Flugzeugentführungen sind ein sehr beliebtes Sujet für Actionthriller. Filme gibt es dazu schon so viele, dass man kaum noch etwas Neues erzählen könnte. Doch in der Serienform sieht es – so zumindest in den Gedanken von Apple – anders aus. Und so soll die Serie Hijack dank Echtzeit-Erzähl-Konzept und Starpower ab sofort durchstarten. Begeben wir uns an Bord und schauen wohin die Reise führt…
Titel | Hijack |
Jahr | 2023 |
Land | United Kingdom |
Genres | Drama |
Darsteller | Idris Elba, Neil Maskell, Eve Myles, Christine Adams, Max Beesley, Archie Panjabi, Ben Miles, Hattie Morahan, Neil Stuke, Kaisa Hammarlund, Zora Bishop, Jeremy Ang Jones, Kate Phillips, Jasper Britton, Jack McMullen, Aimee Kelly, Mohamed Elsandel |
Länge | Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Apple TV Plus |
Hijack – Die Handlungsangabe
Hijack erzählt von einem Flug nach London, der kurz nach dem Start entführt wird. An Bord ist unter anderem ein Wirtschaftsexperte (Idris Elba) der sich als Verhandler mit den Entführern einbringt, damit aber auch riskiert die Situation eskalieren zu lassen. Die Miniserie deckt nahezu in Echtzeit die sieben Stunden des Langstreckenflugs ab – und macht so die sieben Folgen zur nervlichen Zerreißprobe.
Spoilerfreie Kritik
Dieser Beitrag beschäftigt sich mit allen Folgen der Serie. Dementsprechend ist die Kritik darauf bezogen und soll dazu dienen, den Lesern eine Hilfestellung bei der Entscheidung zu geben, ob sich auf Basis des Gesamteindrucks ein Blick rentiert. Spoiler werden selbstredend vermieden.
24 im Linienflugzeug
Hijack ist ein spannungstechnischer Parabelflug
Hinter der Produktion steckt mit George Kay eigentlich einer, der schon gezeigt hat, wie man ein Massenpublikum an den Bildschirm fesselt. Doch der Lupin-Macher holt hier wirklich nicht mehr raus, als die Zutaten auf dem Papier versprechen. Hijack ist ein Entführungsthriller, wie man es – leider auch in wesentlich besser – schon dutzende Male serviert bekommen hat. Darüber hinaus versagt man auch auf der essentiellen Ebene, um überhaupt eine Chance zu haben, das Publikum imaginär an Bord zu holen, denn über weite Strecken fühlt sich das Geschehen überhaupt nicht an, als befände sich hier gerade eine Maschine tausende Meter über dem Meeresspiegel.
Die Kommunikation mit den Bodenstationen ist auch erwartbar ohne Überraschungsmomente. Die Figuren sind nur Varianten der typischen Subgenre-Abziehbilder, die jeder, der auch nur einen Film ähnlicher Prämisse gesehen hat, direkt wiedererkannt. Und dadurch, dass man auch immer wieder aus dem Flugzeug heraus zu den Orten blendet, die mit der entführten Maschine in Kontakt sind, spielt sich auch die Echtzeit-Mechanik nicht wirklich aus.
Charakterdramen in der Businessclass
Die Crux, mit der steht und fällt, ob man mit der Miniserie dennoch eine spannende Reise mitmacht, ist, ob man sich in die individuellen Schicksale der Menschen im Jet oder am Boden einfühlen kann. Die persönlichen Dramen stehen nämlich ziemlich stark im Fokus und auch die Ambivalenz der Motivation hinter der Entführung könnte den ein oder anderen doch fesseln. Man darf eben einmal mehr sich aufgrund des Marketings keine falschen Vorstellungen machen, was die Produktion zu liefern gedenkt. Da passt es dann auch, dass man hier auch vom großen Star des Cast, Idris Elba, nicht die Kaltschnäuzigkeit eines DCI Luther zu sehen bekommt, sondern eher die charmante, gar verletzliche Seite. Klar ist er der Publikumsmagnet in der Produktion, aber die unbekannten Gesichter bekommen viel Zeit, um sich aus seinem Schatten zu spielen – einige nutzen dies auch gut aus!
Wer sollte sich Hijack nicht entgehen lassen?
Da die Serie irgendwie nicht wirklich hält was sie verspricht und als Flugzeug-Thriller nicht wirklich funktioniert, variieren wir in diesem Fall diese Rubrik unserer Serienkritiken und beantworten stattdessen die Frage: Was sollte man statt Hijack schauen, wenn man Flugzeugentführungen immer noch nicht satt hat? Wer als die Genre-prägenden Klassiker wie Air Force One oder Con Air kennt und vielleicht sogar Flightplan mit Jodie Foster schon gesehen hat, der kann mit 7500 noch authentischer einsteigen. In gut anderthalb Stunden wird dort die Entführung aus der Cockpit-Perspektive heraus erzählt und dabei zeigt Joseph Gordon Levitt auf engstem Raum, dass er einen erstaunlich glaubhaften Piloten spielen kann. Ein zweiter Geheimtipp mit Flugzeug-Kontext ist die französische Produktion Black Box. Dort spielt Pierre Niney einen Sicherheitsexperten mit extrem sensiblem Gehör, der nach einem vermeintlichen Unglück beim Auswerten der Black Box auf Unstimmigkeiten stößt.
Unser Fazit zu Hijack
Hijack funktioniert – trotz der 24-Gedächtnis-Formel – nicht als Action-Thriller mit Hochspannung im Flugzeug. Doch die Echtzeit schafft es erstaunlicherweise genau durch den gegenteiligen Effekt, nämlich indem man die Flugdauer zur Geduldsprobe macht und die Atmosphäre schön langsam anschwellen lässt, doch Spannung aufzubauen. Man muss sich eben nur auf diese langsame Entfaltung und die zahlreichen interessanten Figuren einstellen, dann lohnt es sich die Rückenlehne senkrecht zu stellen und angeschnallt bis zum Erlöschen der Anschnallzeichen dran zu bleiben.
Hijack startet am 28. Juni bei Apple TV+ mit drei Folgen und geht danach im Wochenrhythmus weiter!
Unsere Wertung:
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