. Carrie strebt mehr Bedeutung im Job und ein größeres Selbstwertgefühl an, Kash begeistert sich für die Verbrechensbekämpfung und trommelt eine Bürgerwehr zusammen. Der Letzte im Bunde ist das neue WG-Mitglied „Jizzlord“ (Luke Rollason), ein Gestaltwandler, der jahrelang versehentlich nur als Kater in Erscheinung getreten ist. Er leidet unter Erinnerungslücken und die WG hilft ihm dabei, seine wahre Identität zu finden.
Überzeugender, derber Humor
Um überhaupt in die Serie reinzukommen muss man eines mit zweifelsohne mitbringen: sehr dunklen, „britischen“ Humor. Jen und ihre Freunde nehmen kein Blatt vor den Mund. Es wird geflucht und geschrien. Die Gespräche haben allesamt einen ordinären Duktus. Witzige Momente entstehen durch das world building. Viele Superkräfte in dieser Welt sind sehr albern, nutzlos und teilweise sogar eher hinderlich als hilfreich. Ein Beispiel? Gerne! Wer möchte nicht gerne sein Hinterteil als 3D-Drucker verwenden oder Fische aus dem Wasser rufen können?! Jens Interaktion mit ihrer Umwelt ist das Highlight der Staffel, weil ihre Begegnungen auf unterschiedlichste Weisen verlaufen. In der ersten Episode verabredet sie sich mit einem Jungen, der Menschen mit nur einer Berührung zum Orgasmus zu bringen kann…
Dieser Begabung ist Jen natürlich nicht abgeneigt, wodurch sie mehrfach versucht ihn zu berühren, aber ihr Date unterbindet es, indem er sich an den Händen und am Mund in Plastik hüllt, weil er Angst hat nur ausgenutzt zu werden – ein sehr ausgefallener Ansatz, um das Dating-Leben der Hauptfigur darzustellen. Kashs Aufbau einer Bürgerwehr ist ein erfrischender Kommentar auf das Superheldentum. Denn es wird zurecht die Frage gestellt: warum müssen eigentlich Helden existieren? Die Zusammenstellung der Mitglieder und ihrer Ziele, welche Personen sie beschützen wollen, ist wiederum ein komödiantischer Höhepunkt. Gezielte Lacher sind durch und durch garantiert.
Wer sollte sich Extraordinary nicht entgehen lassen?
Du hast reine Superhelden-Serien satt? Doch Geschichten, die sich auf einer anderen Ebene mit Superkräften auseinandersetzen, wie zum Beispiel Heroes, holen dich ab? Dann bist du bei Extraordinary vollkommen richtig! Die Show konzentriert sich nicht auf Superbösewichte oder der Dringlichkeit die Welt retten zu müssen. Vielmehr wirft sie einen Blick auf eine Gesellschaft, in der jede Person Besonderheiten hat. „Super“ ist das neue „Normal“. Dieser Twist ermöglicht andere Perspektive auf ganz alltägliche Problemfelder. Für eine jüngere Zielgruppe erweist sich die Show ebenfalls als Glücksgriff, da mit Jen eine sehr ansprechende Hauptfigur etabliert wird, die mit ihren Problemen und ihrer chaotischen Persönlichkeit sehr viel Anknüpfungspunkte bietet. Die Unordnung innerhalb ihres Lebens, ihre Existenz als Außenseiter, das Auf und Ab mit Freunden und Familie erinnert auch sehr stark an die typische Coming-of-Age-Dynamik, die Fans der Netflix-Serie Noch nie in meinem Leben über Staffeln hinweg begeistert hat.
Unser Fazit zu Extraordinary
Insgesamt bietet Extraordinary mehr als man auf den ersten Blick vermuten würde. Das world building überzeugt, das stetige Augenzwinkern in Richtung Superhelden-Genre packt und die ambivalente Auseinandersetzung mit nahbaren, aber auch fehlerbehafteten Figuren wühlt das Young-Adult-Genre ordentlich auf. Wer also gerne in eine Coming-of-Age-Geschichte mit schwarzhumorigen Untertönen eintauchen möchte, sollte den acht halbstündigen Episoden eine Chance geben. Die erste positive Überraschung aus dem Hause Disney+ im Jahr 2023.
Unsere Wertung:
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