Von der Schöpferin der beliebten Netflix-Show Dead to Me kommt das nächste schwarzhumorige Serienprojekt. Ist No Good Deed ebenso gut ausbalanciert zwischen witzigen und tieferen Momenten oder ist die Comedy-Produktion nun mehr Rohrkrepierer als Lachgarant?
Titel | No Good Deed |
Jahr | 2024 |
Land | United States of America |
Genres | Drama, Komödie |
Darsteller | Ray Romano, Lisa Kudrow, Linda Cardellini, Abbi Jacobson, Luke Wilson, Teyonah Parris, Poppy Liu, Denis Leary, O-T Fagbenle, Matt Rogers, Anna Maria Horsford, Katherine Moennig, Linda Lavin, Wyatt Aubrey |
Länge | Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Netflix, Netflix basic with Ads |
No Good Deed – Die offizielle Handlung
Als Lydia (Lisa Kudrow) und Paul (Ray Romano) sich dazu entschließen, ihr leeres Nest hinter sich zu lassen und ein neues Leben zu beginnen, bieten sie ihre wunderschöne Villa im spanischen Stil der 20er-Jahre zum Verkauf an. Das Haus steht in einer der begehrtesten Gegenden von Los Angeles und so verwundert es nicht, dass es einen riesigen Ansturm auf die Immobilie gibt. Diverse Familien wollen das vermeintliche Traumhaus unbedingt kaufen und sind überzeugt, dass sich dadurch all ihre Probleme in Luft auflösen werden. Doch Lydia und Paul wissen nur zu gut, dass ein Traumhaus schnell zum Albtraum werden kann. Während sie verzweifelt versuchen, die düsteren und gefährlichen Geheimnisse, die in ihrem langjährigen Zuhause lauern, zu verbergen, wird ihnen klar, dass sie nur mit der Vergangenheit abschließen können, wenn sie sich dieser endlich stellen.
Wieder Drama und Comedy unter einem Dach?
In Dead to Me hat Liz Feldman den Spagat zwischen den lustigen Szenen und den Momenten, in denen einem das Lachen im Halse stecken bleiben kann, vor allem in der ersten Staffel mustergültig gemeistert. Dort ging es um eine unverhoffte Frauenfreundschaft in Zeiten tiefer Trauer und persönlicher Krise. Die beiden Hauptdarstellerinnen haben es dort geschafft beide Facetten abzubilden und dementsprechend, trotz der ab und an quatschigen Ideen, die dramatische Note nie komplett vergessen zu machen. Die Hohe Kunst der Komik, die mehr als eine Slapstick-Gag-Aneinanderreihung seien soll eben. Dafür ist natürlich das Thema Tod und Trauer wie kaum ein anderes prädestiniert. Doch es gibt auch andere Lebensstationen, die von überwältigenden Emotionen geprägt sind. Für den ein oder anderen ist dies sicherlich der Bereich des Umziehens und des Verlassens eines lange Zeit gewohnten Habitats. Hier setzt nun also No Good Deed an.
Selbst wenn man es nicht wüsste, würde man die gedankliche Brücke zu Dead to Me hier unweigerlich irgendwann schlagen. Die tonale Handschrift von Feldman ist mehr als spürbar vorhanden, was selbstverständlich dafür spricht, dass vor allem eben Kenner der nach drei Staffeln beendeten Vorgänger-Serie hier sehr schnell Anklang finden werden. Aber durch viele wichtige Elemente und Entscheidungen wendet sich Netflix mit der neuen Dramedy auch an neue Zuschauer:innen. Das Wichtigste dabei ist, dass die Qualität der vorherigen Produktion gleichbleibend auch hier aufrechterhalten werden konnte und auch in No Good Deed die ernsten Untertöne zwischen sehr viel gut getimeten Gags wieder omnipräsent sind.
All Star-Ensemble und Mystery-Touch
Angesiedelt ist das neue Feldman-Stück nun in Los Angeles, präziser im Milieu der Immobilientransaktionen. Es also ums Hausverkaufen, um die Definition von Zuhause und dabei tangiert man durch die verschiedenen Parteien, die in dieses Setting geworfen werden, verschiedene moderne Lebensentwürfe. Dabei gelingt den Autoren eine ausgewogene Abbildung der beiden Hauptfiguren, eben den Eheleuten Lydia und Paul, aber auch andere Partnerschaften und Familien kommen immer wieder so stark zur Geltung, dass das Sehvergnügung nicht rein von der Sympathie für Kudrow und Romano abhängt. Man kann sich auch Identifikationsfiguren und Stellvertreter aus dem Rest des überaus namhaft besetzten Ensembles suchen und mit diesen dann sympathisieren.
Poppy Liu, O-T Fangbele, Linda Cardellini, Luke Wilson oder Teyonah Parris – an interessant geschriebenen Charakteren mangelt es in No Good Deed ebenso wenig wie an bekannten Gesichtern, die jeweils auch Comedy-Timing und seriöse Facetten glaubhaft mitbringen. Doch wie bei Dead to Me gibt es auch in der neuen Geschichte wieder einen abgründigen, mysteriösen Anteil in der Prämisse, der sich wie in einem guten Thriller als allgegenwärtiger Schatten über die Situationen legt. Was haben Lydia und Paul aus ihrer Vergangenheit zu verbergen? Das werden wir natürlich nicht verraten. Aber ich darf an dieser Stelle versprechen, dass sich das Dranbleiben für die Auflösung lohnen wird!
Eine Entmystifizierung des Hollywood-Lifestyle
Zugegeben, entbehrt es einmal mehr nicht einer gewissen Ironie, dass Hollywood-Stars Einwohner von Los Angeles verkörpern, die in ihren Rollen jeweils versuchen private Geheimnisse in den Hügeln der Traumfabrik auch privat zu halten. Aber dieser Blick-durchs-Schlüsselloch-Faktor spricht nunmal nahezu alle “Normalos” an und so ist nicht von ungefähr der Blick hinter verschlossene Türen in Beverly Hills und anderen Nachbarschaften ein allzu beliebtes Sujet. Die Illusion gelingt hier mal wieder einigermaßen gut, trotzdem weiß man im Publikum natürlich ständig, dass hier nur Drehbuch-Stories beigewohnt wird. Das wird umso mehr deutlich, wenn hier “Zufälle” doch ein bisschen zu sehr häufen oder ein Hauch von Absurdität in der Handlung einschleicht.
Dann wendet sich die Serie endgültig eher auch an diejenigen, die beispielsweise die Kombination von Tragik und Selbstironie in The Flight Attendant mochten oder alle, die einen Heidenspaß daran haben, wie sich die Garvey-Schwestern in Apple TV+ Bad Sisters gegen den “Rest der Welt” zur Wehr setzen. So hat dann der Krimi-Aspekt hier eine nicht allzu hohe Fallhöhe, die Spannung ist zwar durchaus spürbar, aber nicht auf einem Level, dass einen an den Nägel kauen lässt. Die Verstrickungen, der böse Unterton im Humor und eine Portion Überhöhung sind eher die Elemente in dieser Serie, die mühelos durch die acht halbstündigen Folgen tragen.
Unser Fazit zu No Good Deed
Viele Stars, viele Probleme, viele Geheimnisse. No Good Deed wandelt traumtänzerisch zwischen einer düsteren Geschichte über Verlust und einem Comedy-Plot, bei dem sich eine überhöhte Szene an die nächste reiht. Das ist vor allem genau das, was man von Liz Feld schon bei Dead to Me schätzen gelernt hat. Aber da hier die beteiligten Schauspieler:innen wohl auch viele neue Zuschauer:innen mitbringen werden, werden viele erst diese Handschrift hier kennen- und lieben lernen. Comedy mit etwas Anspruch und nicht nur geheuchelter Tiefe ist noch immer eher eine Ausnahme. Und eine weitere solche bekommt man nun mit dieser Netflix-Serie.
No Good Deed startet am 12. Dezember 2024 bei Netflix.
Unsere Wertung:
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