Elisabeth Moss spielt in der Apple-TV-Verfilmung des Mysterythrillers Shining Girls einmal mehr ihre Paraderolle. Hier erfahrt ihr, ob sie auch diesmal mit ihrem Schauspiel überzeugen kann und ob man die ersten drei Folgen der Miniserie zum Dranbleiben animieren können.
Titel | Shining Girls |
Jahr | 2022 |
Land | United States of America |
Genres | Drama, Mystery, Krimi |
Darsteller | Elisabeth Moss, Wagner Moura, Phillipa Soo, Chris Chalk, Amy Brenneman, Jamie Bell |
Länge | Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Apple TV Plus |
Shining Girls – Die Handlung kompakt
Jahre nachdem sie einen brutalen Angriff überlebt und sich in einer sich ständig verändernden Realität wiedergefunden hat, erfährt Kirby Mazrachi (Elisabeth Moss), dass ein kürzlich geschehener Mord mit dem Angriff auf sie in Verbindung steht. Gemeinsam mit dem erfahrenen Reporter Dan Velazquez (Wagner Moura), versucht sie, ihre unbeständige Gegenwart zu verstehen und sich ihrer Vergangenheit zu stellen.
Erster Eindruck zu Shining Girls
***Mini-Spoileralarm!!!***
(Dieser Beitrag beschäftigt sich ausschließlich mit den ersten drei von acht Folgen der Serie. Dementsprechend ist die Kritik auch nur auf die Folgen bezogen, die Apple en bloc am Starttag veröffentlicht hat und soll dazu dienen, den Lesern eine Hilfestellung bei der Entscheidung zu geben, ob sich auf Basis der ersten Eindrücke ein Blick rentiert. Ausnahmsweise wird hier jedoch im letzten Abschnitt des Beitrags auf einen nicht unwesentlichen Twist, der sich ab dem Ende der ersten Folge abzeichnet und in der zweiten Folge seine Bestätigung erfährt, eingegangen, der aus der offiziellen Inhaltsangabe jedoch nicht hervorgeht. Unsere Recherche hat ergeben, dass in der Buchvorlage, was diesen Aspekt der Story betrifft, direkt mit offenen Karten gespielt wird. Es ist also nur für diejenigen ein kleiner Spoiler, die gänzlich ohne Vorkenntnis an die Serie herantreten.)
Eine äußerst unzuverlässige Erzählerin stellt nicht nur das Publikum vor Rätsel
Zu Beginn der Pilotfolge wird dem Publikum zuerst eine Szene gezeigt, die im Jahr 1962 spielt, ehe dann die Hauptfigur Kirby Anfang der Neunziger als Büroangestellte bei einer großen Chicagoer Zeitung vorgestellt wird. Schon innerhalb der ersten Szenen mit ihr wird deutlich gemacht, dass sie alles andere als einen intakten Geisteszustand zu besitzen scheint. Sie führt eine Art Tagebuch, in das sie Dinge notiert, die so profan erscheinen, dass kein normal zurechnungsfähiger Mensch sich dazu Gedächtnisstützen anlegen müsste. Schnell erfährt man dann auch den Grund für diese sonderbare Angewohnheit, denn seitdem Kirby von einem brutalen Angreifer fast getötet wurde, spielt ihre Wahrnehmung vollkommen verrückt. Ständig ändern sich mal kleine, mal größere Details und von Beginn an zweifelt man auch als Zuschauer:in, was nun Realität ist und was uns die unzuverlässige Erzählerin mit ihrem fragilen Geist fälschlicherweise als Fakt darstellt.
So spielt Shining Girls vor allem in den ersten beiden Folgen sein Konzept voll aus, indem mehrfach überraschende Wendungen, oft sehr gelungen mittels Schnitt unterstrichen, das Publikum immer mehr darüber zweifeln lassen, was denn nun wahrhaftig ist. Hat Kirby einen Hund oder eine Katze? Lebt sie mit ihrer Mutter zusammen oder haben sich die beiden vor Jahren entfremdet? Ist ihr Kollege Marcus nun ihr Ehemann oder nicht? Und heißt Kirby überhaupt wirklich Kirby? Die Protagonistin stellt auch ihre eigene Wahrnehmung immer mehr in Frage und auch ihre Mitmenschen scheinen bald zu merken, dass mit ihren Aussagen etwas nicht stimmt.
Moss überzeugt in einer weiteren typischen Elizabeth-Moss-Rolle
Die Rolle, die hier Elisabeth Moss spielt, erinnert direkt an einige Darbietungen, die die Amerikanerin bekannt gemacht haben. Es scheint inzwischen ihre Paraderolle zu sein, eine eher unscheinbare Frau zu mimen, die aus der Opferrolle heraus will und sich zahlreicher Widerstände erwehren muss. Seien es die patriarchalen Strukturen in Mad Men, das dystopische, faschistoide System in The Handmaids Tale oder die Tatsache, dass keiner ihr Glauben schenkt, wie in Der Unsichtbare. In Shining Girls ist sie nun also schwer traumatisiert nachdem sie nur knapp einen Angriff überlebt hat und hat deswegen die Kontrolle über ihren Verstand und ihr Leben verloren. Doch sie bekommt auch hier die Chance sich aus diesem Dilemma zu befreien, als sie durch Dan in die Ermittlungen gegen den Serienkiller, der augenscheinlich auch ihr Peiniger war, gezogen wird.
Man nimmt der Schauspielerin die Panik und die Verwirrung voll ab. Genauso gut gelingt es ihr aber dann auch dem Zuschauer ihren Antrieb zur Bewältigung ihres Traumas zu vermitteln. Und so wird aus der fragilen Person, die man eingangs präsentiert bekommt, schon innerhalb der ersten drei Folgen eine Co-Ermittlerin. Spätestens durch den einschneidenden Twist, auf den nun im kommenden Abschnitt noch kurz eingegangen wird, verlässt man die Gefilde des reinen Psycho-/Mysterydramas und befindet sich mitten in einem Mörderjagd-Thriller.
Und auf einmal rückt ein spannender Aspekt in den Hintergrund
Wie oben angekündigt, wird bereits in der ersten Folge sanft angedeutet, dass in Shining Girls sogar eine übernatürliche Komponente wichtig werden könnte. In Folge zwei wird aber dann wirklich klar, dass der Angreifer von Kirby und damit der potenzielle Serienkiller, der von Jamie Bell verkörpert wird, die Möglichkeit hat, durch die Zeit zu reisen. Nach dieser Offenbarung tritt das erzählerische Gimmick der unsicheren Realität, die uns einige Aha-Momente in den ersten Folgen eingebracht hat, ein Stück weit erstmal ins zweite Glied. Ob nun aber tatsächlich auch dieses Zeitreiseelement für den Geisteszustand Kirbys ursächlich ist und ob dies schon die finale Wahrheit ist, lässt sich selbstverständlich nach nur drei von acht Folgen noch nicht sagen. Genauso wenig ist auch abzusehen, ob die weitere Handlung dann eher einen konventionellen Krimiplot transportieren wird und ob dann auch die finale Erklärung und der Weg dahin bis zuletzt die Spannung aufrecht halten können.
Unser Fazit zum Auftakt von Shining Girls
Shining Girls beginnt als Psychothriller rund um eine Protagonistin, der weder das Publikum noch sie selbst trauen kann. Recht schnell schlägt man jedoch schon vermeintlich konventionellere Wege ein und macht die Miniserie zu einer klassischen Serienkillerjagd. So der Stand nach drei Episoden.
Da die Schauspieler, vor allem natürlich Elisabeth Moss, eine hervorragende Arbeit machen und die Story bestimmt noch einige Male Abzweigungen nimmt, die man nicht kommen sieht, darf man vorsichtig optimistisch sein, dass hier auch im weiteren Verlauf die Spannung nicht verloren geht. Wie bei jedem Krimi muss letztlich dann aber doch die abschließende Auflösung überzeugen, aber der Auftakt gibt genug Anlass, um definitiv Interesse an diesem Ausgang zu wecken.
Shining Girls ist am 29. April bei Apple TV+ mit den ersten drei Folgen gestartet und danach ging es im Wochenrhythmus weiter!
Unsere Wertung:
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