Mit King of Stonks kehren die Macher der Netflix-Erfolgsserie How to Sell Drugs Online (Fast) zurück. Nachdem in dieser Drogendeals von Jugendlichen beleuchtet wurden, liegt nun der Fokus auf einem Wirtschaftsskandal. Trifft die Serie den richtigen Ton bei dieser Thematik? Und kann sie sogar ein deutsches Wolf of Wall Street werden? Die Antwort gibt es in dieser Kritik!
Titel | King of Stonks |
Jahr | 2022 |
Land | Germany |
Genres | Drama, Komödie, Krimi |
Darsteller | Wilson Gonzalez Ochsenknecht, Thomas Schubert, Matthias Brandt, Larissa Sirah Herden, Maryam Zaree, Jasin Challah, Andreas Döhler, Eva Löbau, Thomas Perkins, Uschi Glas, Christian Tramitz, Sophia Burtscher, Altine Emini, Thekla Viloo Fliesberg, Benjamin Höppner, Rouven Israel, Ricarda Seifried, Johanna Orsini-Rosenberg, Julian Sark, Felicia Chin-Malenski, Kais Setti, Mehmet Ali Salman, Miriam Fiordeponti, Birgit Linauer, Reinhold G. Moritz, Jean-Luc Bubert, Bibiana Beglau |
Länge | Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Netflix, Netflix basic with Ads |
Die Handlung von King of Stonks
Felix Armand (Thomas Schubert) ist Programmierer. Sogar ein ziemlich guter Programmierer, beim Fintech-Unternehmen CableCash träumt er davon, CEO zu werden. Allerdings steht er im Schatten seines exzentrischen Chefs Magnus (Matthias Brandt). Dieser lebt ein exzentrisches Leben, während Felix versucht, die teilweise illegalen Geschäfte des Unternehmens zu verbergen. Als CableCash bekannter wird, interessieren sich immer mehr Parteien für die Praktiken des Unternehmens. Eine davon ist die Shortsellerin Sheila (Larissa Sirah Herden), in welche sich Felix Armand verliebt. Daraus entspinnt sich ein vertracktes Katz-und-Maus-Spiel, in welchem Felix zu einem der meistgesuchten Betrüger Deutschlands wird…
Wie verrückt ist die Startup-Szene?
Mit King of Stonks wagt sich das Team rund um die Showrunner Matthias Murmann und Philipp Käßbohrer an ein eher ungewohntes Thema. Besonders deutsche Produktionen sind grundlegend nicht dafür bekannt, das Genre des Wirtschaftsfilms groß zu bespielen. In Amerika sind mit Wall Street, The Wolf of Wall Street und The Big Short einige dieser Filme in die Popkultur eingegangen. Blickt man jedoch nun auf das dargestellte Unternehmen CableCash, so lassen sich deutliche Parallelen zum Wirecard-Skandal 2020 schließen. Die damalige Nachrichtenlage rückte die betrügerischen Unternehmungen Wirecards in die Öffentlichkeit, was auch in der Serie geschieht. King of Stonks baut somit eine an reale Ereignisse erinnernde Parallelwelt auf, um dort den Showdown zwischen seinen verschiedenen Akteur:innen zu ermöglichen.
Diese etablierte Welt wird vor allem als eines dargestellt: spießig und deutsch. Die Faszination für den Hedonismus eines Jordan Belfort aus The Wolf of Wall Street wird hier bewusst dekonstruiert. Die Personifikation der Spießigkeit wird dabei in CableCashs CEO Magnus Cremer gefunden. Dieser gibt sich zwar als Posterboy der Startup-Szene, kann jedoch sein Image als alternder Mittelstandschef nicht ablegen. Genau diese Personifikation gelingt ab Minute eins hervorragend. Schnell kann man sich ertappen, wie man bei Verhaltensweisen von Magnus mit den Augen rollen möchte. Genau diese Bindung möchte bei Felix, dem eigentlichen Protagonisten der Serie, nur bedingt gelingen. Dieser wird zu Beginn noch als larmoyant und uninteressant charakterisiert. Erst im Laufe der Staffel wächst Armand in die Rolle des Protagonisten hinein, bevor er in den letzten zwei Folgen wirklich zur Schlüsselfigur wird. Somit wird dem Publikum zwar ein packendes Finale geliefert, der Weg dorthin hätte allerdings etwas gestrafft werden können.
Der Knackpunkt bleibt der Humor
Damit die Thematik von King of Stonks nicht zu einer langweiligen Nacherzählung von Fakten verkommt, hat sich das Team von King of Stonks einige kreative Kniffe erlaubt. Egal ob Memes, schnelle Cuts, Voice-Over oder dicke Buzzwords – die Serie bedient sich einer Ästhetik, die besonders junge Menschen abholen soll. Dies funktioniert besonders gut, wenn die finanzspezifischen Termini in der Serie verbildlicht und erläutert werden. King of Stonks gelingt es außerdem, mit diesem spielerischen Mittel dosiert umzugehen. Somit bedient sich der visuelle Stil zwar einer Ästhetik, die stark an Youtube-Videos erinnert, ohne jedoch den Fokus weg von der eigentlichen Handlung zu lenken.
Betrachtet man nun den Humor der Serie, so muss man leider anmerken, dass dieser nicht immer seine Wirkung entfaltet. Zwar passen die exzentrischen Aktionen des CEOs Magnus perfekt in die etwas absurde Startup-Welt, weshalb man diese Momente akzeptiert. Allerdings drohen diese Szenen immer, zu repetitiv zu werden, sodass sie mit zunehmender Länge an Intensität verlieren. Noch unpassender sind aber die beiläufigen Witze, die in der Serie vorkommen. Diese fühlen sich meist nicht kongruent zum Alter der Figuren an. Es scheint daher so, als sei das grundlegende Humorgerüst aus der Vorgängerserie How to Sell Drugs Online (Fast) übernommen worden. Das Alter der Protagonisten dort, nämlich Schüler:innen kurz vor dem Abitur, passte perfekt zum etwas überdrehten und quirligen Humor der Serie. Genau dies passt natürlich nicht zur Lebenssituation der Figuren in King of Stonks, sodass der Humor nicht ganz passend ist und immer etwas fehl am Platz zu sein scheint.
Unser Fazit zu King of Stonks
Dass Netflix den Macher:innen von King of Stonks ermöglicht hat, eine Serie über einen Wirtschaftsskandal zu produzieren, muss dem Streamingriesen hoch angerechnet werden. Der Serie gelingt es, das eigentlich dröge Thema durch einen visuell ansprechenden Auftritt auch für Laien der Wirtschaftsbranche interessant zu gestalten. King of Stonks kann mit einem grandiosen Cast überzeugen, insbesondere Thomas Schubert ist hier als Highlight zu erwähnen. Die größte Schwäche der Serie ist jedoch das Drehbuch und der damit einhergehende Humor. Letzteres ist besonders ärgerlich, da die Vorgängerserie How to Sell Drugs Online (Fast) genau damit auftrumpfen konnte. Da die Serie wahrscheinlich fortgesetzt wird, lohnt es sich trotzdem, King of Stonks eine Chance zu geben. Wer jedoch ein deutsches Wolf of Wall Street erhofft hatte, muss hier leider vertröstet werden.
Die sechs Folgen der ersten Staffel King of Stonks sind seit dem 6. Juli auf Netflix verfügbar!
Unsere Wertung:
© Netflix