Die erste Staffel von Spuk in Hill House ist einer DER Serienhits des Jahres und Regisseur Mike Flanagan weiß gekonnt wie kein anderer, Drama mit Horror zu kombinieren!
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Titel | Spuk in Hill House |
Jahr | 2018 |
Land | United States of America |
Genres | Mystery, Drama |
Darsteller | Michiel Huisman, Elizabeth Reaser, Kate Siegel, Oliver Jackson-Cohen, Victoria Pedretti, Timothy Hutton, Carla Gugino, Henry Thomas, Lulu Wilson, Paxton Singleton, Mckenna Grace, Julian Hilliard, Violet McGraw |
Länge | Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Netflix, Netflix basic with Ads |
Worum geht es in Spuk in Hill House?
Es wird die Geschichte der siebenköpfigen Familie Crain erzählt, die in dem berüchtigten Hill House aufwächst. Dort werden die Eltern mit ihren fünf Kindern Zeuge diverser unheimlicher Geschehnisse. In der Jetzt-Zeit angekommen führt eine Tragödie die nun erwachsenen Geschwister wieder zusammen. Doch was damals passiert ist, ist nicht vergessen, und so werden sie einzeln von den Geistern der Vergangenheit heimgesucht…
Eine längere Inhaltsangabe möchte ich an dieser Stelle gar nicht verfassen, denn jedes weitere Wort wäre zu viel. Wichtig ist, sich die Serie möglichst unvoreingenommen anzusehen, auch wenn das bei den ganzen (verdienten) Lobeshymnen momentan eher schwer fällt. Aber erst dann kann Spuk in Hill House sein komplettes Potenzial entfalten.
Gänsehaut durch Grusel…
Denn als gäbe es nicht schon genug davon, haut Netflix mal eben einer der besten Serien des Jahres raus! Heutzutage findet man keine sinnvoll eingesetzten Jumpscares mehr und Katzenbabys können nicht creepy sein? Wer das behauptet, hat sich noch nicht ins Hill House verirrt. Als ich so nachts alleine in meinem finsteren Zimmerchen vor meinem Laptop hockte, ist mir jedenfalls mehr als ein mal das Herz in die Hose gerutscht. Und mein Gott, hab ich die Serie verschlungen! Jedes Mal, wenn ich mir fest vorgenommen habe, aufzuhören, habe ich doch noch eine Folge geguckt. Und plötzlich ist es fünf Uhr morgens. Goodbye, Schlafrhythmus.
Jedenfalls warten die (unblutigen) Schreckmomente mit der einen oder anderen innovativen Idee auf und sind größtenteils wirklich furchteinflößend (Der Mann mit Hut!), halten sich aber in bester Oldschool-Manier jederzeit so zurück, dass das vor Spannung verzerrte Gesicht des Zuschauers nicht Gefahr läuft, in ein Schmunzeln überzugehen, wie das bei Conjuring und Konsorten speziell gegen Ende gern der Fall ist.
Der Horror resultiert größtenteils aus der unbequemen Atmosphäre und viele Dinge finden bei dem Zuschauer im Kopf statt, besonders wenn sich die Serie in äußerst bildlichen Erzählungen, welche von den durch die Bank brillanten Darstellern immer wieder mal aufgesagt werden, voll und ganz auf die Vorstellungskraft des Betrachters verlässt. Das sind die Momente, in denen einem ein wahrer Schauer über den Rücken läuft. Besonders clever ist die Idee der Schlafparalyse: Man ist dem Horror sozusagen ausgeliefert, ohne sich wehren oder überhaupt bewegen zu können. Ein grauenhaftes Gefühl, das die Serie in den entsprechenden Szenen vollständig auf den Zuschauer überträgt.
Wenn es dann aber doch zu Jumpscares kommt, dann aber so richtig. Oftmals sind diese so gemein, so originell und so unerwartet platziert, dass einem spürbar das Herz stehen bleibt. Ich würde mich selbst als relativ abgebrüht bezeichnen, wenn es um den Gruselaspekt geht, aber Spuk in Hill House hat es in vielen Momenten tatsächlich geschafft, mich nach langer Zeit wieder das Fürchten zu lehren.
…oder durch Ergriffenheit
Dennoch ist Spuk in Hill House keine reine Horrorserie, sondern vielmehr ein großartig gespieltes (auch von den Kinderdarstellern!) und exzellent bebildertes Familienporträt mit erstaunlich viel Tiefgang. Der Horror wird eher häppchenweise serviert und verdrängt nie den Plot und seine Figuren.
Die Serie kreiert zahlreiche Momente, die einem eine wahrhaftige Gänsehaut über den Körper jagen, sei es durch Schauer oder emotionale Ergriffenheit. Folge 6, der vorläufige Höhepunkt, ist eine einzige inszenatorische Meisterleistung mit der wahrscheinlich spannendsten Plansequenz, bei der ich mich je am Sessel festkrallen durfte.
Auch der Umgang mit den verschiedenen Zeitebenen ist äußerst intelligent gelöst: Anstatt zu verwirren, sind diese so elegant miteinander verwoben und manche Übergänge durch die großartige Inszenierung so fließend, dass kaum auffällt, dass man als Zuschauer regelmäßig zwanzig Jahre hin und her reist. So kann man trotz Zeitsprüngen in die Geschichte eintauchen, ohne den Faden zu verlieren.
Und so sehr ich als Junge auch mein stereotypes Männlichkeitsbild aufrecht erhalten möchte, so bin ich doch ehrlich genug, um es zuzugeben: Bei den allerletzten Szenen ist die eine oder andere Träne geflossen. Denn ich wusste, jetzt heißt es Abschied nehmen von den Figuren, die ich über die stolzen 600 Minuten in mein Herz geschlossen habe. Und irgendwie gilt das auch für dieses Haus, das im Prinzip als der heimliche Hauptdarsteller der Serie fungiert und von dem man aufgrund seiner finsteren Anziehungskraft, ähnlich wie die Charaktere, nur schwer wieder loskommt.
Klitzekleine Abzüge
Lediglich zum Finale hin verrennt sich die Serie ein wenig, wirkt stellenweise bedeutungsschwanger und pathetisch. Auch der Gruselfaktor ist dann deutlich niedriger, weshalb es nicht ganz zur Höchstwertung reicht. Aber selbst in ihren schlechtesten Momenten kann man die Serie unmöglich als schlecht bezeichnen. Denn zu 95 % ist sie nach wie vor fabelhaft.
Eine zweite Staffel wünsche ich mir zwar schon irgendwie wünschen, allerdings ist die Geschichte in sich vollständig abgeschlossen und ich würde es nicht begrüßen, wenn man sich in größenwahnsinniger Hollywood-Manier etwas aus den Fingern saugt. Wenn eine Fortsetzung, dann bitte eine sinnvolle.
Mein Fazit zu Spuk in Hill House
Ich könnte jetzt noch ewig weiter über Mike Flanagans (den Namen merk ich mir!) Serienmeisterstück schreiben, aber da ich diesen Text nicht zu lang werden lassen will, ziehe ich hier einfach mal einen Schlussstrich und sage: Schaut euch Spuk in Hill House an! Denn so langweilig der Titel auch klingen mag – ihr verpasst sonst etwas ganz und gar Außergewöhnliches.
Prädikat: Besonders Unheimlich! Und tatsächlich noch so vieles mehr. Unbedingt ansehen!
PS: Manchmal glaubte ich im Hintergrund im Schatten ein bleiches Gesicht oder eine Statue gesehen zu haben, deren Kopf plötzlich in eine andere Richtung zeigt. Aber das war bestimmt nur Einbildung…oder?
Unsere Wertung:
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