Wie bei so vielen Serien hat sich auch die Wartezeit seit Staffel 1 recht lang hinausgezögert. Doch jetzt ist Loki – Staffel 2 komplett verfügbar. Hat sich das Warten gelohnt?
Titel | Loki |
Jahr | 2021 |
Land | United States of America |
Genres | Drama, Sci-Fi & Fantasy |
Darsteller | Tom Hiddleston, Sophia di Martino, Wunmi Mosaku, Eugene Cordero, Ke Huy Quan, Owen Wilson |
Länge | Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Disney Plus |
Loki – Staffel 2 – Die Handlung
Die neue Staffel der mitunter erfolgreichsten Marvel-Serie seit dem Start von Disney+ geht in die zweite Runde – und setzt direkt dort an, wo man die Zuschauer vor etwa zwei Jahren mit einem fiesen Cliffhanger zurückließ: „Jener der bleibt“ wurde von Sylvie getötet, Loki musste dies mit ansehen ehe er durch ein Portal zurück in die TVA gebeamt wurde, wo er auf Mobius traf, der ihn jedoch nicht mehr erkannte. Ist der Gott des Schabernacks in einer anderen Zeitlinie gestrandet? Ist die Gefahr von Kang/Jenem der bleibt/anderen Varianten gebannt oder hat die Entscheidung Sylvies eine Kettenreaktion ausgelöst, die eine noch größere Bedrohung heraufbeschworen hat?
Zu Beginn von Staffel 2 ist Loki jedenfalls im wahrsten Wortsinn zwischen verschiedenen Zeiten hin- und hergerissen und muss sich selbst erst orientieren. Alles dreht sich weiterhin um „Zeit“, aber die hat Loki nicht, denn schnell ist klar, dass nicht nur alte Gefahren noch nicht überstanden sind, sondern dass auch neue Gegner sämtliche Zeitlinien und damit den Lauf der Geschichte bedrohen. Mit neuen und alten Gefährten muss Loki alles dafür tun, damit die Ordnung im Multiversum im Gleichgewicht bleibt. Doch gibt es so etwas wie Ordnung hier überhaupt?
Unsere Kritik zu Staffel 2:
Hier geht es nun ausschließlich um die zweite Staffel der Marvel-Serie. Die Geschichte der ersten Staffel betrachten wir als vorausgesetzt, sprich: Spoiler diesbezüglich lassen sich womöglich nicht vermeiden.
Unmittelbarer Einstieg und verschlepptes Tempo
Wie geschrieben ist der Einstieg in die neuen Folgen die direkte Anknüpfung an das Ende der Debütstaffel. Es dürfte also im Großen und Ganzen nicht viel an Erklärung des Status Quo brauchen. Doch trotzdem führt man direkt in der Auftaktfolge wieder neue Dinge ein, die das ohnehin schon nicht einfache Regelwerk des Zeitreisens in Loki nochmals verkomplizieren. Denn plötzlich wird eben nicht nur zwischen verschiedenen Varianten des Zeitverlaufs hin und her gesprungen, sondern auch noch innerhalb einzelner Zeitstrahlen.
Das hat zur Folge, dass man zu Beginn der zweiten Staffel immer wieder den Eindruck hat, dass man eigentlich in Sachen Hauptstory auf der Stelle tritt. Dieses Gefühl wird jedoch ein Stück weit abgefedert, da man jeweils kleinere Abenteuer pro Folge mitmachen darf, die für sich genommen wieder originell sind und viel Spaß machen. Ob ein Wettlauf mit der Zeit in Folge eins oder später eine Zeitreise zurück zur Weltausstellung in Chicago, es bringt zwar die Handlung nur marginal nach vorne, aber die wichtigen Charaktere entwickeln sich jeweils doch weiter, sodass es keinesfalls „Füllfolgen“ sind.
Neue Figuren, neue Fragen
Darüber hinaus bringt allein Ke Huy Quan als O.B. so viel Spaß in das TVA-Setting, sodass man keine Minute mit ihm missen möchte. Der Oscarpreisträger (Everything Everywhere All At Once) ist eine absolute Bereicherung für die Marvel-Serie und strahlt soviel Spielfreude und Sympathie aus wie kein anderer im Cast. Er spielt hier eine sehr ähnliche Rolle wie in seinem Comeback-Film, was aber exzellent in die verschrobene Atmosphäre der Zeit-Behörde passt. Auch in Staffel 2 sind die Einfälle in Sachen dieser Anstalt wieder gespickt mit Kreativität, wenngleich auch nicht mehr so frisch wie noch in der Debütstaffel. Während man zwar die Mechanismen teils schon kennt, bringen jedoch andere Entwicklungen rund um die bekannten Figuren neue Impulse.
Damit wird die zweite Staffel dann doch ab einem gewissen Punkt dem Ruf der ersten gerecht und bestätigt, weshalb Loki eine der wenigen Figuren ist, die aus der Anfangsphase des MCU immer noch dabei sein muss, um die Zuschauer bei Laune zu halten.
Ab Folge 4 geht’s ab!
Die ersten drei Folgen machen zweifelsohne Spaß, aber Mehrwert haben hauptsächlich im Bezug auf das Ausleben des Ideenreichtums der Autoren und vor allem auch der Set-Designer. Wenn jedoch die Claims dann abgesteckt sind, kann sich Loki – Staffel 2 in der zweiten Staffelhälfte auch den wichtigen Fortschritten widmen, die die Multiverse-Saga so dringend nötig hat. Das hängt maßgeblich mit der Rückkehr von Ravonna Renslayer (Gugu Mbatha-Raw) zusammen, die auch darstellerisch hier wieder dem Ganzen ihren Stempel aufdrücken kann.
Ab Folge 4 hat man dann endgültig das Gefühl, dass es um etwas geht und Handlungen Konsequenzen mit sich bringen. Das wird vor allem durch die fantastischen Cliffhanger an den Folgenenden unterstrichen, die ihren Zweck, das Publikum mit offenem Mund zurückzulassen, vollends erfüllen. Die Auflösung des Endes der vierten Episode in der nächsten ist dann nochmal etwas zum Durchatmen, aber gleichzeitig das emotionale Investment, das noch nötig war, um die Entwicklung der Einzelfiguren aus Staffel eins zu einer Crew in Staffel zwei zu vollenden.
!!!Achtung kleine Spoilerwarnung!!!
Um das Finale der Serie einordnen zu können, kommt man zumindest um kleinere Details nicht herum, die womöglich als Spoiler eingestuft werden könnten. Dementsprechend sollte man die ganze Staffel gesehen haben, bevor man die kommenden beiden Abschnitte liest.
Für alle Zeit. Immer.
Folge 6 von Loki – Staffel 2 ist nicht nur ein richtig spannendes, temporeiches Staffelfinale, sondern auch ein runder Abschluss einer Serie – und höchstwahrscheinlich auch das Ende der Reise von Loki. Ja, in Zeiten von Multiversen, Zeitreisen und Co. ist eine Rückkehr quasi nie auszuschließen, aber wie man nun den Weg der Titelfigur zu einem unerwartet konsequenten Schlusspunkt bringt, ist eigentlich perfekt. Die letzte Episode dieser Staffel wirft nochmal alles in die Waagschale, was man in Sachen Zeitschleifen und -reisen im MCU bislang etabliert hat, schafft es aber den üblichen Logikfragen und Paradoxa auf eine sehr herzliche Art eine philosophische Komponente hinzuzufügen, die dann doch für die Comic-Welt neu ist.
Loki befindet sich im Kampf mit dem Unvermeidbaren und das Publikum weiß dabei recht schnell, was wohl dieser Ausweg sein wird. Der Widerstand Lokis dagegen ist hart mitanzusehen, wenngleich es natürlich Marvel-typisch immer auch unterhaltsam und lustig bleibt. Letztlich ist das Opfer, dass der Gott des Schabernacks erbringt aber gut hergeleitet und im Rahmen seiner Charakterentwicklung logisch. Die letzten Momente der Staffel schaffen es tatsächlich die emotionalen Stärken des MCU mal wieder nach vorne zu rücken und runden damit eine jahrelange Figuren-Zuschauer-Beziehung mit einem Kloß im Hals und einem lachenden und weinenden Auge ab.
Loki ist auch in seiner Gesamtheit der wohlwollend aufgenommene Gegenbeweis, dass die Marvel-Serien Schnellschüsse ohne moralische Tiefe und vor allem von unterdurchschnittlicher Effektqualität sind. Denn was diese auch gezeigt hat, ist, dass Marvelproduktionen immer noch richtig starke Bilder und tolle Einzelmomente erzeugen können. Nach She-Hulk und Secret Invasion ist das Balsam auf die Fan-Seele.
Und was heißt das nun fürs MCU?
Mit dem Ende der Loki-Geschichte und seiner „neuen Stellung“ im Marvel-Kosmos schlägt man auf smarte Art und Weise zwei Fliegen mit einer Klappe. Denn seitdem Jonathan Majors negative Schlagzeilen aufgrund von Anschuldigungen ihm gegenüber macht, zweifelt man auch in der Disney-Führungsetage an der Zukunft von Kang als großem Antagonisten der Multiverse-Saga. Das Ende von Loki – Staffel 2 könnte auch als Ende von Kang und dessen Varianten herhalten, sollte man tatsächlich eine Neuausrichtung bei voller Fahrt anstreben. Das wird sich jedoch erst im Rahmen der kommenden Projekte aufklären.
Darüberhinaus ist durch den „Reset“ der Zeitlinien und das Auflösen der Bedrohung auch einiges an Verwirrung (gewollt oder ungewollt) erklärbar. Widersprüche verschiedener Marvel-Geschichten können quasi damit erklärt werden, dass etwas in einer anderen Zeit oder einer anderen Variation gespielt hat und nicht in der Hauptachse des MCU. Tom Hiddlestons Loki scheint zu Ende erzählt, ob man Kang in irgendeiner Form nochmal zu Gesicht bekommt, ist unklar, nur von Sylvie wäre es tatsächlich schade, wenn sie nicht in den Zukunftsplänen von Kevin Feige nochmal auftaucht.
!!!Ende Spoilerteil!!!
Unser Fazit zu Loki – Staffel 2:
Die erste Staffelhälfte schleppt sich etwas dahin, verdient sich maximal 3/5 Toasts. Die zweite schafft es dann doch noch mitzureißen und dementsprechend das Gesamtwerk gut abzurunden. Für Folge 4 bis 6 würde sich eine 4-Toast-Wertung anbieten. Das ergibt im Endeffekt eine Wertung genau in der Mitte und damit eine überdurchschnittlichen Wert und eine Empfehlung für alle, die die Charaktere ohnehin mögen. Aber auch alle, die mit den letzten Serien des MCU eher unzufrieden waren, wird Loki – Staffel 2 ein Beweis sein, dass Marvel es noch kann, wenn die richtigen Leute am Werk sind und ein klarer Plan vorhanden ist.
Loki – Staffel 2 ist seit dem 10. November 2023 komplett bei Disney+ abrufbar!
Unsere Wertung:
© 2023 MARVEL.