Mit The End of the F***ing World hat Produzent und Showrunner Jonathan Entwistle bereits einmal eine Vorlage von Charles S. Forsman zum Indie-Hit für Netflix adaptiert. Nun nimmt er sich einem weiteren Comic des Autoren an. Auch in I Am Not Okay with This werden Teenager in 20-minütigen Episoden mit den Veränderungen, die das Erwachsenwerden birgt, konfrontiert. Inwieweit sich die beiden Formate unterscheiden und ob auch die neue Serie das Zeug zum Hit hat, klären wir in dieser Serienbesprechung.
[su_youtube url=“https://www.youtube.com/watch?v=BmXxfsZPeu0″]
Titel | I Am Not Okay With This |
Jahr | 2020 |
Land | United States of America |
Regie | Jonathan Entwistle |
Genres | Drama, Komödie, Sci-Fi & Fantasy |
Darsteller | Sophia Lillis, Wyatt Oleff, Sofia Bryant, Kathleen Rose Perkins |
Länge | Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Netflix, Netflix basic with Ads |
Worum geht es in I Am Not Okay with This?
I Am Not Okay with This erzählt die Geschichte einer Highschool-Schülerin, die nicht nur mit den typischen Herausforderungen des Erwachsenwerdens zu kämpfen hat. Neben der Unsicherheit über ihre Sexualität und dem schwierigen Verhältnis zu ihrer Mutter nach dem Tod des Vaters wird alles um Längen komplizierter, als Sidney plötzlich telekinetische Fähigkeiten an sich entdeckt.
Unsere Kritik zu I Am not Okay with This
Unser Autor Jan Werner hat vorab 7 der 8 Folgen von Netflix bereitgestellt bekommen. Diese spoilerfreie Kritik basiert auf diesen 7 Folgen.
Ein interessanter Genremix
Jonathan Entwistle selbst hat seine Serie als Mischung aus X-Men, Lady Bird und The Breakfast Club umschrieben. Und diesen Vergleich kann man durchaus so unterschreiben. Unser Autor hätte unabhängig davon die Serie als Love, Simon meets Chronicle gepitched. Beiden Analogien ist gemein, dass I Am Not Okay with This offensichtlich Coming-of-Age Elemente versuch mit einer Prise Übernatürlichem zu würzen. Und dieser Plan geht voll auf!
Klassische Teenagerthemen, immer aktuell
Da jede Generation aufs Neue in der Jugend die eigene Identität sucht und die Regeln der Umwelt infrage stellt, ist auch in jeder Generation die Nachfrage nach einem zeitgemäßen Wegweiser vorhanden. In den Achtzigern waren es Filmemacher wie John Hughes deren zeitlose Coming-of-Age-Filme bis heute Kultstatus haben. In der heutigen Gesellschaft werden die neuen Herausforderungen gepaart mit denen, die unabhängig vom Zeitgeist sind in zahlreichen Serienformaten bei Netflix mit viel Fingerspitzengefühl und enormen Erfolg behandelt. Auch wenn Schwerpunkte doch stark variieren, finden Sex Education, Stranger Things und auch The End of the F***cking World großen Anklang beim jungen Zielpublikum. Was jedoch viel wichtiger ist, ist, dass dort auch hilfreiche Botschaften transportiert werden, die Jugendlichen in Phasen des Selbstzweifels helfen können. In diese Kerbe schlägt nun auch I Am Not Okay with This mit Erfolg
Sophia Lillis – mehr als Beverly in ES
Ein weiterer Part der Erfolgsformel für Teenagerserien bei Netflix ist die herausragende Qualität der Jungschauspieler. Im Fall von I Am Not Okay with This wird die ganze Geschichte aus der Ich-Perspektive von Sidney erzählt. In der Rolle der Protagonistin kann Sophia Lillis eindrucksvoll zeigen, was sie schon in Sharp Objects angedeutet hat. Sie hat sich definitiv in kurzer Zeit von der Rolle der Beverly Marsh in Es lossagen können. Die Unsicherheit und Überforderung in dieser Serienrolle kauft man ihr voll ab, sie trägt die Story fast im Alleingang.
Süßer Bruder, seltsamer Freund
Doch auch wenn der Fokus stark auf dem Charakter der Sidney liegt, sind auch die anderen Figuren und deren Darsteller zu loben. Da wäre zum einen der wahnsinnig naiv-putzige kleine Bruder Liam, gespielt von Aidan Wojtak-Hissong.
„Mom sagt, wenn man den Toaster zulange ansieht, kommt er nie raus“
Dann gibt es da natürlich auch den schüchternen, aber liebenswerten Freund der Hauptfigur, der in keiner Teenieserie fehlen darf und der selbstverständlich mehr als nur freundschaftliche Gefühle hegt. Diesen spielt hier Wyatt Oleff, den man eventuell als den jungen Peter Quill in Guardians of the Galaxy wiedererkennen könnte.
„Sieh dir das an: Das ist Rückenakne vom Feinsten!“
Komplettiert wird der Kern des Casts von der besten Freundin von Sidney (Sofia Bryant), deren stereotypen Highschool-Sportstar-Freund(Richard Ellis) und Sidneys Mutter (Kathleen Rose Perkins). Alle geben ihren Figuren durch interessante Facetten das gewisse Etwas, das diese Serie aus der Masse der typischen Coming-of-Age-Formaten hervorhebt.
Skurriler Humor und Ekel als Stilmittel
Die Serie kann nicht nur auf die Qualität der Schauspieler bauen, sondern auch durch einen skurrilen Mix von Witzen und Ekel punkten. Trotzdem muss man dem Drehbuch zugute halten, dass keine Figur zur reinen Witzfigur verkommt. Stanley und Liam bekommen zwar einerseits Dialogzeilen vorgesetzt, die schon fast dafür sorgen ihre Charaktere etwas dümmlich zu zeichnen. Andererseits tritt den Humor dann in den entscheidenden Momenten, in denen es um die ernsten Themenfelder geht, auch abrupt in den Hintergrund. Die Balance stimmt hier.
Bilder wie bei Wes Anderson, Musik aus den Achtzigern
Bei den technischen Aspekten kann man bei Farbgebung und Bildkomposition eine deutliche Neigung zu pastelligen Farbtönen und aufgeräumten Totalen im Wechsel mit Nahaufnahmen von Gesichtern, die oft sekundenlang gehalten werden, erkennen. Dieser Stil, der dezent an Wes Anderson erinnert, passt gut zur Grundstimmung und zum Minimalismus, was die Effekte anbelangt.
Zuletzt fügt sich auch die Musik in das positive Gesamtbild stimmig ein. Der Komponist, der schon bei der Vorgängerserie die Verantwortung inne hatte, Graham Coxon selbst sagt, er wollte in I Am Not Okay with This Twin Peaks mit 80er-Highschoolfilm-Musik vereinen. Dieser Mix ist perfekt gewählt, um die schwankenden Stimmungen der Hauptfiguren in den richtigen Momenten akzentuiert zu verstärken.
„Ich hab versucht normal zu sein, aber ich bin es wohl nicht.“
Unser Fazit zu I Am Not Okay with This
Wer die erste Serie von Jonathan Entwistle mochte, kann problemlos I Am Not Okay with This auf die Watchlist setzen. Qualität der Geschichte und das überzeugende Schauspiel wird hier noch mit einer übernatürlichen Komponente gespickt, was diese Serie vom Vorgänger abhebt. Genauso können Fans des 80s-Feelings von Stranger Things, die auf die kommerziellen Auswüchse gut verzichten können und auch mal glücklich sind, wenn eine Serie auf knackige 20-Minuten-Episoden, bedenkenlos einschalten.
Unseren Autor hat die kurzweilige Serie bestens unterhalten, trotz oder gerade wegen der durchaus ernsten Themen, die in der Serie tangiert werden. Daher empfehlen wir dieses weitere kleine Highlight im Netflix-Portfolio!
I Am Not Okay with This kann ab dem 26. Februar komplett bei Netflix gestreamt werden.
Unsere Wertung:
© Netflix