Erste Gehversuche einer ambitionierten Komikerin im London der Sechzigerjahre begleiten wir in der Nick-Hornby-Adaption Funny Woman fortan bei Sky im Serienformat. Kann der Humor schon zum Auftakt zünden oder ist Gemma Arterton im Comedy-Fach auf verlorenem Posten?
Titel | Funny Woman |
Jahr | 2023 |
Land | United Kingdom |
Genres | Komödie |
Darsteller | Gemma Arterton, Arsher Ali, Tom Bateman, Rupert Everett, David Threlfall, Rosie Cavaliero, Alexa Davies, Leo Bill, Matthew Beard, Alistair Petrie, Morwenna Banks, Clare-Hope Ashitey |
Länge | Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: WOW, Sky Go |
Funny Woman – Die offizielle Handlungsangabe
Die Swinging Sixties sind in London in vollem Gange – nur nicht für Barbara Parker (Gemma Arterton). Noch nicht! Gerade wurde sie in ihrer provinziellen Heimatstadt zur „Miss Blackpool Belle“ gekürt, doch das ist bei weitem nicht genug für sie. Ihr großer Traum ist es als Komikerin im Fernsehen Karriere zu machen. Also fasst sie sich ein Herz, lässt ihren geliebten Vater, den Verlobten und das langweilige Leben in der Provinz hinter sich, und macht sich auf den Weg nach London. In der Hoffnung, einen Job im West End zu bekommen, endet sie als Hutverkäuferin in einem Kaufhaus. Nicht gerade der große Wurf und auch nur für sehr kurze Zeit. Dafür lernt sie eine Freundin kennen: Marjorie aus der Schuhabteilung, die ihr eine Unterkunft anbietet.
Tatsächlich mangelt es Barbara nicht an – nicht immer willkommenen – Angeboten, als sie den Theateragenten Brian Debenham (Rupert Everett) kennenlernt. Der verpasst ihr erst einmal einen raffinierteren Namen, „Sophie Straw“, und will sie als blonde Sexbombe im Bikini vermarkten. Aber nicht mit Sophie! Heimlich mogelt sie sich zu einem Vorsprechen für eine TV-Sitcom mit ihren Comedy-Helden, dem Team der Radiosendung „The Awkward Squad“. Leider wird sie abgewimmelt und muss als Fächertänzerin in einem Stripclub arbeiten, um Geld zu verdienen. Doch die nächste Chance lässt nicht lange auf sich warten.
Erster Eindruck zu Funny Woman
Dieser Beitrag beschäftigt sich ausschließlich mit der ersten Folge der Serie. Am deutschen Starttag kann direkt die ganze Staffel mit sechs Folgen bei Sky/WOW abgerufen werden. Die Kritik ist nur auf den Auftakt bezogen und soll dazu dienen, den Lesern eine Hilfestellung bei der Entscheidung zu geben, ob sich auf Basis der ersten Eindrücke ein Blick rentiert.
Die britische Antwort auf Mrs. Maisel
Funny Woman erinnert in vielerlei Hinsicht an die extrem erfolgreiche und von Kritikern gefeierte Amazon Prime Video Show The Marvelous Mrs. Maisel. Während die Geschichte dort von einer New Yorker Stand-Up-Komikerin erzählt, handelt die Sky-Showtime-Kolaboration nun eben von einer Provinzbritin, die in der englischen Hauptstadt in den Sechzigern eine Karriere im Comedy-Sektor anstrebt. Aufgrund der Parallelen ist eine Gegenüberstellung der beiden Serien unausweichlich. Und dementsprechend muss sich die neue Show nun diesem Vergleich stellen.
Rein von der Machart her, verfolgen die beiden Formate dann aber doch recht unterschiedliche Ansätze. Maisel setzt auf eine moderne Inszenierung und hat gleichzeitig extrem hohe Ansprüche an die Authentizität der Ausstattung, um ein realistisches Bild des damaligen New Yorks zu skizzieren. Funny Woman hingegen ist bewusst in Retro-Optik gehalten, leicht körnig aufgelöst und immer wieder von antiken Aufnahmen ergänzt. Mit dem Retro-Ansatz geht man eher den Winning-Time–Weg, wodurch der Zuschauer unmittelbar in die Vergangenheit hineingezogen werden soll. Dabei ist aber in beiden Sendungen die Ausstattung überzeugend, die Sprache zeitgemäß-authentisch und vor allem die Umgangsformen von damals gut beobachtet und dargestellt.
Keine Midge – kein Problem?
Maßgeblich für den Erfolg von Maisel ist die extraklasse Darstellung der jüdischen Hausfrau, die sich zur Comedienne mausert, von Rachel Brosnahan. Von Sekunde eins an gelang es in The Marvelous Mrs. Maisel die Titelfigur der „Midge“ als absoluten Publikumsliebling und als Sympathieträgerin zu etablieren. Dazu hat die unaufdringliche Spielart von Brosnahan nicht unerheblich beigetragen. Diese Präsenz kann Gemma Arterton hier – zumindest nicht in der Schnelle wie ihre „Vorgängerin“ – nicht erreichen. Auch wenn recht schnell hier andere gesellschaftskritische Untertöne und Schwerpunkte in der Handlung herausgekehrt werden, ist die Prämisse dennoch so vergleichbar, dass auch die Hauptfiguren viele Charakterzüge verbinden. Positiv ist jedoch festzuhalten, dass abgesehen davon hier die Geschichte doch, wie es der Pilotfilm suggeriert, in eine andere Richtung entwickeln soll.
Während in Maisel die große Herausforderung für Midge war, sich in einer Männerdomäne zu etablieren, geht es in Funny Woman noch mehr um die generellen gesellschaftlichen Machtstrukturen der damaligen Zeit. Arteton macht als Barbara Parker sicherlich keinen schlechten Job, aber die Aura von Rachel Brosnahan geht dem King’s Man Star einfach ab. Ein weiteres, nicht zu unterschätzendes Erfolgsmerkmal des Amazon-Pendants war die Nebenfigur Susie Myerson (gespielt von Alex Borstein). In der ersten Folge fehlt es dem Sky-Serienprojekt noch an interessanten Nebencharakteren. Zumindest aber die Musik kann bereits in Folge eins überzeugen.
Wer sollte sich Funny Woman nicht entgehen lassen?
Wer andere Werke und deren Adaption von Nick Hornby mochte, der wird auch hier mit der Humor-Note des Briten auf seine Kosten kommen. Ansonsten kann man auch den Retro-Charme von Funny Woman als gelungen bezeichnen. Der Cast ist namhaft und bringt die Stimmung der Sixties gut rüber, ohne dass ein Gefühl von Anachronismen aufkommt. An der ein oder anderen Stelle merkt man, dass Gemma Arterton nicht die geborene Comedy-Darstellerin ist, weshalb man ihr vielleicht etwas mehr Zeit als nur den Pilotfilm geben muss, um sich in dieser Rolle entfalten zu können.
Unser vorläufiges Fazit zu Funny Woman
Etwas zu gewollt, aber definitiv nicht uninteressant ist der Pilot von Funny Woman noch nicht genug für eine Empfehlung der Comedyserie, aber in Grundzügen erkennt man, wohin die Serie will und ob einen der Humor von Hornby in diesem Fall anspricht. Ob jedoch Gemma Arterton noch in die Rolle reinwächst und sich der etwas hölzerne Eindruck im Laufe der Staffel in Wohlgefallen auflöst, muss sich zeigen. Einen Blick darf man aber auf alle Fälle riskieren und sich in ein London in den Sechzigern entführen lassen.
Funny Woman startet am 9. Februar bei Sky/WOW mit den sechs Folgen der ersten Staffel.
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