Percy Jackson war einst schon einmal auserkoren nach Harry Potter das nächste große Young-Adult-Ding zu werden. Doch der Erfolg blieb aus und so wurde die Reihe nach zwei Filmen eingestampft. Nun wagt Disney den neuen Anlauf im Serienformat. Ist diese Form der Vorlage besser angemessen?
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Titel | Percy Jackson: Die Serie |
Jahr | 2023 |
Land | United States of America |
Genres | Action & Adventure, Sci-Fi & Fantasy, Drama, Familie |
Darsteller | Walker Scobell, Leah Sava Jeffries, Aryan Simhadri |
Länge | Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Disney Plus |
Percy Jackson: Die Serie – Die offizielle Handlungsangabe
Percy Jackson: Die Serie erzählt die fantastische Geschichte des 12-jährigen modernen Halbgottes Percy Jackson, der sich gerade mit seinen neu entdeckten göttlichen Kräften arrangiert, als der Himmelsgott Zeus ihn beschuldigt, seinen Herrscherblitz gestohlen zuhaben. Mit Hilfe seiner Freunde Grover und Annabeth muss Percy sich auf das Abenteuer seines Lebens begeben, um den Herrscherblitz zu finden und die Ordnung im Olymp wiederherzustellen.
Erster Eindruck zu Percy Jackson: Die Serie
Der Beitrag befasst sich mit den ersten vier Folgen der Serie, die Disney uns vorab zur Verfügung gestellt hat. Auf Spoiler wird verzichtet.
Ordentliches Jugendprogramm…
Schaut man sich heute die vor allem die beiden ersten Harry-Potter-Filme als Jugendlicher zum ersten Mal an, wird man die Faszination, die sie auf die Generation von vor 20 Jahren ausgeübt haben, nicht ganz nachvollziehen können. Zwar werden die Charaktere auch heute noch funktionieren, da man vor allem im Bezug auf die Besetzung der jungen Hauptfiguren absolute Volltreffer gelandet hatte, aber die Effekte reißen unter aktuellen Gesichtspunkten doch ziemlich aus der Immersion raus und sorgen dafür, dass die Magie nicht mehr so wirklich zur Entfaltung kommt. Dementsprechend ist es auch nicht verwunderlich, dass tatsächlich schon nach einem gutem Jahrzehnt nach dem Finale der Buchverfilmung an einer neuen Umsetzung seitens HBO gearbeitet wird.
Da auch andere Young-Adult-Filme der frühen 2000er unter ihrer CGI-Qualität leiden und so für die jetzt Heranwachsenden nicht mehr ganz so attraktiv sind, ist es logisch, dass vor allem auch Disney drauf und dran ist, die zeitlosen Geschichten sich gut verkaufender Buchreihen mit neuen technischen Möglichkeiten nochmal aufzurollen. Percy Jackson ist hier auch eine Marke, die als literarisches Produkt nun schon mehrere Jugendgenerationen begeistern konnte, aber deren erstmalige Verfilmung schon zu Erscheinungszeiten nicht wirklich den Geschmack der Leser getroffen hatte.
Damit man bei der Kernzielgruppe, also den jetzt etwa 10 bis 16-Jährigen punktet, muss man also eigentlich nur auf zeitgemäße Weise schaffen, die Buchvorlage aufzubereiten. Da die Geschichte von sich aus schon recht kindlich bzw. klassisch im Young-Adult-Bereich ist, sind die Herausforderungen mehr an anderer Stelle. Kann sich der Durchschnittszuschauer mit den jugendlichen Darsteller:innen identifizieren, kommt die Handlung schnell genug in Fahrt und bietet die Serie etwas, was sie aus der Masse an Jugendformaten hervorstechen lässt?
… durchschnittlichen Effekten …
Seit Generationen begeistern mythologisch angelegte Jugendromane Fantasy-Einsteiger. Das hat sich auch Rick Riordan zunutze gemacht, als er mit der Percy-Jackson-Reihe eine Abenteuergeschichte ersann, die die griechische Götterwelt und den ganz normalen Alltag eines US-Schülers verband. So setzt sich das Rezept von Percy Jackson aus Coming-of-Age- und Highschool-Film-Elementen auf der einen und Fantasy- und Mythologie-Elementen auf der anderen Seite zusammen. Tiefes Wissen über Zeus, Hermes und Co. muss man aber auch nicht mitbringen, die Göttersagen werden immer wieder angekratzt, aber auch ohne Vorerfahrung werden Jugendliche die Anspielungen auf die Hintergründe schnell als solche verstehen.
Speziell im Vergleich zu anderen Young-Adult-Erfolgsreihen ist das World Building hier ohnehin recht simpel und einsteigerfreundlich, man merkt auch der Umsetzung an, dass man nicht zusätzlich Komplexität aufbauen will und damit tatsächlich eine Serie für Jugendliche filmen wollte, die nicht auch noch für ein erwachsenes Publikum gleichermaßen funktioniert. Percy Jackson ist – so zumindest der Eindruck der ersten Folgen – überaus brav und unbedenklich. Das Geplänkel zwischen den Schüler:innen ist auch harmlos bzw. altbacken und wird nur Kids mitreißen, die wirklich noch wenig gesehen haben. Der Humor ist zahm, die Action alles andere als anspruchsvoll und der Fokus liegt auf den “kleinen” Problemen, die typisch für Heranwachsende sind. Dass die Charaktere hier spezielle Fähigkeiten haben, ändert nichts an ihrer Jugendlichkeit.
… und gutem Casting
Die Ausstattung ist für eine Streaming-Serie akzeptabel, für einen Kinofilm wäre es unbefriedigend. Das gilt vor allem auch für die Computereffekte, die auf dem heimischen Fernseher gut rüberkommen werden und im Vergleich mit anderen TV-Produktionen mithalten können. Auf der Leinwand jedoch würde man sie eher belächeln. Es ist eine bodenständige Fantasy-Serie, die am ehesten noch von der Ausstrahlung der jungen Darsteller:innen profitiert. Vor allem Walker Scobell ist eine gute Wahl als Hauptdarsteller. Die großen Namen auf der Besetzungsliste hingegen werden nicht wirklich genutzt. Man könnte sogar zuteilen von Etikettenschwindel sprechen, denn mit ihnen sollen auch ältere Zielgruppen neugierig gemacht werden, die dann aber eher enttäuscht von der Durchschnittlichkeit des Formats und auch der schauspielerischen Leistungen sein werden.
Wer sollte sich Percy Jackson nicht entgehen lassen?
His Dark Materials hat es geschafft doch aus der Vorlage nochmal etwas Tiefe herauszukitzeln und über drei Staffeln hinweg auch immer wieder erwachsene Momente einzustreuen, die die Adaption für alle Altersgruppen interessant gehalten haben. Zudem war dort das komplexere World Building auch attraktiv, um über viele Folgen hindurch ergründet zu werden. Percy Jackson ist leider im Vergleich eher oberflächlich und vorhersehbar. Die Disney+-Serie ist näher an der Kinderfreundlichkeit der Narnia-Verfilmungen dran. Vielleicht wird die Serie im Verlauf parallel zur Reifung der Figuren auch erwachsener. Doch der Beginn fühlt sich wahrlich zu handzahm an, als dass man hier von einem ad-hoc-Must-See für Fantasy-Jünger sprechen könnte.
Er wird vor allem spannend sein, wie Greta Gerwig demnächst die Narnia-Materie anpacken wird, um sich deutlicher von der Genre-Durchschnittsware abzugrenzen, die Percy Jackson in den ersten Episoden geworden ist. Am ehesten zu empfehlen ist die Serie tatsächlich allen jungen Zuschauern, die vielleicht gerade die Bücher entdecken und noch wenig Stoffe im Coming-of-Age-Fantasy-Bereich gesehen haben. Stimmiger als die verunglückte Netflix-Umsetzung von The School for Good and Evil ist diese Serie zumindest.
Unser vorläufiges Fazit zu Percy Jackson: Die Serie
Leider ist Percy Jackson auch im neuen Anlauf – zumindest nach den ersten Folgen – nicht der erhoffte Fantasy-Kracher geworden. Der Hauptdarsteller ist gut gewählt und sorgt dafür, dass man sein Abenteuer miterleben möchte. Die Effekte sind nicht bahnbrechend, aber für unerfahrene Kinderaugen bestimmt beeindruckend genug. Die Geschichte per se ist nicht sonderlich originell, aber doch interessant genug, damit man zumindest nicht aus Desinteresse direkt wieder abschalten wird. Es ist der sympathischen Besetzung zu wünschen, dass sich die Produktion im Verlauf noch steigert, denn das Potenzial ist da. Das müssen nur die Macher:innen auch abrufen und vor allem das Publikum so honorieren, dass die Serie überhaupt mehr als diese eine Staffel bekommt.
Percy Jackson: Die Serie läuft mit den ersten beiden Folgen am 20. Dezember 2023 bei Disney+ an. Weitere Folgen im Wochenrhythmus
Unsere Wertung:
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