Nach dem Finale von Game of Thrones sucht die gesamte Serienbranche händeringend nach dem nächsten großen Fantasyhype. HBO selbst hat dafür zusammen mit BBC eine weitere sehr beliebte Fantasy-Roman-Reihe ins Fernsehen gebracht. Mit His Dark Materials will man den Romanen von Philip Pullman nach dem eher missglückten Der Goldene Kompass aus dem Jahr 2007 jetzt besser gerecht werden. Welche Richtung dieser Ansatz einschlägt und ob die Fans von Game of Thrones mit der Serie einen guten Stoff für die Wartezeit auf die Spin-Offs bekommen, erfahrt ihr in diesem 10 Reasons Why (Not).
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Titel | His Dark Materials |
Jahr | 2019 |
Land | United Kingdom |
Genres | Sci-Fi & Fantasy, Drama |
Darsteller | Dafne Keen, Amir Wilson, Ruth Wilson, Adewale Akinnuoye-Agbaje, Simone Kirby, Will Keen, Jonathan Aris, Chipo Chung, Lewin Lloyd, Jamie Ward, James McAvoy |
Länge | Minuten |
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Kurze Einführung in die Serienwelt
Die Romane, wie auch die Serie, erzählen von einer Parallelwelt zu unserer Wirklichkeit, die dem viktorianischen England ähnelt. In der Welt von His Dark Materials haben jedoch die Menschen feste Partner in Tierform an ihrer Seite, die sogenannten Daemonen. Zwischen den beiden besteht ein sehr tiefes Verhältnis, das nur unter schwersten Konsequenzen für den Menschen getrennt werden kann. Bis zur Pubertät haben die Daemonen der Kinder noch eine veränderbare Gestalt, erst mit dem Erwachsenwerden manifestiert sich ein spezielles Tier.
Die Protagonistin ist die junge Lyra Belacqua, die von der aus Logan bekannten Britin Dafne Keen dargestellt wird. Lyra wächst in einem College auf, nachdem sie als Säugling dort in Obhut gegeben wurde. Eines Tages erfährt das neugierige Mädchen allerdings, dass ihr Onkel Lord Azriel, dargestellt von James McAvoy, riskante Forschungen durchführt und deshalb in Gefahr ist. Daher nimmt sie das Angebot an, eine zwielichtige Wissenschaftlerin Ms. Coulter (Ruth Wilson) auf eine Expedition zu begleiten, um mehr darüber und auch über ihre eigene Vergangenheit zu erfahren.
Schnell wird Lyra in eine sehr große Verschwörung hineingezogen, bei der verschiedene Parteien versuchen, die Kraft des Verhältnisses von Kind zu Daemon zu missbrauchen. Alles hängt mit dem geheimnisvollen „Staub“ zusammen, hinter dem die Kirche und eine Geheimorganisation, die von der arglistigen Ms. Coulter geleitet wird, her sind. Die Suche nach Antworten bricht ein großes Abenteuer für Lyra los, das sie bis zum Nordpol führt. Auf ihrer Reise trifft sie viele Verbündete, die ihr zur Seite stehen und sich mit ihr zusammen gegen das feindliche Magisterium stellen.
10 Reasons Why (not)
(In unserem neuen Kritikformat werden wir die Argumente, die für oder gegen einen Serienmarathon sprechen ohne große Spoiler auf 10 Punkte kompakt bündeln. Abschließend gibt es eine Pro-Kontra-Gegenüberstellung und ein kurzes Fazit. Dabei geht es uns nicht um eine folgenweise Analyse, sondern darum auf gute Serien Appetit zu machen und vor schlechten Serien zu warnen. Natürlich ist das immer subjektiv abhängig vom Autor des Artikels und auch vermeintlich schlechte Serien haben es verdient eine Chance zu bekommen. Uns ist es wichtig möglichst objektiv die Besonderheiten herauszustellen, um für etwas Überblick im Seriendschungel zu sorgen.)
1. His Dark Materials versucht nicht verbissen Game of Thrones nachzufolgen
Nicht jede neue Serie hat auch per se den Anspruch, sich an Game of Thrones zu messen. In Zielgruppe und Tonalität richtet sich diese Serie sogar an ein gänzlich anderes Publikum. Die Bücher sind Jugendromane, und die Serie muss auch für Zuschauer unter 16 Jahren funktionieren. Was für die Zuschauer von Game of Thrones in deren Jugend die Harry Potter und Chroniken von Narnia Filme waren, ist für die jetzige Generation womöglich His Dark Materials: Eine ausgefeilte Welt, die zwar fantastisch, aber nicht zu düster daherkommt. Dazu gibt es einsteigerfreundliche Fantasygeschichten und Hauptakteure im Alter der Zielgruppe. Ein reiner Kinderstoff ist die Serie aber keinesfalls, da es schon mal brutale Szenen und wirklich böse Personen geben kann. Auch der Kampf auf Leben und Tod wird nicht verharmlost.
2. Die Welt von His Dark Materials ist einfach erklärt und für Genre-Einsteiger wie gemacht
Wer die Herr der Ringe oder Game of Thrones Bücher gelesen hat, weiß, dass Fantasywelten mitunter sehr komplex sein und dem Zuschauer/Leser einige Konzentration abfordern können, damit man wirklich in die Geschichte reinfindet. Und auch wenn die Welt von Philip Pullman in His Dark Materials gut konstruiert ist, ist die Zahl der Parteien, der zentralen Konflikte und der Protagonisten doch wesentlich überschaubarer. Genau das richtige Einsteigerwerk also, um Jugendliche und Neulinge für komplexe Fantasywelten zu begeistern und Neugier für die Klassiker des Genres zu wecken.
3. Dafne Keen ist die Idealbesetzung für eine neugierige, kleine Rebellin
Wer Logan gesehen hat, hat womöglich zum ersten Mal Todesangst vor einer Zwölfjährigen bekommen. Aber keine Sorge: Ganz so radikal ist diese Rolle für Dafne Keen diesmal nicht angelegt! Trotzdem ist Lyra alles andere als ein schutzbedürftiges, kleines Mädchen. Keen weiß sich auch in dieser Rolle zu wehren, und erneut nimmt man ihr die Aufmüpfigkeit ab. Einerseits ist sie sehr liebenswert, und ich denke, dass die jungen Zuschauer sich gut mit Lyra identifizieren können. Andererseits ist auch ihre Schauspielleistung auf erwachsenem Niveau und einer der Gründe dafür, dass die Serie auch erwachsene Zuschauer zu begeistern weiß.
4. Ruth Wilson ist böse, aber nicht zu verrückt
Die zweite große weibliche Rolle im Cast spielt Ruth Wilson. Man kennt die Engländerin in erster Linie als psychopathische Antagonistin in Luther und die Kenner wissen daher, dass ihr die bösen Rollen durchaus liegen. Allerdings schafft sie es hier, nicht gar zu dick aufzutragen und dadurch trotzdem noch einen Rest Sympathie ergattern zu können.
5. Die Daemonen sind wahnsinnig lebensecht
Als der erste Teil der Chroniken von Narnia in den Kinos anlief, war der Löwe Aslan in seiner Animationsqualität noch ein Alleinstellungsmerkmal. Im Fernsehen waren solche fotorealistischen Tieranimationen noch überhaupt nicht denkbar. Aber Planet der Affen und Game of Thrones, mit Blick auf die Drachen, haben die Messlatte für aktuelle Produktionen enorm hoch angesetzt. Serien haben inzwischen den Anspruch, mit dem Kino zu konkurrieren, und das auf allen Ebenen. Auch bei der Animationsgüte gilt es da mitzuhalten, und im Fall von His Dark Materials hat HBO auch tatsächlich Kinoqualität erreicht. Die Tierpartner der Menschen sind nahezu lebensecht in die Szenen eingebunden, und die Interaktion zwischen Mensch und Daemon wirkt, als würden die Personen wirklich mit den Tieren agieren und nicht mit einem Tennisball oder einem vergleichbaren Dummy.
6. Der Nordpol sah selten schöner aus
Auch abseits der Tiere sind die Bilder wirklich überaus hochwertig und zeigen vielen Netflix-Produktion (wie zuletzt The Witcher) deutliche Grenzen auf. In Sachen Production Value macht auch heute HBO im Fernsehbereich wohl kaum ein anderes Unternehmen etwas vor. Sinnbildlich für die hohen Schauwerte an allen Locations habe ich hier exemplarisch noch die Darstellung der Arktis ausgewählt. Ich kann mich kaum daran erinnern, einen schöner präsentierten Nordpol einmal in einem Kinofilm gesehen zu haben, im Fernsehen definitiv noch nie.
7. Ein Bärenkampf wie ein Gladiatorenkampf
Während es in den meisten Szenen ziemlich unblutig zugeht, so muss man doch die Schonungslosigkeit eines Zweikampfes zwischen zwei Panzerbären hervorheben. Dieser Kampf um Leben und Tod ist nicht nur ein weiterer Punkt auf der Schauwerteliste, sondern ist auch emotional sehr mitreißend und für die eigentliche Zielgruppe fast etwas zu brutal geraten.
8. Das Intro von His Dark Materials ist großartig
Für viele Game of Thrones Fans hat das Schauen des Intros beinahe religiöse Formen angenommen. Bei Serien ist es eine wichtige Komponente, im Gesamtbild ein wiederzuerkennendes Intro zu haben. Dazu gehört eine Titelmusik, die der Zuschauer nach der aktuellen Folge dann immer noch als Ohrwurm hat, und eine optisch ansprechende Titelsequenz. Das ikonische Level von Game of Thrones ist dabei unerreichbar, aber die Kreativität der Animation und die schöne Melodie haben bei His Dark Materials definitiv Wiedererkennungswert.
9. Manchmal gebiert sich His Dark Materials doch zu erwachsen
Wie in Punkt 7 schon anklingen konnte, ist His Dark Materials in manchen Szenen für die jungen Zuschauer in meinen Augen zu düster und brutal geraten. Natürlich ist das Format dadurch womöglich für die Zuschauer im Erwachsenenalter attraktiver, als eine Wohlfühlkinderserie, aber wenn man zu 95 Prozent merklich die Jugendlichen adressiert, sollte man diese Tonalität dann nicht plötzlich so krass brechen.
10. Die Kinderdarsteller fallen stark hinter Dafne Keen ab
Es ist schon für Erwachsene schwierig an das Schauspiel von Dafne Keen als Lyra heranzukommen, aber für die Riege der Kinder im Cast war dies scheinbar unmöglich zu erreichen. Leider wirken die Jungschauspieler in weiten Teilen etwas überfordert und dadurch verliert die Serie in entscheidenden Momenten etwas vom sonst sehr hohen Qualitätseindruck.
Pro: 8 Kontra: 2
Fazit:
Mit His Dark Materials haben HBO und BBC eine wirklich gelungene Adaption der Fantasybuchreihe von Philip Pullman geschaffen, die einem Lust auf weitere Staffeln macht und dank des hohen Qualitätslevel bei Optik und vor allem auch bei den Darstellern den Kinofilm von 2007 vergessen macht. Das Highlight ist Dafne Keen als kleine Heldin Lyra, die nach Logan hier jetzt auch im Serienbereich für Furore sorgt.
His Dark Materials kann man inzwischen komplett über SkyTicket abrufen und über verschiedene Anbieter kaufen.
Unsere Wertung:
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© Sky