Pamela Anderson gilt als das Sexsymbol der 90er Jahre, allen bekannt wurde die Schauspielerin durch ihr an die Öffentlichkeit gelangtes Sextape mit ihrem Ehemann Tommy Lee. Nun erscheint mit Pam & Tommy eine Serie, die genau dieses Ereignis porträtiert. Gelingt es der Serie, die Zuschauer*innen zu fesseln? Oder ist sie nur schön anzusehen? Die Auflösung gibt es in dieser Kritik!
Titel | Pam & Tommy |
Jahr | 2022 |
Land | United States of America |
Genres | Komödie, Drama |
Darsteller | Lily James, Sebastian Stan, Nick Offerman, Seth Rogen, Taylor Schilling |
Länge | Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Disney Plus |
Die Handlung von Pam & Tommy
Kalifornien, 1995: Der ehemalige Pornodarsteller und Handwerker Rand Gauthier (Seth Rogen) betreibt Renovierungsarbeiten am Haus des Schlagzeugers von Mötley Crue, Tommy Lee (Sebastian Stan). Als dieser ihn nicht bezahlen will und ihm kündigt, schwört Rand Rache. Er stiehlt einen Safe aus dem Haus, um seine Kompensation zu erhalten. In diesem Safe befindet sich allerdings auch etwas, was nie an die Öffentlichkeit geraten sollte: Das Sextape von Tommy Lee mit seiner Frau Pamela Anderson (Lily James).
Gemeinsam mit seinem Kollegen Uncle Miltie (Nick Offerman) versucht Rand, das Tape zu verkaufen, um seine schlechte finanzielle Lage aufzubessern. Aus der Not heraus überlegen beide, das Sextape zu kopieren und über das Internet zu verkaufen. Dabei lösen Rand und Miltie eine Kettenreatkion aus, die sie nicht kommen sehen konnten und Folgen für das Leben aller Beteiligten haben wird…
Pam & Tommy: Ein gut getroffenes Paar
Schon in den ersten Minuten gelingt Regisseur Craig Gillespie eine treffende Charakterisierung seiner Figuren. Während der Renovierungsarbeiten im Haus von Tommy Lee bekommen wir das erste Zusammentreffen von Rand Gauthier mit seinem Auftraggeber geboten. Der von Sebastian Stan gespielte Lee sieht dem Original verdammt ähnlich und etabliert schon hier die Rolle als einen Exzentrikers mit kindlichen Zügen. Ein Charakter, der spontan wichtige Entscheidungen trifft, jeden Tag eine neue Meinung besitzt und nur schwer zu kontrollieren ist. Genau diese Kombination aus Wahnsinn und Verletzlichkeit stellt Sebastian Stan perfekt dar. Er harmoniert fantastisch mit Co-Star Lily James als Pamela Anderson. Auch sie wandelt sich durch Make-Up und Kostüm in ein perfektes Ebenbild des kanadischen Superstars.
Darüber hinaus setzt Regisseur Gillespie sie genauso gut in Szene. Ähnlich wie in seinem Film I, Tonya gelingt ihm dabei das Kunststück, neben den schrillen, verrückten und teilweise auch naiv-dümmlichen Seiten von Anderson auch ihre Jugend und ihre Momente der Trauer und Einsamkeit hervorragend einzufangen. Besonders um diese beiden Hauptfiguren vorzustellen, nimmt sich Pam & Tommy Zeit, anders als die realen Figuren für ihre frühe Hochzeit. Als Folge daraus bilden sie ein Ehepaar, welches nicht einmal weiß, wie die Eltern des jeweils anderen heißen, und das sich nach der Hochzeit nach den jeweiligen Lieblingsfilmen ausfragt, was eine spannende Atmosphäre schafft. Genau diese zerbrechliche Partnerschaft wird zwar witzig und skurril, aber in keinster Weise abwertend, beleuchtet und ist der Grundstein dafür, warum man Interesse am Verlauf dieser Beziehung und an der Geschichte rund um das veröffentlichte Sextape entwickelt.
Der erste Skandal des World Wide Web?
Dass dieses Tape überhaupt so bekannt und weit verbreitet werden konnte, liegt auch an der aufkommenden Begeisterung für das Internet. Besonders hier münzt die Serie sehr gut die verschiedenen Positionen zum Internet auf unterschiedliche Charaktere um. Uncle Miltie, ein Regisseur und Darsteller aus der Pornobranche, steht dem neuen Medium eher skeptisch gegenüber. Durch Rands Einfall, das Tape über das Internet zu verschicken, winkt aber der Griff nach dem großen Geld.
Dass besonders das Internet als Beschleuniger der Verbreitung von Trends fungiert, genauso aber auch ihre Halbwertszeit verringert, zeigt eine andere Figur. Dieser sich immer schneller wandelnde Zeitgeist tritt in Person von Fred Hechinger als die Figur des Seth Warshavsky auf den Plan. Warshavsky ist jung, aber skrupellos. Seine Stärke, der technische Fortschritt, führt zu fortwährenden Konflikten zwischen Rand und ihm, der Wettbewerb der althergebrachten VHS-Kassette gegen die aufkommende Onlinepornographie wird in Pam & Tommy zum sinnbildlichen Kampf der Generationen stilisiert. Die steigende Popularität dieses Promi-Sextapes sorgt bei einigen Leuten für ein lohnendes Geschäft, dennoch vergisst die Serie nicht die Opfer dieses Hypes, nämlich die Frauen, auf deren Kosten groß Kasse gemacht wird.
Von Playboys und Huren
Pamela Anderson ist natürlich ein Kind genau der Industrie, die sich später auf ihr Sextape stürzen und somit ihrer Karriere schaden wird. Allerdings nimmt diese sie jedoch nicht als Charakter wahr, sondern reduziert sie nur auf ihr Aussehen. Pamela Anderson führt einen Kampf gegen eine Übermacht von Männern, einen Kampf gegen patriacharle Strukturen, gegen die sie nicht gewinnen kann. Besonders eben diese Szenen machen Pam & Tommy zu einem besonderen Erlebnis. Durch seine klar strukturierten Erzählweise schafft es die Serie, genau diesen Kampf so gut darzustellen. Dies kann an manchen Stellen etwas zu konstruiert wirken, allerdings schafft diese eindeutige Positionierung zu dem Thema Verständnis für Pamela Anderson.
Lily Allen verleiht ihrer Figur auch genau diese Zerbrechlichkeit, die der sonst so extrovertierte Star für die Zuschauer*innen so nahbar macht. Und wenn Pamela Anderson zu Tommy Lee sagt, dass Leute ihn für das Sextape feiern werden, sie als Frau aber verteufeln, so behält sie Recht. Denn an die Männer aus den Sextapes von Promis wie Kim Kardashian oder Paris Hilton erinnert sich nach einiger Zeit niemand mehr. Die Frauen allerdings sind es, die die Folgen Zeit ihres Lebens zu spüren bekommen.
Unser Fazit zu Pam & Tommy
Wer denkt, dass man bei Pam & Tommy eine etwas langweilige Nacherzählung der Ereignisse in schöner Ästhetik erhält, der täuscht sich gewaltig. Selten hat man eine so kompromisslose und nahe Auseinandersetzung mit der Thematik und dem Leben der Betroffenen gesehen. Die acht Folgen der Serie starten mit einem hohen Tempo und sind mitreißend, auch wenn sich zum Schluss manche Handlungselemente dann doch ziehen. Dafür überzeugt Pam & Tommy mit einer tollen schauspielerischen Gesamtleistung, einem guten visuellen Stil und einer gut getroffenen Kritik an der von Männern dominierten Kino- und Pornobranche.
Die ersten drei Folgen von Pam & Tommy sind ab dem 2. Februar 2022 auf Disney+ verfügbar!
Unsere Wertung:
© Hulu/Disney