Ein Buch einer afroamerikanischen Autorin aus dem Jahr 1978 wurde nun zeitgemäß von FX verfilmt und wird hierzulande bei Disney Plus veröffentlicht. Kindred: Verbunden kombiniert Zeitreise mit Sklaverei-Drama. Wir verraten euch, ob diese Kombination funktioniert.
Titel | Kindred: Verbunden |
Jahr | 2022 |
Land | United States of America |
Genres | Drama |
Darsteller | Mallori Johnson, Micah Stock, Ryan Kwanten, Gayle Rankin, Austin Smith, Antoinette Crowe-Legacy, David Alexander Kaplan, Jayden Braddock |
Länge | Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Disney Plus |
Kindred: Verbunden – Die offizielle Handlungsangabe
Die FX-Serie basiert auf dem gefeierten Roman Kindred – Verbunden der Hugo-Award-Preisträgerin Octavia E. Butler und handelt von Dana James (Mallori Johnson), einer jungen schwarzen Frau und aufstrebenden Schriftstellerin, die ihr altes Leben und ihre familiären Verpflichtungen hinter sich gelassen hat und nach Los Angeles gezogen ist, um dort eine Zukunft zu finden, die sich endlich einmal ganz nach ihr anfühlt. Noch bevor sie Gelegenheit hat, sich in ihrem neuen Zuhause einzuleben, wird sie jedoch von heftigen Zeitsprüngen hin- und hergerissen. Sie findet sich auf einer Plantage im 19. Jahrhundert wieder – einem Ort, der auf bemerkenswerte und sehr enge Weise mit Dana und ihrer Familie verbunden ist. Durch Danas Vergangenheit und Gegenwart zieht sich eine interethnische Liebesbeziehung und sie muss sich in dieser genreübergreifenden Erforschung dessen, was uns verbindet, den ungeahnten Geheimnissen stellen, die durch ihre Adern fließen.
Spoilerfreie Staffelkritik zu Kindred: Verbunden
Dieser Beitrag beschäftigt sich der kompletten Staffel, die uns Disney vorab zur Verfügung gestellt hat. Dementsprechend ist dies eine Staffelkritik, wobei auf Spoiler verzichtet wird.
Zeitebenen, Rassismus und amerikanische Geschichte
Die Serie, die inzwischen auch nach der ersten Staffel abgesetzt wurde, versucht verschiedene Komponenten in Einklang zu bringen, die auf den ersten Blick recht weit voneinander entfernt scheinen. So verwebt man in Kindred afroamerikanische Geschichte mit einem Zeitreiseplot und verankert dies noch innerhalb einer familienhistorischen Tragödie. Da der Rezensent die vielgelobte Buchvorlage nicht zum Vergleich heranziehen kann, kann auch nicht beurteilt werden, ob das Konzept in der Romanvorlage besser aufgegangen ist als in der Adaption. Dementsprechend wird hier rein auf die Serie und ihre Qualitäten eingegangen.
Was schon in der allerersten Folge auffällt, ist der unvermittelte, sehr plötzliche Wechsel zwischen den Zeiten. Das sorgt eingangs doch für gewisse Verwirrung. In der Gegenwart ist die Story sehr gemächlich erzählt, kommt gefühlt nie richtig in Fahrt. Doch in der Vergangenheit scheint man dann extra den Turbo einzulegen, was für eine Unausgewogenheit zwischen den Ebenen sorgt.
Schöpft das Potenzial nicht voll aus
Per se ist das Sklaverei-Thema insbesondere in den Zeiten von Black Lives Matter weiterhin eines, das Brisanz birgt und Relevanz mit sich bringt. Dementsprechend war das Potenzial bei Kindred durchaus vorhanden, hierzu einen Beitrag mit Fingerzeig zu leisten. Nicht immer wenn es in die Vergangenheitsebene geht und die Zustände im Damals Schilderung erfahren, kommen die Magenschläge auch komplett an. Das liegt weder an der tollen Hauptdarstellerin noch an den dargebotenen, schockierenden Eindrücken. Vielmehr liegt es am fehlenden Tempo und vor allem am fehlenden Neuigkeitswert, denn krasse Bilder zum Rassismus-Themenkomplex haben in den vergangenen Jahren zig Filme und Serie geliefert – und oftmals mehr geschafft die gewünschte Reaktion zu wecken. Bitte nicht falsch verstehen: Kindred ist in der Gewaltdarstellung weit entfernt von Verharmlosung und noch weiter von Wohlfühlfernsehen. Doch dem inzwischen abgestumpften Publikum werden hier schlicht neue Reize fehlen. Was man auf jeden Fall in Erinnerung behält ist die einnehmende Präsenz von Mallori Johnson. Der jungen Schauspielerin dürften nach dieser Leistung einige Angebote ins Haus stehen, die sie dann auch einem breiteren Publikum bekannt machen werden.
Wer sollte sich Kindred: Verbunden nicht entgehen lassen?
Kindred mixt Mystery und Übernatürliches mit trögen historischen Aspekten. Auf vergleichbares Rezept hatte vor wenigen Jahren auch die Serie Lovecraft Country gesetzt, damit aber weit mehr überzeugen können. Denn der Lovecraft’sche Horror als Allegorie auf die düstere Vergangenheit der Vereinigten Staaten war von Beginn an einleuchtend und vor allem sehr durchdacht vorgetragen. Auch wenn es nun der FX-Produktion nicht gelingt, die Lücke zu schließen, die Fans nach der tragischen Absetzung der Serie mit Jonathan Majors zu beklagen hatten, so kann man ob der Kurzweiligkeit der neuen Serie doch einmal einen Blick hineinwerfen. Darüber hinaus erinnert die Art und Weise im kritischen Umgang mit der politischen Dimension des Ganzen auch immer wieder an die Agenda von Jordan Peele.
Darüber hinaus erinnert die Mechanik der Zeitreise an die aus der Apple-TV-Serie Shining Girls mit Elizabeth Moss. Über die Ansiedlung im Sci-Fi-Subgenre des Zeitreisens eint diese beiden Formate die starke und einnehmende Performance der Protagonistinnen. Ja, wie beschrieben hat diese Adaption ihre Schwierigkeiten und Stolpersteine, aber wer mit der Apple-Serie grundsätzlich etwas anfangen konnte, dem sei hier ein vorsichtig Blick rein empfohlen.
Abschließend sei hier auch noch die Amazon-Prime-Serie The Underground Railroad unter den Empfehlungen erwähnt, denn unter all den Serienformaten der letzten Jahre, die sich der düsteren amerikanischen Geschichte angenommen haben, ist diese Buchverfilmung bis dato der unerreichte Benchmark!
Unser Fazit zu Kindred: Verbunden
Eine weitere FX-Produktion ergänzt das Angebot von Disney Plus in der Tiefe. Sicherlich kein Programm für das Mainstream-Publikum und auch innerhalb des eigenen Genres kein Meilenstein. Dennoch ist es wieder einmal ein ansehnlicher und streckenweise auch mitreißender Beitrag zu einem Thema, das jede Form der Aufmerksamkeitsmehrung verdient! Kindred ist in den dramatischen Momenten immer dann am Stärksten, wenn man sich nicht auf altbewährte Erzählmuster verlässt. Das ist zwar nicht so häufig der Fall. Wenn, dann wirken die Szenen aber umso stärker – auch dank der Performance der Hauptfigur.
Kindred: Verbunden startet mit allen Folgen am 19. April bei Disney Plus!
Unsere Wertung:
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